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16.04.2007
F. Scott Kraly: Brain Science and Psychological Disorders: Therapy, Psychotropic Drugs, and the Brain
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Norton, New York, London 2006
224 S., Leinen
Preis: 20,00 €
ISBN 10: 0-393-70465-3
ISBN 13: 978-0-393-70465-5 |
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Norton
Andreas Manteufel, Bonn:
Mittlerweile existiert zum Thema “Neurobiologie und psychische Erkrankungen” ein solcher Fundus an Literatur, dass sich entsprechende Bücher auch auf ihren Neuigkeitsgehalt hin prüfen lassen müssen. Um es gleich zu sagen: Das vorliegende Werk glänzt nicht mit neuen Erkenntnissen oder originellen Einsichten, ist aber ein didaktisch und sprachlich gut gestaltetes Buch, das auch Leser mit wenigen Vorkenntnissen in eine schwierige Thematik einführt. Zum Beispiel verbinden kleine Fallvignetten den Text immer wieder mit der klinischen Praxis. In den Einführungskapiteln weist Kraly auf die große Komplexität des Gehirns hin. Bezüglich der Wirkmechanismen von Psychopharmaka sei vieles noch nicht bekannt. Einfache Lösungsphantasien sollten daher vermieden werden, warnt der Autor – und erliegt ihnen doch selbst. Zehn Zeilen Fallbeispiel sollen den klaren Zusammenhang zwischen Symptom (Wahn) und Rezeptor (D2-Subtyp) dadurch belegen, dass nach der neuroleptischen Medikation eines schizophrenen Patienten Wahn gebessert ist, andere Krankheitssymptome jedoch nicht (S. 58). Da gäbe es viel zu diskutieren hinsichtlich der „Komplexität“ von Wirkmechanismen. Auch überrascht die Bewertung, dass chemische Einflussnahme auf Gehirnprozesse durch Medikamente einen „direkten“, psychotherapeutisch angeregte Veränderungen dagegen einen „indirekten“ Weg darstelle (S. 14). Dies öffnet dem Pragmatismus des Autors alle Toren, wenn er im Schlusskapitel dafür plädiert, Gehirnprozesse am besten sowohl „direkt“ (Psychopharmaka) als auch „indirekt“ (Psychotherapie) gezielt zu verändern. Man vermisst aber Aspekte wie Nebenwirkungs- und Risikoabwägung, spezielle Indikationen, Nachhaltigkeit von Veränderungen, oder die Frage, ob überhaupt und welche unterschiedlichen biologischen Wirkungen tatsächlich von psychotherapeutischen und pharmakologischen Interventionen ausgehen. Mit „direkt“ und „indirekt“ dürfte da nicht viel erklärt sein. Die Stärke des Buches liegt im Informationsgehalt auf sprachlich einfachem und klarem Niveau. Der Hinweis auf Komplexität und das Nicht-Wissen in der Neurobiologie ist verdienstvoll. Doch die hemdsärmelige Übernahme des pharmakologischen Wirkmodells und der unhinterfragte Pragmatismus (Hauptsache: Gehirnprozesse gezielt verändern) hinterlassen einen unangenehmen Beigeschmack.
(Erstveröffentlichung in systhema 2007)
Die website des autors
Vorwort und Einleitung des Buches (PDF)
Verlagsinformation:
Readers with little background in neuroscience and physiology may find themselves at a loss trying to navigate between the knowns and the unknowns when it comes to understanding the intricacies of the brain. Brain Science and Psychological Disorders demystifies the field of neuroscience, offering a brisk, digestible narrative of how malfunctioning neurons and neurochemicals can result in psychological disorders. In doing so, Kraly explains the roles of pharmacotherapy and psychotherapy in helping to repair various mental health problems, including depression and mania, anxiety, substance abuse, bulimia and anorexia, ADHD, and schizophrenia.
Inhaltsverzeichnis:
Part I: Treatment of Behavioral and Brain Disorders
How Do Disorders Develop? What Treatments are Likely to Be Effective? Integration of Pharmacotherapy and Psychotherapy Brain Theories of Behavioral Disorders
Part II: Fundamental Principles of the Brain and Behavior
Organizational Aspects of the Brain Relevant to Psychology and Behavior Neuronal Processes Relevant to Psychology and Behavior Discovering the Relationship Between Brain and Behavior Principles of Pharmacology Relevant to Pharmacotherapy
Part III: Dysfunctional Behaviors and Brain Processes
Depression and Mania Anxiety Disorders Substance Use Disorders Overeating Bulimia and Anorexia Attention-deficit/Hyperactivity Disorder Schizophrenia
Part IV: Concluding Perspective
Probing a Frontier
Über den Autor:
F. Scott Kraly is Charles A. Dana Professor of Psychology and Coordinator of the Neuroscience Program at Colgate University. His research on neuroendocrine mechanisms for drinking and eating has appeared in Nature, American Journal of Physiology, Psychological Review, Appetite, Alcohol, and Physiology and Behavior.
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