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System Familie Heft 1/1998
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1/1998 - 2/1998 - 3/1998 - 4/1998 - Übersicht
Welter-Enderlin, Rosmarie (1998): Editorial. In: System Familie 11(1), S. 1-2 - Volltext als PDF
Willenberg, Hans, Markus Bassler und Helmut Krauthauser
(1998): Familiendynamische Konstellationen als ätiologischer Faktor bei
Anorexia nervosa und Bulimia nervosa. In: System Familie 11(1), S. 3-9 - Volltext als PDF
abstract: Weder
soziokulturelle Gegebenheiten, belastende Lebensereignisse noch
zirkumskripte unbewusste Konfliktkonstellationen reichen alleine zum
Verständnis der Ätiologie psychogener Essstörungen aus. Die Verfasser
betrachten die Erkrankung auf dem Hintergrund eines komplexen, sich
wechselseitig bedingenden familiären Entwicklungsgefüges („
familiendynamische Verlaufsgestalt“). Dieses Modell wird dargestellt
und an 89 Patientinnen empirisch überprüft. Zwischen den beiden
Patientengruppen mit Anorexia nervosa (n = 43) und Bulimia nervosa (n =
30) ergaben sich hinsichtlich der Häufigkeit der erwarteten familiären
Konstellationen nur geringe Unterschiede, waren jedoch tendenziell
ausgeprägter (p<0,10) im Vergleich zur Gruppe der Patienten mit
atypischer Anorexia bzw. Bulimia nervosa (n = 16). Für eine
differenziertere klinische Überprüfung des vorgeschlagenen
Entwicklungsmodells ist eine größere Patientenstichprobe erforderlich.
Schimpf, Monika (1998): Mütter
rotieren verzweifelt – Väter verharren gequält… Essstörungen von
Mädchen auch als Versuch, die destruktive Bindung beider Eltern an
einige Werte ihrer Herkunftsfamilien aufzulösen und sich selbst davon
zu befreien. In: System Familie 11(1), S. 10-22 - Volltext als PDF
abstract:
Einige ausgewählte, sich im Laufe mehrerer Generationen entwickelt
habende Lebensmuster in den Familien von Mädchen, die massive
Essprobleme produziert haben, werden beschrieben und sinnstiftende
Verbindungen mit dem problematischen Essverhalten hergestellt. Dabei
wird ein Zusammenhang zwischen offiziell erlaubten asketischen
Lebenswerten und heimlich gelebten Sehnsüchten nach Genuss insoweit
konstruiert, als die einen die Seite der Bindung, die anderen die der
Autonomie betonen. Das schwierige Dilemma der doppelten
Werte-Ablösungs-Ambivalenzen für die betroffenen Mädchen wird deutlich.
Für die therapeutische Praxis bedeutet dies, dass alle sich
widersprechenden väterlichen und mütterlichen Lebenswerte
gewertschätzt, und ein spielerischer Umgang mit ihnen in der Zukunft
angeboten wird. Der Verzicht auf gute Zweierbeziehungen in den Familien
im Interesse der anderen würde sich erübrigen. Eine positiv-egoistische
Lebenseinstellung wäre nicht mehr tabuisiert. Hierbei spielen
therapeutische Ideen im Anbieten zeitlicher Unterschiede im Fühlen und
Handeln von Fürsorge sowie von gesundem Egoismus eine große Rolle.
Welter, Rudolf (1998): Über den Umgang mit Demenz aus umweltpsychologischer Sicht. In: System Familie 11(1), S. 23-26 - Volltext als PDF
abstract:
Menschen, die an Demenz leiden, sind u. a. mit einer mehr oder weniger
ausgeprägten Einschränkung ihrer Orientierungsfähigkeit konfrontiert.
In diesem Artikel wird aufgrund von Projekterfahrungen berichtet, wie
durch geeignete Strukturen im Lebens- und Wohnumfeld von dementen
Menschen deren räumliche, zeitliche und soziale Orientierung verbessert
werden kann. Der Einbezug des Umfeldes als Ressource in der
diagnostischen und therapeutischen Tätigkeit ist für die meisten
professionellen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Institutionen eine
ungewohnte Sichtweise und daher eine Herausforderung.
Eckert-Schirmer, Jutta, Hans J. Hoch, Kurt Lüscher und Frank Ziegler
(1998): Die Regulation von Familienbeziehungen durch das Kinder- und
Jugendhilfegesetz am Beispiel der jugendamtlichen und
vormundschaftsrichterlichen Regulation von
Pflegekindschaftsverhältnissen (§ 33 KJHG). In: System Familie 11(1),
S. 27-30 - Volltext als PDF
abstract:
Am Forschungsschwerpunkt „Gesellschaft und Familie“ an der
Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Konstanz wird der
Wandel der familialen Generationenbeziehungen untersucht und dabei der
Gestaltungsfunktion des Rechts große Beachtung geschenkt. Das
Forschungsprojekt Regulation von Generationenbeziehungen durch
Verfahren untersucht hier speziell die Anwendung des Rechts in
institutionalisierten Verfahren am Beispiel der Regulation des
Unterhaltsrechts und der Pflegekindschaft. Dieser Beitrag gibt
Ergebnisse der empirischen Untersuchungen zur Regulation der
Pflegekindschaft (§ 33 KJHG) wieder. Im Zentrum steht die Frage, wie
das komplexe Beziehungsdreieck Pflegekind – Pflegefamilie –
Herkunftsfamilie durch die rechtlichen Verfahren in Jugendamt und
Vormundschaftsgericht beeinflusst wird. In einem ersten Schritt wurden
auf der Grundlage von Experteninterviews mit Sozialarbeiterinnen und
Sozialarbeitern unterschiedliche fachliche Orientierungen in der
Pflegekinderarbeit der Jugendämter herausgearbeitet, die in das
Begriffspaar exklusives und inklusives Modell der Arbeit im
Pflegekinderwesen gefasst wurden. Sozialarbeiter mit einem exklusiven
Konzept versuchen, die Pflegefamilie als in sich abgeschlossene Einheit
zu schützen. Für Sozialarbeiter mit einem inklusiven Konzept entsteht
dagegen durch die Inpflegegabe eines Kindes ein erweitertes familiales
System, zu dem sowohl die leiblichen Eltern des Kindes als auch die
Pflegeeltern gehören und in dem beide für das Pflegekind von Bedeutung
sind. In einem zweiten Schritt wurden anonymisierte Jugendamtsakten
untersucht. Auch diese Analyse bestätigte die Existenz
unterschiedlicher Orientierungen in den Jugendämtern. Dabei ließen sich
drei jugendamtliche Handlungsmuster unterscheiden: ein
diagnostisch-fürsorgendes Handlungsmuster, das Besuchskontakten
zwischen Pflegekind und Herkunftseltern eher zurückhaltend begegnet und
das sich deutlich gegen ein dienstleistungsorientiertes abgrenzen
lässt, welches Besuchskontakte offensiv zu arrangieren versucht. Diesen
polarisierten Handlungsmustern steht das fachlich-beratende gegenüber,
das Besuchskontakte fachlich arrangiert und begleitet. In einem dritten
Schritt wurde zusätzlich zum jugendamtlichen auch das
vormundschaftsgerichtliche Verfahren anhand von Expertengesprächen mit
RichterInnen untersucht. Diese Untersuchungen verdeutlichen den engen
Zusammenhang beider Verfahren sowie die Zentralität der jugendamtlichen
Fallbeurteilungen für die richterliche Entscheidung von Fragen der
elterlichen Sorge (§§ 1666, 1666 a BGB). Die Analyse konzentrierte sich
dabei auf die Frage, wie die Vormundschaftsrichter im Prozess der
Rechtsgüterabwägung von Elternrecht und Kindeswohl geltendes Recht
interpretieren. Die Interviews ließen unterschiedliche richterliche
Regulationstypen erkennen: die affirmative, die moderierende und die
korrigierende Regulation. Hier legt insbesondere die moderierende
richterliche Regulation Wert auf kooperativ gestaltete Lösungen
zwischen den Beteiligten, die einen Sorgerechtsentzug vermeiden helfen
können und scheint den normativen Orientierungen des KJHG, die das
Zusammenwirken der Akteure betreffen (§§ 36, 37 KJHG), am besten zu
entsprechen.
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