1/2010 - 2/2010 - Übersicht
Ramseyer, Fabian (2010): Nonverbale Synchronisation in der Psychotherapie. In: systeme 24 (1): S. 5-30.
abstract: Nonverbales Verhalten spielt eine zentrale Rolle in sozialer Interaktion und beeinflusst die wahrgenommene Beziehungsqualität. Nonverbale Synchronisation – die Koordination nonverbalen Verhaltens zwischen InteraktionspartnerInnen – wurde wiederholt als wichtige Variable der Beziehungsqualität betrachtet. Das hier beschriebene Forschungsprojekt verwendet Videoanalyse-Algorithmen, die eine automatisierte, objektive Quantifizierung nonverbaler Synchronisation in Psychotherapien erlaubt. Sowohl in einer randomisierten Stichprobe als auch auf der Ebene eines Einzelfalls war nonverbale Synchronisation mit diversen Ergebnismaßen der Psychotherapien positiv assoziiert: Sitzungen, die von den Beteiligten eine positive Einschätzung bezüglich der Beziehungsqualität erhielten, zeichneten sich durch hohe Synchronisation aus. Dasselbe galt für Therapien mit einer erfolgreichen Symptomreduktion. Sowohl die unmittelbar empfundene Beziehungsqualität (Einschätzung direkt nach Sitzungsende) als auch der längerfristige Therapieerfolg (Einschätzung nach Therapieende) korrelieren mit dem Ausmaß nonverbaler Synchronisation. Nonverbale Synchronisation kann als automatisch erfolgende Manifestation der Beziehungsentstehung und -aufrechterhaltung betrachtet werden. Sie erfolgt in beide Richtungen: PatientInnen und TherapeutInnen imitieren ihr nonverbales Verhalten gegenseitig.
Vogt, Matthias (2010): Mächtige Jugendliche – ohnmächtige Eltern? In: systeme 24 (1): S. 31-54.
abstract: Jugend- und Familienberatungsstellen sind vermehrt konfrontiert mit sich mächtig aufführenden Jugendlichen und verzweifelten -Eltern. Jugendliche sind nicht wirklich mächtig, wenn es ihnen gelingt, ihre Eltern über längere Zeit in eine Ohnmachtsposition zu versetzen. Vielmehr erzeugt dies Schuld- und Schamgefühle, bremst den jugendlichen Mut und führt letztlich zu Ohnmachtsgefühlen. Für die Entwicklung und spätere Ablösung brauchen Jugendliche Eltern, die ihnen Halt bieten. Eine Stärkung der Eltern ist somit im Interesse der Jugendlichen. In der Familientherapie geht es unter anderem darum, die Konfliktdynamik zu verstehen und der Familie zu besseren Formen der Kommunikation sowie einer Neuverteilung ihrer Verantwortlichkeiten zu verhelfen.
Koch, Robert, Annette Gehart & Christine Karrer (2010): Praxisbericht: Das Pferd im systemischen Kontext. In: systeme 24 (1): S. 55-76.
abstract: Pferde begleiten den Menschen schon seit Jahrtausenden. In den letzten Jahrzehnten gewann das Pferd im Bereich der Hippotherapie, der heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd und zunehmend auch in psychotherapeutischen Behandlungsverfahren und Coaching an Bedeutung. Der Kontakt mit diesen sensiblen Tieren ermöglicht den Menschen wichtige Rückmeldungen über ihr eigenes Verhalten. Pferde „spiegeln“ sozusagen menschliche Befindlichkeiten. Aber nicht nur die Selbsterfahrung, sondern auch der Transfer der Erkenntnisse in den Alltag ist von Bedeutung. Pferde sind bereit, sich unter für sie günstigen emotionalen Umständen dem Menschen anzuschließen. Sie reagieren klar und unmissverständlich auf menschliches Verhalten und sind so für die systemische Arbeit eine interessante Erweiterung. Mit EAGALA (equine assisted growth and learning association) entstand ein systemisch orientiertes Ausbildungsverfahren der Bodenarbeit mit Pferden.
Levold, Tom (2010): Nachruf auf Rosmarie Welter-Enderlin. In: systeme 24 (1): S. 77-79
Elsässer, Konrad (2010): Tagungsbericht: Neue systemische Geschichten für PraktikerInnen – 30 Jahre ISTUP Frankfurt. In: systeme 24 (1): S. 80-82
|