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systeme Heft 1/2004
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1/2004 - 2/2004 - Übersicht
Freund, Alexandra M., Marc-Thorsten Hütt und Milos Vec (2004): Selbstorganisation: Aspekte eines Begriffs- und Methodentransfers. In: systeme 18(1), S. 3-20.
abstract: Die Hoffnung, in der
Theorie der Selbstorganisation eine die verschiedenen Wissenschaften
übergreifende Meta- oder Leit-Theorie zu finden, ist unter anderem im
gegenwärtig zu beobachtenden Transfer zentraler Begriffe der
Selbstorganisation wie „Chaos“, „Komplexität“ oder „Emergenz“ in
sozial- und geisteswissenschaftlichen Publikationen abzulesen. Dieser
Artikel geht der Frage nach, inwiefern die Verwendung von zentralen
Begriffen der Selbstorganisation in der Naturwissenschaft Physik, der
Sozial- und Verhaltenswissenschaft Psychologie und der
Geisteswissenschaft Geschichte auf denselben theoretischen Kern
zurückgreifen. Die Nützlichkeit und die Grenzen des Begriffstransfers
werden anhand dieser drei Disziplinen beispielhaft erörtert.
Epple, Hartmut und Regina Riedel
(2004): Aufsuchende Familientherapie: Den Ressourcen-Reichtum der
ganzen Familie für die Therapie nutzen. In: systeme 18(1), S. 22-31.
abstract: Bezug nehmend auf
Wedekind et al. (2003) formulieren die AutorInnen eine Ergänzung aus
ihrer jahrelangen Praxis in Aufsuchender Familientherapie (AFT). Sie
plädieren für eine Indikation, die sich an der Erreichbarkeit der
Familien(mitglieder) orientiert und weniger an der Zuschreibung
geringer Ressourcen. Außerdem werden einige Anwendungen der AFT im
Rahmen der Jugendhilfe (Zwangskontext, AFT im Kontext stationärer
Hilfe, Screeningfunktion) thematisiert. Ein tabellarischer
Kostenvergleich mit anderen Hilfen zur Erziehung wird angefügt, aus dem
deutlich wird, dass AFT durchaus auch im Kostenvergleich mit anderen
Hilfen bestehen kann.
Lipchik, Eve (2004): Selbstkonzepte im Handeln von TherapeutInnen. In: systeme 18(1), S. 32-40.
abstract: Gerahmt von zwei
Fallgeschichten und über die Rezeption aktueller neurologischer
Forschungsbefunde widmet sich der folgende Beitrag den Selbstkonzepten
von PsychotherapeutInnen. Ausgehend von der Fragestellung, wie
TherapeutInnen als Menschen mit Selbst sowie Biografie Entscheidungen
treffen, welche dann über verbales und nonverbales Handeln im
therapeutischen System bzw. in der Beziehung zu ihren KlientInnen
wirksam werden, beschäftigt sich die Autorin mit inneren Gesprächen der
Therapeutin, begrifflich als Dual Track Thinking umrissen. Dual Track
Thinking wird beschrieben als persönliches Erleben, bei dem auf einem
Band der Klientin zugehört und beobachtet wird, auf dem anderen Band
die eigenen Gedanken und Gefühle beobachtet werden; und gleichzeitig
ein interner Dialog geführt wird, in dem es darum geht, Entscheidungen
zu treffen in der Beziehung zu KlientInnen. Mit jeder Transaktion muss
nicht nur entschieden werden, wo die Grenze zwischen Therapeutin und
KlientInnen liegt, sondern auch, wo die Grenze zwischen professionellem
und persönlichem Selbst liegt; ein komplexes, verantwortungsvolles
Unterfangen, wofür es keine Patentrezepte gibt und welches
kontinuierlicher selbstreflektierender Auseinandersetzungen im Zuge von
jeweils einzigartigen therapeutischen Prozessen bedarf.
Levold, Tom (2004): Therapeutenpersönlichkeit zwischen Rolle und Identität. In: systeme 18(1), S. 41-51.
abstract: Mehr als bei vielen
anderen Berufsgruppen geht man bei PsychotherapeutInnen im
Alltagsbewusstsein davon aus, dass sie eine Persönlichkeit darstellen.
In der Psychotherapie-Forschung wird die Rolle der
Therapeutenpersönlichkeit als besonderer Wirkfaktor betont. Ausgehend
von der Unterscheidung zwischen Person und Persönlichkeit geht es im
folgenden Beitrag um die Klärung der Frage, welche unterschiedlichen
Erwartungen an die „Person“ der Therapeutin und an den Therapeuten als
„Persönlichkeit“ gerichtet werden können. Dabei wird deutlich, dass die
Therapeutenpersönlichkeit einerseits ein soziales Konstrukt darstellt,
welches in der sozialen Interaktion mit KlientInnen, KollegInnen und
anderem Publikum beständig inszeniert und re-inszeniert werden muss, um
soziale Wirkung entfalten zu können, andererseits aber nicht einfach
nur als soziale Rolle zu verstehen ist. Darüber hinaus geht es nämlich
um eine langwierige und allmähliche Hineinnahme sozialer und
kultureller Formen in die individuelle Selbstdarstellung, deren
sozialer Charakter jedoch in der Regel anderen und auch dem eigenen
Selbst verborgen bleibt. Das Ergebnis dieses Prozesses ist ein
spezifischer Habitus, eine Körper gewordene soziale Erfahrung, die wir
in der unmittelbaren Begegnung als Persönlichkeit identifizieren. Es
stellt sich abschließend in diesem Zusammenhang die Frage, welchen
spezifischen Beitrag Psychotherapie-Weiterbildungen zur Entwicklung
einer therapeu?tischen Persönlichkeit leisten können.
Ahlers, Corina (2004): Therapeutisches Leitmotiv als Macht der Therapie. In: systeme 18(1), S. 53-60.
abstract: Es werden an Hand
der hier dargestellten schwierigen Klientin-Therapeutin-Beziehung
subjektive Leitmotive von TherapeutInnen untersucht, welche
professionelle Gesprächssituationen implizit beeinflussen. Gezeigt
wird, dass TherapeutInnen ihre subjektiven Affektmuster und emotionalen
Betroffenheiten in die therapeutische Beziehung einbringen können. Ein
offener Umgang mit der Machtposition von TherapeutInnen erhellt die
therapeutischen Aufträge im Problemsystem.
Steiner, Luna Gertrud (2004): Nicht vom Brot allein. Literatur als Therapie – Therapie als Literatur. In: systeme 18(1), S. 61-76.
abstract: Die Motivation, mich
auf theoretischer Ebene eingehend mit dem Thema "Psychotherapie und
(fiktionale) Literatur" zu befassen, erwuchs aus meiner zweifachen
beruflichen Rolle (Psychotherapeutin und Literaturübersetzerin
vornehmlich zeitgenössischer Literatur aus der griechischen Sprache).
Bei beidem handelt es sich um hochkommunikative Akte der Sinnschöpfung
und Sinnfindung. Hier sollen sie einander an die Seite gestellt und
ihre Gemeinsamkeiten sowie deren Unvereinbarkeiten beleuchtet werden.
Die literarische Position stellt eine mögliche Außenperspektive dar,
von der aus kritisch auf die psychotherapeutische Tätigkeit geblickt
werden kann. TherapeutInnen mögen dadurch erst recht ermutigt sein,
sich den Grenzen der erlernten Methode und der Psychotherapie im
Allgemeinen zu stellen, sie (anzu)erkennen und über sie
hinauszublicken. Der erste, hier abgedruckte Vortragsteil ist dem
Zusammenhang zwischen Psychotherapie und Literatur gewidmet (der zweite
– linguistische – erscheint in einer späteren Ausgabe). Im vorliegenden
Essay setze ich mich damit auseinander, wie Literatur nicht nur der
(Selbst)-Reflexion der Therapeutin, sondern auch dem
psychotherapeutischen Prozess dienlich sein kann. Ich führe aus, wie
das Erzählen-Lesen-Schreiben von Literatur (Literarischem) in den
Techniken der narrativen Therapie, der Biblio- und Poesietherapie
seinen Niederschlag findet und plädiere für eine gleichwertige Stellung
von Sprache und Sprachlichem im Kanon der therapeutisch genützten
Medien. Parallelen zwischen psychotherapeutischen Zielsetzungen und der
Wirkungsweise von Literatur werden gezogen. Last not least breche ich
eine Lanze für einen breiteren (künstlerischen?), weniger normierenden
Blick auf Lösungsversuche und verschiedenste Wege der Lebensbewältigung
überhaupt.
Quistorp, Susanne (2004):
Coaching, Mediation, Organisationsberatung, Organisationsentwicklung,
Supervision, Therapie – Plädoyer für eine respektvolle Respektlosigkeit
im Umgang mit beraterischen Begrifflichkeiten. In: systeme 18(1), S.
76-80.
abstract: Die beraterischen
Begrifflichkeiten und professionellen Abgrenzungen werden vor dem
Hintergrund der sie prägenden Interessengruppen und im Hinblick auf
ihren konkreten Nutzen reflektiert.
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