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Vorabdruck aus > Eve Lipchik: Von der Notwendigkeit, zwei Hüte zu tragen. Die Balance von Technik und Emotion in der lösungsfokussierten Therapie

Lipchik Notwendigkeit zwei Hüte zu tragen Carl-Auer-Verlag, Heidelberg 2011 (März)

271 S., kartoniert

Preis: 34,95 €

ISBN-10: 9783896707727
ISBN-13: 978-3896707727

Verlagsinformation: So erfolgreich und beliebt die lösungsfokussierte Kurztherapie ist, sieht sie sich doch auch mit dem Vorwurf konfrontiert, nicht ausreichend auf die emotionalen Bedürfnisse von Klienten einzugehen. Wo sie als reine Technik missverstanden wird und ihr theoretischer Hintergrund verloren geht, besteht diese Gefahr durchaus. Eve Lipchik, eine der Mitbegründerinnen des Brief Family Therapy Centers in Milwaukee, entwickelt hier einen therapeutischen Ansatz, nach dem Emotionen Teil eines jeden Problems und einer jeden Lösung sind. Mehr noch: Lipchik zeigt auf, dass gerade emotional beladene Themen dazu beitragen können, Klienten in „festgefahrenen“ Situationen aus der Sackgasse herauszuführen und den Weg zu erfolgreichen Lösungen zu bereiten. Voraussetzung dafür sind ein förderliches emotionales Klima im Therapiegespräch und eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Klient und Therapeut. Bei der Umsetzung ihres Ansatzes orientiert sich Lipchik an Fragen aus der täglichen Praxis: Worauf geht man als Therapeut im lösungsfokussierten Gespräch ein, was sollte man ignorieren? Was kann man tun, wenn der Klient auf lösungsfokussierte Fragen nicht reagiert? Wie formuliert man am Ende der Sitzung ein Resumee des Gesprächs und eine Aufgabe für den Klienten? Die Autorin zeigt, wie sich ihr Therapiemodell in verschiedenen Settings anwenden lässt, sei es im Rahmen von Einzel-, Paar- und Familientherapien, bei freiwilligen bzw. unfreiwilligen Klienten, in kurzen Kriseninterventionen oder bei Langzeitbehandlungen. Alle Kapitel werden anhand von Fallbeispielen illustriert, wobei der Blick zum therapeutischen Team hinter dem Einwegspiegel ebenso wenig fehlt wie die Betrachtung der Emotionen des Therapeuten. Jedes Kapitel schließt mit einem kurzen Fazit.


Über die Autorin:
Eve Lipchik, Master of Social Work (MSW), ist Mitglied der American Family Therapy Academy und von der American Association for Marriage and Family Therapy zertifizierte Familientherapeutin und zugelassene Supervisorin. Sie ist Mitbegründerin der Firma ICF Consultants, die 1988 entstand. 1980 bis 1988 hatte Eve Lipchik eine führende Funktion am Brief Family Therapy Center in Milwaukee inne und wirkte in dieser Zeit an der Entwicklung der lösungsfokussierten Therapie mit. Neben ihrer eigenen therapeutischen Praxis ist sie auf nationaler und internationaler Ebene als Lehrerin, Beraterin und Dozentin tätig. Sie ist Herausgeberin der Zeitschrift Interviewing und hat zahlreiche Buch- und Zeitschriftenbeiträge verfasst, u. a. in Psychotherapy Networker, Journal of Systemic Therapies und Family Process.


Teil 1: Theorie und Praxis

1. Theorie der lösungsfokussierten Therapie (S. 20-43)


Ein lösungsfokussiert arbeitender Therapeut kam mit einem Fall nicht weiter und bat um Hilfe:

John, 46, Jurist, verheiratet, zwei heranwachsende Töchter, hatte vier Sitzungen hinter sich, allerdings schien nach ersten Anzeichen der Besserung die Lösung unklar. Seinen Therapiewunsch hatte der Klient damit begründet, dass er „am Ende seiner Kräfte ist, was den Umgang mit seinem verwitweten Vater betrifft”. Johns Schwager, Mediziner, hatte vorgeschlagen, den Arzt des Vaters um eine medikamentöse Behandlung zu bitten, aber John hielt Medikamente für nichts Halbes und nichts Ganzes.

In der ersten Sitzung wirkte John sehr aufgewühlt, hatte ein gerötetes Gesicht, zupfte permanent an seinen Fingernägeln herum und redete so schnell, dass er zeitweilig innehalten und Luft holen musste. Er erzählte, seine Mutter sei vor fünf Monaten im Alter von 75 Jahren gestorben und habe seinen 78-jährigen Vater nach 51 Jahren Ehe allein gelassen.

John hatte drei Geschwister und lebte als einziger in derselben Stadt wie die Eltern. Seit dem Tod der Mutter hatten er und seine Familie sich bemüht, den Vater zu stützen. Dieser habe ihr Bemühen zunächst geschätzt, sei dann aber mit der Zeit zunehmend feindselig geworden und schwerer zufrieden zu stellen. John war von seiner Frau eindringlich gebeten worden, das Verhalten seines Vaters nicht so persönlich zu nehmen, konnte das aber nicht verhindern. Das Fass zum überlaufen brachte die Weigerung des Vaters, während eines Besuchs bei Johns Schwester mit ihm zu reden, weil „er meine Stimme nicht hören wollte”. Seit dieser Zeit konnte John weder schlafen noch sich auf seine Arbeit konzentrieren. Johns Verhältnis zu seinen Eltern sei vor dem Tod der Mutter angenehm gewesen. Er und seine Familie hatten die Eltern mindestens einmal wöchentlich besucht und alle wichtigen Feiertage und Geburtstage gemeinsam verbracht. Der Vater habe zwar schon immer mehr Kritik als Lob verteilt, was die warmherzige und fürsorgliche Art der Mutter aber mehr als aufgewogen habe.

Als John sein Problem und seine Ziele auf der Verhaltensebene definieren sollte, konnte er nur sagen, dass er lernen wolle, mit der Art seines Vaters klarzukommen, um ein guter Sohn zu sein. Er verstand, dass er einen alten Mann nicht ändern kann. Das Verhalten seines Vaters war für ihn, als ob dieser „mein Inneres auffrisst”. John wusste, dass er sich besser fühlen würde, wenn ihm „die Worte seines Vaters zum einem Ohr herein- und zum anderen wieder hinausgingen”. Er hatte keine Antwort auf die Frage, wie sich sein eigenes Verhalten verändern würde, wenn denn eine Veränderung einträte. Der Therapeut hatte im Hinblick auf dieses Ziel eine Ausnahmefrage gestellt: „Gibt es Zeiten, in denen Ihnen die Worte Ihres Vaters zum einem Ohr herein- und zum anderen wieder hinausgehen?” John konnte sich nur an ein Beispiel kurz nach dem Tod seiner Mutter erinnern, als der Vater ihm so Leid getan hatte. Der Therapeut wollte auf dieser Ausnahme aufbauen und fragte: „Was war damals anders? Was müssten Sie jetzt tun, damit dies auch nur ansatzweise wieder geschieht?” Doch John konnte nicht antworten.

Dann versuchte der Therapeut es mit einer anderen Technik: der Wunderfrage. „Sie gehen heute Abend zu Bett, und während Sie schlafen, geschieht ein Wunder. Am nächsten Morgen wachen Sie auf, und Ihr Problem ist gelöst. Was ist nun anders an Ihrer Situation?” John antwortete, er würde das Verhalten seines Vaters ignorieren. „Geschieht das jetzt manchmal auch schon?”, fragte der Therapeut. John verneinte. „Was werden Sie tun müssen, damit das geschieht? Könnte jemand anders etwas tun, damit das geschieht?” John sagte, er habe momentan keine Kontrolle, um etwas zu verändern.

Am Ende der ersten Sitzung präsentierte der Therapeut eine Interventionsbotschaft, die John für seinen Wunsch lobte, mit dem Verhalten des Vaters klarzukommen und ein guter Sohn zu sein. In ihr drückte sich Mitgefühl für Johns schwierige Lage aus, seine Mutter betrauern und zugleich der Ablehnung durch seinen Vater begegnen zu müssen. Johns intensive Reaktion wurde als eine ungewöhnlich starke Hingabe an seine Familie umgedeutet. Der Therapeut hatte für John auch eine Aufgabe vorbereitet, die ihm ein Gefühl von Kontrolle zurückgeben sollte: John sollte sich eine Auszeit gönnen und drei Tage lang den Kontakt mit seinem Vater, der von der Schwester versorgt wurde, meiden. Wenn er in dieser Zeit anrufen wolle, weil ihm das ein gutes Gefühl gibt und nicht, um seinem Vater eine Freude zu machen, könne er dies tun. Falls er wegen des Anrufs aber ambivalent sei, solle er sich erinnern, dass er sich erst am vierten Tag entscheiden müsse. Am vierten Tag solle er dann anrufen, aber nur mit seiner Schwester reden und dem Vater von ihr ausrichten lassen, John habe angerufen und nach ihm gefragt.

Als John eine Woche später zur nächsten Sitzung kam, beurteilte der Therapeut die Veränderung mithilfe einer Skalierungsfrage (vgl. de Shazer 1991a, p. 148 [dt. 2009, S. 166]): „Stellen Sie sich eine Skala von 1 bis 10 vor, wobei 10 höchster Stresspegel und 1 völlige Entspanntheit bedeutet. Wo würden Sie sich heute einstufen?” John berichtete, dass sein Stresspegel von 10 auf 7 gefallen sei. Am zweiten Tag habe er seinen Vater angerufen und sich weniger unbehaglich gefühlt als erwartet, obwohl der Vater kurz angebunden und unfreundlich gewesen sei. Seither habe er den Vater nur einmal angerufen und dessen Verhalten auch besser ertragen.

In der zweiten Sitzung arbeiteten der Therapeut und John darauf hin, dieses gesteigerte Wohlgefühl und Ertragenkönnen mithilfe folgender Fragen zu konsolidieren: „Was wird geschehen müssen, damit das Geschehene verstärkt wird? Was können Sie tun? Was können andere tun, um Ihnen zu helfen?” Der Therapeut fragte auch nach Ressourcen aus der Vergangenheit, die John in der Gegenwart helfen könnten: „Wie sind Sie in der Vergangenheit mit belastenden persönlichen Beziehungen klargekommen?” Am Ende der Sitzung lobte der Therapeut John dafür, dass er den Umgang mit seinem Vater besser kontrollieren könne, und forderte ihn auf, das Angefangene fortzusetzen.

In der dritten Sitzung berichtete John, dass sein Vater wieder zu Hause sei. Beim Abholen am Flughafen habe der Vater ihn sofort kritisiert, weil er nicht klar gesagt habe, ob er am Ausgang oder an der Gepäckausgabe warten würde. Seither habe es einige schwierige Telefongespräche gegeben, sodass John seinen Stresspegel auf der 10-Punkte-Skala bei 8 einstufte. Der Klient wiederholte, dass er eine Lösung ohne Medikamente suche.

Im Bemühen, das Problem fernzuhalten und eine Lösung anzusteuern, überdachte der Therapeut noch einmal die zwischen der ersten und zweiten Sitzung geschehene Ausnahme. Was war damals anders? John meinte, es könnte der Umstand sein, dass sein Vater damals in einer anderen Stadt lebte. Er fühle sich weniger verantwortlich, wenn sein Vater bei der Schwester sei. Am Ende der Sitzung bekam John die Aufgabe, sich bei den Telefongesprächen mit seinem Vater vorzustellen, dieser lebe in einer anderen Stadt. Wenn er ihn besuche, solle er sich die Anwesenheit seiner Schwester oder seines Bruders einbilden. John vermeldete nach dieser Aufgabe keine Besserung und wirkte wegen mangelnder Fortschritte entmutigt.

Weshalb machte dieser Fall keine Fortschritte? Der Therapeut arbeitete eindeutig lösungsfokussiert, so wie man dies gemeinhin versteht. Er ließ den Klienten das Problem auf der Verhaltensebene beschreiben und ein entsprechendes Ziel definieren. Anschließend fragte der Therapeut nach Ausnahmen (de Shazer 1985; Lipchik 1988a) und stellte die Wunderfrage (de Shazer 1988; Lipchik 1988a; Friedman 1993; Nau a. Shilts 2000). Als John keine weiterführenden Antworten gab, stellte der Therapeut ihm die Bewältigungsfrage (Lipchik 1988a): „Wie kommt es, dass die Lage nicht schlimmer ist? Wie haben Sie es geschafft, dass die Lage nicht schlimmer geworden ist?” Diese Frage legt oft Stärken frei, auf denen Klienten aufbauen können; aber hier hat sie nicht geholfen. Der Therapeut stellte die Skalierungsfrage (de Shazer 1991a), um Veränderung zu messen.

Am Ende der Sitzungen präsentierte der Therapeut durchdachte Interventionsbotschaften und Aufgaben, die auf positiven Dingen beruhten und sich Johns Art des Welterlebens bedienten, z. B. seines Kontrollbedürfnisses und besonderen Sprachgebrauchs. Weshalb führte keine dieser Techniken zu einer Lösung?

Die Antwort ist simpel: SFT bedeutet mehr als die bekannten typischen Techniken. Sie ist ein subtiles Therapiemodell für die unterschiedlichsten Fälle: Adoption (Shaffer a. Lindstrom 1989), Älterwerden (Bonjean 1989, 1996; Dahl, Bathel a. Carreon 2000), Alkoholmissbrauch (Berg a. Miller 1992; Brasher, Campbell a. Moen 1993), Kinderschutzbelange (Turnell a. Edwards 1999; Berg a. Kelly 2000), häusliche Gewalt (Lipchik 1991; Lipchik a. Kubicki 1996; Lipchik, Sirles a. Kubicki 1997; Tucker et al. 2000), Familienbetreuung und Kindeswohl (Berg 1994), multiple Persönlichkeitsstörung (Barker a. Herlache 1997), körperliche Behinderung (Ahlers 1992), Behandlung von Heimbewohnern (Durrant 1995; Booker a. Blymer 1994), sexueller Missbrauch (Kowalski 1987; Dolan 1991), Schulprobleme (Molnar a. Lindquist 1989; Kral 1992; Durrant 1995; Metcalf 1995; Murphy 1996), Spiritualität (Simon 1996), Kindertherapie (Selekman 1997) usw. Um die SFT – und auch jeden anderen Therapieansatz – meisterlich auszuführen, braucht es Zeit und Erfahrung.

Vielleicht ist das SFT-Konzept deshalb missverstanden worden, weil man es als minimalistische Art der Intervention, als pragmatische Art der Problemlösung (de Shazer 1982, 1985, 1988, 1991a, 1994) begriffen hat. Minimalismus wurde möglicherweise so gedeutet, dass der Therapeut nur Fragen stellen müsse. Das war natürlich nie die Absicht des Erfinders. Die Ausbildung am Brief Family Therapy Center in Milwaukee (Wisconsin) setzte den Master-Abschluss im Berufsfeld psychische Gesundheit und zweijährige klinische Erfahrung voraus. Von den Ausbildungsteilnehmern wurde erwartet, dass sie Kompetenz darin erwerben, eine therapeutische Allianz aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Leider machten wir dies in der Literatur nicht deutlich, sondern konzentrierten uns darauf, die neuen Ideen zu beschreiben. Dieses Missverständnis wurde mir erst viel später bewusst, als ich in einem Seminar ein Video zeigte, um den Einsatz von Fragen als Interventionen zu demonstrieren. Nach ein paar Minuten seufzte ein bekannter Kollege erleichtert und sagte: „Oh, Sie geben diesen Fragen einen Kontext.”

Auch wenn der minimalistische Aspekt in der Praxis vielleicht missverstanden wurde, so beruhte er doch auf einer Theorie und auf Annahmen, die außer Fragen auch Leitlinien boten. Doch unter dem Einfluss der Postmoderne wurde die Theorie als Antithese zu einer wirklich individualisierten Behandlung abgetan (Held 1996, 2000). Diese neue Richtung reduzierte die SFT auf „nichts als Sprache” (de Shazer 1994; Miller a. de Shazer 1998), auf eine weitere Beschreibung, die falsch gedeutet werden kann. In postmodernen Theoriegebäuden betrachtet man Sprache generell im weiten Sinn als etwas, das

… in den einvernehmlichen Verhaltensinteraktionen zwischen Personen, nicht in deren „Geist” lokalisiert ist. Man begreift sie nicht als Instrument, das abstrakte Kommunikation zwischen einzelnen geistigen Entitäten hin- und herträgt, sondern als unter Mitgliedern einer sozialen Gruppe ablaufende Koordination körperlicher Zustände, die die strukturelle Integrität sowohl der sozialen Gruppe als auch der einzelnen Mitglieder bewahrt. (Griffith a. Griffith 1994, p. 312)

Sprache impliziert nicht nur das gesprochene Wort. Doch auch die breit angelegte Sprachdefinition zeigt dem Therapeuten nicht, wie er Sprache verwenden muss, um Klienten zu Lösungen zu verhelfen. Kein Wunder also, dass lösungsfokussierte Fragen so attraktiv erscheinen! Sie bieten etwas Konkretes, mit dem man arbeiten kann. Der Punkt ist, dass mit dem Betonen der Form gegenüber der Substanz meistens nicht die gewünschten Resultate erzielt werden (Cecchin, Lane a. Ray 1992).

Dies zeigt Johns Fall. Der Therapeut benutzte die Grundtechniken in der ersten Sitzung und erzielte positive Ergebnisse. Als diese Veränderungen nach der zweiten Sitzung nicht anhielten, schlug er die aus seiner Sicht korrekte lösungsfokussierte Richtung ein. Er versuchte es mit Skalierungs- und Bewältigungsfragen – aber ohne Erfolg.

Um die Stagnation in Johns Therapie überwinden zu können, wurde der Therapeut gebeten, sich zu überlegen: „Was ist zwischen John und mir los, das diesen totalen Stillstand verursachen könnte?” Er antwortete: „Ich stelle Fragen und gebe Aufgaben, die nichts verändern. Ich muss etwas anderes probieren.” Doch war er ratlos, was das sein könnte, denn er hatte alle richtigen Techniken eingesetzt.

Mit dem nächsten Vorschlag sollte der Therapeut über folgende Annahme nachdenken: Der Therapeut kann Klienten nicht ändern, nur sie selbst können sich ändern. Wie könnte das helfen? Der Therapeut antwortete, dass er dadurch intensiver darüber nachdenke, was mit John los ist und vor allem was es mit dem Tod von Johns Mutter auf sich hat. Die am Ende der ersten Sitzung mit John platzierte Interventionsbotschaft belegte, dass der Therapeut zwar wusste, sein Klient trauerte gerade zutiefst um seine Mutter. Aber er war der Ansicht, dass er dieses Thema meiden sollte: Erstens würde es verhindern, über Positives und die Zukunft zu sprechen. Zweitens würde es Johns Emotionen berühren. Und drittens war es nicht als Problem oder Ziel identifiziert worden. Als der Therapeut dann mit John über dessen Trauer sprechen konnte, stellte sich das als Schlüssel zur Lösung heraus. John weinte und erzählte, wie sehr er seine Mutter vermisse. Er habe nie realisiert, wie sehr die Mutter das Verhalten des Vaters ausgeglichen habe, und keine Ahnung, wie er in Zukunft ohne sie zurechtkommen solle. Dieser Gefühlsausbruch bewog den Therapeuten, Gedanken an eine sofortige Intervention zurückzustellen und einfach stützend da zu sein. Gegen Ende der Sitzung gestand John dem Therapeuten, dass ihn eher Schuldgefühle belasten als die Wut auf seinen Vater, weil er sich die ganze Zeit gewünscht hatte, sein Vater wäre gestorben anstelle seiner Mutter.

Dadurch dass der Therapeut sich von einem formalistischen SFT-Konzept auf ein emotions- und theoriegeleitetes Konzept verlegte, entwickelte sich ein vertrauensvolleres Verhältnis zum Klienten, der sich nun sicher fühlte, seine Schamgefühle einzugestehen. Als der Therapeut diese Gefühle nicht bewertete, sondern zu verstehen versuchte und normalisierte, war John erleichtert. Dann fragte der Therapeut seinen Klienten, wie seine Schuldgefühle sich auf seine Toleranz des väterlichen Verhaltens auswirken. John erklärte: Je feindseliger sein Vater sei, umso schuldiger fühle er sich, und je schuldiger er sich fühle, umso weniger könne er die Feindseligkeit seines Vaters ertragen.

Aufgrund dieser Erkenntnis konnte John neu definieren, was er von der Therapie erwartete: Es würde ihm helfen, wenn er seine Schuldgefühle vom jetzigen Niveau, also von 10 auf unter 5 reduzieren könnte. Sobald John sich darüber im Klaren war, fand er auch die für ihn hilfreichen Verhaltensweisen. Er sprach mit seiner Frau über seine Gefühle und entdeckte, dass sie und ihre Kinder ähnliche Gedanken gehabt hatten. John ging auch regelmäßiger zur Kirche. Er hatte ein Beichtgespräch mit seinem Priester, der John tröstete und nicht verurteilte. Je mehr Johns Schuldgefühle abnahmen, umso größer wurde seine Trauer, was allmählich zur Akzeptanz seines Verlusts führte. Dadurch entstand Raum für Mitgefühl mit dem Vater und für eine neue, von liebevollen Erinnerungen an die Mutter getragene Verbundenheit mit ihm. Ein halbes Jahr später, am Ende der Behandlung, berichtete John, dass sich zu seiner Überraschung bei seinem Vater eine gewisse Sanftheit bemerkbar mache. „Aus einer Position ehrlichen Respekts werden Techniken an sich überflüssig, sowie sich der Situation angemessenes Handeln aus dem einfachen Akt entwickelt, dass den Erfordernissen Aufmerksamkeit geschenkt wird” (Simon 1996, p. 53).

Jede gute Therapie vollzieht sich im Kontext einer vertrauensvollen Beziehung. Wie der Therapeut diese Beziehung steuert, hängt von seiner theoretischen Orientierung ab. So wird ein psychodynamisch ausgerichteter Therapeut, der von der Annahme ausgeht, dass Klienten Veränderungen verstehen müssen, im Klientengespräch andere Entscheidungen treffen als ein Verhaltenstherapeut, der Veränderungen des Verhaltens für das Resultat von neu Gelerntem oder von Neukonditionierung hält. Wenn lösungsfokussiert arbeitende Therapeuten annehmen, Veränderung geschehe durch Sprache und das hieße, man müsse nur bestimmte Fragen stellen, bleiben enttäuschende Ergebnisse nicht aus (Fraser 1995).


1.1 Technik und Theorie

Die Behauptung, die Anwendung eines minimalistischen Modells würde effizienter, wenn man ihm einen theoretischen Hintergrund gibt, mag manch einem paradox vorkommen. Viele Kliniker, die ihre klinischen Fertigkeiten verfeinern möchten, suchen nach Ideen, wie man mit Klienten spricht und nicht warum. Workshopteilnehmer schätzen Videoaufzeichnungen oder Livedemonstrationen der Arbeitsweise des Referenten und sind theoretischer Ausführungen schnell überdrüssig. Theorie ist etwas Abstraktes, das manchmal sehr weit von unseren konkreten Gesprächen mit Klienten entfernt zu sein schein. Doch sie ist die einzige Lösung für ein Problem, das viele Therapeuten haben, aber nicht eingestehen können: dass sie in Therapiegesprächen oft nicht wissen, was sie als Nächstes tun sollen.

Theorie ist weniger abschreckend, wenn man sich klarmacht, dass sie ein Teil unserer Aktivitäten im Leben ist. Autofahren verlangt theoretisches Wissen, das mehr ist als die Beachtung von Verkehrszeichen. Wenn man Tennis oder Golf spielt, segelt oder sonstige Sportarten ausführt, hat man theoretisches Wissen über seinen Körper und die physikalischen Eigenschaften seiner direkten Umwelt. Kochkunst ist mehr als nach Rezept vorzugehen. Man muss wissen, wie bestimmte Lebensmittel auf Hitze oder in Kombination mit anderen Lebensmitteln reagieren. Natürlich kann man solche Aktivitäten ohne theoretisches Wissen ausführen, vermag sie aber wahrscheinlich nicht zur Perfektion zu bringen und die technische Versiertheit auch nicht zur Kunst zu entwickeln. Weil therapeutisches Arbeiten professionelles Handeln mit enormer Verantwortung gegenüber anderen Menschen ist, verdient es unsere größten Anstrengungen.

Dieses Buch enthält theoretische Ausführungen über die SFT und entsprechende Grundannahmen, die den häufigen Vorwurf widerlegen, lösungsfokussiertes Arbeiten sei formalistisch und mechanistisch. Es verlagert den Schwerpunkt von den Techniken auf die Beziehung zwischen Therapeut und Klient, die Voraussetzung für ein gutes Resultat ist (Beyebach et al. 1996; Bachelor a. Horvath 1999; Hubble, Duncan a. Miller 1999), und auf den Einsatz von Emotionen. Konzentriert der Therapeut sich weniger auf Techniken, kann er zwei übliche Fallstricke umgehen: dass er dem Klienten seine Aufmerksamkeit entzieht, weil er sich gerade eine neue Frage überlegt, und dass er Fragen zum falschen Zeitpunkt stellt.

1.2 Kurzer Abstecher in die Geschichte der lösungsfokussierten Therapie

Die SFT war in den späten 1970er Jahren in Milwaukee (Wisconsin) zunächst als Brief Family Therapy, als Kurztherapie mit Familien, konzipiert worden (de Shazer 1982). Insofern kann man sie als jüngere Schwester des am Mental Research Institute in Palo Alto (Kalifornien) entwickelten Modells der Kurztherapie (Watzlawick, Weakland a. Fisch 1974; Watzlawick a. Weakland 1977; Fisch, Weakland a. Segal 1982; Ray 2000) betrachten. Das MRI-Modell wurzelt in der von Gregory Bateson angeführten Arbeit über Paradoxie und menschliche Kommunikation (Bateson et al. 1956; Jackson 1959) und in Milton Ericksons Gedanken über die Vermeidung von Widerstand in der Hypnotherapie (Erickson 1977; Erickson a. Rossi 1979). Doch während die am MRI praktizierten Interventionen darauf abzielten, Interaktionsmuster zu durchbrechen, die der Therapeut als mangelhafte Lösungsversuche identifi zierte, setzte der ökosystemische Ansatz des Brief Family Therapy Center (de Shazer 1982; Keeney 1979) mehr auf Kooperation und beruhte auf der Annahme, dass „die Familie die Lösung hat” (Norum 2000). Der Therapeut wurde zusammen mit den Klienten als Suprasystem begriffen, das neue, unproblematische Interaktionsmuster für das Familiensystem generiert. Diese Denkart stand stärker in der Tradition der kommenden Postmoderne, in der Konstruktivismus und sozialer Konstruktionismus (1) im Feld der Familientherapie stark an Einfluss gewannen.

Die Verlagerung von problemfokussierter Brief Family Therapy zu lösungsfokussierter Therapie vollzog sich 1982 per Zufall. Meine Erinnerung an das Ereignis ist so, dass Mitglieder des Kernteams hinter dem Spiegel eine Interventionsbotschaft an eine Familie formulierten, die mit ihrer aufsässigen Teenie-Tochter gekommen war und nach der zweiten oder dritten Sitzung keinerlei Fortschritte zu berichten hatte. Vater und Mutter erzählten nur, was ihre Tochter ständig falsch mache, und gingen nicht auf Fragen nach Ausnahmen ein. Die Tochter verharrte missmutig. Da sagte jemand von uns hinter dem Spiegel – und man vermutet stark, wer das war: „Warum bitten wir sie nicht, bis zum nächsten Mal das aufzulisten, was sie nicht ändern wollen?” Alle waren einverstanden und angenehm überrascht, als die Eltern und ihre Tochter in der nächsten Sitzung lange Listen vorlegten, was sie aneinander schätzten.

Noch mehr überraschte es uns aber, dass alle drei von positiven Veränderungen berichteten. Unisono sagten sie, zu Hause habe es weniger Spannungen gegeben. Die Eltern meinten, die Einstellung ihrer Tochter sei angenehmer geworden, und die Tochter meinte, ihre Eltern würden sie nicht mehr dauernd kritisieren. Nachdem wir auch anderen Klienten diese Aufgabe am Ende ihrer ersten Sitzung gestellt und ähnliche Resultate erzielt hatten, konzipierten wir ein Forschungsprojekt (de Shazer 1985, p. 147 [dt. 2010, S. 184]). Wie dessen Ergebnisse zeigten, hatten die von den Klienten in der zweiten Sitzung angegebenen konkreten Veränderungen meistens wenig mit den in der ersten Sitzung beschriebenen Problemen oder Klagen zu tun. Ferner konnten diese Veränderungen oft zu Lösungen erweitert werden.

Diese Entdeckung machte uns darauf aufmerksam, dass das Gespräch ein Ort der Intervention sein kann (Penn 1982, 1985; Lipchik a. de Shazer 1986; Tomm 1987a, b; Lipchik 1988a, b). Botschaft und Aufgabe am Ende der Sitzung verstärkten nun den Prozess, der während des Gesprächs generiert worden war. Diese zukunftsorientierten, lösungsfokussierten Fragen überlagerten allmählich alles andere, was für die Durchführung einer guten Therapie wesentlich war, insbesondere die Betonung der Kooperation mit der Art, wie Klienten kooperieren, was folgendermaßen definiert wird: „Jede Familie (ebenso wie jedes Individuum und jedes Paar) versucht auf einzigartige Weise zu kooperieren. Die Arbeit des Therapeuten besteht darin, jene spezielle Art des Kooperierens, die die Familie zeigt, aus seiner eigenen Sicht zu beschreiben und dann damit zu kooperieren, um Veränderung zuwege zu bringen” (de Shazer 1982, p. 9 f. [dt. 1997, S. 45 f.]).

n dem Bemühen, den für die Techniken wichtigen Beziehungs- und Interaktionskontext theoretisch solide zu fassen (Lipchik 1993), griff ich die interpersonale Theorie des Psychiaters Harry Stack Sullivan (Sullivan 1953c, d; Chapman 1976) wieder auf. Sullivans Denkart passte in den konstruktivistischen Rahmen (Cushman 1995), weil sie bis auf das, was „direkt (in der Gegenwart) im Kontext zwischenmenschlicher Beziehungen [in der therapeutischen Beziehung] beobachtet werden kann” (Chapman 1976, p. 70), leugnete, dass es in der Therapie eine objektive Wahrheit gibt. Folglich defi nierte Sullivan die Rolle des Therapeuten als die des „teilnehmenden Beobachters” (1953d, p. 18), der sich mit den Patienten an einem auf funktionalere interpersonale Verhaltensweisen abzielenden Prozess beteiligen sollte, statt still dazusitzen und zu interpretieren. Diagnostische Etiketten passten auch nicht zu Sullivans Denkweise. Probleme und Lösungen waren für ihn nicht mehr und nicht weniger als die in einem Individuum vorhandene Ausprägung emotionalen Unbehagens („Angst”) oder Behagens („Sicherheit”) in zwischenmenschlichen Beziehungen. Diese sah Sullivan (1953d) aus einer biologischen Perspektive, als Wechselwirkung zwischen lebenden Organismen und ihrer Umwelt – wie das Maturana und Varela (1987) viel später ebenfalls taten.

1984 beteiligte sich das Brief Family Therapy Center an einem Projekt über künstliche Intelligenz – „BRIEFER” – zur Entwicklung eines „Expertensystems”, d. h. eines Computerprogramms, das bei der Formulierung einer Aufgabe in der ersten Sitzung helfen sollte (Goodman 1986; Goodman, Gingerich a. de Shazer 1989). Zu diesem Zweck analysierten wir Schritt für Schritt, wie man als behandelnder Therapeut wie auch als Teammitglied hinter dem Spiegel zu klientenbezogenen Entscheidungen kommt. Diese Übung beleuchtete zwar, wie wichtig nonverbale Kommunikation und Emotionen als Kontext für Fragen und Antworten und für deren Verbindung untereinander sind. Doch sie beförderte die Entwicklung einer Lösungstheorie (de Shazer 1988), die im Grunde ein Entscheidungsbaum für den lösungsfokussierten Therapieprozess war. Im Rückblick war diese weitere Entpersonalisierung der SFT für mich der Ansporn, dieser Tendenz Paroli zu bieten (Lipchik 1993, 1994, 1997, 1999; Lipchik a. Kubicki 1996). Dafür suchte ich nach einem theoretisch soliden Weg, nachdem ich das Brief Family Therapy Center 1988 bereits verlassen und mit Marilyn Bonjean die Firma ICF Consultants gegründet hatte.

Die von den chilenischen Biologen Humberto Maturana und Francisco Varela (Maturana a. Varela 1980, 1987; Varela 1989) entwickelte Erkenntnistheorie, die in den frühen 1980er Jahren das Feld der Familientherapie belebte (Dell 1982, 1985; Parry 1984; Efran a. Lukens 1985; Simon 1985; Efran, Lukens a. Lukens 1990; Ludewig 1992), bot schließlich den geeigneten Rahmen. Maturana hat seine Theorie als „Metatheorie” bezeichnet, die all die disparaten Theorieschulen der Familientherapie vereinen könnten (Simon 1985, p. 4).

In den 1950er Jahren führte Humberto Maturana Studien über die Netzhaut des Frosches durch und fand heraus, dass das Bild, das sich auf der Retina des Frosches beim Anblick einer Fliege entwickelt, das Resultat der Struktur seines Auges ist und keine objektive Darstellung der Fliege in der Außenwelt. Diese Entdeckung hatte einen enormen Einfluss auf den Wahrnehmungsbegriff und führte schließlich zu einer Erkenntnistheorie (Maturana a. Varela 1980, 1987), wonach unsere Wirklichkeit oder unser Wissen davon abhängen, wer wir unserer Struktur nach sind, und auch von unseren Interaktionen mit anderen.

Die von Maturana und Varela entwickelte Theorie beschreibt lebende Systeme als „autopoietische” Systeme, die so organisiert sind, dass sie überleben und sich selbst neu erschaffen. Überleben und Neuerschaffen hängen von Strukturkoppelung ab, einem Zustand der Wechselwirkung mit der Umwelt und/oder anderen lebenden Systemen. Beidseitiges Überleben ist durch innere und gegenseitige Perturbationen permanent infrage gestellt und hängt von wechselseitiger Anpassung ab. Perturbationen können ein anderes lebendes System nicht verändern, sondern nur die Möglichkeit der Veränderung anstoßen. Veränderung gestaltet sich entsprechend der Systemorganisation (Strukturdeterminismus). Wenn also zwei oder mehr voneinander abhängige Systeme in der Interaktion miteinander ihre Grundbedürfnisse des Überlebens nicht bewahren können, wird ihre Beziehung enden. Wenn z. B. das Herz versagt, werden auch Atemsystem, Gefäßsystem und Nierensystem zerstört, und der Mensch stirbt.

Die Sprache, so diese Theorie, entwickelte sich spät in der Evolution lebender Systeme und grenzt den Menschen von anderen lebenden Mechanismen ab. Sie wird als Teil der individuellen Struktur eines Menschen, aber auch als wechselseitig abhängige Handlung begriffen, als „ein Phänomen in der Rekursion sprachlicher Interaktionen, das heißt, in sprachlichen Koordinationen sprachlicher Koordinationen von Handlungen” (Maturana a. Varela 1987, p. 211 [dt. 1987, S. 228]). Mit anderen Worten: Jeder Mensch hat ein in sich geschlossenes neuronales Netz, das seine eigenen Informationen generiert (Efran, Lukens a. Lukens 1990, p. 67), aber Sprache ist ein Akt wechselseitiger Anpassung oder eine zwischen Menschen und sozialen Gruppen bestehende Einigkeit über Bedeutung.

Wenn ich in ein Gasthaus gehe und ein Schinkenbrot bestelle, habe ich aus früheren sprachlichen Interaktionen Informationen in meinem System, was Schinkenbrot bedeutet. Vielleicht habe ich als Kind von meiner Mutter gelernt, was „Schinken” und „Brot” bedeuten. Wenn der Kellner in dieser Situation nicht versteht, was Schinkenbrot bedeutet, muss man etwas tun, um die Bedeutung zu koordinieren. Anders ausgedrückt: Wir müssen uns einander so anpassen, damit unsere Beziehung überleben kann: damit der Kellner meinen Auftrag zu meiner Zufriedenheit ausführen und seine Aufgabe so erfüllen kann, dass er nicht entlassen wird. Die Koordination der Bedeutung von Schinkenbrot hängt davon ab, ob wir die gleiche Sprache sprechen. Wenn nicht: Können wir uns auf andere Weise verständigen, vielleicht durch Gesten oder nonverbale Kommunikation? Wenn wir die gleiche Sprache sprechen, der Kellner mit Schinkenbrot aber nicht vertraut ist: Kann ich es ihm erklären, und wird er meine Erklärung verstehen, damit wir eine Verbindung zum beidseitigen Nutzen haben?

Zwei Aspekte in Maturanas und Varelas Werk fand ich als lösungsfokussiert arbeitende Therapeutin besonders interessant: Der erste war der Gedanke, dass Überleben und Anpassung ein ineinandergreifender Prozess zwischen lebenden Systemen ist, der auf der Bewahrung dessen beruht, was diese ineinandergreifenden lebenden Systeme jeweils zum Überleben brauchen. Das heißt, man muss auf dem aufbauen, was funktioniert. Der zweite Aspekt war die Überlegung, dass wir ohne biologische Dynamik, die wir Emotionen nennen, nicht wissen oder handeln können. Für Maturana und Varela (1987) ist insbesondere die von ihnen als „Liebe” bezeichnete Emotion bzw. die Akzeptanz des anderen Menschen neben uns die biologische Basis des sozialen Lebens, auf der wir Beziehungen und das Leben selbst fortsetzen können. Dieser auf Stärken beruhende Denkansatz hat verblüffende €hnlichkeit mit Sullivans Konzept der „einvernehmlichen Bestätigung”, durch die man „auf die emotionalen Zustände des anderen aufmerksam wird und kodierte Informationen darüber austauscht, was richtig und falsch ist, was Angst einflößt oder beruhigt” (Cushman 1995, p. 178).

1.2 Das lösungsfokussierte Konzept …

Auf der Basis meiner persönlichen Erfahrung, was in der SFT funktioniert, habe ich dann nachstehendes Konzept entwickelt. Es folgt einem konstruktivistischen Denkansatz, der einige interaktions- und strategiebezogene Auffassungen beibehält und diese mit einer biologischen Sichtweise verknüpft, in der Emotionen einen Platz haben:

Jeder Mensch ist in seiner genetischen Ausstattung und sozialen Entwicklung einzigartig. Seine Fähigkeit zur Veränderung wird von diesen Faktoren und von seinen Interaktionen mit anderen Menschen bestimmt. Probleme sind momentane Lebenssituationen, die als emotionales Unbehagen mit dem eigenen Selbst und in Bezug auf andere Menschen erlebt werden. Veränderung geschieht durch Sprache, wenn das Erkennen von Ausnahmen sowie vorhandene und potenzielle Stärken neue Handlungen hervorbringen.

Die aus diesem Konzept abgeleiteten Annahmen prägen die Einstellung des Therapeuten gegenüber Klienten und lenken die Beziehung zwischen Therapeut und Klient. Oft überschneiden sich diese Annahmen oder gehen ineinander über, obwohl sie auf unterschiedliche Punkte gerichtet sind. Insofern können sie sich gegenseitig verstärken.

1.4 … und seine Annahmen

1. Jeder Klient ist einzigartig. Diese Annahme leitet sich aus der Behauptung her, dass lebende Systeme (Klienten) strukturdeterminiert sind. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf widersteht der lösungsfokussiert arbeitende Therapeut besser der natürlichen Versuchung zu glauben, dass er die Lösung für das Problem eines bestimmten Klienten kennt, weil sie in einem ähnlich gelagerten Fall oder in seinem persönlichen Leben funktioniert hat. Weil jeder Klient einzigartig ist, ist auch jede Beziehung einzigartig. Die Beziehungsprobleme eines Paares nach der Geburt des ersten Kindes können in einem Fall dadurch gelöst werden, dass die Frau ihren Mann stärker in die Kinderbetreuung einbezieht, und im anderen Fall dadurch, dass jeder Elternteil einen Abend pro Woche allein ausgehen darf.
Die SFT ist ein konstruktivistisches Modell. Die Verschreibung einheitlicher Interventionen entspringt einer linearen Denkweise, die Kausalität unterstellt und mehr auf Inhaltliches als auf Prozesshaftigkeit ausgerichtet ist. Die für einen Klienten schnellste und passendste Lösung findet sich am ehesten dann, wenn man ihn als einzigartig betrachtet und „neugierig” (Cecchin 1987) bleibt. Das heißt natürlich nicht, dass die persönliche oder berufliche Erfahrung des Therapeuten in der Behandlung keinen Platz hätte. Sie sollte aber erst ins Spiel kommen, nachdem er alles versucht hat, was seines Wissens den Klienten Zugang zu ihren eigenen Informationen verschaffen hilft. Dann sollte er sich langsam vortasten: „Manche meinen ja, dass es hilft, wenn …” oder „Wenn Sie mal darüber nachdenken … könnte das vielleicht helfen?”

2. Klienten haben die Stärken und Ressourcen, um sich selbst zu helfen. Diese Annahme ist das Herzstück der lösungsfokussierten Philosophie und für den Therapeuten vielleicht am schwierigsten zu beherzigen. Als professionelle Helfer halten wir es für unsere Aufgabe, das Leiden unserer Klienten so schnell wie möglich zu lindern. Wir benehmen uns dann wie behütende Eltern, die ihr Kind zu sehr gängeln, weil sie es vor Schaden bewahren möchten, statt ihm zu zeigen, wie es sich mit seinen eigenen Ressourcen schützen kann. Eine solche Erziehung befähigt weder das Kind, noch baut sie Vertrauen auf!
Maturanas Antwort auf die Frage nach dem Zweck einer Therapie untermauert diese Annahme. Mit Blick auf Strukturkoppelung sagte er, dass eine Therapie eine Interaktionsdynamik erzeugen sollte, bei der die Menschen etwas in sich (Selbstachtung, Liebe, Rechtmäßigkeit) und in anderen entdecken (Maturana 1996). Das legt uns als Therapeuten nahe, dass wir unsere Ressourcen des Akzeptierens, empathischen Mitfühlens und Respektierens für unsere Klienten ausschöpfen sollten.
Praktisch erinnert uns diese Annahme daran, dass die Stärke von Klienten allein schon deshalb existieren muss, weil sie leben und den Weg zu uns gefunden haben. Bis dahin haben sie physisch und psychisch überlebt, und nun müssen wir ihnen beistehen, damit sie ihr Leben nach bestem Können fortsetzen. Doch die Vorgeschichte dieses Überlebens enthält manchmal so viele Schwierigkeiten und Leiden, dass uns das Gefühl der Fassungs- und Hoffnungslosigkeit beschleicht. Gedanken wie „das ist ja grauenhaft”, „hier kann ich nicht helfen” oder „ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll” begegnet man in solchen Momenten am besten mit der Annahme, dass Klienten die Stärken und Ressourcen haben, um sich selbst zu helfen. Dies führt dann automatisch zu einer Antwort wie: „Sie haben jetzt einiges anzupacken. Wie haben Sie das bisher denn alles bewältigt?” Diese Antwort zielt unmittelbar auf Ressourcen und tut mit ihrer Botschaft des Verstehens und des positiven Ausblicks der Beziehung zwischen Therapeut und Klient gut.

3. Nichts ist nur negativ. Diese Annahme stützt sich auf Maturanas und Varelas Überlegung, dass es ohne Bewahrung von Altem keine Veränderung geben kann. Klienten sehen ihre Situation häufig nur negativ und sind sich nicht bewusst, dass es Ausnahmen gibt und sie eigene Ressourcen haben. Sie sagen z. B.: „Ich muss meine Angst loswerden.” Dabei merken sie nicht, dass Angst in manchen Situationen etwas Positives ist. Auch als Therapeut ist man gegen Entweder-oder-Denken nicht immer gefeit. Wenn Klienten über ihre Situation klagen, die von persönlichen Verlusten über Krankheit oder fi nanziellen Problemen bis hin zu €rger mit dem Gesetz reichen kann, führt uns diese Annahme zu der Frage: „Ja, aber was hat sie denn durchhalten lassen, und wie können wir das bewahren und darauf aufbauen?” Dieser Gedanke bringt uns zu Bewältigungsfragen, die in Extremsituationen viel empathischer und sensibler klingen als die Frage: „Was gibt es in Ihrem Leben noch an Positivem?”, wenn anscheinend kein Stein mehr auf dem anderen ist.

4. Widerstand gibt es nicht. Therapeuten sprechen von „Widerstand”, wenn der Klient ihre Sichtweise, wie er sich ändern sollte, nicht akzeptiert. Etikettierungen des Verhaltens von Klienten vertragen sich nicht mit der SFT und generell nicht mit postmodernem Denken. Ein Klient kann nicht therapieresistent sein; vielmehr versteht es der Therapeut einfach nicht, Veränderung so anzustoßen, dass der Klient adaptiv darauf reagiert. Deshalb muss der Therapeut seine Klienten genauer anschauen, um zu verstehen, was sie brauchen.
Maturana beschreibt den therapeutischen Prozess als „orthogonale Interaktion”, d. h., man bezieht sich auf eine Person so, dass sie auf neue oder seltene Weise reagiert. Die Interaktion stört [ist also eine Perturbation] auf eine Weise, die zwangsläufig neue Muster hervorbringt (Efran a. Blumberg 1994).
Der Widerstandsbegriff eignet sich zwar nicht für lösungsfokussiertes Arbeiten, das Wort „Widerstand” beschreibt aber dennoch gut, was lösungsfokussiert arbeitende Therapeuten in der Interaktion mit Klienten oft empfinden. Welcher Therapeut hat nicht schon erlebt, dass seine Anspannung wächst, wenn ein Klient auf alle Vorschläge immer nur mit „Ja, aber!” antwortet. Dann stellt man fest, dass man sich nicht entspannt zurücklehnt, sondern sich steif zum Klienten vorbeugt. Die Stimme ist lauter als sonst, der Hals wird eng. Man hat das Gefühl von Schwerarbeit. Wenn man sich in solchen Momenten auf diese Annahme besinnt, kann man entspannen, tief durchatmen, sich dem Klienten zuwenden und fragen: „Was wäre für Sie jetzt wohl das Beste, damit Ihre Lage sich bessern kann?” Diese Frage hilft dem Therapeuten wie dem Klienten, weil sie einen positiven Effekt auf das emotionale Klima haben wird.

5. Man kann Klienten nicht ändern; nur sie selbst können sich ändern. Mitunter hat man als lösungsfokussiert arbeitender Therapeut das Gefühl, mit dem Klienten einen Machtkampf auszutragen oder ihm einen Gedanken nicht vermitteln zu können. Die Ansicht, dass lebende Systeme „informationell geschlossen” sind und von außen her nicht verändert werden können, bekräftigt diese Annahme, die solche Fehleinschätzungen verhindert oder korrigiert.
Dazu fällt mir ein, wie eine Mutter, deren Sohn wegen sexuellen Missbrauchs eines jüngeren Geschwisters in ein Heim eingewiesen wurde, mit einem Familientherapeuten auf die Wiedervereinigung der Familie hinarbeiten sollte. Der Junge machte gute Fortschritte, und der Kostenträger wollte den Jungen schnellstmöglich aus der teuren Heimbehandlung entlassen. Der Familientherapeut konnte trotz lösungsfokussierter Techniken jedoch nicht bewirken, dass die Mutter ihre angekündigten Pläne umsetzte und zu Hause und bei sich selbst die notwendigen Veränderungen vornahm, damit die Umgebung für das jüngere Geschwister als sicher gelten konnte. Kollegen, die er konsultierte, drängten ihn, das „lösungsfokussierte” Arbeiten aufzugeben und die Angst der Mutter zu schüren, dass sie ihren Sohn verliert, wenn sie sich nicht ändert. Der Therapeut griff stattdessen zur Literatur über lösungsfokussierte Therapie aus den späten 1980er Jahren und entdeckte die oben genannte Annahme. Daraufhin beschloss er, sich selbst zu ändern, um Veränderung bei seiner Klientin zu bewirken. Er übernahm Verantwortung, indem er sich bei der Mutter dafür entschuldigte, dass er ihr nicht behilfl ich genug gewesen sei, die an sie gerichteten Erwartungen zu erfüllen, und bat sie, ihm verständlich zu machen, wie er das nachholen könne. Die Mutter reagierte darauf sehr emotional und zeigte sich hinsichtlich der Wiedervereinigung der Familie ambivalent. Sie habe Schuldgefühle, weil sie keine Veränderungen vornehmen wollte, die wenig Aussicht auf Erfolg hätten. Dieses Eingeständnis machte es dem Therapeuten möglich, der Mutter im Umgang mit ihren Schuldgefühlen zu helfen und andere, aussichtsreichere Optionen für die Zukunft zu entwickeln. Der Junge kam in eine Pfl egefamilie, während seine Herkunftsfamilie auf die Wiedervereinigung hinarbeitete. In einem stützenden und nicht beschuldigenden Umfeld vollzogen sich dann die Veränderungen, die eine Wiedervereinigung der Familie möglich machten.
Wenn Klienten in einer Sackgasse zu sein scheinen, kann es hilfreich sein, ihnen unser Verständnis für ihre Gefühlslage entgegenzubringen. Maturana (1988, p. 27) warnt vor Versuchen, den Klienten mit Logik verändern zu wollen, ohne sich über die damit verbundenen Emotionen auszutauschen, weil Vorlieben (Emotionen) das Handeln bestimmten.

6. Lösungsfokussierte Therapie ist ein langsamer Prozess. SFT ist ein Kurztherapiemodell und dem an der Brief Therapy Clinic des Mental Research Institute entwickelten Modell ähnlich. Ich habe das Wort „kurz” bewusst weggelassen, um falsche Vorstellungen zu zerstreuen. Die genannte Annahme wurde ursprünglich deshalb entwickelt, um der Vermutung entgegenzuwirken, „kurz” impliziere „schnell”. Kurztherapiemodelle bieten meistens effiziente, nachhaltige Behandlungen in kürzeren Zeiträumen als andere Therapiemodelle. Die Kürze lässt sich aber mit der für den Klienten am besten geeigneten Intervention erklären, nicht mit schneller Anwendung von Techniken. Zu früh eingesetzte Techniken können die Behandlung verlängern, weil sie vielleicht auf Klagen fokussieren, die nichts mit den Erwartungen des Klienten an die Therapie zu tun haben.
Die SFT verlangt auch viel Zeit bei solchen Menschen, die jahrelang auf therapeutische Unterstützung angewiesen sind. So wechseln sich Episoden intensiven Kontakts in Krisenzeiten vielleicht ab mit leichter Dauerunterstützung, was mit der Zeit zu einer erstaunlichen Besserung der Funktionsweise führen kann, wenn der Fokus auf kleinen, vom Klienten identifi zierten Zielen liegt und die therapeutische Arbeit in einem sicheren emotionalen Klima durchgeführt wird.
Diese Annahme gemahnt uns vor allem daran, mit uns selbst geduldig zu sein. Wir arbeiten lösungsfokussiert, selbst wenn wir nur auf die Umgebung achten, die Klienten brauchen, um sich ändern zu können.

7. Ursache und Wirkung gibt es nicht. Das Ursache-Wirkung-Prinzip existiert in einer konstruktivistischen Welt nicht, weil es die Existenz objektiver Wahrheit impliziert. Probleme und Lösungen werden stattdessen als die unvorhersehbaren Ereignisse im Leben betrachtet. Deshalb dürfen wir uns von Klienten nicht zur Suche nach Antworten auf die Frage „Warum ist das so?” hinreißen lassen, sondern müssen unser Bemühen auf die Frage richten: „Was muss in Zukunft anders sein?” Wir müssen allerdings damit rechnen, dass wir mit unseren Klienten über Ursache und Wirkung sprechen, wenn sie nur auf diesem Weg über Lösungen nachdenken können.
Ein Beispiel: Eine Klientin berichtet, sie verdanke es einem vergangene Woche gelesenen Selbsthilfebuch, dass sie sich nach monatelanger Depression wieder wie früher fühle. Die Therapeutin erinnert sich, dass die Klientin immer wieder Zeichen der Besserung erwähnt hat, sich diese aber nicht eingestehen konnte. Hier hat die Klientin einen Weg zur Veränderung gefunden. Wenn sie die Ursache ihrer Veränderung in einem Buch und nicht in der Therapie sieht, ist dieses Ursache-Wirkung-Denken ihr Weg zur Veränderung und zu akzeptieren. Für diese Klientin war die Veränderung im Rahmen der therapeutischen Beziehung zu diesem Zeitpunkt keine Option.
Im Bereich psychischer Gesundheit findet man die Überzeugung, sexueller und physischer Missbrauch sei direkt verantwortlich für psychische Probleme im späteren Leben. Solch schreckliche Erlebnisse prägen zweifellos das Leben des Opfers; doch ein direkter Zusammenhang lässt sich unmöglich herstellen, denn es gibt Klienten mit ähnlichen Symptomen und ohne Missbrauchserlebnisse. Solange Psychologen und Psychiater keine diagnostischen Werkzeuge wie ein Mediziner haben, z. B. bildgebende Verfahrung und Blutanalysen, sollte man sich als lösungsfokussiert arbeitender Therapeut vom Ursache-Wirkung-Schema fernhalten.
Wenn Klienten nach Ursachen suchen, fragt man sie am besten, inwieweit ihnen das Wissen um die Ursache bei der Lösung ihres Problems helfen würde. Meistens antworten sie, es helfe ihnen verstehen. Die Frage „Wäre es für Sie in Ordnung, wenn Sie Ihr Problem lösen könnten, ohne zu verstehen?” zeigt meistens eine andere Perspektive auf, die viele Klienten nie bedacht haben.

8. Lösungen haben nicht unbedingt etwas mit dem Problem zu tun. Diese Annahme bildete sich 1982 im Zuge der Verlagerung vom problemfokussierten zum lösungsfokussierten Arbeiten am Brief Family Therapy Center heraus. Man hatte festgestellt, dass die Frage „Was wollen Sie nicht ändern an der Situation, wegen der Sie hier sind?” zu positiven Unterschieden führte, die außerhalb der Problembeschreibung liegen. Sie schien solche Klienten zum kreativen Handeln zu veranlassen, die sich nicht ändern konnten, wenn sie darüber nachdachten, was sie ändern wollten.
Auch das gemahnt daran, nicht im Ursache-Wirkung-Schema zu denken. Im Leben wie in der Therapie ist Veränderung so unvermeidlich wie unvorhersehbar. Ein Mensch, der seinen Beruf langweilig findet, wird vielleicht immer lethargischer und ineffizienter. Ein unvermuteter Impuls von außen, z. B. ein Hobby, Sport, eine neue Beziehung, kann eine grundlegend veränderte Einstellung befördern, die auch seine berufl iche Sichtweise und Leistung verändert. Die ausschließlich problembezogene Suche nach Lösungen kann den Fortschritt ernsthaft behindern.

9. Emotionen gehören zu jedem Problem und zu jeder Lösung. Aus theoretischen und praktischen Gründen richtete man am Mental Research Institute und beim lösungsfokussierten Modell den Blick auf Erkennen und Verhalten und vermied – abgesehen vom Kontaktaufbau zum Klienten – das Gespräch über Gefühle. Wenn man aber Sprache als untrennbar mit Emotion verbundenes Handeln begreift, dann sind die Emotionen des Klienten genauso ein Thema in der Therapie wie seine Gedanken und Verhaltensweisen. Wenn wir mit unseren Klienten nicht über deren Gefühle sprechen und auf dieser Ebene Kontakt zu ihnen aufnehmen, könnte dies unser Verständnis der Klienten, deren Selbstverständnis und die Lösungsmöglichkeiten einschränken.
Diese Annahme erinnert daran, dass Emotionen zur Sprache gehören und wesentlich zum Entscheidungsprozess unserer Klienten beitragen (Maturana a. Varela 1987; Damasio 1994). Sie gemahnt uns auch, auf das emotionale Klima der Therapeut-Klient-Beziehung zu achten (siehe Kap. 2), weil Menschen erstens den sie entspannenden Zustand der Sicherheit suchen, nicht den der Angst (Sullivan 1953d), und zweitens im Zustand der Entspannung offener sind für ihre eigenen Ressourcen und neue Informationen (Erickson 1977).
Klagt ein Klient, dass er wegen zeitlicher und räumlicher Begrenztheiten, wegen Familienverpflichtungen und Computerproblemen mit seiner Dissertation im Fach Maschinenbau nicht weiterkommt, kooperiert man am besten mit ihm in einer Sprache und in Konzeptionen, die zu seiner konkreten Weltsicht passen. Wenn das für ihn aber überhaupt nichts ändert, kann ein Gespräch über seinen psychischen Zustand mit Blick auf das Problem produktiv sein.
Wir nehmen auch nonverbal emotionalen Kontakt zu Menschen auf, und manche Klienten sind sich ihrer Emotionen vielleicht bewusst, wollen aber lieber nicht darüber sprechen. Als Therapeut muss man Behagen oder Unbehagen des Klienten sensibel registrieren und respektieren. Aber wir müssen ihm vermitteln, dass wir verstehen, was er uns sagt.

10. Veränderung ist immer und unumgänglich; eine kleine Veränderung kann zu größeren Veränderungen führen. Am Mental Research Institute und im Rahmen der SFT hat man Probleme grundsätzlich als das unumgängliche Auf und Ab des Lebens begriffen. Manche Menschen bewältigen ihre Probleme mithilfe einer Therapie, manche erholen sich spontan (Bergin a. Lambert 1978). 40 Prozent der Klienten gesunden angeblich aufgrund außertherapeutischer Faktoren (Lambert 1992). Wir haben tatsächlich keine Belege dafür, dass es den Hilfesuchenden nicht auch ohne Therapie besser gegangen wäre.
Das Leben unterliegt permanenten Veränderungen aufgrund komplexer Verflechtungen, die von der Kernfamilie bis zu weltweiten Kontakten und Bedingtheiten wie Krieg, Klima und astrophysikalischen Phänomenen reichen, die sich vielfach unserer Kontrolle oder gar Kenntnis entziehen. Veränderungen auf irgendeiner dieser Ebenen können unser Leben beeinflussen.
Wenn sich der lösungsfokussiert arbeitende Therapeut diese Sicherheit der Unsicherheit bewusst macht und an die Ressourcen seiner Klienten glaubt, kann er trotz aller Schwierigkeiten, die Klienten ihm anvertrauen, eine bejahende Einstellung bewahren. Wenn man von der Geschichte eines Klienten überfordert ist und sich genauso in der Sackgasse fühlt wie der Klient, dann ist der erste Schritt heraus die Erkenntnis, dass Veränderung unumgänglich ist. Im zweiten Schritt plant man mit dem Klienten eine wenn auch noch so kleine Aktion, die für den Klienten einen Unterschied machen wird. In einer Situation, die hoffnungslos erscheint oder einen überfordert, kann ein kleiner Schritt das bis dahin vermisste Gefühl von Kontrolle vermitteln. Selbst die kleinste Handlung kann wie ein Licht am Ende des Tunnels aufscheinen und Hoffnung aufkeimen lassen. Wir dürfen hinsichtlich der kleinen Schritte unserer Klienten nicht zu ehrgeizig sein und müssen die Klienten davor bewahren, zu ambitioniert zu sein; denn so scheinbar unwichtige Dinge wie eine neue Frisur, ein Telefonat mit einem alten Freund, ein Essen zu zweit statt allein können zu größeren Veränderungen führen.
Jeder kennt das Gefühl, von zu viel Arbeit überfordert zu sein und diese nicht mehr bewältigen zu können. Dann macht man sich am besten eine Liste, setzt Prioritäten und beginnt zu arbeiten. Plötzlich wird das Arbeitsvolumen beherrschbar. Eine kleine Veränderung kann zu größeren Veränderungen führen!

11. Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern, also konzentriert man sich auf die Zukunft. Diese Annahme ist so selbstverständlich, und doch ist sie einem nicht immer bewusst. Die Auffassung, dass Sprache Handeln in der Gegenwart ist, untermauert die Überzeugung, dass auch Veränderung nur in der Gegenwart geschehen kann. Klienten sind oft der Ansicht, sie würden ihre Therapie beenden können, wenn sie ihr früheres Handeln verstehen, das zu dem Problem geführt hat. Sie scheinen zu glauben, dass eine Lösung die Einsicht voraussetzt. Manche Klienten wollen auch, nachdem Sie ihr Ziel erreicht haben, unbedingt verstehen „warum”.
In der Paartherapie kommt es häufig vor, dass beide Partner zusammenbleiben wollen und dennoch ihr Ziel nicht erreichen, weil einer oder beide immer wieder an vergangene schmerzliche Ereignisse rühren. Lösungsfokussiert arbeitende Therapeuten müssen diese sinnlose Spirale vermeiden und den Klienten helfen, sich um ihrer Zukunft willen zu vergeben, wenn auch nicht zu vergessen.
Ein anderer in der Therapie häufig zu beobachtender nutzloser Prozess setzt ein, wenn Klienten sich auf das Unrecht einschießen, das ihnen aus ihrer Sicht in der Kindheit von ihren Eltern angetan wurde. Das Unrecht lässt sich nicht nur nicht mehr aus der Welt schaffen, sondern kann sogar eine kindliche Erinnerung sein, die in einem anderen Lebensalter vielleicht anders wahrgenommen worden wäre.
Klienten, die immer mit der alten Leier kommen, begegnet man helfend, wenn man ihnen sagt: „Ich merke, dass Sie die Vergangenheit (den Schmerz, die Enttäuschung) nur schwer vergessen (dass Sie nur schwer vergeben) können, aber was würden Sie jetzt oder in Zukunft brauchen, damit Sie sich mit dem Geschehenen arrangieren und es hinter sich lassen können?” Annahmen beeinflussen unsere Einstellung zum Klienten und folglich auch unsere Beziehung zu ihm. Sie helfen uns entscheiden, was wir tun sollen. Aufgrund der Annahme, dass der Klient eigene Stärken hat, fragen wir danach. Die Annahme, dass Probleme und Lösungen mit Emotionen verbunden sind, gemahnt uns daran, empathisch und ermutigend zu sein. Berichtet ein Klient nach Wochen des Wohlbefindens von einem Rückschlag, sind wir vielleicht versucht, mit ihm nach Gründen dafür zu suchen. Die diskutierten Annahmen bieten stattdessen die Möglichkeit, dass man selbst und der Klient eine positive Einstellung gewinnt, indem man ihn fragt: „Seit Ihrer ersten Beschreibung des Problems, dessentwegen Sie hier sind, haben Sie Fortschritte gemacht. Das kann die momentane Situation nicht unbeeinflusst gelassen haben. Was ist jetzt anders als zu dem Zeitpunkt, als Sie zum ersten Mal hierher kamen?” Dieser Zusammenhang zwischen Theorie, Annahmen und Praxis ist im gesamten Buch präsent.

1.5 Fazit

Da das SFT-Modell zunehmend atheoretisch geworden ist, hat die Skepsis ihm gegenüber zugenommen, vor allem in der Frage, wie die SFT praktiziert wird (Kleckner et al. 1992; Efron a. Veenendaal 1993; Lipchik 1994; Miller 1994; Nylund a. Corsiglia 1994). Der in diesem Kapitel beschriebene theoretische Hintergrund soll eine Alternative aufzeigen, die SFT zu konzeptualisieren und zu praktizieren, die weniger Fragen zur Legitimität und zum Wert der SFT offenlässt (Cecchin, Lane a. Ray 1994). Eingedenk der Überlegung, dass Veränderung immer mit dem Bewahren von Altem einhergeht, führt die vorliegende Version des SFT-Konzepts frühere Aspekte der SFT wieder ein und verknüpft sie mit zuvor damit unverbundenen Aspekten. Die biologische Komponente bereitet den Weg dafür, zukünftige Ergebnisse aus den Neurowissenschaften und sonstigen medizinischen Bereichen zu integrieren, was uns dabei unterstützt, unseren Klienten wirksamer zu helfen.

Ich habe meine Erklärung bestehender Missverständnisse hinsichtlich der SFT mit theoretischen Veränderungen begründet, möchte aber betonen, dass in den USA auch Managed-Care-Agenturen daran nicht unschuldig sind (Hoyt a. Friedman 1998). Diese haben das SFT-Konzept als Kurzbehandlung der Wahl anerkannt, was in der Folge eine Fülle ein- bis zweitägiger Workshops hervorgebracht hat, aus denen die Teilnehmer etwas Wertvolles für die Praxis mitnehmen sollten. Unter solchen Bedingungen gewinnen Techniken die Oberhand, während theoretische Zusammenhänge die Sache nur verkomplizieren. Da diese SFT-Ausbildungen regelrecht ins Kraut schossen, haben schließlich die griffigsten Parolen definiert, was SFT ist. Wir Therapeuten dürfen nicht erwarten, dass unsere Arbeit ein Spaziergang ist. Deshalb müssen wir Wege suchen, auf denen unsere Klienten und wir selbst einigermaßen angenehm gehen können.


Anmerkungen:

(1) Konstruktivismus wird hier definiert als »relativistische Sichtweise, die die subjektive Konstruktion von Wirklichkeit betont. [Sie] impliziert, dass das, was wir bei Familien sehen, genauso gut auf unseren Vorbedingungen beruhen kann wie auf dem, was dort tatsächlich geschieht« (Nichols a. Schwartz 1995: 590). Vertreten wird diese Sicht von Theoretikern wie Paul Watzlawick (1984), Humberto Maturana (1980), Heinz von Foerster (1981) und Ernst von Glasersfeld (1995 [dt. 1996]). Jeder Mensch konstruiert durch Sprache sein eigenes Bild von der Wirklichkeit (Anderson 1997). Im Unterschied zum Konstruktivismus geht sozialer Konstruktionismus (Gergen 1982, 1991, 1994) einen Schritt weiter und behauptet, dass individuelle Konstruktionen gänzlich durch Gespräche mit anderen geschaffen werden.


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Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Carl-Auer-Verlages



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