7. Papier-Finanz und Weltbezug
Was hat sich in den letzten Jahrzehnten in der Finanzwelt geändert? Markieren die technologischen Innovationen und der Aufstieg der New Economy mit allen damit zusammenhängenden Verheißungen und Bedrohungen den Übergang zu einer wirklich neuen Finanzwelt, oder sind sie lediglich eine Weiterentwicklung der Spekulation und des Kreditwesens, wie wir sie bereits seit Jahrhunderten kennen? Vielleicht liegt das Problem vor allem darin, dass man das, was gerade passiert, nicht versteht. Vielleicht hilft in diesem Zusammenhang, sich auf das Thema Zeit zu besinnen: Auf den Finanzmärkten wird mit Rückgriff auf Zukunftserwartungen in einer zirkulären Bewegung durch Vernachlässigung der Differenz zwischen Illusion und Realität die Zukunft geschaffen (Kapitel 7.1).
Fast scheint es, als ginge es in der Finanzwelt nur um Abstraktionen und als würde die konkrete Wirklichkeit der Güter, der Produktion und der Nutzung des Reichtums außer Acht gelassen. Wie in anderen Bereichen der Gesellschaft ist es jedoch auch im Bereich der Wirtschaft ratsam, die Vorstellung aufzugeben, Wirklichkeit und Beobachtung seien unterschiedliche Entitäten, und sich zu erinnern, wie stark die Beschreibungen der Welt sich auf die beschriebene Welt auswirken. Die Voraussetzungen für diese Operation gehen auf eine Wende zurück, die in der Wissenschaft als Konstruktivismus und hier als Performanz bezeichnet wird. Diese Wende nimmt ihren Ausgang bei den Beobachtern, die die Welt und sich gegenseitig beobachten, und ist als Versuch zu verstehen, die Realität zu beschreiben, die daraus resultiert. Diese Realität besteht einerseits aus Gegenständen sowie aus Beobachtungen von Gegenständen und andererseits aus Beobachtungen dieser Beobachtungen, sie umfasst die Beobachtung anderer sowie die Art und Weise, wie diese anderen ihrerseits beobachten (Kapitel 7.2).
Eine derart flexible und uneinheitliche Realität hängt mit der Struktur der gegenwärtigen Gesellschaft zusammen und verdichtet sich in allen ihren Bereichen (Wissenschaft, Wirtschaft, aber auch Recht, Kunst, Erziehung und Familie) zu einer Vorstellung von Realität, die den Kategorien und Kriterien des jeweiligen Bereichs entspricht und daher nicht mit dem Anspruch der Allgemeingültigkeit auftritt. Die Realität der Wissenschaft ist weder die der Kunst noch die des Recht oder der Familie, dennoch ist keine der entsprechenden Realitäten willkürlich und beliebig produzierbar. Die Realität unterliegt stets ganz bestimmten Zwängen, die jedoch nicht einer unabhängig gegebenen Welt entstammen, sondern abhängig von der Zeit und der eingenommenen Perspektive variieren (Kapitel 7.3).
So gesehen könnten die scheinbaren Irrwege und die Unverständlichkeit der Finanzmärkte auf eine anders gearteten Rationalität verweisen, die auf der gegenseitigen Beobachtung der Beobachter basiert (die nicht ausschließlich als Gruppenverhalten missverstanden, sondern eher als Grundlage der Realität schlechthin verstanden werden sollte), auf der Reflexivität der Zeit, die sich aus unseren Erwartungen und Plänen und aus einer Orientierung an Risiken ergibt (Kapitel 7.4).
7.1 Revolution oder Kontinuität?
In diesem zweiten Teil setzen wir uns mit den so genannten Derivaten auseinander, sehr speziellen Finanzinstrumenten, die eine Reihe von für die Absichten unserer Analyse sehr nützlichen Besonderheiten aufweisen. Wie wir in der Folge noch deutlicher sehen werden, genießen Derivate seit einigen Jahren eine ebenso große wie dubiose Aufmerksamkeit. Diese in hohem Maße technischen, innovativen und recht undurchsichtigen Instrumente sind enorm medienwirksam und Gegenstand kontinuierlicher Debatten, von Zeitungsartikeln und zahlreichen Reflexionen, so dass die Diskussion über Futures, Optionen, Swaps etc. auch außerhalb des engeren Bereichs der Wirtschaft inzwischen als bekannt vorausgesetzt werden. Ihre Tragweite gilt als ausgesprochen hoch: Als der italienische Finanzminister Giulio Tremonti Derivate im Sommer 2008 als »Pest unseres Jahrhunderts« bezeichnete, hat man nicht über ihre Bedeutung diskutiert, sondern darüber, ob diese Sichtweise übertrieben sei oder nicht. Trotz ihrer Allgegenwart oder gerade deswegen ist immer weniger klar, was Derivate eigentlich sind und wie sie funktionieren.
Wie Soziologen sehr genau wissen, rücken bestimmte Themen nicht zufällig oder irrtümlich in den Mittelpunkt des Interesses. Trotz der geringen Transparenz und der Ungenauigkeiten in der Diskussion hat es meistens einen Grund, wenn ein Phänomen einen solchen Bekanntheitsgrad erreicht, selbst wenn der eigentliche Grund meistens nicht mit demjenigen übereinstimmt, auf dem die Aufmerksamkeit des Publikums basiert. Die Kernthese dieser Arbeit, die wir im Folgenden noch ausloten werden, lautet: Derivate verdeutlichen gerade auf Grund ihrer sekundären (aus anderem folgenden) Natur alle Tendenzen, die wir bisher mit Bezug auf Finanzmärkte, Märkte allgemein, Geld und den wirtschaftlichen Umgang mit Zeit vorgestellt haben, und treiben sie auf die Spitze. Man könnte sagen, Derivate sind der höchste Ausdruck ökonomischer Rationalität. Sie zwingen dazu, die Perspektive zu wechseln, die gängigen theoretischen Annahmen zu überdenken und sich mit einem neuen Stadium der Entwicklung zu konfrontieren. Wenn man diese neue Entwicklung jedoch akzeptiert und versteht, stellt sich heraus, dass sie gar nicht so neu ist, weil ihre Prämissen schon seit langem wirksam sind. Unserer Hypothese zufolge erscheinen die neuen Finanzinstrumente gerade deshalb so undurchsichtig und unverständlich, weil wird sie nach wie vor mit Kategorien untersuchen und beschreiben, die im Grunde nicht einmal für die »primären« Finanzmärkte adäquat sind – bloß sind wir jetzt gezwungen, dessen gewahr zu werden und einen neuen Ansatz zu entwickeln.
In dieser Hinsicht hat Tom Wolfe vielleicht nicht Unrecht, wenn er das Ende des Kapitalismus heraufbeschwört (1). Im Übrigen teilen viele diesen Eindruck in Zusammenhang mit den Ereignissen des Sommers/Winters 2008, die zuvor undenkbar gewesen wären – Bankrott berühmter und renommierter Banken, Zusammenbruch von Versicherungsgesellschaften, öffentliche Rettungsaktionen, staatliche Direktinterventionen in die Wirtschaft. Jedes Ende bedeutet aber den Anfang von etwas Neuem, das nicht aus dem Nichts heraus entsteht. Je nachdem welche Perspektive man einnimmt, kann man sich dafür entscheiden, entweder den Bruch oder die Kontinuität, das Ende oder die Weiterentwicklung der kapitalistischen Wirtschaft zu sehen. Wie wir mit Bezug auf die Einschätzung der Derivate noch sehen werden, lässt sich auch die neue Dynamik der Finanzmärkte entweder als epochaler Bruch betrachten, der den Übergang zu einer radikal anderen wirtschaftlichen Entwicklung oder sogar zu einer neuen Form des Geldes markiert, oder aber als Weiterentwicklung von Instrumenten, die es bereits seit Jahrhunderten oder sogar seit Jahrtausenden gibt, die lediglich in höherem Maße und auf eine waghalsigere Art und Weise eingesetzt werden.
Der diesbezügliche Disput ist nicht wirklich relevant. Worauf es ankommt, ist, dass hier ein Maß an Reflexivität und Abstraktion ins Spiel gekommen ist und zu einer Verselbständigung und Entwicklung eigener Art geführt hat. Schon vor den 70er Jahren ist spekuliert worden, doch nun beziehen sich Spekulationen nur auf Spekulationen und nähren sich sozusagen selbst. Märkte haben schon immer eine eigene Dynamik gehabt, die durch die gegenseitige Beobachtung von Beobachtern gesteuert wurde. Doch nun ist diese Beobachtung zum eigentlichen Gegenstand der Transaktionen geworden. Die Dynamik der Wirtschaft hat immer schon zur Schaffung von Zukunft geführt. Doch nun hängt die Zukunft direkt von Zukunftserwartungen und nicht länger von gegenwärtigen Gegebenheiten und noch weniger von der Vergangenheit ab. Die Phänomene, die es zu klären gilt, beziehen sich auf diese neue Form der Selbstreferenz der Finanzmärkte, was nicht Isolation bedeutet. Bekanntlich besteht das Problem darin, dass diese Bewegungen immer abstrakter und undurchsichtiger werden und schwerwiegende Auswirkungen auf alle anderen Bereiche der Gesellschaft haben. Die so genannte Realökonomie ist von der Finanzwirtschaft absolut unabhängig – und dies obwohl in Anbetracht neuer Finanzinstrumente und -dynamiken immer weniger klar ist, wie diese Interdependenzen beschaffen sind und wie sie sich kontrollieren lassen.
Es gilt zum Beispiel als ausgemacht, dass – insbesondere kurzfristige – Spekulationen beim steilen Anstieg der Ölpreise im Jahre 2008 eine entscheidende Rolle gespielt haben. Zugleich weiß man aber auch, dass die Ölnachfrage in den Schwellenländern (vor allem in China und Indien) gestiegen ist, dass also die Lage der Realökonomie sich geändert hat und unter den Preissteigerungen enorm gelitten hat. Sind es nun die Finanzmärkte, die auf die Realökonomie reagieren, oder verhält es sich umgekehrt? Sind es die »realen« Erwartungen, die die Bewegungen des »Papiergeldes« steuern, oder sind es die Orientierungen der Finanzwelt, die den konkreten Erwartungen ihre Form verleihen? Ist die Welt unsere Bezugsgröße, ist es das Finanzwesen, oder ist es etwa die Art und Weise, wie die Finanzwelt die Welt und die Zukunft beobachtet, die uns erwartet? Man fragt sich, was real ist und was nur auf dem Papier existiert, zumal die Wirtschaft bereits seit Jahrtausenden nicht mehr auf der Grundlage von Tausch und der unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung funktioniert. Was haben Derivate nun mit dieser Thematik zu tun? Weshalb gibt man ihnen die Schuld für diese neue Form der Schließung und Selbstreferenz der Finanzmärkte?
7.2 Konstruktivismus in der Wirtschaft
Es ist nicht leicht, all diese Fragen zu beantworten, zumal man Welt und Wirtschaft für getrennte Bereiche hält mit realen Gütern und Bedürfnissen auf der einen Seite und Zahlungen und Krediten auf der anderen, die durch einen veil of money abgeschirmt sind, der einen Bereich markiert, in dem andere Kriterien und Relevanzbereiche gelten. Im Grunde haben wir es mit der Haltung jener zu tun, die zwischen Welt und Finanzwesen, realem Reichtum und Reichtum auf dem Papier unterscheiden. Kritik an der Vorstellung, dass es sich bei Geld um ein neutrales Diaphragma (um einen »Schleier« eben) handelt, das nicht Teil der Welt ist, ist mindestens seit Keynes verbreitet (2). Dasselbe gilt für die Kritik an der »autarken« Haltung der ökonomischen Theorie. Doch die Aufforderung, sich anderen Disziplinen wie Psychologie, Anthropologie oder Soziologie zu öffnen, hat bisher zu keiner wesentlichen Änderung der Grundannahmen der ökonomischen Reflexion geführt. Im Übrigen ist eine einfache Bereichserweiterung wie Akerlofs Wunschtraum einer psycho-socio-anthropo-economics (3) etwas anderes als eine wirkliche Wende. Eine solche müsste dazu führen, dass das Geld und seine Dynamiken (einschließlich der ökonomischen Theorie) nicht länger bloß als Abbild der Welt zu betrachten, sondern mit vollem Recht als Sachverhalte in der Welt, als Tatsachen unter anderen, die beitragen, jene Welt zu konstituieren, die das Geld selbst monetarisiert und in Kapital übersetzt. Diesem Ansatz zufolge wäre Geld die »Duplikation« jeden Gutes und zugleich selbst ein Gut, das getauscht und geschätzt wird und von innen heraus die Dynamik der Preise und die entsprechenden Bewegungen beeinflusst. Es wäre gleichzeitig innerhalb und außerhalb des eigenen Gegenstands.
Diese Wende ist, wie gesagt, alles andere als neu und geht mit Perspektivenänderungen in vielen Bereichen einher. Sie liegt dem Perspektivenwechsel zugrunde, der ausgehend von der Sprachanalyse die philosophische Reflexion des 20. Jahrhunderts insgesamt gekennzeichnet hat: Wurde Sprache zuvor als Mittel betrachtet, die Welt von außen zu beschreiben, so gilt sie nun als Teil der Welt, der selbst Auswirkungen hat und Dinge in Bewegung bringt. Wie man inzwischen weiß, ist Sprache selbst ein Sachverhalt, der auf eine bestimmte Weise operiert. Diese Erkenntnis erfordert eine Theorie, die dem Rechnung trägt und Konsequenzen daraus zieht. Die Sprachtheorie des 20. Jahrhunderts ist diesem Strang mit all ihren Facetten gefolgt. Nun scheint auch die ökonomische Theorie gefordert zu sein, eine ähnliche Wende zu vollziehen und Intuitionen zu radikalisieren, die sie seit langem verinnerlicht hat, die aber nicht kohärent zu Ende gedacht worden sind.
Erst in den letzten Jahrzehnten haben sich Entwicklungen abgezeichnet, die folgerichtig die Trennung zwischen »Wirtschaftswelt« und Welt insgesamt ablehnen und den Versuch unternehmen, die Vielzahl der Übereinstimmungen, die beide Welten verbinden, zu untersuchen: Die sehr einflussreiche Studie von Callon (1998) nimmt ihren Ausgang von der social network analysis von Granovetter (1985), um die gesamtgesellschaftliche Einbettung der Wirtschaft plausibel darzustellen (4). Abolafia (1998) stellt hingegen Märkte als Generatoren spezifischer Kulturen heraus, als Orte wiederholter Interaktionen und Transaktionen, die eine Reihe eigener Orientierungen und Kriterien ins Leben rufen, welche die Wirtschaft weiterentwickeln. Von hier aus hat sich eine von der Idee der Performanz geleitete Forschungstradition gebildet (5), d. h. von der Annahme, dass die kulturellen und theoretischen Vorannahmen der Wirtschaftsunternehmer sich auf die Art und Weise auswirken, wie Märkte faktisch funktionieren, und damit die Wirtschaft insgesamt verändern. Die Leitbilder und kulturellen Vorstellungen sind in jenem Feld, das sie zu beschreiben und zu erklären vorgeben, eine treibende Kraft. Wie wir in der Folge im Zusammenhang mit den Derivaten noch sehen werden, konnte MacKenzie zeigen, dass die in der ökonomischen Theorie entwickelten Modelle die wirtschaftliche Realität, auf die sie sich beziehen, beeinflussen. Diese verändert sich ihrerseits dahingehend, dass sie sich diesen Modellen entweder annähert (Performanz) oder weiter von ihnen entfernt (Kontra-Performanz). Die Theorie wird mit anderen Worten als ein wirtschaftlicher Sachverhalt unter anderen beobachtet, der dazu beiträgt, die wirtschaftliche Realität insgesamt zu verändern.
Unser Vorschlag ordnet sich in diesen theoretischen Rahmen ein, obwohl der Bezug auf die Theorie der Gesellschaft sehr viel weiter in den Vordergrund gerückt und damit eine deutliche Akzentverschiebung vorgenommen werden soll. Die Studien zur Performanz wollen aufzeigen, wie die ökonomische Theorie, wie also die Kommunikation über die Wirtschaft, den eigenen Gegenstand, die Dynamik der Wirtschaft selbst verändert – dies ist unzweifelhaft der Fall, und es ist sehr nützlich, darauf hinzuweisen. Die Black-Scholes-Formel geht zum Beispiel von einem Modell der Finanzmärkte aus, das zu der Zeit, als es eingeführt wurde, zu Beginn der 70er Jahre, der Realität der Finanzwelt zunächst nicht entsprach, in der Folge aber durch Anwendung der Formel zur Steuerung der Operationen immer mehr: Die Realität passt sich der Theorie an (6). Wir möchten jedoch zeigen, dass nicht nur die Beobachtungen, sondern selbst die wirtschaftlichen Operationen (Transaktionen, Spekulationen, Handel mit Derivaten und unterschiedlichen Finanzaktien) die Wirtschaft verändern und der Welt, die von den Unternehmern beobachtet und in Rechnung gestellt wird und an der sie ihre Wahl und ihre Entscheidungen orientieren, Elemente hinzufügen. Es sind nicht nur die »externen« Beobachtungen der Wirtschaftstheoretiker oder die kulturellen Ausrichtungen der Unternehmer, die die Realität verändern, mit der die Wirtschaft sich konfrontiert sieht, sondern auch die wirtschaftlichen Operationen selbst, die es mit einer Welt zu tun haben, die sich auch aus den Erwartungen und Operationen der Unternehmer zusammensetzt. Unternehmer orientieren sich an einer Realität, die auch dann aus Sachverhalten und Beobachtungen besteht, aus Gütern und Geld, Daten zur Produktivität, Werten und Preisen – wobei die Preise Werte verändern –, wenn sie sich nicht von einer Theorie leiten lassen. Die Realität der Wirtschaft wird durch die Wirtschaft selbst erzeugt.
Im Grunde genommen stellt unsere gesamte Beschreibung der Dynamik der Wirtschaft, wie wir sie in den vorangegangenen Kapiteln vorgestellt haben – indem wir auf den Informationswert von Preisen, die selbstreferenzielle Dynamik der Märkte, die Schaffung von Bedürfnissen durch die Wirtschaft, die diese dann selbst zu befriedigen hat, und auf die Erzeugung und Duplikation von Knappheit hingewiesen haben – den Versuch dar, dies plausibel zu machen. Alle bisherigen Beschreibungen sollen nun als Prämissen der jetzt folgenden Überlegungen betrachtet werden. Das Neue der Derivate und der entsprechenden neuen Finanzmärkte besteht in dieser Hinsicht vor allem darin, dass sie diese Wende unumgänglich gemacht haben. Denn erst durch sie ist offensichtlich geworden, dass sich ohne Perspektivenwechsel in der Tat nicht verstehen lässt, was gerade passiert, und man sich im Kreise dreht – sowohl beim Beschreiben als auch beim Versuch, den Handelnden Instrumente an die Hand zu geben. Die recht verbreiteten Diskussionen über die »Intransparenz« der neuen Finanzinstrumente, die so komplex sind, dass weder Laien noch die Unternehmer selbst sie verstehen, sind ein Symptom dafür, dass eine angemessene und praktikable Beschreibung dessen fehlt, was gerade vor sich geht. Die Unternehmer befinden sich in einer paradoxen Lage: Sie wissen sehr genau, was sie machen sollen und wie sie es machen können; dafür verfügen sie sogar über Algorithmen und raffinierteste Techniken, um ihr Verhalten und ihre Entscheidungen zu steuern; zugleich wissen sie aber weder, was gerade vor sich geht, noch was sie selbst faktisch tun. Offensichtlich verfahren Finanzmärkte jenseits der immer wiederkehrenden Krisen, jenseits der Fehler und Blasen, keineswegs willkürlich. Ebenso offensichtlich ist aber, dass niemand wirklich darüber im Bilde ist, wohin es die Finanzmärkte treibt und welches die Mechanismen sind, die ihre Entwicklung steuern.
Hier besteht nicht der Anspruch, die Dynamik der Märkte oder irgendeines anderen gesellschaftlichen Teilbereichs voraussehen oder gar kontrollieren zu können. Wenn man jedoch den Blick über die Wirtschaft als isolierten Bereich hinaus auf die Gesellschaft insgesamt ausweitet, an der die Wirtschaft teilhat, die sie voraussetzt und an deren Zustandekommen sie beteiligt ist, dann kann man Parallelen ziehen und Verbindungen knüpfen, man kann Bindungen und Einflüsse orten, die zumindest nachvollziehen helfen, wie die Dynamik der Wirtschaft vollkommen kontingent sein kann, zugleich aber in keinster Weise willkürlich, selbstreferenziell, zugleich aber auch der Welt zugewandt. Dies macht verständlich, wie es möglich ist, auf die Vorannahme einer unabhängig bestehenden äußeren Welt – also auf die Grundlagen der Wirtschaft, auf Bedürfnisse als anthropologische Entitäten und selbst auf die Goldbindung – zu verzichten, ohne zugleich darauf zu verzichten, die Existenz von Bindungen und der Wirtschaft insgesamt (einschließlich der Futures, Optionen und anderer exotischer und wenig fassbarer Instrumente) zu postulieren.
Wir möchten für die Wirtschaftstheorie eine Richtung vorschlagen, die in anderen Bereichen unter dem Begriff konstruktivistische Wende gehandelt wird und sich, folgt man der soziologischen Theorie, auf zahlreiche unterschiedliche Felder übertragen lässt: Diese Wende entspricht in der Tat einer grundlegenden Transformation der Strukturen der gegenwärtigen Gesellschaft. Nicht ohne Grund verweist MacKenzie auf Untersuchungen der Sprache (die Theorie der Sprachakte mit ihrer berühmten Formel »How to do things with words« [7]) und epistemologische Studien (die Arbeiten von Barry Barnes [8]), um die Konturen der Richtung anzuzeigen, die die Wirtschaftstheorie nach seinem Dafürhalten einschlagen sollte. Der Konstruktivismus ist vor allem mit Bezug auf die Wissenschaft diskutiert worden, um die stets kontrovers geführte Debatte der Frage zu klären, in welchem Verhältnis die wissenschaftlichen Theorien und Beschreibungen zur beschriebenen Welt stehen: Es ist das moderne oder postmoderne Erbe der alten Debatte zwischen Realismus und Nominalismus. Der Konstruktivismus (9) kann als Ergebnis des epistemologischen Diskurses des vergangenen Jahrhunderts gewertet werden und geht über den Falsifikationismus, über das Ende der großen Erzählungen und über die These der sozialen Konstruiertheit der Wissenschaft hinaus, um zu der Behauptung zu gelangen, die Wissenschaft habe nicht den Zweck, eine unabhängig gegebene Realität zu erkennen, und dies könne auch nicht das Wahrheitskriterium sein, an dem sich die Angemessenheit wissenschaftlicher Hypothesen messen lässt – die Wissenschaft kann nur diejenige Realität kennen, die sie durch eigene Operationen konstruiert. Dies jedoch ist vollkommen ausreichend, um diese Operationen zu binden und daraus zu einer einheitlichen Unterscheidung zwischen wahren und unwahren Hypothesen zu kommen.
Wie im Übrigen schon seit Heisenberg bekannt ist, sieht die Wissenschaft sich mit einer Welt konfrontiert, die als solche nicht erreichbar ist, sondern stets von den Instrumenten und von der Perspektive des Beobachters abhängig ist. Mit anderen Worten sieht sich der wissenschaftliche Beobachter immer mit der eigenen Welt konfrontiert, mit der Welt, so wie sie sich ihm mit den verfügbaren begrifflichen und praktischen Instrumente (Theorien und Methoden) darstellt, und nicht mit einer unabhängig gegebenen Welt. Das heißt aber nicht, dass er es mit einer willkürlichen Welt zu tun hat, in der »anything goes« und keine nachvollziehbaren Kriterien existieren, die das Wahre vom Unwahren unterscheiden helfen – es ist im Gegenteil die Realität selbst, worin auch immer sie bestehen sollte, die aktiv dazu beiträgt, wahre von falschen Aussagen zu unterscheiden, ohne dass man im Ergebnis die unabhängig gegebene Welt erkennen könnte. Man muss die externe Welt nicht kennen, um auf eine Realität zugreifen zu können, die wissenschaftliche Operationen aus sich unterscheidet – dies wird jedoch lediglich eine mögliche Realität sein, die Realität des jeweiligen Beobachters und nicht die Realität schlechthin, die für sich unabhängig Bestand hat und für alle jederzeit gültig ist. Es kann in ein und derselben Welt viele Realitäten geben. In diesem Falle ist die Realität lediglich die Fremdreferenz der Wissenschaft und nicht eine unabhängig gegebene Welt, die Art und Weise, in der die Wissenschaft auf der Grundlage eigener Instrumente und Kategorien die externe Welt sieht, ein Anderes als sich selbst projiziert und sich damit konfrontiert, und eben nicht eine beobachterunabhängige Welt an sich. In der Tat verfügt jedes System über eine eigene Form der Fremdreferenz, die sich gemäß der Entwicklung der Operationen des Systems verändert und weiterentwickelt. Jedes System verfügt über eine eigene Art und Weise, sich mit dem Anderen auseinanderzusetzen, und zwar mit dem eigenen Anderen, nicht mit dem Anderen schlechthin, das stets unweigerlich unerreichbar bleibt.
Das Problem der Wissenschaftstheorie besteht also darin zu beschreiben, wie die Wissenschaft mit der eigenen Fremdreferenz umgeht, eine eigene Realität konstruiert und diese kennenlernt und wie diese Operationen sich dann konkret auf unser Verhältnis zur Umwelt etwa in den Bereichen Technologie, Ökologie und unterschiedlicher Wissensanwendungen auswirken. Die Tatsache, dass die Realität der Wissenschaft keine unabhängige Gegebenheit ist, macht sie nicht weniger real, was sich auch an den Einflüssen der Forschung auf unser alltägliches und berufliches Leben hinlänglich zeigt. Übertragen auf unseren Gegenstand meint dies: Die Tatsache, dass die Wissenschaft nur die eigene Realität kennt, macht aus ihr keine »Papierwissenschaft«, die sich von einem vermeintlich wahren Wissen unterscheidet, sondern dabei handelt es sich lediglich um die einzig mögliche Form der Wissensaneignung, die sich daran bemisst, wie stringent die Operationen durchgeführt wurden.
Der Konstruktivismus hat den Theorieansatz verändert, insbesondere hat er zum Übergang von einer Beobachtung erster zu einer Beobachtung zweiter Ordnung beigetragen (10). Auf den ersten Blick ist dieser Übergang wenig spektakulär, er bringt aber eine ganze Reihe von Konsequenzen mit sich. Die anfängliche Unterscheidung ist, wie schon erwähnt, recht einfach: Der Beobachter erster Ordnung beobachtet Gegebenheiten und Objekte in der eigenen Welt, während der Beobachter zweiter Ordnung Beobachter beobachtet, die Gegebenheiten und Objekte ihrer eigenen Welt beobachten. Über die beobachteten Beobachter beobachtet der Beobachter zweiter Ordnung eine Vielzahl unterschiedlicher Welten, diejenigen nämlich, die durch die beobachteten Beobachter beobachtet werden. Schon dies hat offensichtlich Konsequenzen auf seine Ontologie, die in eine Vielzahl von Bezugsrealitäten fragmentiert wird. Der springende Punkt ist aber: Zwangsläufig ist der Beobachter zweiter Ordnung seinerseits auch ein Beobachter erster Ordnung, der sich der eigenen Welt und den zugehörigen Objektivationen gegenübergestellt sieht und seinerseits von einem zusätzlichen Beobachter (und auch von sich selbst, sobald er sich auf die Ebene der Beobachtung zweiter Ordnung begibt) beobachtet werden kann. Der Beobachter zweiter Ordnung, der Beobachter beobachtet, kann nicht umhin, auch sich selbst als Beobachter unter anderen zu beobachten und gegebenenfalls zwischen der (eigenen und fremden) Beobachtung erster und zweiter Ordnung zu unterscheiden – er kann nicht umhin zu beobachten, dass er und seine Beobachtungen, so wie er andere beobachtet, ihrerseits durch andere beobachtet werden und sich bald ein schwindelerregendes Spektrum sich gegenseitig spiegelnder Perspektiven einstellt. Die Beobachtung zweiter Ordnung enthält unweigerlich eine reflexive Komponente, so dass die Theorie, indem sie ihre Objekte beobachtet, zugleich auch immer sich selbst beobachtet; die Theorie beinhaltet einen Grad an Abstraktion, der sie im Vergleich zur einfachen Gegenüberstellung mit der Welt der Objekte stets mindestens zwei Schritte von dieser entfernt hält. Die Realität der Beobachtung zweiter Ordnung ist die Realität des Konstruktivismus, der jede Gegebenheit auf einen Beobachter und jede Realität auf eine Verschränkung von Beobachtungsperspektiven bezieht, die sich gegenseitig beeinflussen und konditionieren. Wie wir noch sehen werden, geschieht das Gleiche auf den Finanzmärkten und führt hier zu einem ähnlichen Verfremdungseffekt.
7.3 Die Gesellschaft der Beobachtung zweiter Ordnung
Nach der an die Systemtheorie angelehnten Gesellschaftstheorie (11) ist es kein Zufall, dass die Wissenschaft heute auf diese Weise operiert: Der Konstruktivismus hat seine Entsprechung in der Struktur der gegenwärtigen Gesellschaft. Diese ist in viele verschiedene Bereiche differenziert, die jeweils auf eine spezifische Funktion spezialisiert sind und durch eigene Prioritäten und Kriterien geleitet werden. Demgemäß unterscheidet sich die Perspektive der Wissenschaft von derjenigen der Politik, des Rechts, der Erziehung, der Religion, der Kunst sowie von derjenigen der Wirtschaft. Postmodern an dieser Situation ist, wenn man so will, dass keine dieser Perspektiven den Anspruch erheben kann, den anderen gegenüber prioritär zu sein und ihnen Regeln zu diktieren: Die Politik kann nicht darüber bestimmen, welche Annahmen wahr sind, so wenig wie die Religion der Kunst vorschreiben kann, wie sie operieren soll, oder das Recht der Wirtschaft vorgeben kann, wie sie Gewinne erzielt. Es gibt keine einheitliche Hierarchie mit einer leitenden Funktion an der Spitze, wie sie in der Vergangenheit von Religion oder Politik eingenommen wurde, und es gibt deshalb auch keine »große Erzählung«, die die Perspektiven der unterschiedlichen Funktionsbereiche vereinheitlichen könnte. Eine Koordination ist nur auf der Ebene der Beobachtung zweiter Ordnung erreichbar, weil jeder Beobachter die Beobachtung der anderen und die Differenzen zur eigenen Beobachtung beobachten kann, ohne dass sich dadurch aber die Möglichkeit oder die Notwendigkeit einer gemeinsamen Bezugswelt ergibt.
In dieser Hinsicht ist der Konstruktivismus in irgendeiner Form nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für alle anderen Bereiche der gegenwärtigen Gesellschaft zwingend. In der Tat lässt sich in allen Bereichen eine ähnliche Ausrichtung feststellen, die zu Verweisungen führt, die auch dann Gültigkeit beanspruchen, wenn sie kontingent sind, und die auch und gerade dann greifen, wenn sie nicht unabhängig für sich bestehen. Jeder Bereich der Gesellschaft muss sich demnach darauf einstellen, Verweisungen für gültig zu erachten, die nicht absolut gegeben sind und in anderen Bereichen oder zu einem anderen Zeitpunkt keine Gültigkeit haben, dennoch aber geeignet sind, um die eigenen Operationen auf nicht zufällige Weise und keinesfalls willkürlich zu steuern. Es ist das System, das sich selbst bindet, und eben nicht die Welt, die es dazu zwingt; gerade deswegen greift die Bindung mit Bezug auf die Situation und auf die spezifischen Probleme, die auf den infrage stehenden Bereich zutreffen. Die Fragen der Politik sind nicht diejenigen des Rechts, der Wissenschaft, der Kunst oder der Erziehung und verlangen nach jeweils spezifischen Lösungen. Der Ausschluss von Willkür hängt von den internen Operationen des Systems ab, in dem sie wirksam sind, und nicht vom Vorhandensein einer unabhängigen Perspektive: Dies ist der Kern der konstruktivistischen Wende, die zwar nicht leicht zu akzeptieren ist, jedoch schon seit Langem in der konkreten Praxis der Operationen der gegenwärtigen Gesellschaft verankert ist.
Sehen wir uns nun weitere Beispiele aus dem bereits betrachteten Bereich der Wissenschaft an. Besonders einsichtig ist die Situation des Rechtssystems: In ihm hat sich der Übergang vom einem seinem Wesen nach »richtigen« und jederzeit und in jeder Situation in gleichem Maße gültigem Naturrecht zum positiven, d. h. per Entscheidung gesetzten und auf Grund eben dieser Entscheidung gültigen Recht bereits vor einigen Jahrhunderten vollzogen. Das moderne Recht hat seine Gültigkeit und muss befolgt werden, nicht kraft etwas Absolutem und von außen Gesetztem, sondern aus einer eigenen Entscheidung heraus, die auch anders hätte ausfallen können und in Zukunft vermutlich anders ausfallen wird. Wir haben es mit anderen Worten mit einem kontingenten Recht zu tun. Das heißt nun aber nicht, dass es deswegen übertreten werden kann: Solange es gültig ist, muss es befolgt werden, auch wenn man weiß, dass es unter anderen Umständen geändert werden kann und man sich dann anders wird verhalten müssen. Die Gültigkeit des Rechts hängt also von den Operationen des Systems ab. Dies schwächt es aber nicht ab. Es wäre heute sogar im Gegenteil schwierig, ein Recht zu akzeptieren, das sich selbst absolut setzen und universale Gültigkeit für sich beanspruchen würde – davon zeugen die Schwierigkeiten der westlichen Welt mit Fundamentalismen. Die Legitimation des Rechts wäre so geschwächt und würde eher auf die Ausübung von Macht (die dazu erforderlich wäre, das immer wahrscheinliche Aufkommen unterschiedlicher Beobachtungsperspektiven zu unterbinden) schließen lassen als auf die plastische und vertretbare Verweisung auf die unantastbare Kraft der öffentlichen Meinung (d. h. wieder der Beobachtung von Beobachtern). Genauso schwierig wären Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung zu akzeptieren, die mit dem Anspruch veröffentlicht wurden, eine absolute Wahrheit zu repräsentieren: Die Wahrheit der Wissenschaft ist gerade deswegen – und nicht trotzdem – annehmbar, weil sie sich als hypothetisch und falsifizierbar präsentiert.
Dasselbe geschieht in der Kunst, die längst schon die Nachahmung der äußeren Welt oder idealer Vorbilder (dies macht in dieser Perspektive keinen großen Unterschied) als Begründung ihrer Adäquatheit und ihrer Kriterien aufgegeben hat. Die Kunst ahmt nicht mehr ewig gültige Vorbilder nach, sondern erzeugt eigene Formen. Diese müssen auf der Grundlage des Spiels und der Koordination der Unterscheidungen überzeugen, die sie selbst erzeugen und wahrnehmbar machen. Wenn ein Zuschauer ein Kunstwerk (ein Bild, aber auch ein Musikstück, ein Gedicht oder eine Tanzvorführung) betrachtet, dann sieht er nicht die Welt (wie sie ist oder sein sollte), sondern er beobachtet die Perspektive des Künstlers und seine Konstruktion der Welt, die auf der Basis der internen Kriterien der Kunst und auf Grund einer eigenen Adäquatheit überzeugend ist (falls sie es denn ist). Der Zuschauer beobachtet mit anderen Worten mit dem Modus der Beobachtung zweiter Ordnung.
Man könnte hier noch unzählige Beispiele anfügen, etwa das der Erziehung, die nicht länger darauf zielt, Inhalte zu übermitteln, sondern eher die Absicht verfolgt, das Lernen zu lehren – mit allen Problemen, die sich daraus ergeben. Auch hier ist man auf die Ebene der Beobachtung zweiter Ordnung übergegangen: Beobachtet wird die Perspektive des Schülers und seine selbständige Konstruktion einer Bezugswelt, und dies stellt weit höhere Anforderungen als die einfache Übermittlung von Kompetenzen für eine gegebene und für alle unter allen Umständen gleiche Welt. Wenn wir weiterhin Familien beschreiben, gründen sie inzwischen auf der gegenseitigen idiosynkratischen Beobachtung der Mitglieder. Die Liebe in Familien schließt die Bereitschaft ein, eben diese kontingente und an sich unmotivierte Perspektive als Bezugspunkt zu nehmen. Entsprechend der modernen Liebessemantik liebt man eine Person nicht, weil sie schön, reich, intelligent oder gut ist, also nicht aus äußerlichen Gründen, sondern weil sie so ist, wie sie ist, mit ihren Irrationalitäten und Merkwürdigkeiten, aus Gründen also, die der Liebesbeziehung inhärent sind, die sich selbst bindet. Bekanntlich bleibt Liebe deshalb fragil und lässt sich nur schwer stabilisieren.
Unser eigentlicher Gegenstand jedoch ist die Wirtschaft, und nun wollen wir überprüfen, in welcher Form die eben angesprochenen Ausrichtungen auch in Bezug auf ihre Dynamiken wirksam sind. Wir wollen prüfen, ob auch hier eine Art konstruktivistische Wende stattgefunden und den Übergang zur Beobachtung zweiter Ordnung ermöglicht hat, auf deren Grundlage sich die Kriterien und Ausrichtungen wirtschaftlicher Operationen erklären lassen. Um beschreiben zu können, was gerade vor sich geht, muss auch im Fall der Wirtschaft rekonstruiert werden, wie sich die Operationen selbst binden und zu nicht willkürlichen Anhaltspunkten kondensieren, die weitere Operationen steuern. Haben wir es mit einer »positiven Wirtschaft« zu tun, so wie wir auch ein positives Recht haben? (12) Dann aber gilt auch für die Wirtschaft das für die anderen Bereiche der Gesellschaft Gesagte, nämlich dass es keinen Sinn hat, weiterhin nach außerhalb ihrer selbst liegenden Anhaltspunkten zu suchen, etwa nach dem Produktionsstand, der Verfügbarkeit von Gütern oder anderen »Fundamentalen« der Wirtschaft. Eher wird man versuchen müssen zu erklären – wie wir dies im Übrigen schon die ganze Zeit getan haben –, wie wirtschaftliche Dynamiken jenseits all dessen funktionieren.
Aus dieser Perspektive besehen, ist die Wirtschaft nicht auf die Befriedigung von Bedürfnissen ausgerichtet, die von den Primärbedürfnissen bis hin zu nicht näher definierbaren induzierten Bedürfnisse reichen, sondern eher darauf, spezifische Formen der Zeitbindung zu steuern und zirkulieren zu lassen, bei denen jeder sich an der eigenen Zukunftsperspektive sowie an der der anderen orientiert. Erst auf dieser Ebene, d. h. auf der Ebene der Beobachtung zweiter Ordnung, werden Bedürfnisse erzeugt, die auf das Unbestimmte der Zukunft gerichtet und daher unausschöpfbar sind: Man braucht immer etwas, weil man nicht weiß, welche Ansprüche man in Zukunft stellen wird – genau aus diesem Grund ist Geld, unabhängig davon, wie viel man davon besitzt, immer knapp. Die Welt spielt hier als Gegenstand der Beobachtung erster Ordnung kaum eine Rolle, und zwar in erster Linie deshalb, weil sie immer in der Gegenwart verankert bleibt und den sich abzeichnenden zukünftigen Bedürfnisse deshalb immer unweigerlich hinterherhinkt. Es macht zudem keinen großen Sinn, die Verfügbarkeit von Gütern zu beobachten, weil dadurch keine Aussagen darüber getroffen werden können, was als knapp wahrgenommen wird und welche zeitlichen Horizonte dadurch aktiviert werden bzw. auf welche Art von Zukunft man sich bezieht. Man muss stattdessen Beobachter über die Zeit hinweg beobachten.
Die Monetarisierung und die mit ihr einhergehende Übersetzung und Homogenisierung aller Relevanzbereiche in Geldbeträge impliziert ja bereits die Loslösung von der Gegebenheit der Welt und der Bedürfnisse, sie impliziert schon die Ausrichtung auf Beobachter. Nur aus dieser Perspektive kann Geld, das an sich weder Nutzen noch Eigenwert hat, zum Bedarfsgegenstand und damit knapp werden. Man braucht keine Güter, sondern Geld, und dies macht nur mit Bezug auf die anderen Sinn, die es akzeptieren und darüber den Zugang zu Gütern ermöglichen. Um welche Güter es sich dabei handelt, kann unbestimmt bleiben, insbesondere in einer Situation, in der die Unbestimmtheit der Zeit in die Zeit hineinprojiziert wird, wie dies beim Kreditwesen der Fall ist, bei dem faktisch Geld für Geld, d. h. für die in die Zeit hineinprojizierte Verfügbarkeit von Zeit, verkauft wird. Es geht hier um die zukünftige Steuerung der Zukunft. Finanzmärkte operieren auf dieser Ebene und markieren die vollendete Abstraktion der wirtschaftlichen Dynamiken. Entsprechend funktionieren sie auf der Basis ihrer eigenen Kreation von Ungewissheit und ihres eigenen Umgangs damit, indem sie eine eigene, spezifische Form der Rationalität anwenden, die wir im Folgenden zu erklären versuchen.
Auf den Bereich der Wirtschaft übertragen, impliziert die konstruktivistische Wende die Loslösung von jeglichem Verweis auf eine gegebene äußere Welt, womit auch die noch verbreiteten Diskurse über die Differenz zwischen Investitionen – die in der Realökonomie vorgenommen würden – und Spekulationen – als rein auf die Finanzwelt bezogene Operationen – gemeint sind. Dabei müsste die Spekulation früher oder später auf die Investition hinauslaufen. Ansonsten hätte man es mit einer pathologischen Entwicklung zu tun, mit einer verrückt gewordenen Wirtschaft, mit Glücksspiel und mit dem vollkommenen Fehlen jeglicher Kontrolle. Derivatemärkte stellen hingegen eine Finanzwelt dar, die durchaus nicht verrückt spielt und nicht nur auf dem Papier existiert. Sie können aber nicht verstanden werden, solange man weiterhin externe Verweisungen zum Kriterium macht. Und in der Tat sind alle der Meinung, man versteht nichts – woraus dann voreilig geschlossen wird, man könne gar nichts verstehen und deswegen müsse wohl etwas falsch laufen.
7.4 Die Rationalität der irrationalen Finanzwelt
Im Folgenden werden wir versuchen, die Rationalität der irrationalen Finanzwelt zu beschreiben, das heißt alle Brüche mit dem konsolidierten Modell ökonomischer Rationalität, die auf den Märkten der New Economy laufend erzeugt werden. Bei dieser Rekonstruktion werden wir uns von drei Grundannahmen leiten lassen, die den allgemeinen Ansatz des Konstruktivismus auf unseren Forschungsgegenstand übersetzen:
- . Die gegenseitige Beobachtung der Beobachter (in diesem Fall der Finanzunternehmer) darf nicht als Pathologie missgedeutet werden, der man sich gewahr werden muss, die aber dem »physiologischen« Funktionieren der Märkte aus unterschiedlichen Gründen entgegensteht, etwa wegen der kognitiven oder affektiven Schranken der Individuen, des durch die Intervention der Medien oder Politik erzeugten »Lärms«, der begrenzten Zirkulation der Informationen oder der Intransparenz oder weiterer Unvollkommenheiten der Märkte. Die Beobachtung der Beobachter vonseiten anderer Beobachter wird gewöhnlich als Quelle von »Marktanomalien« – die im Übrigen ein »normales« Funktionieren voraussetzen – und des tadelnswerten Gruppenverhaltens der Individuen interpretiert, die sich nicht auf die akkurate Bewertung der verfügbaren Informationen konzentrieren, sondern sich durch das Verhalten der anderen in die Irre führen lassen und damit Zyklen positiver Rückkopplungen und anderer Formen von auf Nachahmung basierenden Korrelationen in Gang setzen, die das Risikopotenzial der Märkte ins Unermessliche steigern. Dagegen ist die Beobachtung zweiter Ordnung in dem hier vorgeschlagenen Ansatz die strukturelle Bedingung der modernen Gesellschaft und die Basis der einzig noch verfügbaren Form von Realität. Die Beobachter tun sehr gut daran, sich gegenseitig zu beobachten, weil die Welt keine primäre Gegebenheit ist, und zwar auch nicht für die Wirtschaft. Vielmehr kommt sie erst ins Spiel, wenn man beobachtet, was und wie andere Beobachter beobachten. Die Wirklichkeit der modernen Wirtschaft ist eine Wirklichkeit zweiter Ordnung. Die Welt existiert über die Vermittlung der Beobachtung der anderen (die sich offenbar ihrerseits an anderen Beobachtern orientieren). Nur auf dieser Ebene kommen solche Faktoren wieder ins Spiel wie die Rückbesinnung auf die Grundbedürfnisse, das Wettrennen um Rohstoffe zu Krisenzeiten oder andere Tendenzen, und zwar nicht, weil man sich wieder einer unabhängig bestehenden Realität zuwendet, sondern weil man Markttendenzen beobachtet, weil man beobachtet, wie die Beobachtung der anderen im Gleichgewicht zwischen Fremd- und Selbstreferenz ausgerichtet ist. Man beobachtet, was die anderen beobachten, d. h die Beobachtung der Außenwelt und nicht die Außenwelt an sich, und in genau diesem Sinne ist Gruppenverhalten durchaus nicht pathologisch, sondern physiologisch und unverzichtbar. Das bedeutet nicht, dass man nicht auch Fehler begehen kann, wie dies die immer wiederkehrenden Krisen, die Bankrotte oder die Explosion spekulativer Blasen auf dramatische Weise zeigen. Der Fehler besteht aber nicht darin, dass eine Bezugswelt aufgegeben wurde, sondern in der Art und Weise, wie die internen Bindungen der Wirtschaft bewertet werden und wie damit umgegangen wird. Auch in der Wissenschaft sind nicht alle Aussagen gleichwertig, doch ist es nicht die Angepasstheit an die Welt, die zwischen annehmbaren (und damit wahren) Aussagen und falschen (also unwahren) Forschungsrichtungen entscheidet. Der Forschungsblick muss sich deshalb auf die Art und Weise richten, wie die Wirtschaft sich selbst und die eigenen Operationen bindet, und nicht auf die Entsprechung mit einer vermeintlich gegebenen Welt.
. Auf den Finanzmärkten wird in erster Linie mit temporalen Relationen gehandelt, mit anderen Worten mit Zeit. Die zentrale Bedeutung der Zeit für die wirtschaftliche Kommunikation, auf die wir im Laufe der vorliegenden Arbeit immer wieder hinweisen, wird bei den Derivatemärkten auf absolut unumgängliche Art und Weise offenbar. Alte Gegenüberstellungen wie die zwischen Produktion und Finanzwelt werden unwiederbringlich zugunsten neuer Variablen, unter anderem der Volatilität, aufgegeben, die nun zum wichtigsten Faktor werden, auf den Vertragsverhandlungen Bezug nehmen und die im Grunde für zeitliche Relationen einstehen. Die Zeit der Finanzmärkte ist aber äußerst abstrakt und reflexiv, und die moderne Gesellschaft ist im Umgang mit ihr noch nicht geübt. Zwar trifft es zu, dass diese Märkte auf die Zukunft ausgerichtet sind (man denke etwa an die Futures), doch nicht einfach weil sie versuchen, in der Gegenwart Zukünftiges vorauszusehen oder zu erraten. Das Instrument der Derivate hat den Zweck, in der Gegenwart die Differenz zwischen der gegenwärtigen Zukunft und den zukünftigen Gegenwarten zu handeln, die Differenz zwischen dem, was man heute in Bezug auf die Zukunft erwarten kann, und dem, was morgen, auch infolge der heutigen Unternehmungen, die der Erzeugung der Zukunft dienen, tatsächlich der Fall sein wird. Derivate machen es möglich, heute Entscheidungen zu treffen, die die Art und Weise beeinflussen werden, wie die Zukunft aussehen wird. Sie lassen zugleich Freiheitsgrade offen, um in dem Moment, in dem die Zukunft zur Gegenwart wird, so oder auch anders zu entscheiden. Derivate lassen mit anderen Worten die Unbestimmtheit der Zukunft offen, zugleich erzeugen sie mit ihren Entscheidungen aber auch Zukunft. Sie erzeugen Unbestimmtheit im selben Moment, in dem sie sie reduzieren. Diese extrem unwahrscheinliche Leistung ist als die abstrakteste Entwicklung des Umgangs mit Zeit vonseiten der modernen monetarisierten Wirtschaft zu betrachten. Wenn es, wie Shackle behauptet, wahr ist, dass Geld immer schon Zeit war, dann verkaufen Derivate Zeit in Form der Steuerung der Ungewissheit. Sie verkaufen Zeit, um mittels der Differenz zwischen sich wechselseitig konditionierenden Gegenwarten über die Zeit zu entscheiden.
. Die Rationalität der Derivate entspricht der Risikorationalität, die der geläufigen Logik des rationalen Kalküls widerspricht (13). In risikoreichen Situationen (und auf Finanzmärkten hat man es nur mit solchen zu tun, man sucht sie und stellt sie aktiv her) ist es nicht rational, sich rational zu verhalten. Eher muss man sich solche Situationen zunutze machen, um davon abzuweichen und daraus Gewinnchancen zu erzielen. Die Risikorationalität führt zu einer Verschränkung zwischen sozialer Ungewissheit (dem Sachverhalt, dass man nicht weiß, was die anderen tun) und temporaler Ungewissheit (dem Sachverhalt, dass man nicht weiß, was die Zukunft bereitstellt) und damit zu deren gegenseitiger Konditionierung, die erst Chancen eröffnet. Wäre das Verhalten der anderen oder der Lauf der Zeit bekannt, gäbe es keine Spekulationsmöglichkeiten und Gewinnchancen, die jedoch aus eben der gegenseitigen Konditionierung von mindestens ebenso unberechenbaren Unternehmern aktiv erzeugt werden. Es kommt darauf an, Bindungen zu nutzen, um Chancen zu gewinnen.
An den Finanzmärkten sieht man, dass Risiken keinen Schaden oder Ärger darstellen, sondern zu einer Ressource und sogar zu der Ressource schlechthin werden können, um unter den Bedingungen einer hohen Ungewissheit mit Geld umzugehen. An den Marktbewegungen kann man sehen, wie die Paradoxien der Risikogesellschaft (denn die Versuche, Risiken zu umgehen, sind selbst riskant, so dass Risiken hier die einzige Form der Sicherheit bieten) nicht unbedingt zur Stagnation führen, sondern sich aktiv als Gelegenheiten der Zeitbindung und der Gewinnung von Chancen nutzen lassen. Auf Finanzmärkten sind auch dann Gewinne erzielbar, wenn die Wirtschaft schlecht läuft und Krisen herrschen, und zwar indem Ungewissheit verkauft wird oder man sich an ihrer Volatilität orientiert. Wie wir noch sehen werden, sind Gewinne auf Derivatemärkten von Märkten häufig unabhängig und haben stattdessen mit Risiken und den sich daraus ergebenden Entwicklungen zu tun. Durch das Studium der Derivate lässt sich erfreulicherweise zeigen, wie Risikorationalität faktisch bereits wirksam ist und bei den extrem strukturierten und dennoch nicht auf eine Rationalität »erster Ordnung« reduzierbare Marktbewegungen am Werk sind.
Dass dies funktioniert, schließt offenbar keineswegs das Zustandekommen von Krisen und Problemen der vielfältigsten Art aus – die Ereignisse der letzten Jahre legen davon hinreichend Zeugnis ab. Die Probleme betreffen aber nicht Dysfunktionen der Derivate, die mehr als gut funktionieren und zu Situationen führen, die so komplex sind, dass sie undurchsichtig und schwer zu reglementieren sind. Das Problem besteht eher darin, dass wir nicht über die Mittel verfügen, um mit einem derart effizienten Funktionieren von Instrumenten umzugehen, die wir noch nicht hinlänglich verstanden haben. Zudem impliziert die Tatsache, dass die Derivate – die zwei Schritte von der schlichten Gegebenheit der Welt entfernt sind – gut funktionieren, keineswegs, dass die Welt deshalb in Ordnung ist oder dass deren Konsequenzen positiv bewertet werden könnten.
Anmerkungen:
(1) Zitiert von Massimo Giannini in la Repubblica Affari & Finanza vom 30.06.2008, S. 1.
(2) Dies haben wir bereits in Kapitel 4 gesehen.
(3) Zum Beispiel in Akerlof 1984, »Einführung«.
(4) Wobei er hier von einem anthropologischen Ansatz ausgeht, der mit der Systemtheorie kaum kompatibel ist, die sich primär an Kommunikation orientiert. Callon (1998) verfolgt das Vorhaben, eine Soziologie der Märkte zu entwickeln, deren »embeddedness« von einem »real man« sichergestellt wird, der in einem »bundle« von Zwängen und Beziehungen steht (S. 51) und dadurch die Abstraktheit des Homo oeconomicus überwindet. Dagegen postuliert die Systemtheorie gerade die Abstraktheit der ökonomischen Dynamik, um die Rolle zu klären, die sie für die Gesamtgesellschaft spielt: In jedem Fall geht es hier um Kommunikationen.
(5) Vgl. insbesondere MacKenzie u. Millo 2003; MacKenzie 2005, 2006, 2007.
(6) So die Argumentation von MacKenzie u. Millo 2003, auf die wir in der Folge noch zurückkommen werden.
(7) Vgl. Austin 1962.
(8) Vgl. Barnes u. Edge 1982; Barnes 1983.
(9) Hier beziehe ich mich auf die Ausführungen von Niklas Luhmann, wie man sie etwa in Luhmann 1990, S. 508 ff., oder in Luhmann 1988 finden kann. Unter dem Etikett des radikalen Konstruktivismus kursieren auch weniger komplexe Theorien ohne Anschluss an eine allgemeine Theorie der Gesellschaft, der die Stärke der Systemtheorie ausmacht.
(10) Zur Unterscheidung zwischen Beobachtung erster und zweiter Ordnung vgl. von Foerster 1981,
140.
(11) Auch hier beziehe ich mich auf Niklas Luhmann (z. B. 1997, S. 743 ff).
(12) Milton Friedman hat bereits in den 50er Jahren von positive economics gesprochen, die auf jede realistische Annahme verzichtet und nicht den Zweck hat, adäquate Beschreibungen außenstehender Begebenheiten zu liefern, sondern dann adäquat ist, wenn sie »funktioniert«, d. h. wenn sie Auswirkungen auf die wirtschaftliche Dynamik selbst hat (vgl. Friedman 1953). Wie das positive Recht ist die positive Wirtschaft Teil des eigenen Gegenstands und funktioniert dann, wenn sie es schafft, Bindungen zu kondensieren, die ihre weiteren Operationen steuern.
(13) Vgl. Kapitel 5.4.
Literatur:
Abolafia, M. Y. (1998): Markets as cultures. An ethnographic approach. In: M. Callon (ed.): The laws of the market. Oxford (Blackwell), pp. 1–57.
Akerlof, G. A. (1984): An economic theorist’s book of tales. Cambridge (Cambridge Univerity Press).
Austin, J. L. (1962): How to do things with words. London (Oxford University Press).
Barnes, B. (1983): Social life as bootstrapped induction, Sociology 17: 524– 545.
Barnes, B. a. D. Edge (eds.) (1982): Science in context: Readings in the sociol- ogy of science. Milton Keynes (Open University Press).
Callon, M. (ed.) (1998): The laws of the market. Oxford (Blackwell).
Foerster, H. von (1981): Observing systems. Seaside, CA (Intersystems). [Ital. (1988): Sistemiche osservano. Roma (Astrolabio).]
Friedman, M. (1953): The methodology of positive economics. In: M. Fried- man: Essays in positive economics. Chicago (University of Chicago Press), pp. 3–43.
Granovetter, M. (1985): Economic action and social structure. The problem of embeddedness. American Journal of Sociology 9 (13): 481–510.
Luhmann, N. (1988): Erkenntnis als Konstruktion. Bern. (Benteli).
Luhmann, N. (1990): Die Wissenschaft der Gesellschaft. Frankfurt a. M. (Suhrkamp).
Luhmann, N. (1997): Die Gesellschaft der Gesellschaft. Frankfurt a. M. (Suhrkamp).
MacKenzie, D. (2005): Opening the black boxes of global finance. Review of International Political Economy 12 (4): 555–576.
MacKenzie, D. (2006): An engine, not a camera. How financial models shape markets. Cambridge, MA (MIT Press).
MacKenzie, D. (2007): The material production of virtuality. Innovation, cultural geography, and facticity in derivative markets. Economy and Society 36 (3): 355–376.
MacKenzie, D. a. Y. Millo (eds.) (2003): Constructing a market performing theory. The historical sociology of a financial derivatives exchange. American Journal of Sociology 109 (1): 107–145.
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Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Carl-Auer-Verlages