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systeme Heft 2/2011

1/2011 - 2/2011 - Übersicht


Christ, Hans (2011): Empathie und Mustererkennung. In: systeme 25 (2): S. 77-92.

abstract: Empathiefähigkeit ist als zentrales Therapeutenmerkmal in ansonsten unterschiedlichen therapeutischen Schulen anerkannt. Sie ist aber auch ein zentrales Patientenmerkmal, denn schwere psychische Störungen gehen meist mit einer massiven Beeinträchtigung von Empathiefähigkeit einher. Frühe Spiegelungsprozesse wurden insbesondere von PsychoanalytikerInnen für die Entwicklung von Empathie und einer „theory of mind“ als wesentlich herausgestellt. Dies wird durch die moderne Säuglings- und Bindungsforschung eindrucksvoll bestätigt. Mit der Entdeckung von sog. Spiegelneuronen Mitte der neunziger Jahre wurde ein „Hype“ durch eine Flut neurologischer Arbeiten zur Empathie ausgelöst. Spiegelneuronen schienen die Fähigkeit bereitzustellen, sich in andere hineinzuversetzen und damit Entscheidungsfindung und Handlungen weitgehend intuitiv zu begründen. Immer mehr Veröffentlichungen schrieben diesen Zellen immer fantastischere Fähigkeiten zu, die inzwischen aus den eigenen Reihen der NeurowissenschaftlerInnen hart kritisiert werden. Im Folgenden skizziere ich einige wesentliche Beiträge aus den Bereichen Philosophie, Psychologie und Neurobiologie, um die Dimensionen von Empathie im Spannungsfeld präreflexiver und reflexiver Prozesse zu verdeutlichen. Meine Betonung liegt dabei auf der besonderen Bedeutung rationaler Anteile empathischer Prozesse zur Entdeckung von Strukturähnlichkeiten und damit von Mustererkennung. Diese können gelernt und strategisch eingesetzt werden. Sie sind von großer Bedeutung für Wahrnehmungserweiterung und Perspektivenveränderungen in unserer Arbeit. Ich werde dies zum Schluss in der Analyse eines Supervisionsfalles zu verdeutlichen versuchen.


Schader, Heike (2011): Normativität in Therapie und Beratung. Umgang mit Geschlechterrollen und Sexualität. In: systeme 25 (2): S. 93-111.

abstract: Die Autorin beschäftigt sich in diesem Artikel mit möglichen Auswirkungen von Normativität in Therapie und Beratung am Beispiel Sex und Gender. Der Fokus des Artikels liegt auf „automatischen“ und als normal empfundenen Verhaltensweisen von Fachleuten in therapeutischen/beratenden Prozessen im Umgang mit Geschlechterkategorien und Idealbildern. Zunächst wird Sex und Gender als Kategorie mit normativem Charakter näher betrachtet. Im Kontext von Historizität und in der Annahme, dass Wirklichkeit konstruiert wird, werden verschiedene Aspekte und deren Auswirkungen in den Blick genommen. Aus Sicht der Autorin ist die Blickweise und das therapeutische/beratende Verhalten zu Sex und Gender in erster Linie eine Frage der Haltung und nicht der Methodik. Fachleute haben per se eine Haltung zu gesellschaftlichen Normen und vermitteln, ohne Selbstreflexion, diese Normen als Verhaltensregeln an die Ratsuchenden weiter. Um die Vielzahl der Möglichkeiten und Lösungen in Beratung und Therapie zu erhöhen, ist Sensibilität und eine kritische Infragestellung des eigenen Handelns erforderlich.


Neuvians, Nicola (2011): Systemische Mediation – chancenreiches Verfahren für die Konfliktdynamik in Familienunternehmen. In: systeme 25 (2): S. 112-132.

abstract: Dieser Artikel bietet einen Überblick über die verschiedenen -Chancen und Grenzen der systemischen Mediation für Konflikte in Familienunternehmen. Zunächst wird in die theoretischen Grundlagen des Konflikts und der Konfliktdynamik sowie in das Forschungsdesign eingeführt. Dann wird eine Auswahl der Forschungsergebnisse präsentiert, die als große Herausforderungen für die Mitglieder eines Familienunternehmens angesehen werden: Oszillation, Machtasymmetrie und Familiengeheimnisse. Hierzu werden wesentliche Erklärungsansätze aufgezeigt. Der Artikel konzentriert sich schließlich auf die Möglichkeiten der systemischen Mediation, diese Herausforderungen erfolgreich zu bearbeiten. In der systemischen Mediation werden verändernde selbstreferenzielle Prozesse in Gang gesetzt, die für ein besseres Verständnis von Konfliktdynamik in Familienunternehmen entscheidend sind.


Luitjens, Peter (2011): Tagungsbericht: SGt raus – eine Tagung in Berlin im Mai 2011. In: systeme 25 (2): S. 133-136


Borcsa, Maria & Szilvia Schelenhaus (2011): Der Fragebogen zur Erfassung der Wirksamkeit von Systemischer Therapie SCORE 15. Ein Werkstattbericht. In: systeme 25 (2): S. 137-140.

abstract: Dieses Projekt soll einen Beitrag zur aktuellen Diskussion um die Wirksamkeit Systemischer (Familien-)Therapie leisten (vgl. v. Sydow et al. 2007). Anlass ist das von Peter Stratton et al. (2010) für die Ergebnismessung Systemischer Therapie entwickelte psychometrische Erhebungsinstrument SCORE 15 (Systemic Clinical Outcomes in Routine Evaluation). Forschungsziel ist die Erfassung der positiven Veränderungen in Familienstrukturen und genauer Aufschluss darüber, in welcher Weise Systemische Therapie zu hilfreichen Veränderungen beiträgt. Die Erfassung des Stellenwertes der Systemischen Familientherapie unter unterschiedlichen kulturell-gesellschaftlichen und gesundheitspolitischen Bedingungen schließt thematisch und methodisch an diese zentrale Fragestellung an.


Korittko, Alexander (2011): Rezension - Wiltrud Brächter: Geschichten im Sand. Grundlagen und Praxis einer narrativen Spieltherapie. Carl-Auer, Heidelberg 2010. In: systeme 25 (2): S. 141-142


Mittermayr, Otmar (2011): Rezension - Luc Ciompi, Elke Endert: Gefühle machen Geschichte. Die Wirkung kollektiver Emotionen - von Hitler bis Obama. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011. In: systeme 25 (2): S. 143-145


Mattl, Christine (2011): Rezension - Wilfried Dreyer & Ulrich Hößler: Perspektiven interkultureller Kompetenz. Vandennhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011. In: systeme 25 (2): S. 145-148


Brandl-Nebehay, Andrea (2011): Rezension - Konrad Grossmann & Ulrike Russinger: Verwandlung der Selbstbeziehung. Therapeutische Wege zur Freundschaft mit sich selbst. Carl-Auer, Heidelberg 2011. In: systeme 25 (2): S. 148-151


Kirschenhofer, Sabine (2011): Rezension - Morton Mies. Wie die Depression siegt und wie sie scheitert. DVD. Carl-Auer, Heidelberg 2011. In: systeme 25 (2): S. 151-152


Wedekind, Erhard (2011): Rezension - Klaus Ottomeyer: Die Behandlung der Opfer. Über unseren Umgang mit dem Trauma der Flüchtlinge und Verfolgten. Klett-Cotta, Stuttgart 2011. In: systeme 25 (2): S. 152-154


Kaimer, Peter (2011): Rezension - Annette Pestalozzi-Bridel: Worte sind Silber - was ist Gold?: Heilsame Geschichten entwickeln in Körper, Bild und Sprache. Ein integratives psychotherapeutisches Konzept. Klett-Cotta, Stuttgart 2011. In: systeme 25 (2): S. 154-157


Müssen, Peter (2011): Rezension - Günter Schiepek: Neurobiologie der Psychotherapie. Schattauer, Stuttgart 2011. In: systeme 25 (2): S. 157-160




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