Copyright © 2013
levold system design Alle Rechte vorbehalten. |
|
|
Familiendynamik Heft 2/2004
|
1/2004 - 2/2004 - 3/2004 - 4/2004 - Überblick
Schmidt, Gunter und Johannes von Stritzky (2004): Beziehungsbiographien
im sozialen Wandel. Ein Vergleich dreier Generationen. In:
Familiendynamik 29(2): S. 78-100.
abstract:
In einer Interviewstudie (n = 776) an drei Generationen (1942, 1957 und
1972 geborene Großstädter) untersuchen die Autoren Veränderungen von
Beziehungsverläufen in den letzten drei Jahrzehnten. Sie beschreiben
eine ständige Zunahme der Beziehungsmobilität im Beobachtungszeitraum
und die Abnahme von »Kontinuitätsbiographien« zugunsten von
»Kettenbiographien«. Junge Erwachsene erleben ihre seriellen
Beziehungen als wichtige Phase eines Such- und Sozialisationsprozesses.
Der Wandel hat auch die ältere Generation erfasst. Viele 60-Jährige
sind aus dem für diese Altersgruppe noch typischen traditionellen
Entwurf einer Beziehungsbiographie (frühe Ehe, meist mit Kindern) in
den mittleren Jahren ausgestiegen und leben in einer
»Umbruchsbiographie« oder der »zweiten Kontinuitätsbiographie«. Drei
Beziehungsszenarien werden beschrieben, die in Zukunft an die Stelle
der herkömmlichen dominanten Szenarios der lebenslangen Ehe treten.
Schnarch, David (2004): Der Weg zur Intimität. »Sexual crucible«
- Im Schmelztiegel der Sexualität. In: Familiendynamik 29(2): S.
101-120.
abstract:
Im Gegensatz zu der üblichen Suche nach Intimität, die das Problem der
»Angst vor der Verlassenheit« lösen helfen soll, ist das tiefgehende
Erkanntsein für diejenigen, die von der Bestätigung ihres Partners
abhängig sind, weder beruhigend noch eine Quelle der Sicherheit. Wenn
zwei Menschen heiraten, ist der Normalfall die emotionale Verschmelzung
(bei geringer Differenzierung), worunter ihre Intimität leidet. Ihr
Sexualleben wird langweilig und monoton, weil intensive Sexualität und
Intimität (und deren Veränderung) weitaus bedrohlicher und
beängstigender sind, als die Partner sich dies vorstellen können, und
mehr gereifte Autonomie und Ichstärke erfordern, als sie aufbringen
können. Therapeuten, die dies erkennen - und dem Paar nicht die
üblichen »Kommunikationsfertigkeiten« beibringen oder die reziproke
Bestätigung und Akzeptanz hervorheben -, können den Partnern helfen,
ihre Intimitätsprobleme in den Dienst des persönlichen Wachstums und
der Entwicklung ihrer Beziehung zu stellen.
Tiefer, Leonore (2004): Offensive gegen die Medikalisierung weiblicher Sexualprobleme. In: Familiendynamik 29(2): S. 121-138.
abstract:
Die Medikalisierung weiblicher Sexualprobleme ist ein
gesellschaftlicher Prozess mit theoretischen wie auch praktischen
Implikationen. Dieser wird von der Pharmaindustrie und der
Urologenlobby aktiv gefördert, die zuvor in der Entwicklung von
Seldenafil involviert waren, um einen neuen Markt für pharmazeutische
Produkte und medizinische Dienste aufzubauen. Doch unerwarteterweise
haben definitorische und methodische Probleme diesen Prozess
verlangsamt. Feministische Klinikerinnen und
Sozialwissenschafltlerinnen haben in den USA eine Kampagne ins Leben
gerufen, in der die Medikalisierung weiblicher Sexualprobleme
hinterfragt wird und die eine öffentliche Diskussion anregen und an
bestimmten Orten Widerstand formieren soll.
Matthiesen, Silja und Margret Hauch (2004): Wenn sexuelle Erfahrungen zum Problem werden. In: Familiendynamik 29(2): S. 139-160.
abstract:
Ausgelöst durch den Markterfolg des Potenzmittels Viagra und das große
Interesse der Pharmaindustrie an der Medikalisierung weiblicher
sexueller Funktionsstörungen, wird in der Sexualwissenschaft
gegenwärtig eine kontroverse Debatte um eine sinnvolle
Neu-Klassifikation sexueller Probleme von Frauen geführt. Vor diesem
Hintergrund untersucht der vorliegende Aufsatz das Vorkommen sexueller
Probleme in Deutschland anhand einer repräsentativen
Bevölkerungsstichprobe (776 Hamburger und Leipziger Frauen und Männer
der Geburtsjahrgänge 1942, 1957, 1972). Zentrale Fragestellungen waren
die Häufigkeit sexueller Probleme in festen Beziehungen, der Einfluss
von Geschlecht, Alter und Lebenssituation sowie die Auswirkungen
sexueller Probleme auf die Beziehungszufriedenheit. Dabei zeigt sich,
dass eine Differenzierung zwischen sexuellen Schwierigkeiten und
sexuellen Problemen über eine Operationalisierung des »persönlichen
Leidensdrucks« die Prävalenz sexueller Probleme in der Bevölkerung von
über 40 % auf das seriöse Maß von etwa 10% reduziert.
Tiedemann, Friederike von (2004): Gezielte Prozess-Steuerung bei
sexuellen Themen in der Paartherapie. In: Familiendynamik 29(2): S.
161-176.
abstract:
Anhand einer Falldarstellung wird der Einsatz sensibel ausgewählter
Interventionen bei sexueller Luststörung praxisnah dargestellt. Im
Wechsel zwischen Transkripteinheiten und Prozessanalyse wird die
kombinierte Anwendung und Wirkung von folgenden Interventionen
detailliert beschrieben: Bilanzierungs- und hypothetische Fragen,
Verschiebung des Aufmerksamkeitsfokus, Formulierung eines »idealen
sexuellen Szenarios«, Analyse und Visualisierung destruktiver
Interaktionen, Verhandlung von Verhaltensalternativen und
Symptomverschreibung.
|
|
|