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Psychotherapie & Sozialwissenschaft Heft 2/2002
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1/2002 - 2/2002 - 3/2002 - 4/2002 - Übersicht
Buchholz, Michael B. (2002): Der Fall des Alltags. In: Psychoth.Soz. 4(2), S. 83-102.
abstract: Unsere Welt ist
alles, was unser Fall ist – aber wie wir über unsere Fälle diskutieren,
hat nicht immer nur mit dem Fall zu tun. Wer einen Fall präsentiert,
will oder muß sich als kompetenter Angehöriger der community ausweisen
und er kann das tun, indem er seine Kenntnisse der Szene-Rituale
dokumentiert, bestimmte Sprachformeln wie Textbausteine verwendet oder
auf Theoriefragmente anspielt. Die Ritualisierung der Falldarstellung
durchzieht auch die Formen schriftlicher Kommunikation, wenn über Fälle
in Fachzeitschriften berichtet wird. Berichtet wird über eine
Untersuchung an 5 Jahrgängen von zwei psychoanalytischen und zwei
familientherapeutischen Zeitschriften, die mit dem Ziel erfolgte, etwas
über professionelle Kommunikation zu erfahren. Ausgewertet wurden
Fallgeschichten, deren Länge, kommunikative Formate, stilistische
Mittel. Es werden Vorschläge zur Verbesserung der professionellen
Kommunikation gemacht.
Ortmann, Karlheinz (2002):
Patienten mit langwierigen funktionellen Beschwerden. Die Bedeutung der
Lebenssituationen und Versionen der Erkrankten über die Ursache ihrer
Beschwerden für den Hilfeprozeß. In: Psychoth.Soz. 4(2), S. 117-137.
abstract: Die Ausführungen
basieren auf einer qualitativen sozialwissenschaftlichen Studie mit
explorativem Charakter, in der Patienten mit langwierigen funktionellen
Beschwerden und die sie behandelnden Hausärzte jeweils zum Krankheits-,
Versorgungs- und Behandlungsverlauf interviewt wurden.
Es zeigt sich, daß sich Diskrepanzen zwischen Patienten und Ärzten in
den Versionen bzw. Problemsichten (wie sind die Beschwerden zu
verstehen?) und den Problemlösungsstrategien (wie können die
Beschwerden erfolgreich behandelt werden?) als das zentrale
Behandlungsproblem erweisen, mit dem Ärzte professionell umgehen
müssen. Wenn Ärzte die Lebenssituationen und Versionen der Patienten
über die Ursache ihrer Beschwerden aufgreifen und die Behandlung an den
Möglichkeiten und Begrenzungen der Patienten zum Problemverstehen und
zur Problemlösung ausrichten, kann es gelingen, neue Versionen mit den
Patienten zu verhandeln. Solche Verhandlungen stellen Anfänge von
Behandlung dar und sind Voraussetzung dafür, daß es zu Fortsetzungen
kommen kann. Über personale und konzeptionelle Passungen zwischen
Patienten und Ärzten werden Problemlösungen im Dialog zwischen
Patienten und Ärzten als Koproduktion möglich.
Ruff, Wilfried und Sebastian Leikert (2002): Das Zeiterleben im Therapieprozeß von Patienten. In: Psychoth.Soz. 4(2), S. 103-116.
abstract: Das Erleben von
Patienten zu Beginn ihrer stationären Behandlung ist von ihrer äußeren
Realität bestimmt: sie versuchen die Therapiedauer zeitlich zu
begrenzen und entsprechend zu verplanen. Solche Bemühungen, Zeit zu
kontrollieren, erweisen sich als Abwehrleistung. Wird dann in der
Therapie dem Patienten sein Grundkonflikt bewußter, so gewinnt für ihn
die eigene psychische Realität an Bedeutung und die Zeit verliert ihre
bisherige Wichtigkeit. Zeit wird vorübergehend zu einem Kreisprozeß.
Dieses Zeiterleben ändert sich, sobald der Patient in eine krisenhafte
Situation gerät. Denn diese fordert von ihm eine Entscheidung zwischen
neurotischen und progressiven Konfliktlösungen. Ein Resultat gelungener
Therapien ist nicht nur die Möglichkeit einer neuen Konfliktlösung,
sondern auch ein integrierteres Erleben in der Zeit, das sowohl die
äußere als auch die innere Realität berücksichtigt.
Strauß, Bernhard und Anna Buchheim (2002): Bindung und Trennung: Zum Verhältnis von Bindungstheorie und Psychoanalyse. In: Psychoth.Soz. 4(2), S. 138-152.
abstract: Ausgehend von
zentralen Annahmen der Bindungstheorie und einigen wesentlichen
Ergebnissen der (klinischen) Bindungsforschung der letzten Jahre werden
in diesem Beitrag Konvergenzen und Divergenzen von Bindungstheorie und
psychoanalytischen Theorien beleuchtet mit dem Ziel, das "Verhältnis"
der beiden – auf gemeinsamen Wurzeln basierenden – Theoriesysteme zu
reflektieren. Es wird gezeigt, daß die Bindungstheorie – trotz einiger
Begrenzungen – ein Modell bietet, auf das verschiedene psychodynamische
(und andere klinische Konstrukte) bezogen und empirisch fundiert werden
kann. Der Beitrag ist ein Plädoyer für einen fruchtbaren und
konstruktiven Dialog zwischen Bindungstheorie und Psychoanalyse.
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