1/2002 - 2/2002 - 3/2002 - 4/2002 - Überblick
Steininger, Christine (2002): Konzepte, Methoden und Ergebnisse der Familiendiagnostik auf verschiedenen Ebenen. In: Kontext 33(3), S. 169-189.
abstract: Familiäre
Funktionsfähigkeit ist ein komplexes multidimensionales Phänomen.
Familien setzen sich aus Subsystemen von Individuen, Dyaden und anderen
Subgruppen zusammen, die sich gegenseitig beeinflussen. In dem Beitrag
werden nach einer allgemeinen Einführung in Konzepte und Methoden der
Familiendiagnostik exemplarisch Ergebnisse aus einer Studie zur
Familieninteraktion bei Kindern und Jugendlichen mit einer psychischen
Störung (N=82) vorgestellt. Es wird einerseits der Zusammenhang
zwischen den verschiedenen Organisationsebenen (Individuum, Dyaden der
Elternbeziehung und Eltern-Kind-Beziehung sowie gesamte Familie) und
andererseits die Übereinstimmung zwischen verschiedenen
Erhebungsmethoden (Beobachtungsverfahren und klinisches Urteil)
untersucht. Die Ergebnisse zeigen auf, daß jede Erhebungsmethode, die
eine einzigartige Kombination aus der Familienebene, des Informanten
und des Kontexts repräsentiert, sowohl unabhängige Varianz als auch
redundante Information mit anderen, die Familie charakterisierende
Methoden enthält. Im Kontext eines Planungsgesprächs konnte ein
Zusammenhang zwischen familiärer Funktionsfähigkeit
(Familienkompetenz im Sinne des Organisationsgrads als interaktionelle
Einheit), Elternbeziehung, elterlicher Responsivität und
Erziehungsstil gefunden werden. Auch zwischen klinischer Beurteilung
und Beobachtungsmethoden konnten in bezug auf die Einschätzung des
familiären Funktionsniveaus eine Übereinstimmung beobachtet werden
(konvergente Validität). Der Zusammenhang zwischen den Konstrukten
Familienkompetenz und -stil auf der Basis des Beobachtungsverfahrens
war gering (divergente Validität). Familiäre Funktionsfähigkeit ist
nicht nur auf das interaktive Verhalten zwischen den
Familienmitgliedern bezogen, sondern scheint auch einen Einfluß auf die
kindliche Entwicklung zu haben. Die Stärken der Anwendung eines
„Multisystem-Multimethod-Ansatzes“ und eines theoretischen Konzepts
(Basis), in diesem Fall des Beavers System Modells, werden diskutiert.
Herwig-Lempp, Johannes (2002):
Maschinen, Menschen, Möglichkeiten – Eine kleine Ideengeschichte des
systemischen Arbeitens. In: Kontext 33(3), S. 190-212.
abstract: Anhand einiger
ausgewählter Ideen wird die Entwicklung von der Familientherapie zur
Systemischen Sozialarbeit vorgestellt, die sich zunächst an einem
mechanistischen Modell orientierte, bevor über die Entdeckung des
Beobachters die Ideen der Autonomie und des Eigensinns Raum bekamen.
Diese Ideen entwickelten sich in Wechselwirkung mit teils
allmählichen, teils umwälzenden Veränderungen der Methoden und der
Settings von Therapie- und Beratung.
Wienand, András (2002):
Salvador Minuchin: „I believe in the family.“ – Ein Erfahrungsbericht
aus dem Minuchin Center for the Family, New York City. In: Kontext
33(3), S. 213-223.
abstract: Auf der Such nach
dem, was den strukturellen Ansatz der Systemischen Therapie oder die
sogenannte „Conflict Resolution Family Therapy“ von Salvador Minuchin
ausmacht, habe ich im Juli 2001 das Minuchin Center for the Family
(MCF) in New York City besucht. Die Lehren von Wai Jung Lee
(Supervision und familientherapeutisches Können, 1993), Michael
Nichols (Die Kraft der positiven Bindung, 1996), Charles Fishmann (Die
Praxis der strukturellen Familientherapie, 1983), die Gespräche mit
und die familientherapeutische Arbeit von Salvador Minuchin (Familie
und Familientherapie, 1977; Psychosomatische Krankheiten in der
Familie, 1981) haben mir dabei intensive Einblicke in die strukturelle
Perspektive der systemischen Therapie gegeben. Neben einer
Fallbeschreibung von Minuchins therapeutischer Arbeit in diesem
Zeitraum, möchte ich eine Zusammenfassung der Lehren seiner engsten
Schüler Lee, Nichols, Fishmann und von Minuchin selbst am Minuchin
Center, New York, geben.
Alon, Nahi und Haim Omer (2002):
Über Eskalation: Einige falsche Annahmen der israelischen Politik im
Konflikt mit den Palästinensern. In: Kontext 33(3), S. 224-229.
abstract: Eskalationen sind
symmetrische Prozesse, auch bei Konflikten, die einseitig begonnen
haben. Im Lauf der Eskalation verringern sich die
Handlungsmöglichkeiten, die Reaktionen werden heftiger und rigider,
und das Gefühl, keine Alternative zu haben, beginnt zu überwiegen. In
den Augen beider Konfliktparteien erscheint die andere Seite in allen
Aspekten als minderwertig: Wir sind moralisch und fortschrittlich, sie
sind unmoralisch und primitiv; unsere Treibfedern sind legitim und
erhaben, die ihrigen hämisch und niederträchtig; wir sind
vernünftig, sie verstehen nur die Sprache der Gewalt. Die Geschichte
ethnischer, religiöser und persönlicher Konflikte zeigt immer wieder,
daß trotz tiefster kultureller und sozialer Unterschiede die Art, die
gegnerische Seite zu betrachten und darzustellen, in den meisten
Fällen zum Verwechseln ähnlich ist.
Maturana, Humberto R. und Bernhard Pörksen (2002): Der Blick des Systemikers. Ein Gespräch. In: Kontext 33(3), S. 230-239
Pfeifer-Schaupp, Hans-Ulrich
(2002): Der Abschied vom Einwegspiegel. Klassiker wiedergelesen: Lynn
Hoffman (1995): Grundlagen der Familientherapie. In: Kontext 33(3), S.
240-242
Balck, Friedrich (2002): Zu den
Wurzeln der systemischen Familientherapie. Klassiker wiedergelesen:
Lynn Hoffman (1995): Grundlagen der Familientherapie. In: Kontext
33(3), S. 243-244
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