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Familiendynamik Heft 2/2003
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1/2003 - 2/2003 - 3/2003 - 4/2003 - Überblick
Davidson, Bernard, William H. Quinn und Allan M. Josephson
(2003): Diagnostik in der Familientherapie. Systemische und
entwicklungspsychologische Perspektiven. In: Familiendynamik 28(2), S.
159-175.
abstract: Die einzelnen
familientherapeutischen Schulen setzen, abhängig von ihren
theoretischen Konzepten, diagnostisch unterschiedliche Akzente. Nach
einer kurzen Übersicht über vier der wichtigsten Ansätze werden die
jeweiligen diagnostischen Kategorien abgeleitet, deren klinische
Bedeutung schulenunabhängig anerkannt ist. Die (1) strukturellen, (2)
historischen, (3) entwicklungspsychologischen und (4) prozessbezogenen
Dimensionen werden als gleichwertige ergänzende Perspektiven
detailliert und ausgeführt. Jede Dimension wird anhand von
Fallbeispielen illustriert, und die relevanten Faktoren werden mit
anamnestischen Fragen tabellarisch vorgestellt.
Borst, Ulrike (2003):
Diagnostik und Wissen in der psychiatrischen Klinik: Bis wohin
nützlich, ab wann hinderlich. In: Familiendynamik 28(2), S. 201-218.
abstract: Ausgehend
von der eigenen professionellen Entwicklung in psychiatrischen
Kontexten wird der Zusammenhang von Diagnostik und der Anwendung von
Wissen in der Psychiatrie beleuchtet. Als Gegenpol werden systemische
Standpunkte zur Diagnostik und zum Expertenwissen aufgeführt. Dem
Diagnostikverständnis der Psychiatrie und der Ablehnung von
»Störungswissen« durch viele Systemiker wird dann das Begegnungskonzept
der systemischen Therapie Meilener Prägung gegenübergestellt. An zwei
Fallbeispielen wird gezeigt, wie Diagnostik, Anlassproblem und Therapie
in individuellen Krankheitsgeschichten interagieren, welches Wissen
genutzt und wieder zurückgestellt wurde und wie das Dilemma zwischen
Expertentum und Fallverstehen in der therapeutischen Begegnung
aufgelöst werden konnte. Das zwiespältige Verhältnis der Systemtherapie
zur Diagnostik hat viel nützliches Wissen aus der Therapie verbannt und
gerade in der Psychiatrie zu einer Marginalisierung der Systemtherapie
geführt. Daher wird es zur Revision vorgeschlagen. Zur
Professionalisierung psychiatrisch Tätiger und zum Umgang mit
Diagnostik wird ein Vorschlag unterbreitet.
Kubinger, Klaus D., Rainer Alexandrowicz, Joachim F. Punter und Elmar Brähler
(2003): Paardiagnostik mit dem Gießen-Test - Typische Paarprofile in
der »Normal-Bevölkerung. In: Familiendynamik 28(2), S. 219-235.
abstract: Die
Paardiagnostik mit dem Gießen-Test (Brähler u. Brähler 1993) bot bisher
im Zusammenhang mit einer Fallbehandlung die Möglichkeit der Zuordnung
zu einem von 16 in klinischen Stichproben beobachteten Paartypen, d. i.
die Identifizierung eines typischen Paar-»Persönlichkeits«-Profils. Im
vorliegenden Beitrag wird untersucht, inwieweit diese 16 (klinischen)
Paartypen auch repräsentativ für die Population »klinisch
unauffälliger« Paare sind bzw. ob es auch einen oder mehrere
»Normal«-Typen gibt. Eine aktuelle Stichprobe (n = 273), hauptsächlich
im universitären Kontext erhoben, und eine repräsentative Stichprobe
des Jahres 1975 (n = 197) konnten dazu analysiert werden. Es
resultierte mit Hilfe der Methode der Clusteranalyse eine völlig
unterschiedliche Typisierung sowohl für diese beiden Stichproben als
auch jeweils im Vergleich zu jener von Brähler und Brähler. Der
Unterschied zwischen den beiden Stichproben wird auf die
gesellschaftspolitisch geänderte Situation zwischen 1975 und jetzt
zurückgeführt. Die Typisierung der aktuellen Stichprobe in vier
Paar-»Persönlichkeits«-Profile ergab zwei »Normal«-Typen, wovon einer
dennoch als potenziell kritisch interpretiert werden muss, und zwei
Typen, die auch in den diversen klinischen Stichproben von Brähler und
Brähler gefunden wurden. Für die praktische Fallbehandlung gibt es mit
den gefundenen Typen nunmehr die Möglichkeit, »partnerschaftliches
Risiko« bzw. »partnerschaftliches Potenzial« zu diagnostizieren.
Slesazeck, Heike, Julia Würz, Thomas Kapellen, Wieland Kiess und Elmar Brähler (2003): Partnerschaft und Bindung bei Eltern von Kindern mit Diabetes mellitus Typ I. In: Familiendynamik 28(2), S. 236-251.
abstract: In
der vorliegenden Arbeit werden die Belastungen der Familien mit einem
chronisch kranken Kind im Hinblick auf die Partnerschaft der Eltern
untersucht. Im Rahmen der Auseinandersetzung mit Konzepten zur
Partnerschaft wird besonders auf die Bedeutung der Bindungstheorie
eingegangen. Empirisch können anhand einer Stichprobe von 44
Elternpaaren drei Typen von Paaren identifiziert werden. Diese drei
Gruppen unterscheiden sich in den wesentlichen Skalen zu Partnerschaft
und Bindung, ihrer Partnerschaftsqualität sowie in ihren
Bewältigungsstrategien. Hinsichtlich soziodemographischer Variablen,
der erlebten Belastung durch das erkrankte Kind und der medizinischen
Anpassung der Kinder werden keine wesentlichen Unterschiede ermittelt.
Es wird jedoch deutlich, dass in vielen Fällen eine über das konkrete
Diabetesmanagement hinausgehende individuelle psychosoziale Beratung
und Begleitung angezeigt ist.
Kubinger, Klaus D. (2003):
Systemisch Orientiertes Erhebungsinventar. Zum Sachverhalt eines
symptombeladenen Kindes/Jugendlichen - Gesprächsleitfaden für den
Routineeinsatz psychologischer Untersuchungen. In: Familiendynamik
28(2), S. 252-260.
abstract: In
dem Beitrag wird ein neues Inventar zur strukturierten Anamneseerhebung
vorgestellt. Es handelt sich um einen Gesprächsleitfaden für den
Einsatz bei Kindern und Jugendlichen. Theoretische Grundlage ist die
systemische Therapie. Das Inventar zeichnet sich durch seine Kürze aus.
Gedacht ist das Systemisch Orientierte Erhebungsinventar auch für
Psycholog(inn)en ohne einschlägige Therapieausbildung. Eine erste
Evaluation an Praktiker(inne)n ermutig dazu, seinen Einsatz zu
empfehlen.
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