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Familiendynamik Heft 4/2002
1/2002 - 2/2002 - 3/2002 - 4/2002 - Überblick


Häuser, Winfried & Walter Klein (2002): Gespräche über das Lebensende. In: Familiendynamik 27(4), S. 367-393.

abstract: Die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die formalen Möglichkeiten der Respektierung der eigenen Wünsche am Ende des Lebens in Form einer Patientenverfügung werden dargestellt. Mediziner und Psychotherapeuten sollten während ihrer Ausbildung ihre Einstellungen zu Tod und Sterben reflektieren. Sie sollten Fähigkeiten erwerben, mit ihren Patienten/Klienten über die Durchführung bzw. das Unterlassen von medizinischen Behandlungen bei Erkrankungen mit infauster Prognose bzw. im Endstadium zu sprechen und die Entscheidungen schriftlich festzuhalten. Anhand von Fallbeispielen werden medizinisch-ethische Konflikte und Gesprächstechniken der systemischen Familienmedizin in der medizinischen Behandlung am Lebensende dargestellt. Gespräche von Arzten mit Patienten über medizinische Maßnahmen sind ein Kostenfaktor im medizinischen System. Wir diskutieren, ob dieser Faktor in der aktuellen und zukünftigen medizinischen Versorgung in Deutschland berücksichtigt wird.


Elbina, Abdel Wahab, Matthias Nieschalk & Wolfgang Stoll (2002): Tinnitus und Hörsturz: eine systemische psychosoziosomatische Perspektive. In: Familiendynamik 27(4), S. 394-425.

abstract: Die vorliegende Arbeit stellt Erfahrungen bei den funktionellen Hörstörungen, Tinnitus und Hörsturz vor und richtet sich sowohl an die theorieinteressierten als auch an die praxisorientierten LeserInnen. In einem interdisziplinären Pilotprojekt arbeiten Psychologen, Ärzte, experimentelle und klinische Audiologen sowie entsprechende Pflegeteams zusammen. Ziel des Projekts war es zunächst, Erkenntnisse der systemischen lösungsorientierten Denkweise in eine »systemische Psychosoziosomatik« funktioneller Hörstörungen zu integrieren. Weiterhin sollten für den systemischen Therapeuten bzw. Familientherapeuten praktische und erfahrungsbasierte Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, die ihm den Umgang mit der nicht seltenen Funktionsstörung des Tinnitus erleichtern. Zwei innovative Konzepte finden dabei Anwendung: Das Konzept des psychosoziosomatischen Konsensus und das Konzept der systemischen Selbstregulationskompetenz. Das erste Konzept geht im Sinne von Helm Stierlins Soziopsychosomatik (Stierlin 2000), die eine systemisch angelegte Epistemologie vorschlägt, von der Komplexität der Wechselbeziehungen zwischen den Systemen »Psyche«, »Soma« und »Sozialität« aus. Das Konzept der systemischen Selbstregulationskompetenz betont die Selbstheilungs- und Selbstregulierungspotenziale des Menschen in seiner Auseinandersetzung mit Krankheiten bzw. Störungen der biopsychosozialen Systembalance. Der Beitrag lässt durch fünf kasuistische Studien einen Einblick in die konkrete Arbeitsweise der psychotherapeutischen Tinnitus- und Hörsturz-Sprechstunde der Hals-, Nasen- und Ohrenklinik der Universität Münster gewinnen.


Oberhausen, Winfried & Emil Kehnel (2002): Schizophrenie und Sucht. So genannte "Doppelerkrankungen". In: Familiendynamik 27(4), S. 426-444.

abstract: Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Besonderheiten der Therapie von Schizophrenie, wenn letztere durch ein Suchtproblem kompliziert wird. Insbesondere widmet sich der Autor der Fragestellung, inwieweit spezielle Therapieangebote für die besprochene Klientel möglich und sinnvoll sein können. Nach der Zusammenfassung der derzeit diskutierten Ätiologieüberlegungen wird eine Hypothese erläutert, die sich mit dem spezifischen beschleunigten Zeiterleben Schizophrener und ihrem Umgang mit Konflikten beschäftigt. Daran anknüpfend könnte Substanzmissbrauch die Möglichkeit dazu bieten, Zeiterleben und Konfliktbewältigung aktiv zu beeinflussen. Der Autor vertritt die These, dass zusätzlicher Substanzmissbrauch Schizophrenen mehr Autonomie sichert, und begründet damit die Beobachtung, dass die Behandlung so genannter Doppelerkrankter meist schwieriger und frustraner verläuft. Er spricht sich eher gegen die Schaffung von Spezialeinrichtungen und eher für die Akzeptanz und Würdigung erreichter Selbständigkeit aus.


Stierlin, Helm (2002): Familientherapie und/oder Einzeltherapie? - Eine Bestandsaufnahme. In: Familiendynamik 27(4), S. 445-467.

abstract: Die unterschiedlichen, in Einzel- und Familientherapien zur Wirkung gelangenden theoretischen Annahmen und Vorgehensweisen führten im vergangenen halben Jahrhundert sowohl zu polarisierenden Auseinandersetzungen als auch zu Versuchen, die beiden Ansätze miteinander zu versöhnen. Nicht zuletzt aufgrund der vom Heidelberger Team gemachten klinischen Erfahrungen entwickelt der Beitrag Gesichtspunkte, unter denen Familien- und Einzeltherapien kompatibel erscheinen, ja sich ergänzen können. Dies wird auch anhand von Fallbeispielen illustriert.


Schindler, Hans (2002): Erlebnisintensive Methoden in der systemischen Therapie mit EinzelklientInnen. In: Familiendynamik 27(4), S. 468-487.

abstract: Die Entwicklung eines Konzepts für die systemische Therapie mit Einzelpersonen rückt die Frage der Rolle der Therapeutln-Klientln-Beziehung und der Bedeutung emotionaler Prozesse neu ins Blickfeld. An Hand von zwei Fallbeispielen wird das Konzept der »Zeitlinie« und das der »inneren Familie« genau erläutert. In diesem Beitrag werden praktische Ideen für eine systemische Arbeit mit einzelnen Klientlnnen vorgestellt. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf eine Verbindung von Erlebnisintensität, Ressourcenorientierung und Unterstützung der Selbstorganisations- bzw. Selbstheilungskräfte der KlientInnen gelegt.


Glatzel, Peter Michael & Rolf Thissen (2002): Die Problem-Lösungskurve (PLK). Ein systemisches Instrument zur Erfassung von Problemen und deren Lösungen. In: Familiendynamik 27(4), S. 488-497.

abstract: Die PLK wurde in einem psychiatrischen Krankenhaus als Instrument zur Erfassung von Problemen, die im Zusammenhang mit psychischen Störungen in verschiedenen Lebensbereichen auftreten können, und deren Lösung entwickelt. Sie ist zunächst ein diagnostisches Instrument, kann aber auch zur Verlaufs- und Erfolgskontrolle von psychiatrischer/psychotherapeutischer Behandlung verwendet werden. Indem sie an krankenaktenübliche Kurvenblätter anknüpft, erlaubt sie, bei geringem Zeitaufwand viele Informationen auf engem Raum darzustellen. Ihre Unterscheidung von Problembereichen orientiert sich an der sozialpsychiatrischen Sichtweise, regt im weiteren jedoch zu einem systemisch-lösungsorientierten und die Eigenverantwortung des Patienten betonenden Denken an. Die PLK ist prinzipiell in allen Therapie- und Beratungskontexten einsetzbar, in denen Rat Suchende um eine auf ihr Leben zugeschnittene, individuelle Problemlösung nachfragen.



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