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24.04.2007
Felix Tretter: Systemtheorie im klinischen Kontext. Grundlagen - Anwendungen
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Pabst Science Publishers, Lengerich 2005
552 S., kartoniert, zahlreiche Abb.
Preis: 50,00 €
ISBN-10: 3899671821
ISBN-13: 978-3899671827 |
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Pabst Science Publishers
Andreas Manteufel, Bonn:
Der Autor gehört bekanntlich zu jener Spezies von psychosozialen Praktikern (leitender Arzt einer Suchtabteilung), die sich auch im Terrain von Theorie und Forschung sicher bewegen. Diese Gleichzeitigkeit von handfester medizinischer und seriöser wissenschaftlicher Tätigkeit ist eine seltene Ressource, die dem vorliegenden Buch auch seine besondere Note verleiht. Als Leserkreis, der besonders profitieren wird, sehe ich Medizinerinnen und Mediziner. Sie konfrontiert Tretter mit ungewohnten und nicht leicht zugänglichen systemwissenschaftlichen Herangehensweisen zu v.a. psychiatrischen Krankheitsbildern. Sozialwissenschaftlern oder Psychologen wird die Trettersche Zugangsweise und die Medizinlastigkeit des Buches weniger nahe liegen. Sie sollten zu systemwissenschaftlicher Literatur greifen, die ihrem Arbeitsalltag und ihrem Fachjargon näher liegt. Die systemtheoretische Annäherung an Phänomene wie Sucht, Familiensysteme, Krankenhaus- und andere Versorgungssysteme hebt sich noch immer vom medizinischen Alltagsdenken ab. Bei den Themen „Gesundheit und Krankheit“ (Konzept der „dynamischen Krankheit“) und „Das Gehirn als Mehr-Ebenen-System“ werden gängige Denkkonzepte herausgefordert. Sehr ausführlich bereitet Tretter die systemwissenschaftliche Zugangsweise in den ersten drei Einführungskapiteln vor, bis hin zur philosophischen Reflexion. Dem Lesevergnügen entgegen wirken dürfte für viele die methodische Einschränkung auf des Autors Lieblingskind, die Computersimulation. Man gewinnt den Eindruck, dass die vielen Beispiele mehr über die Begrenzungen dieser Methode aussagen, als über ihren Erkenntnisgewinn. Unermüdlich ermutigt Tretter seine Leser, sich einer basalen Mathematik furchtlos zu stellen. Dank des Services im Anhang dürfte ihm das gelingen. Verdienstvoll ist dieses Bemühen, weil bestimmte mathematische Grundlagen für die methodische Bewältigung komplexer Systeme unerlässlich sind. Den systemtheoretisch geübten Leser mag das Schwergewicht der Kybernetik aus den 70er und 80er Jahren überraschen. Die graphischen Systemmodelle wirken oft überladen und dennoch linearer, als sie eigentlich sein sollten. Der Text ist überstrukturiert: Acht Seiten Inhaltsverzeichnis sind auch für 500 Seiten, die ohnehin durch den Verzicht auf so manche Wiederholung hätten reduziert werden können, zu viel. Wer seine Kaufentscheidung vom Eindruck des Titelbildes abhängig macht, liegt richtig: Dies ist kein Buch zum Schmökern, sondern ein Arbeitsbuch, das ein hohes Maß an Abstraktion einfordert.
(Erstveröffentlichung in systhema 2007)
Ein ausführlicher Bericht über Felix Tretter in der Zeit vom 18.5.2006
Eine Rezension von Thomas Kuhlmann für die Zeitschrift »Sucht«, Jahrgang 51/2005
Verlagsinformation:
„Systemisches Denken“ bedeutet, einen Gegenstand als „System“, also als Gefüge von miteinander funktionell verbundenen Elementen, zu begreifen. Das ist im Bereich der Forschung ebenso wie im Bereich des Managements oder im klinischen Kontext, insbesondere im Rahmen von Therapie, möglich. Untersucht man die Anwendbarkeit des systemischen Modellierens im klinischen Bereich, ist es günstig, zunächst ein systemisches Konzept von Gesundheit und Krankheit zu entwickeln. Dies erfolgt in diesem Buch. Der Autor erörtert das ökologische Problem der Gegenwartsgesellschaft im Rahmen der „Weltmodelle“, die der Ursprung systemischen Modellierens sind. Anhand dieser anschaulichen Beispiele betrachtet der Autor systemisch die Epidemiologie des Konsums von Heroin und Tabak, die Versorgung von Alkoholikern, die Funktionsweise von Krankenhäusern und Familiendynamiken. Die systemische Modellierung psychischer Störungen nimmt einen breiten Raum ein; das Gehirn wird als biologisches System betrachtet. Abschließend stellt der Autor ein mathematisches Modell der Suchtentwicklung dar. Das Buch soll Psychologen, Medizinern, Wirtschaftswissenschaftlern, Pädagogen, Soziologen und anderen an der klinischen Systemforschung interessierten Lesern mit einem Minimum an Mathematik einen Einstieg in die systemische Modellierung bieten.
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