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Psychotherapie & Sozialwissenschaft Heft 2/2001 |
1/2001 - 2/2001 - 3/2001 - 4/2001 - Übersicht
Stuhr, Ulrich, Ulrich Lamparter,
Friedrich-Wilhelm Deneke, Matthias Oppermann, Sigrid Höppner-Deymann,
Brigitta Bühring und Michael Trukenmüller (2001): Das
Selbstkonzept von "Gesunden". Verstehende Typenbildung von
Laien-Konzepten sich gesundfühlender Menschen. In: Psychoth.Soz. 3(2),
S. 98-118.
abstract: Ausgehend vom
Konzept der Salutogenese wird ein methodisches Vorgehen der
qualitativen Sozialforschung gewählt. Verstehensprozesse sollen einen
Zugang zur subjektiven Sicht von Menschen in einem psychoanalytischen
Interview schaffen, in dem der Proband berichtet, wie er glaubt, gesund
geblieben bzw. geworden zu sein. Die Wiedergabe dieser Interviews in
der sog. "Nacherzählend gedeuteten Lebensgeschichte" und deren
Ergänzungen in einer psychoanalytischen Supervisionsgruppe bilden das
Ausgangsmaterial für einen formalisierten Auswertungsschritt. Dieser
geht auf die ldealtypenbildung von Max Weber in Ausgestaltung durch
Gerhardt zurück: die sog. verstehende Typenbildung. Wir verstehen
diesen Ansatz als qualitative Clusteranalyse im Modell taxonomischer
Forschung. Es lassen sich acht Cluster beschreiben, die jeweils durch
einen ldealtypus inhaltlich bestimmt werden. Der ldealtypus Nr. 4 ("Der
gut Funktionierende") repräsentiert einen relativ farblosen
Generaltypus, mit dem die meisten Einzelfälle Ähnlichkeiten aufweisen,
nachgefolgt in der Bedeutsamkeit vom Idealtypus "Flechte auf dem
Stein", "Die Authentische" und "Alle Belastungen der Welt". Die
Idealtypen-Struktur bildet die Mehrdimensionalität der Salutogenese im
Selbstkonzept der Menschen ab.
Wiegand, Gisela (2001): Psychoanalyse und Bindungstheorie. Untersuchung unhinterfragter Prämissen. In: Psychoth.Soz. 3(2), S. 119-142.
abstract: Bindungstheorie und
Psychoanalyse werden im Hinblick auf zugrundeliegende Paradigmen,
Begriffe und Methodenwahl unter historisch-gesellschaftlichen und
ideologiekritischen Aspekten untersucht.
Es bleibt aus psychoanalytischer Perspektive festzuhalten, daß die
Bindungstheorie ein wichtiger Ansatz einer akademischen
Entwicklungspsychologie ist, der ohne Zweifel eine bedeutende Ergänzung
im Hinblick auf interpersonelle Bedingungen der frühen Entwicklung und
Impulse für weitere Konzeptualisierungen von psychoanalytischen
Entwicklungstheorien brachte und weiter bringen kann. Dies ist bisher
im Bereich der Konzepte beispielsweise in bezug auf die Bedeutung der
motivationalen Systeme innerhalb der frühen Entwicklung fruchtbar
umgesetzt worden (Lichtenberg 1991, 2000). Auch Bowlbys Konzept der
inneren Arbeitsmodelle wurde in Sterns (1992) Theorie der Entwicklung
des Selbst integriert.
Der Bindungsbegriff läßt aber zu wenig Raum für familiendynamische,
systemische Aspekte (Stierlin 1995) und für ein neues Konzept von
Intersubjektivität (Benjamin 1993), insbesondere für die Vorstellung
der frühen Beziehung als Triade im Gegensatz zur Dyade (Bürgin 1998).
Dieses erweiterte Verständnis läßt sich eher mit dem Begriff und dem
Konzept der (Selbst)Objektbeziehung vereinbaren.
Eine Fusion beider Ansätze erscheint weiterhin aufgrund der völlig
unterschiedlichen wissenschaftstheoretischen Paradigmen problematisch.
Dies würde eine Vermengung der Begriffe der (Selbst)Objektbeziehung und
der Bindung bedeuten, die theoretisch und insbesondere auch
ideologiekritisch hinterfragt werden muß. Durch die komplementäre
Sichtweise der Mutterbeziehung und die Ausklammerung der mütterlichen
Subjektivität fokussiert die Bindungstheorie zu einseitig die
Bedürfnisse des Kleinkindes. Der Bedeutung von Bindung, Trennung und
Mutterverlust, die aus der Mitte des letzten Jahrhunderts stammt,
erscheint für die entwicklungspsychologischen Fragestellungen der
heutigen Zeit als zu eingeschränkt. Die Ausgestaltung und Wahrnehmung
der frühen Mutter-Vater-Kind-Beziehung als soziale Konstruktion (Honig
1999) sollte verstärkt auch für psychoanalytische Entwicklungstheorien
und darüber hinausgehend für therapeutische Konzepte fruchtbar
umgesetzt werden.
Wilke, Stefanie, Claudia Pauli-Magnus, Claudia Oberbracht, Tilman Grande, Thorsten Jakobsen und Gerd Rudolf (2001):
Psychoanalytiker kommentieren ihre Behandlungen. Ein Beitrag zur
qualitativen Psychotherapieprozeßforschung. In: Psychoth.Soz. 3(2), S.
143-159.
abstract: Es wird ein
qualitativer Ansatz zur Untersuchung von Sinnrekonstruktionen durch
Psychoanalytiker im Rahmen ihrer Langzeittherapien vorgestellt. Diese
Untersuchung ist Teil eines Forschungsprojektes zur Effektivität und
Effizienz von psychoanalytischen Langzeittherapien. Das Datenmaterial
besteht aus frei formulierten schriftlichen Behandlungsprotokollen der
Psychotherapeuten und nimmt zu ausgewählten Themen der jeweiligen
Psychoanalysen Stellung. Die Fülle von Einzelthemen wird mittels
inhaltsanalytischer Verfahren in einem für dieses Sample neu
entwickelten Kategoriensystem systematisch gegliedert und in einer
Typologie für Therapieverlaufsbeschreibungen verdichtet. Anhand der
Darstellung einer Einzelfallstudie werden die Konzeption der
Untersuchung, Ausschnitte aus dem Kategoriensystem und das Typenschema
vorgestellt. In einem weiteren Schritt werden die Ergebnisse der
qualitativen Analysen exemplarisch mit quantitativen Auswertungslinien
verknüpft.
Altmeyer, Martin (2001): 'Big
Brother' und andere Inszenierungen von postmoderner Identität. Das neue
Subjekt entsteht im Auge der Kamera. In: Psychoth.Soz. 3(2), S. 160-169.
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