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systemagazin Zeitschriftenarchiv: Soziale Systeme Heft 2/2005
1/2005 - 2/2005  - Übersicht


Werron, Tobias (2005): „Quantifizierung“ in der Welt des Sports. Gesellschaftstheoretische Überlegungen. In: Soziale Systeme 11(2), S. 199-235.

abstract: „Quantifizierung“ wird von Sportsoziologen und -historikern zu den charakteristischen Merkmalen des modernen Sports gezählt. Der Umgang mit Zahlen im Sport ist in seinen Funktionen, Formen und Folgen jedoch bislang kaum näher untersucht worden. Der Beitrag will einen Anfang machen und einige Ausgangsthesen für die nähere, auch gesellschaftstheoretische Auseinandersetzung mit dem Thema formulieren. Er wählt einen abstrakten differenzierungstheoretischen Ausgangspunkt und versteht den modernen Wettkampfsport als autonome Sinnsphäre, als „Eigenwelt“, die auf den Vergleich von Leistungen spezialisiert ist. In diesem Rahmen richtet sich das Interesse auf Tabellen, „assists per game“, Rekorde und andere Zahlenformate, die auf ihre Beiträge zur Darstellung und Evaluation von Leistungen untersucht werden. In dieser Analyse werden Zahlen primär als Beitrag zum Gedächtnis des Sports erkennbar, und es zeigt sich eine Doppelfunktion von Zahlen, die sich aus ihrer Eignung ergibt, Sinnreduktion auf Leistung (Reduktionsfunktion) mit Wahrscheinlichkeitsdenken (Projektionsfunktion) zu kombinieren. Damit treten sie in ein vielschichtiges Ergänzungs-, aber auch Spannungsverhältnis zu anderen Gedächtniselementen, insbesondere narrativen Elementen, und erweisen sich als ebenso unentbehrlich wie bisweilen ungeliebt. Insgesamt zeigt sich ein temporalisierter Gebrauch statistischer Semantiken, der in die Selbstbeobachtung eines standardisierten und kontinuierlichen Wettkampfbetriebs eingespannt ist und dessen interne Spannungen die für den modernen Sport konstitutive Differenz zwischen „Präsenz“ (Lokalität, Ereignishaftigkeit, Spannung etc.) einzelner Wettkämpfe und Verweisungsreichtum (Globalität, Komplexität, Kontingenz etc.) ganzer Sportarten reflektieren. Der – hier nur angedeutete – Vergleich mit „Ratings“ und „Rankings“ in anderen Funktionssystemen legt nahe, dass die hier entwickelten Thesen auch zu einer allgemeinen gesellschaftstheoretischen Erklärung von „Quantifizierung“ anregen könnten.


Vogd, Werner (2005): Medizinsystem und Gesundheitswissenschaften – Rekonstruktion einer schwierigen Beziehung. In: Soziale Systeme 11(2), S. 236-270.

abstract: In diesem Beitrag wird es darum gehen, die Luhmannsche Theorie der funktionalen Differenzierung auf das Gesundheitssystem anzuwenden. Hierbei wird zwischen Medizin, medizinischer Wissenschaft, medizinischen Organisationen auf der einen und den so genannten Gesundheitswissenschaft und der Gesundheitspolitik auf der anderen Seite zu unterscheiden sein. Indem diese unterschiedlichen Kontexturen miteinander in Beziehung gesetzt werden, ergibt sich ein erweiterter Blick auf die gesundheitspolitischen Diskurse der vergangenen Jahrzehnte. Das Verhältnis von Wissenschaft und klinischer Praxis, die Frage der ärztlichen Profession, der Arzt-Patient-Beziehung sowie die von den Gesundheitswissenschaften vertretene Idee der Prävention und Salutogenese erscheinen nun im Lichte der Spannung unterschiedlicher gesellschaftlicher Funktionsbezüge. Teile des gesundheitswissenschaftlichen Diskurses erscheinen nun als eine an die Politik angekoppelte Einheitssemantik, welche einen Zentralwert proklamiert, der sich jedoch im Sinne der Differenzstruktur der modernen Gesellschaft weder in der Medizin, noch in der Wissenschaft als Funktionsbezug wieder findet.


Lee, Daniel B. (2005): Making Music out of Noise: Barbershop Quartet Singing and Society. In: Soziale Systeme 11(2), S. 271-293.

abstract: A traditionally American form of music, barbershop is a style of unaccompanied singing with three voices harmonizing to the melody (an ensemble of four voices). Depending on the production and perception of noise for its own operations, the social system of barbershop organizes and codes human vocal noise into a form of music with the help of communication. With a functionalist interest in observing how society solves problems of understanding and order, this ethnographic study describes how barbershop singers restrict the variety of their own vocal noise to conditionally reproduce the specific form of their art. The emergence and continuation of barbershop as an empirically operating social system can be considered highly unlikely, requiring much more than the willing participation of singers. The improbable connectivity of barbershop depends on semantic and structural resources made available within interaction, organization, and society: three differentiated unities of communication.

Musik aus Geräuschen: Barbershop Quartett-Gesang und Gesellschaft
Die traditionelle US-amerikanische Musikrichtung, Barbershop, ist eine spezielle Form des A-Capella-Gesangs mit einem vierstimmigen Akkord auf jeder Melodienote. Die selbstreferentielle Organisation dessen, was sich zunächst nur als Rauschen darstellt, aber zu Musik werden soll, gelingt dabei mit Hilfe von Kommunikation. Diese Perspektive, die sich dafür interessiert, wie eine Gesellschaft Probleme der Verständigung und Ordnung löst, verdankt sich zunächst einem funktionalistischen Interesse. Auf ethnographischer Basis wird dabei nachvollzogen, wie das soziale System des Barbershop-Singens diese besondere Form des Gesangs herstellt, indem es die Variationsmöglichkeiten vokaler Geräusche einschränkt. Entstehung und Fortdauer des Barbershop-Singens als empirisch operierendes soziales System muss als hochunwahrscheinlich angesehen werden, insofern es mehr als der Zustimmung zur Teilnahme bedarf. Es hängt darüberhinaus von semantischen und strukturellen Ressourcen ab, die auf drei verschiedenen Formen der Kommunikation beruhen: Interaktion, Organisation und Gesellschaft.


Nichelmann, Rolf & Alexander Paquée (2005): Ethnizität. Ein Problem für die Liquidität des Mediums Macht? In: Soziale Systeme 11(2), S. 294-326.

abstract: Daß Ethnizität nicht, wie noch von Theorien der sogenannten melting pot modernization behauptet, mit fortschreitender funktionaler Differenzierung in der Auflösung begriffen ist, ist inzwischen sozialwissenschaftliches Gemeingut. Wie sich dieses Phänomen theoretisch konsistent konzeptualisieren läßt, bleibt in entscheidenden Hinsichten allerdings offen. Die Diskussion scheint sich auf eine Position zurückgezogen zu haben, die bereits von Max Weber formuliert wurde und Ethnizität als eine Form von Gemeinsamkeitsglauben charakterisiert. Dieser implizite Konsens kann als Ergebnis einer Reihe von epistemologischen Hindernissen beschrieben werden, nicht zuletzt der Tatsache, daß handlungstheoretische Ansätze mit der Handhabung der Unterscheidung psychisch/sozial überfordert sind. Allerdings gelingt es auch den wenigen systemtheoretischen Beiträgen zum Zusammenhang von Ethnizität und Modernität nicht, den Ethnizitätsbegriff funktional hinreichend zu spezifizieren. Wir schlagen eine auf der Unterscheidung von Risiko/Gefahr fußende attributionstheoretische Fassung des Ethnizitätsbegriffs vor. Vor diesem Hintergrund läßt sich das Relevantwerden ethnischer Semantiken für das politische System als Vertrauenskrise beschreiben, welche möglicherweise die Zirkulation des symbolisch generalisierten Kommunikationsmediums Macht beeinträchtigt.


Sløk, Camilla (2005): Niklas Luhmann’s Ambiguity Towards Religion. In: Soziale Systeme 11(2), S. 327-345.

abstract: There is an ambiguity in Luhmann’s view of religion, which states on the one hand that religion is an affirmative way of dealing with contingency and freedom and on the other that religion is an old-fashioned system, since it postulates necessity in a modern world where things are always subject to a second-order observational perspective. A way of resolving the ambiguity in Luhmann’s analyses is to look at it through Luhmann’s differentiation between religion’s three sub-systems. The point is that if Luhmann’s own differentation is used, the ambiguity can be seen as a differentiation between 1) religion as church, and 2) religion as reflection. The distanced view on religion may express religion as institution, while the affirmative view on religion may be an interpretation of the reflectory potential in religion’s dealing with contingency and necessity.

Niklas Luhmanns zweideutige Haltung zur Religion
Luhmanns Verständnis von Religion ist ambivalent insofern er einerseits davon ausgeht, daß Religion einen affirmativen Umgang mit Kontingenz und Freiheit pflegt und andererseits Religion als ein letztlich der Moderne nicht mehr angemessenes Funktionssystem betrachtet, da es Notwendigkeit postuliert in einer Gesellschaft, die sich wesentlich über Beobachtungen zweiter Ordnung konstituiert. Eine mögliche Auflösung der Ambiguität der Luhmannschen Analyse liegt in der Annahme einer internen Differenzierung des Religionssystems, indem 1) Religion als Kirche von 2) Religion als Reflexion unterschieden wird. Die distanzierte Sichtweise auf Religion bezieht sich dann auf die Religion als Institution, die eher affirmative Einstellung rekurriert auf das Reflexionspotential der Religion, das in ihrer Beschäftigung des Verhältnisses von Kontingenz und Notwendigkeit begründet liegt.


Schiltz, Michael, Gert Verschraegen & Stefano Magnolo (2005): Open Access to Knowledge in World Society? In: Soziale Systeme 11(2), S. 346-369.

abstract: This paper examines the societal significance of the Open Access movement and especially addresses its role in the public domain and in what’s commonly called ‘global civil society’. Taking advantage of the opportunity to study the emergence of a potentially transformative communicative technology in situ, we explore the social and evolutionary potential of Open Access, demonstrating how the global spread of technologies and associated semantics of ‘openness’ are giving new content to the concepts of the public sphere, civil society and social inclusion. In a first step, the paper argues that classical concept of civil society is less and less convincing and not adapted to the features of modern world society. In a second step the paper proposes different ways to rethink the notions of ‘civil society’ and the ‘public’ to fit the reality of a world society where knowledge is increasingly a resource for creating associations and networks. We argue that the Open Access and Creative Commons movement have contributed to the proliferation of non-localised, global ‘epistemic communities’ and have created new definitions of information and ownership. The paper also tackles misunderstandings of Open Access as a radical denial of copyright or revenue (and even profit), but demonstrates how Open Access is very well compatible with current economic realities and the emerging structure of world society.

Der Text untersucht die gesellschaftliche Bedeutung der Open Access Bewegung, insbesondere ihre Rolle in der sog. Public Domain und dem, was üblicherweise 'globale Zivilgesellschaft' genannt wird. Dabei nutzt die Studie die Möglichkeit, das Entstehen einer potentiell die Formen der Kommunikation verändernden Technologie zu beobachten dazu, das soziale und evolutionäre Potential von Open Access herauszustellen, indem sie zeigt, daß die globale Verbreitung von Technologien und damit zusammenhängenden Semantiken der 'Offenheit' zu einem neuen Verständnis von Öffentlichkeit, Zivilgesellschaft und Inklusion führt. In einem ersten Schritt wird gezeigt, daß das klassische Konzept der Zivilgesellschaft immer weniger überzeugt, da es nicht an die neuen Formen der modernen Weltgesellschaft angepaßt ist. Anschließend werden unterschiedliche Konzepte von 'Zivilgesellschaft' und 'Öffentlichkeit' vorgeschlagen, die der Realität der Weltgesellschaft, in der Wissen eine immer wichtigere Ressource für die Herstellung von Verbindungen und Netzwerken wird, angemessen sind. Die Open Access und Creative Commons Bewegungen haben, so unsere These, zur Verbreitung nichtlokaler, globaler 'epistemic communities' beigetragen und neue Definitionen von Information und Eigentum geschaffen. Der Aufsatz kritisiert Ansätze, die Open Access als eine radikale Ablehnung von Urheberrechten oder Gewinnstreben mißverstehen, indem er zeigt, daß Open Access durchaus mit den herrschenden ökonomischen Realitäten und den Strukturen der entstehenden Weltgesellschaft kompatibel ist.


Kron, Thomas & Lars Winter (2005): Fuzzy-systems – Überlegungen zur Vagheit sozialer Systeme. In: Soziale Systeme 11(2), S. 370-394.

abstract: Ziel dieses Beitrags ist, die Luhmannsche Systemtheorie auf eine Modellierung mittels Fuzzy-Logik umzustellen und somit die Theorie autopoietischer Sozialsysteme in Richtung einer Theorie der Fuzzy-Systems fortzuentwickeln. Mit Hilfe der Fuzzy-Logik wird es möglich, Vagheiten von Systemzugehörigkeiten und vage Codierungsprozesse zu modellieren, ohne auf akteur- oder organisationstheoretische Modelle zurückgreifen zu müssen. Dies führt u.a. zu einer Neubestimmung der Vorstellung von Polykontexturalität als Poly-Optik sowie von Systemüberschneidungen.


Schimank, Uwe (2005): Funktionale Differenzierung und gesellschaftsweiter Primat von Teilsystemen – offene Fragen bei Parsons und Luhmann. In: Soziale Systeme 11(2), S. 395-414.

abstract: Der Beitrag widmet sich der Frage, inwieweit das Konzept der funktionalen Differenzierung der modernen Gesellschaft mit Vorstellungen vereinbar ist, die bestimmten Teilsystemen einen gesellschaftsweiten Primat zusprechen. Sowohl Parsons als auch Luhmann setzen ihr generelles Verständnis funktionaler Differenzierung gerade gegen solche Primatvorstellungen ab. Bei beiden finden sich allerdings vielfältige Hinweise darauf, dass bestimmten Teilsystemen doch ein gesellschaftsweiter Primat zukommen könnte. Diese unübersichtliche Diskussionslage wird systematisiert, und die offenen Fragen werden präzisiert, um eine Fortführung der Klärung einer gesellschaftstheoretischen Kernfrage zu ermöglichen.



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