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System Familie Heft 2/1998
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1/1998 - 2/1998 - 3/1998 - 4/1998 - Übersicht
Hildenbrand, Bruno und Tom Levold (1998): Editorial: Profession und Wissenschaft. In: System Familie 11(2), S. 45-46 - Volltext als PDF
Buchholz, Michael B. (1998):
Sprachliche Interaktion und Diagnosen. Überlegungen zu einem
System-Umwelt-Verhältnis der Profession anhand einiger empirischer
Befunde. In: System Familie 11(2), S. 47-59 - Volltext als PDF
abstract:
Auch Familientherapeuten sehen sich zunehmend vor die Notwendigkeit
gestellt, Diagnosen zu erstellen. Wie verträgt sich dies mit der
eigentümlichen professionellen Leistung, Symptome in Beziehungen
aufzulösen? Hier wird der Vorschlag gemacht, therapeutische Interaktion
und Diagnosenerstellung als Systeme aufzufassen, die füreinander
Umwelten bilden, aber nicht ineinander aufzulösen sind. Diese Position
wird durch empirische Befunde aus der Psychotherapieforschung gestützt.
Danach erweisen sich Diagnosen als abhängige Variablen der Interaktion.
Es werden Überlegungen zu einer Einbettung diagnostischer
Vorgehensweisen in ein Professionalisierungskonzept skizziert.
Matthiesen, Peter F. (1998): Die Diagnose - eine prognoseorientierte individuelle Therapieentscheidung. In: System Familie 11(2), S. 60-69 - Volltext als PDF
abstract:
Einer verbreiteten Auffassung zufolge stellt die Erstellung einer
Diagnose ein nomothetisches, subsumptionslogisches Vorgehen dar mit dem
Ziel, das am Einzelfall Auffindbare definierten Krankheitseinheiten
zuzuordnen. Es wird aufgezeigt, dass in der ärztlich-therapeutischen
Praxis der Diagnose jedoch die Aufgabe zukommt, in Bezug auf das
unaustauschbar Besondere des individuellen Patienten (oder auch einer
Familie) zu einer rationalen therapeutischen Handlungsentscheidung zu
kommen. Mithin handelt es sich nicht um einen Prozess der Abstraktion
und der Formalisierung, sondern im Gegenteil um die Zuordnung
allgemeiner Krankheitsbegriffe zu einem konkreten, individuellen
Patienten. Die Fähigkeit zur Erstellung einer Diagnose erfordert damit
ein personengebundenes - und mithin nicht "objektivierbares", jedoch
durchaus kommunizierbares - wissendes Können und könnendes Wissen.
Darüber hinaus wird aufgezeigt, dass eine Diagnose im Sinne einer
handlungsorientierten Singuläraussage stets auch eine individuelle
prognostische Perspektive impliziert und sich erst darunter eine
therapeutische Intervention (einschließlich ihrer bewussten
Unterlassung) legitimiert. Die Diagnose erweist sich insofern als der
methodische Zentralbegriff einer jeden Therapie, wobei zwischen beidem
nicht eine lineare Abfolge, sondern eine unaufhebbare Verschränktheit
in einem diagnostisch-therapeutischen Prozess besteht. Darüber hinaus
stellt Diagnostik - keineswegs ausschließlich, aber in besonderem Maße
in der Psychiatrie - stets das Ergebnis eines interaktionellen
Geschehens zwischen Arzt und Patient bzw. Therapeut und Klient dar, was
zugleich einen Perspektivenaustausch zwischen beiden bedeutet. Dies
gilt auch im Hinblick auf das Gelingen arbeitsteiliger,
pluriprofessioneller Zusammenarbeit: die Konstituierung einer
therapeutischen Gemeinschaft setzt eine diagnostische
Gemeinschaftsbildung im Sinne der gegenseitigen Perspektivenergänzung
und des Perspektivenaustausches voraus.
Schlippe, Arist von, Annette Braun-Brönneke und Karin Schröder
(1998): Systemische Therapie als engagierter Austausch von
Wirklichkeitsbeschreibungen. Empirische Rekonstruktion therapeutischer
Interaktionen. In: System Familie 11(2), S. 70-79 - Volltext als PDF
abstract:
Psychotherapie als "engagierten Austausch von
Wirklichkeitsbeschreibungen" zu sehen, ermöglicht eine bestimmte
diagnostische Perspektive: stellen die ausgetauschten Beschreibungen
für das ratsuchende System mehr Optionen bereit als bisher (ein
Unterschied, der "einen Unterschied macht")? Zwei empirische Zugänge
werden vorgestellt: 1. Alle zirkulären Therapeutenfragen in einer
Familientherapie (17 Sitzungen) wurden auf die implizit enthaltenen
Angebote von Wirklichkeitsbeschreibung hin eingeschätzt, die Reaktionen
der Familienmitglieder wurden geratet (Akzeptanz oder Ablehnung). 18
thematische Cluster zeigten sich, bei einigen waren im Therapieverlauf
Veränderungen nachweisbar. 2. Sämtliche Aussagen einer einzelnen
Sitzung aus einer anderen Therapie wurden daraufhin untersucht, welche
Angebote von Wirklichkeitsbeschreibungen jeweils pro Äußerung von dem
Sprecher an die anderen Beteiligten gemacht wurden, unabhängig ob
Therapeut oder Klient. Das Kategoriensystem zeigt die Punkte, an denen
der therapeutische Diskurs seine Kraft verliert, indem die Therapeuten
eher die Implikationen der Klienten übernahmen, als auf konstruktive
Weise einen Unterschied zu deren Beschreibungen zu erzeugen.
Hehl, Franz-Josef und Gabriele Priester
(1998): Trennt sich eine Frau vom Mann wegen ihrer früheren Beziehungen
in der Herkunftsfamilie. In: System Familie 11(2), S. 80-86 - Volltext als PDF
abstract: Wir wollten
untersuchen, inwieweit die Beziehungen, die ein Mädchen zwischen 10 und
15 Jahren in seiner Familie direkt oder indirekt erfährt, einen
Einfluss darauf haben, dass sich dieses Mädchen später als Frau
leichter oder schwerer von ihren männlichen Partnern trennt. Wir
benutzten dazu einen von uns konstruierten Fragebogen, der vier Merkmal
einer Beziehungsstruktur von Herkunftsfamilien erfasst und ein
projektives Verfahren, das a) die Stärke des Einflusses eines jeden
Familienmitgliedes, b) die Intensität der Beziehungen zwischen je zwei
Familienmitgliedern und c) die emotionale Zuneigung jedes
Familienmitgliedes zu jedem anderen zu erfassen versucht. Die
wichtigsten Ergebnisse: Frauen, die sich von ihrem Ehepartner trennen,
lebten als Mädchen zwischen 10 und 15 Jahren auffallend häufig in einer
Familie, in der die emotionale Zuneigung der Mutter zum Vater gering
war, der Vater mit der Tochter koalierte und die Tochter viel Einfluss
und Verantwortung in der Familie übernommen hatte.
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