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Psychotherapie im Dialog Heft 2/2003
1/2003 - 2/2003 - 3/2003 - 4/2003 - Überblick


Bilitza, Klaus Walter & Petra Schuhler (2003): Editorial: Sucht. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 105-106.

abstract: Über 7 Mio. Menschen in der Bundesrepublik konsumieren Alkohol in riskanter Weise, noch einmal 2,4 Mio. betreiben einen behandlungsbedürftigen Alkoholmissbrauch, weitere 1,5 Mio. Menschen sind alkoholabhängig. Stellt man die negativen Folgen als Todesfälle und Folgekosten zusammen, so ergeben sich hinsichtlich des Alkohols allein 42 000 Todesfälle pro Jahr und 40 Milliarden DM Folgekosten. 1,4 Mio. Menschen sind von einer Abhängigkeit psychotroper Medikamente betroffen. Dabei stehen Hypnotika und Sedativa an der Spitze. Etwa 290 000 Menschen sind abhängig von illegalen Drogen, die Statistiken verzeichnen davon in der Folge über 1 800 Todesfälle (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen 2001). Diese dürren Zahlen sprechen für sich und belegen die enorme gesellschaftliche Bedeutung, die der Suchttherapie zukommt. Dem Selbstverständnis der Zeitschrift PiD entsprechend haben wir auch diesmal wieder exponierte VertreterInnen der Verhaltenstherapie, Familientherapie und Psychoanalyse zu Wort kommen lassen. Für die vor allem in Suchtberatungsstellen und in Suchtfachkliniken Tätigen ist die problembezogene Zusammenarbeit zwischen TherapeutInnen, die in den Paradigmata bzw. Schulen von Psychoanalyse, Systemischer Therapie und Verhaltenstherapie ihre Ausbildung erfahren haben, längst gewohnter Alltag. Insofern ist das Thema dieses Heftes besonders gut für eine Betrachtung über die Grenzen unserer Therapieschulen hinaus geeignet.


Vogelgesang, Monika (2003): Zwischen Tradition und Innovation. Entwicklungen in der Suchttherapie. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 107-111.

abstract: Die Suchttherapie in Deutschland weist im internationalen Vergleich die besten Ergebnisse auf. Sie ist jedoch in ihrer Komplexität und hohen Differenziertheit für den Außenstehenden nur schwer fassbar und möglicherweise verwirrend. In diesem Übersichtsartikel wird der State of the Art der modernen Suchttherapie aufgezeigt. Die suchttherapeutischen Interventionen werden in einem entwicklungsgeschichtlichen Zusammenhang dargestellt. Vor dem Hintergrund traditioneller Maßnahmen werden Innovationen kritisch gewürdigt. Zuerst wird auf Neuerungen eingegangen, die als Teile eines Entwicklungskontinuums die heutige Suchttherapie wesentlich bestimmen und hauptsächlich zu ihrer Effektivität beitragen. Im zweiten Teil werden Innovationen betrachtet, die sich von der Idee her deutlich von den bisherigen Vorgehensweisen absetzen, die Erfolg versprechend sein könnten, jedoch noch keinen Eingang in die breitere Anwendung gefunden haben. Schließlich wird auf jüngere Entwicklungen in den Randbereichen der traditionellen Suchttherapie wie Prävention, Frühintervention, Therapie des schädlichen bzw. riskanten Gebrauchs, Entgiftung und Harm reduction eingegangen.


Rost, Wolf-Detlef (2003): Zur Aktualität des psychoanalytischen Ansatzes in der Suchtbehandlung. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 112-118.

abstract: Suchtkrankenbehandlung verlangt in zunehmendem Maße Konzepte für eine differenzierte Diagnostik und Behandlungsindikation; zudem rückt die Komorbidität von Sucht und anderen psychischen wie somatischen Erkrankungen in den Blickpunkt. Damit gewinnen psychoanalytische Konzepte zur Ätiologie der Sucht wieder an Bedeutung. Angesichts der Ubiquität gerade des Alkoholismus ist eine spezifische Grundstörung nicht zu finden. Erkennbar sind jedoch unterschiedliche Schweregrade in der Erkrankung, bedingt durch Fixierungspunkte der Erkrankung in mehr oder minder elementaren Bereichen der Persönlichkeitsentwicklung. Besonders ist zu unterscheiden, ob dem Suchtmittelabusus primär eine selbstheilende oder eine selbstzerstörerische Funktion zukommt. Hervorgehoben werden die Bereitschaft zum Symptomwechsel und das Leiden gerade in der Abstinenz von der Droge, wenn die bisher abgewehrte Grundstörung durchbricht. Es ergeben sich unterschiedliche therapeutische Implikationen, wobei die Langzeitperspektive der erforderlichen Psychotherapie bei konstantem therapeutischen Bezugsobjekt betont wird.


Lindenmeyer, Johannes (2003): Exposition in vivo in der Behandlung von Alkoholabhängigen. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 119-123.

abstract: Aktuelle Ergebnisse der psychologischen und der neurophysiologischen Suchtforschung deuten übereinstimmend auf dauerhafte Veränderungen im Belohnungszentrum im Verlauf einer Suchtentwicklung hin, die unter dem Begriff des sog. „Suchtgedächtnisses” mit dem Auftreten von Rückfällen von Betroffenen auch nach längerer Abstinenz in Zusammenhang gebracht werden. Mit der Expositionsbehandlung in vivo wurde ein verhaltenstherapeutisches Standardverfahren bei anderen Störungsbereichen in der Behandlung von Suchtkranken übernommen, um die den Betroffenen oftmals nicht bewussten Wahrnehmungs-, Reaktions- bzw. Bewertungstendenzen durch Neuerfahrung in Rückfallrisikosituationen zu verändern. Das Verfahren wird anhand des Fallbeispiels eines Alkoholabhängigen erläutert. Schließlich wird der Forschungsstand zur Wirksamkeit dieses Vorgehens skizziert.


Küstner, Udo, Peter Michael Sack & Rainer Thomasius (2003): Familientherapeutische und systemische Ansätze in der Suchtbehandlung. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 124-129.

abstract: Innerhalb des gegliederten Suchthilfesystems haben die familientherapeutischen und systemischen Ansätze einen festen Platz eingenommen. Im vorliegenden Beitrag werden Indikationskriterien, Therapieziele und Therapeutenhaltung dieser Ansätze im Überblick dargestellt. Ein Fallbeispiel eines jungen drogenabhängigen Patienten und dessen Herkunfts-Familie dient zur Veranschaulichung systemischer Haltung, Hypothesenbildung und Intervention in einer Behandlung einer komplexen Suchtstörung mit komorbiden psychischen Störungen. Aus einer anfänglichen Elternberatung wird durch systemisches Vorgehen ein Behandlungsauftrag des süchtigen Indexpatienten für eine Suchttherapie erarbeitet. Der Einsatz von systemischen Interventionen wird an ausgewählten Eckpunkten der Therapie verdeutlicht.


Bilitza, Klaus Walter (2003): Psychoanalytisch-interaktionelle Psychotherapie. Psychoanalytische Behandlung in der Fachklinik heute. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 130-135.

abstract: Tiefenpsychologische Suchttherapie in der Klinik ist die Chance einer methodisch geleiteten, emotionalen Korrektur derjenigen fehlgelaufenen, frühen seelischen Erfahrungen, die zur Entwicklung einer Sucht führten. Die psychoanalytisch-interaktionelle Methode im Zusammenhang mit der analytischen Krankheitslehre und dem tiefenpsychologischen Verständnis von der Entwicklung des Menschen bietet der Fachklinik ein Basiswissen, an dem alle - auch ohne langjährige therapeutische Ausbildung - teilhaben können, und darauf aufbauend eine psychotherapeutische Methode für Einzel- und Gruppentherapie. Diskutiert wird ein doppelter Nutzen: Rehabilitation für die Patienten und sichere Professionalisierung für die Therapeuten.


Reddemann, Luise (2003): Psychotherapie von Suchterkrankungen als Traumafolgestörungen. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 136-139.

abstract: In Deutschland gibt es bis jetzt wenig Kenntnisse über die Zusammenhänge zwischen Suchterkrankungen und Traumafolgestörungen. Daher werden zunächst einige der Autorin wesentlich erscheinende Grundlagen der Psychotraumatologie vermittelt. Anhand zweier Fallbeispiele, das eine aus dem Bereich der komplexen posttraumatischen Folgestörungen, das andere aus dem Bereich der einfachen PTBS, wird sowohl die Problematik dieser Störungsbilder als auch deren Therapie aus einem der Traumafolgestörung entsprechenden Blickwinkel dargestellt. Abschließend wird die Forderung erhoben, künftig die konfliktorientierten Verfahren kritisch auf ihre Auswirkungen auf traumatisierte Patientinnen und Patienten zu hinterfragen und gegebenenfalls zu modifizieren.


Nitzgen, Dirk (2003): Die Großgruppe als Element stationärer Suchttherapie. Ein Werkstattbericht. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 140-144.

abstract: Mit der vorliegenden Arbeit sollen einige Aspekte der Arbeit mit Großgruppen in der stationären Psychotherapie, speziell der Suchtrehabilitation, dargestellt werden. Dazu wird zunächst die Bedeutung der Großgruppe im Rahmen der stationären Psychotherapie skizziert. In einem zweiten Schritt werden dann grundlegende Konzeptionen eines analytischen Verständnisses der Großgruppendynamik vorgestellt. In einem dritten Schritt wird schließlich anhand eines Fallbeispiels die Praxis gruppenanalytischer Arbeit mit Großgruppen im Rahmen der stationären Suchtrehabilitation vorgestellt und unter dynamischen bzw. behandlungstechnischen Gesichtspunkten erläutert.


Dieckmann, Andreas (2003): Die psychoanalytisch-interaktionelle Methode in der Versorgung von multimorbiden, sozial desintegrierten Abhängigkeitskranken. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 145-149.

abstract: Suchtkrankenhilfe hat ihren Schwerpunkt jenseits üblicher psychotherapeutischer Settings. Mit der psychoanalytisch-interaktionellen Methode haben A. Heigl-Evers und F. Heigl eine Interventionsform vorgelegt, welche vom ersten Kontakt mit dem Patienten bis zu einer intensiven Therapie anwendbar ist. Sie nimmt den Lebensalltag und die Verhaltensänderungsnotwendigkeiten in den Blick. Die Erlernbarkeit der Interventionstechnik auf dem Hintergrund ausreichender Selbsterfahrung ermöglicht eine interaktionelle Grundhaltung für multiprofessionelle Teams in Beratungsstellen, betreuten Wohnprojekten und anderen Versorgungseinrichtungen ebenso wie in der Psychotherapie. Der Artikel beschreibt die Methode praxisnah in mehreren Schritten und zeigt die Möglichkeit der Nutzung psychotherapeutischer Kompetenz - auch an den sozialen Brennpunkten gesellschaftlicher Existenz und für psychosozial multimorbide Menschen.


Bay, Michael (2003): Safety first? Oder: Nachricht an Michael. Ein Briefwechsel über Psychotherapie im Maßregelvollzug gemäß § 64 StGB in Nordrhein-Westfalen. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 150-154.

abstract: Anhand eines fiktiven Briefwechsels wird über die Position und die Möglichkeiten tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie im Maßregelvollzug gemäß § 64 StGB in Nordrhein-Westfalen diskutiert. Insbesondere dem Einfluss derzeitiger Rahmenbedingungen auf den therapeutischen Prozess wird dabei Aufmerksamkeit gewidmet. Notwendige Änderungen spezifischer Paradigmen in Bezug auf die Behandlung abhängiger Straftäter werden dargestellt.


Kagerer, Peter & Monika Vogelgesang (2003): Geschlechtsspezifische Aspekte der Abhängigkeit. Entwicklungsbedingungen und Therapie. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 155-160.

abstract: Die psychischen Grundmechanismen, die eine Substanzabhängigkeit charakterisieren und bedingen, gelten bei Mann und Frau gleichermaßen. Dennoch gibt es essenzielle geschlechtsspezifische Differenzen in den auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren der Sucht. Bei beiden Geschlechtern wirken sich jeweils das Geschlechtsstereotyp überzeichnende, widersprüchliche und unerreichbare Rollenideale als suchtbegünstigend aus. Als heilsam haben sich eingeschlechtliche Gruppen, die auch im gemischtgeschlechtlichen Setting der Entwöhnungstherapie möglich sind, erwiesen. Hier können Männer unter möglichst geringem normativen Druck lernen, vermehrte Emotionalität zuzulassen, ihre Männerrolle wertfrei zu betrachten, sich gegenseitig zu akzeptieren und fürsorglich zu verhalten. Frauen lernen im Gruppenkontext, sich als vollwertig zu akzeptieren, sich zu unterstützen, zu klären, was für sie ein suchtmittelabstinent weiblicher Lebensentwurf sein könnte, wie viel Verfügbarkeit sie anderen über sich einräumen möchten und wo sie nein sagen wollen. Gemeinsame Ziele der geschlechtsspezifischen Gruppen sind letztendlich der Abbau von Überforderung und Fremdbestimmtheit sowie die Eroberung von mehr Freiheitsgraden im Verhalten, Fühlen und Denken als wirksamer Schutz gegen die Substanzabhängigkeit.


Nöcker, Guido (2003): Suchtprävention als Mythos: Zwischen Anspruch und Möglichkeit. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 161-165.

abstract: Der Beitrag setzt sich mit den Möglichkeiten und Grenzen suchtpräventiver Praxis auseinander. Ausgehend von der Kritik eines naiven Machbarkeits- und Wirksamkeitsanspruches von Prävention, werden zunächst die zentralen wissenschaftlichen Bezugskonzepte dargestellt und die bisher empirisch geprüften Praxiserfahrungen zusammengetragen. Es wird gezeigt, dass Suchtprävention als gesellschaftliche Aufgabe noch nicht ausreichend Beachtung findet und erst am Anfang ihrer Geschichte als einer wissenschaftlich begründeten und empirisch geprüften, komplexen Interventionsstrategie steht.


Weichold, Karin (2003): Entwicklungspsychologische Perspektiven zur Entstehung von Substanzmissbrauch und -abhängigkeit bei Kindern und Jugendlichen. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 166-169.

abstract: Ausgehend von der Verbreitung problematischer Konsummuster von Alkohol und illegalen Drogen im Jugendalter werden die biopsychosozialen Entwicklungsbedingungen beleuchtet. Neben biologischen Besonderheiten der Adoleszenz und deren Einfluss auf Substanzkonsum wird eine differenzielle entwicklungspsychopathologische Perspektive eingenommen, bei der zwei Entwicklungspfade zu problematischem Substanzkonsum bei Jugendlichen unterschieden werden. Zum einen wird jugendlicher Substanzkonsum als unterstützend für die Lösung alterstypischer Entwicklungsaufgaben gesehen. Zum anderen reflektiert Substanzkonsum bei einer kleinen Minderheit nur einen Aspekt vielfältiger Verhaltensprobleme und psychosozialer Anpassungsstörungen, deren Wurzeln in der frühen Kindheit liegen. Besonders dieser Entwicklungspfad ist mit einem erhöhten Risiko für Sucht und Fehlanpassung im Erwachsenenalter verbunden. Da für beide Typen von Jugendlichen unterschiedliche proximale Risikofaktoren den Konsum bedingen, wird für effektive Präventionsmaßnahmen ein zielgruppenspezifisches Vorgehen hinsichtlich Zeitpunkt, Strategien und Kontexten von Interventionen vorgeschlagen.


Küfner, Heinrich (2003): Therapieevaluation als Evidenzbasis der Suchttherapie. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 170-177.

abstract: In einem Literaturüberblick werden Behandlungsergebnisse der Suchttherapie in ihrer Bedeutung für die Planung und Durchführung evidenzbasierter Suchttherapie dargestellt. Für die Beurteilung von Behandlungsergebnissen ist die Beachtung unterschiedlicher Erfolgskriterien wichtig. Dies zeigt sich z. B. in Studien, die mehr von einem Public Health Ansatz ausgehen und die Reduktion des Suchtmittelkonsums als zentral ansehen, im Vergleich zu Studien, die mehr einen rehabilitativen Ansatz vertreten und die Abstinenz als Zielkriterium in den Mittelpunkt stellen. Nach einer kurzen zusammenfassenden Darstellung der globalen Wirksamkeit psychosozialer Suchttherapie werden Ergebnisse zur Motivations- und Kurztherapie, zur ambulanten und stationären Therapie, zur Dauer und Intensität psychosozialer Suchttherapie sowie Effekte verschiedener Therapieansätze und Therapiemethoden im Überblick beschrieben und bewertet. In weiteren Abschnitten wird auf die Kombination mit medikamentöser Therapie und auf die Ergebnisse zur Nachsorge eingegangen. Abschließend werden Ergebnisse zur Komorbidität und Schwere der Abhängigkeit für zentrale Fragen der Indikation (ambulante versus stationäre Behandlung, Behandlungsdauer) diskutiert.


Wurmser, Leon (2003): Ich- und Über-Ich-Spaltung bei Suchtkranken. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 178-183.

abstract: Das zentrale Konzept für das Verstehen der schweren Neurose im Allgemeinen, der Suchterkrankungen im Besonderen ist das Zusammenwirken von Traumatisierung, mit deren globalen und damit unversöhnbaren Affekten, und innerem Konflikt, den daraus resultierenden globalen Abwehrvorgängen und absoluten Über-Ich-Ansprüchen. Dabei kommt es charakteristischerweise zu Phänomenen der Identitätsspaltung: zur Prominenz gegensätzlicher Selbstanteile, die gegensätzlichen Teilen des Über-Ichs unterstehen und oft aus sehr archaischen Selbstbildern und Identifizierungen bestehen. Diese Spaltungsphänomene beruhen auf komplexen Abwehrvorgängen, namentlich denen der Verleugnung, der Unterdrückung unliebsamer Affekte, der Externalisierung und Wendung vom Passiven ins Aktive. Mit der besonderen Strenge und Polarisierung des Über-Ichs gehen übersteigerte Affekte einher. Ein anderes Resultat derart intensiver Über-Ich-Konflikte, neben der Spaltung der Identität, ist der markante Masochismus in all seinen Formen: am Wesentlichsten und zentral als innerer oder moralischer, aber auch als äußerer und als pervers-sexueller sowie als Masochismus verhüllt durch eine narzisstisch-sadistische Fassade. Ein illustrativer Fall einer erfolgreichen analytischen Behandlung wird unter dem Motto „Quäle mich, aber verlass mich nicht” dargestellt.


Schuhler, Petra (2003): Frühzeitige Hilfe bei Alkohol- und Medikamentenmissbrauch. Ein Beitrag aus kognitiv-verhaltenstherapeutischer Sicht. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 184-187.

abstract: Ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Gruppenprogramm wurde auf der Grundlage langjähriger klinischer Erfahrung an der Fachklinik Münchwies speziell zur Behandlung des Alkohol- und Medikamentenmissbrauchs entwickelt, explizit in Abgrenzung zur Behandlung einer manifesten Abhängigkeit. Das Programm basiert auf dem transaktionalen Stressmodell von Lazarus und Folkman (1984) und postuliert einen aktiven bedeutungszuschreibenden Prozess an die Suchtmittelwirkung, die mit den inneren Bedürfnissen, emotionalen Konflikten und Zielen korrespondiert. Entsprechend steht die Suche nach der Funktionalität des Suchtmitteleinsatzes im Mittelpunkt des Programms und darauf aufbauend die Erarbeitung funktionaler Alternativen. In dem Programm werden psychoedukative, erlebnisaktivierende Methoden, Narrative und Methaphern als nicht-konfrontative Motivierungsstrategien eingesetzt. Das Programm sieht den Suchtmittelmissbrauch als Ausdruck und Lösungsversuch innerpsychischer Konflikte und dysfunktionaler Erlebens- und Verhaltensmuster. Es grenzt sich insofern ab von einfachen Modellen der Trinkreduktion bzw. therapeutischen Ansätzen, die einseitig nur die psychische Problematik oder nur die Suchtmittelebene berücksichtigen. Die Wirksamkeit des Programms wurde in einer zweijährigen Evaluations- und Katamnesestudie belegt.


Jung, Andreas, Petra Schuhler, Bernt Schmitz & Annette Handke-Raubach (2003): Komorbide Persönlichkeitsstörung bei Abhängigkeitserkrankungen. Ein neues kognitiv-verhaltenstherapeutisches Programm. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 188-191.

abstract: Das neue kognitiv-verhaltenstherapeutische Programm wurde in einem dreijährigen Forschungsprojekt im Prä-Post-Vergleich und katamnestisch evaluiert. Das gruppentherapeutische Programm ist ressourcen- und kompetenzorientiert, stellt die Persönlichkeitsstörung direkt und unmittelbar in den Fokus der therapeutischen Vorgehensweise, sieht eine, hinsichtlich der Persönlichkeitsstörung, heterogene Gruppenzusammensetzung vor und zielt auf Transparenz und Veränderungsbereitschaft durch Psychoedukation, nicht-konfrontative Motivierung durch den Einsatz von Narrativen, Metaphern, Vermittlung plausibler Erklärungsmodelle und emotionale Erlebnisaktivierung. Die Evaluationsergebnisse zeigten eine hohe Therapieakzeptanz und langfristige Erfolge im Abstinenzgeschehen in der 1-Jahres-Katamnese.


Wurmser, Leon & Klaus Walter Bilitza (2003): Interview: Aggression ja, aber warum? In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 192-197


Küfner, Heinrich, Monika Vogelgesang & Petra Schuhler (2003): Interview: Forschung im Brennpunkt. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 198-201


Schuhler, Petra & Klaus Walter Bilitza (2003): Resümee: Sucht. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 202-203


Eichenberg, Christiane (2003): Sucht: Internetressourcen für Professionelle und Betroffene. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 204-207.

abstract: Suchterkrankungen - und dabei insbesondere die substanzinduzierten Störungen - sind wohl die Gruppe von psychischen Erkrankungen, der die breiteste interdisziplinäre Aufmerksamkeit zukommt: Politik, Justiz, Gesundheitswesen bemühen sich um die Bekämpfung, sprich die Prävention, Behandlung und Erforschung von Substanzmissbrauch und -abhängigkeit. Von daher verwundert es nicht, dass die Internetangebote zu diesem Thema ebenso facettenreich sind - sowohl die Anbieter, als auch die adressierten Zielgruppen betreffend. Der folgende Beitrag will somit einen Überblick über die Heterogenität der Netzressourcen zu stoffgebundenen Süchten geben. Im Fokus dabei stehen Quellen, die Informationen zu allen möglichen Drogenarten beinhalten. WWW-Seiten, die sich ausschließlich einem bestimmten Stoff widmen (z. B. chemischen [z. B. LSD] oder natürlichen [z. B. psilocybinhaltige Pilze] Halluzinogene; Medikamente [z. B. Amphetamine, Tranquilizer] etc.), werden aus Platzgründen nicht gesondert erwähnt. Bei drei Stoffen wird jedoch eine Ausnahme gemacht und zwar aus folgenden Gründen:
Webressourcen zu Alkoholismus: Dies scheint von daher angemessen, da die Prävalenz alkoholbedingter Störungen deutlich über der Gruppe anderer Substanzstörungen liegt (vgl. das Review bezüglich epidemiologischer Studien zu Störungen von Substanzgebrauch, Perkonigg, Lieb u. Wittchen 1998, Wittchen u. Pernikogg 1996). Das Institut für Therapieforschung schätzt für 2000/2001 den Anteil bundesdeutscher Bürger mit riskantem Alkoholkonsum (= mehr als 30 g Reinalkohol pro Tag bei Männern, mehr als 20 g Reinalkohol pro Tag bei Frauen) auf 10,4 Millionen.
Webressourcen zu „modernen” Drogen: In Bezug auf „neue Drogen” sollen solche Internetangebote besonders erwähnt werden, die Informationen zu Ecstasy enthalten. Mit einer Lebenszeitprävalenz von 4 % in der Gruppe der 14- bis 29-Jährigen (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2001) ist diese Droge die verbreitetste in der Gruppe der „modernen Stoffe”.
Webressourcen zu Cannabis: Weiterhin werden Informationsseiten zu Cannabis genannt, da dies der Stoff in der Gruppe der illegalen Drogen ist, der am häufigsten konsumiert wird (26 % aller bundesdeutschen 12- bis 15-Jährigen haben schon einmal Cannabis probiert oder mehr oder weniger häufig genommen).
Zur besseren Übersicht werden die Internetadressen in „Überblicksseiten”, „Prävention”, „Behandlung” und „Selbsthilfe” gegliedert.


Heuel, Eva (2003): Gewusst wo…. In: Psychotherapie im Dialog 4 (2): S. 208-213.

abstract: Publikationen zum Thema Sucht



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