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Familiendynamik Heft 4/2006
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1/2006 - 2/2006 - 3/2006 - 4/2006 - Überblick
Fischer, Hans Rudi (2006): Editorial Denkwerkzeuge - Zur Landkarte therapeutischen Denkens. In: Familiendynamik 31(4), S. 333-337
Bertrando, Paolo & Teresa Arcelloni (2006): Die vierhändige Hypothese. In: Familiendynamik 31(4), S. 338-362.
abstract: Der Prozess der Hypothesenbildung stand über viele Jahre hinweg im Mittelpunkt des Mailänder systemischen Ansatzes und ist auch heute noch von grundlegender Bedeutung für alle Therapeuten, die nach einem solchen Modell arbeiten. Allerdings hat sich die Auffassung von dem, was die systemische Hypothese auszeichnet, im Laufe der Jahre weiterentwickelt, und zwar vor allem, was die Beziehungen zwischen Hypothese, Therapeut und Klienten anbelangt: Hatte man in der Vergangenheit alle Hypothesen gewissermaßen als »Privatbesitz« des Therapeuten angesehen, so wäre die Hypothese aus heutiger Sicht eher als ein Gemeinschaftswerk zu bezeichnen. Der vorliegende Artikel bietet ein Verständnis der Hypothese als einen aus der Interaktion zwischen Therapeuten und Klienten hervorgegangenen Dialog und zeigt am Beispiel der systemischen Einzeltherapie, wie eine solche Art der Hypothetisierung sich in den Kontext einer therapeutischen Sitzung einfügen lässt.
Fischer, Hans Rudi (2006): Mit anderen Augen Therapie als Kunst der Verfremdung. In: Familiendynamik 31(4), S. 363-390.
abstract: In der Therapie geht es um Veränderung. Was ist der Unterschied zwischenlandkarte und Landschaft? Findet Therapie in der landschaft oder in der Landkarte statt? Ausgehend von dieser Unterscheidung zeigt der Autor, dass die »innere Landkarte« des Klienten das Feld ist, das therapeutisch beackert wird. Das ist nur möglich, indem diese »innere Landkarte«, die »Brille«, das Fenster, durch das er seine Welt sieht und strukturiert, von einer Meta-Ebene aus reflektiert wird. Auf der Grundlage der theoretischen Überlegungenwird klar, wie Denkänderungen zustande kommen indem auf das Alte ein neuer, ein fremder Blick geworfen wird. So gesehen hat Therapie die Aufgabe, Klienten einen fremden, anderen Blick auf das Alte, Vertraute zu ermöglichen. Verfremdung und Alterität sind die Gestaltungsprinzipien für einen therapeutischen, im Kern schöpferischen Prozess, dessen Ziel es ist, dass Klienten die Wirklichkeit, sich selbst mit anderen, fremden Augen sehen können. Im vorliegenden Beitrag geht es darum zu zeigen, wie Denkänderungen (Einstellungsänderungen)über einen Reflexionsprozess zustande gebracht werden, der Verfremdung nutzt, um Neues zu kreieren. Der Autor illustriert das Gestaltungsprinzip zur Initiierung von Lern- und Erkenntnisprozessen im zweiten Teil am Beispiel für die Einzeltherapie und zeigt, wie sich dieses Prinzip in der therapeutischen Kommunikation praktisch anwenden lässt. Dazu stellt er ein pragmatisches Vier-Felder-Modell (Tetralemma) vor, eine Art Landkarte für den Therapeuten, in der er den Klienten mit anderen Augen auf sein »Problem« und seine »Lösung« blicken lässt, um so den metaphorisch eingeengten Blick auf die eigene Opferschaft und Täterschaft zu dekonstruieren.
Schmitt, Alain (2006): Vom praktischen und (meta)theoretischen Nutzen von Familienbrett und Fingerpuppen. In: Familiendynamik 31(4), S. 391-408.
abstract: Dieser Beitrag schließt an den Artikel von Schmitt (2004) in der FAMILIENDYNAMIK an, wo an Fallbeispielen die spezifische Wirksamkeit von Familienbrett [FB] und Fingerpuppen [Fp] beschrieben ist. Der vorliegene Beitrag fasst die theoretische und metatheoretische Verankerung und den praktischen Nutzen zusammen. FB und Fp lassen sich am besten als weiß-magisches Ritual und als nichtsprachliche Externalisierung (Skulptur) beschreiben, die Primärprozesse aktivieren. Die Technik steigert die Motivation des Helfenden, da sie Spaß macht und die Fantasie anregt. Sie kann diagnostisch und aus Sicht der Kunden selbstdiagnostisch genutzt werden, sie stärkt Kommunikation, Joining und Beziehung und kann als Leitschiene für den gesamten Hilfeprozess dienen.Darüber hinaus wird geprüft, inwieweit FB und Fp (1) mit systemischen Theorien insbesondere zur Selbstwirksamkeit von Kunden vereinbar sind und (2) wie ihre i>unspezifische Nützlichkeit aus der Sicht der allen Therapien gemeinsamen Wirkfaktoren zu bewerten ist. Das Ergebnis ist, dass FB und Fp sehr gut mit systemischer Theorie vereinbar sind (sie passen sich genau den Kunden an, nutzen dessen Veränderungsideen usw.) und unspezifische Wirkfaktoren gut nutzen (sie aktualisieren das Problem, beziehen innerpsychische und soziale Zusammenhänge aufeinander usw.). Insgesamt wird ein qualitatives Schema vorgelegt, nachdem sich eine Technik evaluieren und theoriebezogen und empiriegestützt weiterentwickeln lässt.
Liechti, Jürg (2006): Anorexia nervosa - Epidemiologie und Klinik, Erklärungs- und Therapiemodelle. In: Familiendynamik 31(4), S. 409-427.
abstract: Im ersten Teil des Artikels wird das Phänomen der »Anorexia nervosa« aus soziokultureller, epidemiologischer und klinischer Perspektive betrachtet.Faszination und Irritation sind bei dieser Störung nahe beieinander. Auf gesellschaftlicher und psychosozialer Ebene kommt dem Schlankheitsdruck (-wahn?), der in Kulturen mit »westlichem Lebensstil« auf Mädchen und junge Frauen lastet und zu quasi »normativem« Diäthalten führt, eine besondere Bedeutung zu. Wer ihm nicht widersteht, weiblich und in einer psychisch vulnerablen Entwicklungsphase ist, riskiert krank zu werden. Weiter Risikofaktoren auf biologischer, psychologischer und familiärer Ebene werden erwähnt. Epidemiologische Studien erhärten die Wichtigkeit der Sekundärprävention für günstige Verläufe, indem die Prognose bei der Anorexia nervosa umso besser ist, je früher die Störung erkannt und einer effizienten Therapie zugeführt wird. Diagnostische Kriterien, Differentialdiagnosen, die hohe Komorbidität der Störung sowie ihre somatisch belasteten Folgen kommen zur Sprache.
Retzer, Arnold, Hans Rudi Fischer & Ulrich Clement (2006): Was sollen wir merken? Therapiedokumentation als therapeutisches Medium. In: Familiendynamik 31(4), S. 428-435 |
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