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Psychotherapie im Dialog Heft 2/2004
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1/2004 - 2/2004 - 3/2004 - 4/2004 - Überblick
Fliegel, Steffen & Jochen Schweitzer (2004): Editorial: Täter. In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 101-102.
abstract: Psychotherapeuten und vor allem Psychotherapeutinnen arbeiten gerne mit Opfern. Opfer erwecken (zumindest anfangs) Mitleid und Empathie. Psychotherapeuten und vor allem Psychotherapeutinnen arbeiten ungern mit Tätern. Weil Täter auch ungern mit Psychotherapeuten arbeiten. Die Debatten über Trauma und Missbrauch haben die therapeutische Arbeit mit Opfern von Gewalt gerade in den letzten zwei Jahrzehnten sehr vorangebracht. Über die psychotherapeutische Arbeit mit Tätern ist sehr viel weniger zu hören. Das hat unterschiedliche Gründe und liegt sicherlich nur zu einem geringen Teil daran, dass viele Behandlungskonzepte und Therapieforschungen eher im englischsprachigen Ausland zu finden sind.
Fiedler, Peter, Steffen Fliegel & Jochen Schweitzer (2004): Was in der Täterbehandlung wirkt… Peter Fiedler, im Gespräch mit Steffen Fliegel und Jochen Schweitzer. In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 103-108.
abstract: Peter Fiedler ist Professor für Klinische Psychologie an der Universität Heidelberg.
Elsner, Klaus (2004): Tätertherapie. Grundlagen und kognitiv-behavioraler Schwerpunkt. In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 109-119.
abstract: Tätertherapien werden in aller Regel in geschlossenen Institutionen des Justiz- und Maßregelvollzugs sowie im Rahmen richterlicher Weisungen im ambulanten Setting durchgeführt. Dieser Zwangskontext ist im therapeutischen Vorgehen zu berücksichtigen. Insbesondere die Auswirkungen auf motivationale Prozesse, Therapieinhalte und die Kooperation mit anderen Institutionen sind mit dem Patienten zu klären und im Therapieverlauf immer wieder zu reflektieren. Die beschriebene kognitiv-behaviorale Tätertherapie ist störungsspezifisch konzipiert, deliktpräventiv ausgerichtet und fokussiert vor allem diejenigen dynamischen Risikofaktoren, von deren Veränderung eine wirksame Reduzierung des Rückfallrisikos zu erwarten ist. Das konkrete Vorgehen wird exemplarisch an zwei Gruppentherapien verdeutlicht, in denen zum einen Sexualstraftäter mit unterschiedlichen Sexualdelikten und zum anderen Patienten mit einer problematischen Impulskontrolle mitarbeiten.
Rotthaus, Wilhelm & Thomas Gruber (2004): Die systemische Behandlung jugendlicher Sexualstraftäter. In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 120-127.
abstract: Vorgestellt wird ein Konzept, nach dem seit 1989 jugendliche Sexualstraftäter behandelt werden, die wegen eines oder mehrerer Sexualdelikte zu einer Jugendstrafe verurteilt wurden oder denen zumindest ein Strafverfahren bei offensichtlicher Schuldfähigkeit zum Zeitpunkt der Aufnahme droht. Die Behandlung folgt einem systemischen Therapieansatz, der gekennzeichnet ist durch folgende Merkmale: eine sorgfältige Beachtung von Anlass, Anliegen und Auftrag, den Einsatz von Ritualen und Mythen, eine Ressourcenorientierung im Sinne des Schaffens eines Kontextes der Kompetenz und im Sinne einer Orientierung an den Fähigkeiten des Patienten, eine Zukunftsorientierung und den Einbezug des primären Bezugsfeldes.
Berner, Wolfgang, Wilhelm F. Preuss, Andreas Hill & Klaus Lietz (2004): Tiefenpsychologisch-integrative Tätertherapie am Beispiel von Gruppentherapie für Patienten mit pädosexueller Präferenz. In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 128-134.
abstract: Es wird der Versuch dargestellt, in der Gruppentherapie von Patienten mit pädosexueller Präferenzstörung Therapieansätze zu integrieren, die sich als wirksam erwiesen haben. Im Wesentlichen sind das Elemente psychodynamisch orientierter Psychotherapie, wie sie in der Tradition unseres Instituts geübt wurden (Arbeit an der Dynamik der Dominanz versus Unterlegenheitskonflikte, Abhängigkeit versus Autonomie, positive und negative Mutter- und Vaterrepräsentanzen) und Elemente der kognitiven Verhaltenstherapie, die wir dem englischen Sex-Offender-Treatment-Programme (SOTP) entlehnt haben (Arbeit an kognitiven Verzerrungen, Entscheidungsketten, Opferempathie). Auch differenzierter Einsatz von Medikation in einem Teil der Fälle darf in seiner psychologischen Bedeutung nicht unterschätzt werden. An zwei Vignetten aus unterschiedlichen Gruppen, deren Ausgangspunkt jeweils eine in der Eingangsrunde mitgeteilte „Gefährdung” war, wird unsere Vorgangsweise verdeutlicht.
Heilemann, Michael (2004): Lebensphilosophische Bezugspunkte bei der Behandlung jugendlicher Gewalttäter. Aufgabe, Konzeption, Behandlung und Bewertung des Anti-Aggressivitäts-Trainings (AAT). In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 135-143.
abstract: Zur Veränderung der Schlägermentalität wird persönliche Wachstumsmotivation auf Grundlage einer methodenintegrativen - erst konfrontativen und dann coachenden - „Mittelschichtstherapie” beschrieben. Auf den Ebenen lebensphilosophischer Verankerung, einstellungspsychologischen Erkenntniszuwachses und verhaltenstherapeutischer Intervention wird der Dialekt zwischen Zwang und Wohlwollen entwickelt: Der Ex-Zerstörer als Belohner und Kotherapeut mit lebenslangem Wiedergutmachungsauftrag.
Hinrichs, Günter, Denis Köhler & Nicole Repp (2004): Psychotherapie mit jungen Tötungsdelinquenten. In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 144-149.
abstract: Jugendliche und Heranwachsende, die ein Tötungsdelikt begangen haben, weisen nicht zwangsläufig eine Indikation zur psychotherapeutischen Behandlung auf. Diese ist primär störungsspezifisch zu prüfen, wobei die justiziellen Rahmenbedingungen genauso berücksichtigt werden müssen wie personengebundene Merkmale einschließlich der Therapiemotivation. Es existieren diverse Behandlungsansätze, die sich von der Einzel- bis zur Sozialtherapie erstrecken, mitunter als deliktspezifische Maßnahme. Der zugrunde liegende theoretische Rahmen stellt bislang nur Modelle für ausgesuchte Fragestellungen zur Verfügung. Da die Psychotherapie mit Tötungsdelinquenten oft nur einen Bestandteil einer allgemeinen intramuralen oder Gewalttätertherapie darstellt, finden sich wenige speziell auf diese Klientel bezogene Studien. Insofern hat man sich auch bezüglich der Effektivität einer solchen Maßnahme an den Ergebnissen zur intramuralen Straftäterbehandlung allgemein zu orientieren. Eine Standardtherapie für (junge) Menschen, die getötet haben, kann es begreiflicherweise nicht geben, wenngleich neben den Erkenntnissen der neueren Psychotherapieforschung durchaus spezifische Anteile zu berücksichtigen sind.
Pierschke, Ralph (2004): Ätiologie und Symptomatologie von Sexualstraftaten. In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 150-154.
abstract: Auf dem Hintergrund traditioneller und neuerer empirischer Erklärungsansätze und Erkenntnisse werden Ursachen sexueller Verhaltensabweichungen und als deren Ausdruck spezifische Formen von Sexualstraftaten dargestellt und erörtert. Skizziert werden Tätertypologien und an zwei Fallbeispielen Entwicklungsverläufe exemplarisch dargestellt. Der Umgang mit und insbesondere die Behandlung von Sexualstraftätern setzt ein entsprechend fundiertes Wissen über Ätiologie und Symptomatologie voraus.
Dutschmann, Andreas & Daniela Liffers (2004): Das Wut-Reduktions-Training (WuRT). Ein Trainingsprogramm für aggressive Kinder und Jugendliche. In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 155-159.
abstract: Das Wut-Reduktions-Training (WuRT) wurde zum Abbau von Wutanfällen bei 8- bis 15-jährigen Kindern entwickelt. Es bezieht sich allerdings nur auf Verhaltensweisen überwiegend respondenter Natur (Typ B im Sinne der Aggressionsklassifizierung nach Dutschmann [1999]). Im Wesentlichen umfasst es folgende Techniken: Rationalisierung (Zusammenhänge werden genau definiert und beschrieben), Motivierung (die intrinsische und extrinsische Kooperationsbereitschaft des Kindes wird gefördert), Basisinformation der Eltern (Bezugspersonen werden über eigene Interventionsmöglichkeiten informiert), Kurztraining der Kinder (Alternativreaktionen auf aversive Stimuli werden im Rollenspiel eingeübt), In-vivo-Coping mit Hausaufgaben (Kind und Bezugspersonen versuchen einen Transfer auf die Lebenssituation und protokollieren die Ergebnisse), Evaluation (Therapeut, Kind und Bezugspersonen überprüfen auf Basis der Protokolle die Effektivität der Maßnahmen und modifizieren diese gegebenenfalls). Es liegt eine empirische Evaluationsstudie vor, die u. a. nachweisen konnte, dass das WuRT zu einer signifikanten Reduktion von Wutanfällen bzw. deren Problemstärke führt.
Cierpka, Manfred (2004): Täterschaft im Ansatz verhindern - das Curriculum FAUSTLOS. In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 160-162.
abstract: Präventives Handeln versucht der Entwicklung von seelischen und körperlichen Erkrankungen vorzubeugen und die Gesundheit der Einzelnen zu fördern. Personenzentrierte Präventionsmaßnahmen sollten in der frühen Kindheit einsetzen. Familien- bzw. elternzentrierte Maßnahmen unterstützen die Erziehungskompetenzen und das Familienleben. In den kindzentrierten Konzepten hat sich die Förderung der sozial-emotionalen Kompetenzen der Kinder bewährt. Das Programm FAUSTLOS vermittelt alters- und entwicklungsadäquate prosoziale Kenntnisse und Fähigkeiten in den Bereichen Empathie, Impulskontrolle und Umgang mit Ärger und Wut. Das Curriculum stößt auf Resonanz und Akzeptanz. Forschungsergebnisse belegen seine Effektivität.
Fraenkel, Peter (2004): Der beziehungsorientierte Ansatz zur Behandlung von Inzest. In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 163-170.
abstract: Es wird der systemische Ansatz zur Behandlung von Inzest auf familientherapeutischer Grundlage beschrieben. Dem Ansatz zufolge ist die wesentliche und unvermeidliche Auswirkung von Inzest die Traumatisierung von Familienverhältnissen. Der systemische Ansatz versucht daher, diese Verhältnisse zu klären, indem er die Beziehungen, die das missbrauchte Kind unterstützen, stärkt und das Kind vor weiterem möglichen Missbrauch schützt. Der Ansatz verbindet Ideen und Praktiken des sozialen Konstruktivismus, des Feminismus und des familiensystemischen Denkens und stützt sich auf eine multimodale Herangehensweise (Familienbehandlung, Zweier-, Einzel- und manchmal Gruppenbehandlung). Eine kurze Fallgeschichte wird dargestellt, um die Arbeit mit einem jugendlichen Täter im Kontext seiner Familie herauszustellen.
Schwarte, Reinhild & Henning Saß (2004): Diagnostik in der forensischen Psychiatrie. In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 171-175.
abstract: Bei der Beurteilung von Straftaten kommt der psychiatrischen und psychologischen Begutachtung und Diagnosestellung eine große Bedeutung zu. Dieser Beitrag soll Einblick in den professionellen Ablauf einer Begutachtung geben und aufzeigen, was die verschiedenen Diagnostikmethoden zur gutachterlichen Beurteilung von Straftaten beitragen können. Hierzu werden in dem vorliegenden Artikel sowohl standardisierte Verfahren der psychopathologischen Diagnosestellung als auch gutachterliche Aspekte im Sinne einer psychopathologisch-psychologischen und normativen Einschätzung im Überblick dargestellt. Besonderer Wert wird dabei auf die Darstellung der Diagnostik im Bereich der Persönlichkeitsstörungen gelegt. In einem gesonderten Abschnitt werden mögliche Fehler und Probleme des diagnostischen Prozesses abgehandelt. Schließlich werden im Zusammenhang mit der Diagnostik von persönlichkeitsgestörten Straftätern als Ausblick aktuelle Gesichtpunkte der neurobiologischen und psychophysiologischen Forschung betrachtet.
Nowara, Sabine (2004): Täterbegutachtung, Schuldfähigkeit, Prognose. In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 176-180.
abstract: Die Voraussetzungen für die Begutachtung von Straftätern sind im deutschen Strafrecht geregelt. Zunächst werden die entsprechenden gesetzlichen Vorgaben der §§ 20, 21 StGB dargelegt und erörtert, zum anderen die Voraussetzungen zur Frage der Anwendung einer Maßregel näher betrachtet. Ein besonderer Stellenwert kommt der Begutachtung zu Fragen der Prognose zu. Gerade in diesem Bereich gibt es neben verschiedenen Kriterienlisten eine Vielzahl neuerer wissenschaftlicher Forschungsansätze, die, bei allen nach wie vor bestehenden Schwierigkeiten und Grenzen bei der Erstellung einer Prognose, sich in der praktischen Arbeit als wichtig gezeigt haben. Darüber hinaus stellt grundsätzlich die klinische Erfahrung seitens der Gutachter in der Behandlung von Straftätern einen wichtigen Eckpfeiler in der Prognosebegutachtung dar.
Tschan, Werner (2004): Helfer als Täter. Sexuelle Grenzverletzungen durch medizinische und psychosoziale Fachpersonen. In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 181-185.
abstract: Das Gesundheitswesen hat bisher sexuelle Übergriffe und andere Formen von Machtmissbräuchen durch Fachleute kaum thematisiert. Unter Aspekten der Qualitätssicherung stellt sich jedoch zunehmend die Frage, ob die Fachleute im Gesundheitswesen über die persönlichen Voraussetzungen verfügen, die ihnen übertragenen Aufgaben korrekt auszuführen. Damit sind sehr direkt Fragen der Patientensicherheit angesprochen, wie auch die entsprechenden Maßnahmen. Im Englischen hat sich der Begriff PSM (Professional Sexual Misconduct = professioneller sexueller Missbrauch) für sexuelle Grenzverletzungen durch Fachleute etabliert.
Rotthaus, Wilhelm (2004): Warum über 70 % der Täter Frauen sind …. Psychotherapie im Dialog 55(2): 186
Greiner, Gerhard & Jochen Schweitzer (2004): Die Täter kommen aus unserer Mitte. Eine Gemeinde stellt sich ihrer Verantwortung. Gerhard Greiner im Gespräch mit Jochen Schweitzer. In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 187-191.
abstract: Gerhard Greiner ist seit zwölf Jahren Bürgermeister der nordbadischen 6000-Einwohner-Gemeinde Neulußheim. Vor seiner Wahl zum Bürgermeister war Greiner zuerst als Diakon und später als Lehrer im Schuldienst viele Jahre im Schwäbischen tätig.
Fliegel, Steffen (2004): Vergangenheit und Zukunft. Interview mit einer Täterin. In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 192-195
Fliegel, Steffen & Jochen Schweitzer (2004): Resümee: Täter. In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 196-197.
abstract: Täterbehandlung ohne Einbezug gesellschaftlicher und institutioneller Bedingungen durchzuführen greift zu kurz. In zahlreichen Beiträgen wird die Bedeutung gesellschaftlicher Haltungen und Einflüsse und der daraus resultierenden Behandlungsstrukturen beschrieben. Diese spiegeln sich zum Beispiel darin wider, dass die Sicherung der Unterbringung höher gewichtet ist als die Behandlung. Auch Therapeutinnen und Therapeuten sind dem gesellschaftlichen und institutionellen Druck ausgesetzt, zum Beispiel dadurch, dass sie neben ihrer therapeutischen Aufgabe Begutachtungen vorzunehmen haben (Sabine Nowara). Peter Fiedler beschreibt, dass auch trotz oder mit diesem Spagat, so es transparent ist, effektive Behandlungen möglich sind.
Eichenberg, Christiane (2004): Täter(-hilfen) und Gewalt(-förderung) im Internet. In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 198-203.
abstract: Der Themenschwerpunkt „Täter” ist im Internet mit unterschiedlichen Perspektiven vertreten und spricht unterschiedliche Nutzer an. Wichtige Dimensionen bei der Suche sind: Fachleute vs. (potenzielle) Täter und Interventionsmöglichkeiten im zeitlichen Verlauf (Prävention vs. Behandlung/Rehabilitation). Es ergeben sich folgende Fragen: Welche wissenschaftlichen Ressourcen zu Diagnostik und Therapie von Tätern stehen Professionellen online zur Verfügung? Welche netzbasierten Informations- und Hilfsmöglichkeiten stehen therapiewilligen (Dunkelfeld-)Tätern offen? Welchen Stellenwert nimmt das Internet ein im Spannungsfeld zwischen seinem Potenzial zur Prävention von Gewalttaten und dem Risiko (potenzielle) Täter zu fördern?
Riedel-Pfäfflin, Ursula & Arist von Schlippe (2004): Vom Hungern nach Beziehung. In: Psychotherapie im Dialog 55(2): S. 205-207.
abstract: Im Folgenden wollen wir in Fortführung des letzten Themenheftes „Anorexie” ein Gespräch mit Frau Professor Riedel-Pfäfflin abdrucken, das einen weiteren wichtigen Aspekt in der Diskussion um die Behandlung von Essstörungen abdeckt.
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