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Psychotherapie im Dialog Heft 4/2004
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1/2004 - 2/2004 - 3/2004 - 4/2004 - Überblick
Senf, Wolfgang & Michael Broda (2004): Editorial: Therapeutische Beziehung. In: Psychotherapie im Dialog 55(4): S. 319-320.
abstract: Was ist das überhaupt, was wir „therapeutische Beziehung” nennen, und warum sprechen wir diesem Element, das in jedem psychotherapeutischen Geschehen vorkommt, eine so zentrale Bedeutung zu? Was für eine Beziehung kann das sein, wenn der Patient beispielsweise auf der Couch liegt und der Therapeut dahinter sitzt? Wie entsteht „therapeutische Beziehung” und wie wird sie gehandhabt? Ist „Beziehung” überhaupt zu handhaben, oder ist davon auszugehen, dass sie schlicht da ist und sich der Handhabung entzieht? Das Thema wirft viele Fragen auf, und deren Bearbeitung wäre geeignet, Hefte zu füllen. Mit diesem Heft wollen wir den Dialog darüber eröffnen, was Psychotherapeuten unterschiedlicher Orientierung darunter verstehen.
Holm-Hadulla, Rainer, Jürgen Kriz, Hans Lieb, Michael Broda & Wolfgang Senf (2004): Ist Beziehung alles und ohne Beziehung alles nichts? Rainer Holm-Hadulla, Jürgen Kriz, Hans Lieb, im Gespräch mit Michael Broda und Wolfgang Senf. In: Psychotherapie im Dialog 55(4): S. 321-334
Zimmer, Dirk (2004): Wie arbeiten Verhaltenstherapeuten mit der therapeutischen Beziehung? In: Psychotherapie im Dialog 55(4): S. 335-340.
abstract: Die Verfahren in der Verhaltenstherapie sind leichter zu erlernen als die Kunst, die Voraussetzungen für deren Einsatz zu schaffen und aufrechtzuerhalten, eine emotional engagierte und konstruktive Zusammenarbeit. Zwar dominieren in der Literatur nach wie vor Forschungen zur technischen Seite der Verhaltenstherapie, es gibt seit einem halben Jahrhundert jedoch zahlreiche Arbeiten und Erfahrungen zur Kunst der therapeutischen Interaktion. Woran orientieren sich Verhaltenstherapeuten? Anstelle einer Liste guten Beziehungsverhaltens geht es um die Frage, wie sich Therapeuten auf Patienten mit unterschiedlichen Beziehungsangeboten und Krankheitsbildern einstellen können, wie sie sich aus unerwarteten Verstrickungen lösen und wie sie sich an den Aufgaben verschiedener Phasen des Therapieprozesses orientieren können.
Loth, Wolfgang & Arist von Schlippe (2004): Die therapeutische Beziehung aus systemischer Sicht. In: Psychotherapie im Dialog 55(4): S. 341-347.
abstract: Der therapeutischen Beziehung wurde in der Entwicklung von Familien- und Systemischer Therapie teilweise sehr unterschiedliche Bedeutung zugemessen. Die aktuelle Diskussion und Praxis gewichtet sie allerdings zentral. Konstruktive Kooperation ist dabei ein wesentliches Leitmotiv. In der praktischen Ausgestaltung zeigt sich dies vor allem in zwei Aspekten: positive affektive Rahmung und kontraktorientierte Haltung. Während die affektive Rahmung einer übergreifenden Metastabilität dient, unterstützt die kontraktorientierte Haltung das Ausgestalten der notwendigen Instabilität, die mit signifikanten Veränderungen verbunden ist.
Hekele, Wolfgang (2004): Dialog zwischen Fantasie und Realität. Therapeutische Beziehung aus psychoanalytischer Sicht. In: Psychotherapie im Dialog 55(4): S. 348-355.
abstract: Die psychoanalytisch orientierte therapeutische Beziehung ermöglicht die Entfaltung eines emotionalen interaktionellen Prozesses (zwischen Patient und Therapeut). In diesem können bislang unzureichend gelöste neurotische Konflikte grundlegend verstanden, psychisch integriert und neu gelöst werden; Nachreifungsvorgänge können angeregt werden und damit bei strukturellen Entwicklungs-Defiziten die psychische Organisation des Patienten verbessern. Es wird zunächst das klassisch psychoanalytische Konzept der therapeutischen Beziehung vorgestellt. Ihre Qualität und damit auch die der gesamten Therapie ist abhängig von therapeutischen Haltungen und bestimmten Verfahrensregeln. Der Therapeut muss sich hinsichtlich der Art, der Schwere und der Genese der psychischen Erkrankung sowie in Bezug auf die jeweilige Phase der Behandlung flexibel auf den individuellen Patienten einstellen. Es sind dabei behandlungstechnische Modifikationen von ihm vorzunehmen, die beschrieben werden.
Finke, Jobst & Ludwig Teusch (2004): Die therapeutische Beziehung in der Gesprächspsychotherapie. In: Psychotherapie im Dialog 55(4): S. 356-362.
abstract: Die Gesprächspsychotherapie sieht in der therapeutischen Beziehung den zentralen Wirkfaktor. Sie unterscheidet zwei Beziehungskonzepte: In der Alter-Ego-Beziehung versucht der Therapeut in der Rolle eines „anderen Selbst” des Patienten dessen Selbstverständigung, dessen inneres Zwiegespräch mit sich selbst anzuregen, in der Dialog-Beziehung nimmt der Therapeut als der bedeutsame Andere Stellung und macht sich transparent. In beiden Beziehungskonzepten wird dem Therapeuten die Rolle eines Teilnehmers, eines „Mitspielers” der therapeutischen Interaktion zugewiesen. Neben der Bedeutung dieser Teilnehmer-Perspektive wird die Beobachter-Beziehung als die interaktionelle Austauschprozesse klärende und korrigierende Hintergrundsperspektive betont. Diese Austauschprozesse werden rollentheoretisch interpretiert.
Heisterkamp, Günter (2004): Zur leiblichen Fundierung des Übertragungsgeschehens. In: Psychotherapie im Dialog 55(4): S. 363-367.
abstract: Vor dem Hintergrund einer Jahrtausende alten Verachtung des Leibes geht der Aufsatz der Frage nach, welche Neuerungen die psychoanalytische Behandlungslehre erfährt, wenn das körperliche Erleben als Artikulation des Selbst aufgefasst wird. Es wird gezeigt, wie sich die Andeutungen und Anspielungen in den Enactments des Patienten operativ aufgreifen und durcharbeiten lassen. Eine systematische Berücksichtigung der leiblichen Dimension im Wirkungsgeschehen zwischen Patient und Therapeut beugt einer „doppelbödigen Analyse” vor. Es wird deutlich, wie der Analytiker in basaler Weise aus den angetragenen Kollusionen herausfinden kann und wie dieses Wirkungsgeschehen zwischen beiden den Möglichkeitsraum für unmittelbare Wandlungserfahrungen bereitet.
Erim, Yeşim (2004): Interkulturelle Aspekte der psychotherapeutischen Beziehung. Kollektive Übertragungsbereitschaften. In: Psychotherapie im Dialog 55(4): S. 368-374.
abstract: Von dem psychoanalytischen Modell der Übertragung und Gegenübertragung ausgehend, untersucht der vorliegende Artikel interkulturelle Beziehungsdynamiken und kulturell geprägte Übertragungsbereitschaften in ethnisch gemischten psychotherapeutischen Settings. Die Hypothese wird aufgestellt, dass im interkulturellen psychotherapeutischen Setting kollektive Übertragungsbereitschaften, die auf gemeinsamen Erfahrungen der jeweiligen ethnischen Gruppe beruhen, von besonderer Relevanz sind. Es wird darauf verwiesen, dass die zunehmende kulturelle Heterogenität der westlichen Gesellschaften es erforderlich macht, dass Psychotherapeuten sich interkulturelle Kompetenzen aneignen.
Klinkenberg, Norbert (2004): Beziehung in der Körperverhaltenstherapie. In: Psychotherapie im Dialog 55(4): S. 375-380.
abstract: Körperlichkeit ist nicht nur eine Verhaltensvariable, sondern konstituierender Teil und ausschließliches Instrument jeder Wahrnehmung und Verhaltensweise. In der Perspektive einer Körperverhaltenstherapie bedeutet Beziehung deshalb mehr als den Aspekt der therapeutischen Arbeitsbeziehung. Beziehung ist eine Grundoption menschlichen Verhaltens und sie ist immer auch körperlich. Beziehung entsteht durch Kontakt, auf den man reagieren kann, ohne dass störende innere Zustände die Lebendigkeit der Beziehung behindern. Entsprechende körperverhaltenstherapeutische Interventionen sind konkret, bieten Orientierung für das Verhalten insgesamt an und fördern eine überprüfbare Basis für die Verständigung zwischen TherapeutIn und PatientIn.
Reimer, Christian (2004): Grenzen und Gefahren der therapeutischen Beziehung. In: Psychotherapie im Dialog 55(4): S. 381-387.
abstract: Es wird auf einige Grenzverletzungen und Gefahren aufmerksam gemacht, die bei der Ausübung des psychotherapeutischen Berufs entstehen können. Dieser Thematik wird exemplarisch in der Darstellung der Problematik des Missbrauchs von Macht und Abhängigkeit in der therapeutischen Beziehung und am Beispiel der Werte und Ideologien von Psychotherapeuten und deren Einfluss auf Patienten nachgegangen. Es werden einige Erklärungsmöglichkeiten für diese Phänomene angeboten und Konsequenzen für die psychotherapeutische Praxis genannt.
Auckenthaler, Anna & Jeannette Bischkopf (2004): Empathie und Akzeptanz in der Verhaltenstherapie: eine Annäherung an die Gesprächspsychotherapie. In: Psychotherapie im Dialog 55(4): S. 388-392.
abstract: Verhaltenstherapeuten scheinen davon auszugehen, ein „gesprächspsychotherapeutisches Vorgehen” mit dem verhaltenstherapeutischen Vorgehen verbinden zu können. Das wird zum Anlass für eine Auseinandersetzung mit der Frage genommen, ob die Verhaltenstherapie inzwischen gesprächspsychotherapeutische Konzepte oder sogar die Wirkannahmen der Gesprächspsychotherapie übernommen hat. Der Vergleich der Ergebnisse einer Analyse von Lehrbüchern der Klinischen Psychologie und Psychotherapie und verhaltenstherapeutischer Literatur mit dem Empathiekonzept der Gesprächspsychotherapie zeigt, dass diese Frage klar verneint werden muss. Empathie und Akzeptanz haben in den beiden Ansätzen unterschiedliche Bedeutungen und unterschiedliche Funktionen.
Eichenberg, Christiane (2004): Spezifika der therapeutischen Beziehung im Online-Setting. In: Psychotherapie im Dialog 55(4): S. 393-396.
abstract: Das Internet hat sich inzwischen als Alltagsmedium etabliert, wobei die ausgeprägte Nutzung gesundheitsrelevanter Angebote belegt ist. Somit stellt sich auch für die Klinische Psychologie und Psychotherapie die Frage nach den Potenzialen und Grenzen des Internet für die klinisch-psychologische Intervention. Zunächst beschränkte sich der fachliche Diskurs aufgrund fehlender theoretischer Modelle und empirischer Befunde auf konzeptionelle Auseinandersetzungen. Inzwischen liegen erste Evaluationsstudien vor, die in der Summe die Wirksamkeit internetbasierter Interventionsprogramme belegen. Dieser Beitrag hat zum Ziel, die Kontroverse um die Vor- und Nachteile therapeutischer Interventionen sowie die empirischen Effektivitätsnachweise konzise zusammenzufassen. Anschließend wird aufgezeigt, dass bei jeder Form der therapeutischen Nutzung des Internet die Besonderheiten der computervermittelten Kommunikation berücksichtigt werden müssen. Es wird der Schluss gezogen, dass die Entwicklung spezifischer Theorien und Modelle der psychologischen Online-Beratung und -Therapie den medialen Spezifika Rechnung tragen muss und professionelle Helfer diese reflektieren sollten, um die Interventionskraft des Internets optimal auszuschöpfen.
Broda, Michael & Wolfgang Senf (2004): Resümee: Die therapeutische Beziehung als Boden für therapeutisches Handeln. In: Psychotherapie im Dialog 55(4): S. 397-398.
abstract: Nach der Lektüre der Beiträge über die Therapieperspektiven wird klar, dass die These, dass sich manche Therapieverfahren stärker auf Aspekte der therapeutischen Beziehung konzentrieren und für andere Verfahren die Wichtigkeit nicht so bedeutsam ist, nicht aufrechterhalten werden kann. Alle Therapieperspektiven betonen die Wichtigkeit des Einbezugs der Therapiebeziehung als ein zentrales Bestimmungsstück ihrer therapeutischen Arbeit. Dies rückt etwas zurecht, was in der Vergangenheit zu der gewohnten Vorurteilsbildung zwischen den Therapieperspektiven beigetragen hat, was aber zweifelsohne in jeder Therapieperspektive enthalten ist.
Krause, Eva (2004): Gewusst wo …. In: Psychotherapie im Dialog 55(4): S. 399-402.
abstract: Die „Therapeutische Beziehung” kann vielfältige Störungen erfahren und viel Verstörung auslösen. Da sie aber keineswegs ein Störungsbild ist, sind die Buchvorstellungen dieses Heftes anders strukturiert. Die Rubrik „Literatur für Betroffene” entfällt - alle Bücher sind in dem Sinne Fachbücher, als sie sich an Menschen richten, zu deren Profession der Aufbau einer therapeutischen Beziehung gehört. Das ist in besonders hohem Maße in Berufsfeldern von Psychotherapie und Beratung der Fall, zunehmend aber auch in jedweder Interaktion zwischen Ärzten und Patienten, und das nicht erst seit der freudlosen Diskussion um das sog. „Hausarzt-Modell” und andere Finessen der Gesundheitspolitik. Daher fällt ein großer Teil der besprochenen Bücher in die Rubriken „Arzt-Patient-Beziehung” und die „Therapeutische Beziehung in der Psychotherapie”. Unter „Aspekte therapeutischer Beziehung” sind Bücher zusammengefasst, die besondere Gesichtspunkte zu Theorie und Praxis des Themas behandeln, hier finden Sie auch Literatur zu Aus- und Weiterbildungsbereichen, die sich in besonderem Maße auf die therapeutische Beziehungsarbeit beziehen. Wie gewohnt stellen wir Ihnen vor allem ausgewählte Bücher neueren Erscheinungsdatums vor und haben zudem wieder ein „etwas anderes” Buch zum Thema für Sie aufgestöbert. Die Bücher sind in den einzelnen Rubriken nach Erscheinungsdatum und innerhalb desselben Jahres alphabetisch nach Autorennamen sortiert.
Einig, Eva-Maria & Iris Veit (2004): Kooperative Psychotherapie: Das Herner Modell. Ein Praxisbericht. In: Psychotherapie im Dialog 55(4): S. 403-406.
abstract: Die Einladung zum Kongress „Kooperative Psychotherapie” in Wien (2004) war Anlass für uns, unsere über nun fast 15 Jahre gewachsene Kooperation speziell im Bereich der psychotherapeutischen Versorgung der Patienten zusammenzufassen.
Haaß-Wiesegart, Margarete & Jochen Schweitzer (2004): Psychotherapie-Ausbildung in China. In: Psychotherapie im Dialog 55(4): S. 407-413.
abstract: Die Psychologin Margarete Haaß-Wiesegart hat ein außergewöhnliches Ausbildungsprojekt in China initiiert, wodurch sich die Psychotherapie inhaltlich wie strukturell in China sehr weitgehend etablieren konnte, jetzt offiziell als wissenschaftliche medizinische Disziplin anerkannt ist und offiziell gefördert wird. Das Projekt praktiziert und realisiert „Psychotherapie im Dialog” in ganz besonderer Weise, deshalb ist es nicht verwunderlich, dass das „PiD”-Konzept durch das Engagement der PiD-Herausgeber Jochen Schweitzer und Wolfgang Senf in dem Kooperationsprojekt in den letzten Jahren auch in China bekannt geworden ist. Es gab schon Überlegungen für eine chinesische PiD-Version. Wir haben Margarete Haaß-Wiesegart gebeten, zusammen mit Jochen Schweitzer über ihre Erfahrungen in dem Projekt zu schreiben. In China läuft seit Jahren ein ungewöhnliches Kooperationsprojekt: die Deutsch-Chinesische Akademie für Psychotherapie hat in bislang zwei Weiterbildungsgängen zwischen 1997 und 2004 über 260 Ärzte und Psychologen aus ganz China in dreijährigen Kursen in den drei Psychotherapierichtungen Psychoanalytische Therapie, Verhaltenstherapie und systemische Familientherapie ausgebildet.
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