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Neuvorstellung zur Übersicht
18.01.2010
Filip & Andrea Caby: Die kleine Psychotherapeutische Schatzkiste. Tipps und Tricks für kleine und große Probleme vom Kindes- bis zum Erwachsenenalter
Caby Psychotherapeutische Schatzkiste Borgmann Media - verlag modernes lernen, Dortmund 2009

169 S., kartoniert, Ringbuch

Preis: 19,95 €

ISBN-10: 3938187476
ISBN-13: 978-3938187470
Borgmann Media Verlag





Dennis Bohlken, Bad Zwischenahn:

Schatzkisten als Buchformat gab es in der Vergangenheit mehrere, speziell für den Bereich der Psychotherapie. Das vorliegende Buch des Duos „Caby“ aus dem hohen Norddeutschland (Aschendorf bei Papenburg) trumpft jedoch mit seinem äußeren und inneren Rahmen souverän auf und stellt meines Erachtens viele vorangegangen Bücher dieses Themengebietes in den Schatten.
Auf komprimierten 173 Seiten benennen die Autoren insgesamt 43 Interventionen und erläutern sie inhaltlich sowie praxisnah, so dass ein spannender „Reader“ entstanden ist. Dabei nehmen sie eine durchgängig lösungsorientierte, ressourcenorientierte und konstruktivistische Haltung ein und meiden ein Gefälle auf der Beziehungsebene zwischen Klient/Therapeuten. Die einzelnen Interventionen gliedern sie in die Abschnitte „Idee“, „Methode“, „Tipp“, „Indikationen“, „Kontraindikationen“ und „Setting“ auf, die ein schnelles Nachlesen bzw. eine gezielte Vorbereitung für anstehende Sitzungen ermöglichen. Theoretische Basisinformationen werden nur am Rande abgehandelt, so dass besonders für fundierte systemische Interventionen, wie. z.B. dem reflektierenden Team, dem Reframing oder auch dem systemischen bzw. zirkulären Fragen Sekundärliteratur hinzugezogen werden muss. Hier kann ich Titel wie „Reframing“ von Richard Bandler & John Grinder (2005), „Das Reflektierende Team“ von Tom Andersen (1996) oder „Zirkuläres Fragen) von Fritz B. Simon & Christel Rech Simon (2040) empfehlen.
Die Interventionen lassen sich in unterschiedlichem Maße innerhalb der Familien-, Einzel-, Gruppen- oder Paartherapie anwenden. Ein sehr anschauliches Beispiel stellt die Intervention des „Externalisierens“ dar: "Idee - Mit dem Externalisieren (White und Epston 1990) versucht man, das Problem nach außen zu verlagern, damit es greifbarer wird: ein Feind außerhalb der Stadtmauer ist leichter zu bekämpfen als einer, der eingedrungen ist und sich unter die eigenen Ressourcen gemischt hat! Mit der Technik des Externalisierens wird er nach außen befördert und die eigenen Reihen werden geschlossen. Der Sinn von Externalisierungstechniken liegt besonders darin, das Problem konkreter zu machen. Es wird überschaubarer, weniger bedrohlich, und die Patienten bekommen den Eindruck, mit dem Problem in Interaktion kommen zu können. „Schön der Akt des Externalisierens eines Problems trennt dieses von der Persönlichkeit es Kindes und Jugendlichen, der das Problem erfährt (De Shazer und Dolan, 2008). Methode – (…) Das Schaffen einer zweiten Instanz, z.B. bei Magersüchtigen arbeiten die Autoren mit dem Modell der gesunden und der kranken Instanz: „Mit welcher Instanz unterhalte ich mich gerade?“ oder „Wie viel Prozent der Gesamtperson nimmt die Gesunde heute ein? Und was werden wir besprochen haben, damit es nachher fünf Prozent mehr sind?“ (S. 51)
Im dritten Kapitel werden störungsspezifische Interventionen vorgetragen, u.a. zu folgenden Problembereichen: „Aggressives Verhalten“, „autistisches Verhalten“, „Depressionen“, „Einnässen und Einkoten – Enuresis und Enkopresis“, „Mutismus“, „Zwänge und Tics“, „Schlafstörungen“. Als Interventionen werden unterschiedlichste Techniken aus der systemischen Werkstatt eingesetzt, wie z.B. „Externalisierung“, „paradoxe Intervention“, „Reframing“, „systemisches Fragen“, „Skalierungen“ oder aber auch „Rituale“. Das Autorenpaar stellt zu Beginn die jeweilige Störung vor und anschließend benennt sie verschiedene Methoden, die dazu beitragen könnte, die Störung zu mildern, im Keim zu ersticken oder gänzlich verschwinden zu lassen.
Das vierte Kapitel zeigt insgesamt 14 pikante Gesprächssituationen auf, die auf dem ersten Blick aussichtslos erscheinen. Diese Situationen kennen wir alle allzu genau aus der Praxis der Jugendhilfe, der Psychotherapie, der Beratung, des Coachings und anderen Settings. Die Autoren nutzen hauptsächlich Fragetechniken aus der systemischen Praxis, um in komplizierten Gesprächssituationen schnell und kompakt „die Kurve“ zu kriegen. Ein Beispiel: „Wenn nichts mehr geht…“ Manchmal gibt es Situationen im Gespräch, bei denen man den Eindruck gewinnt, dass nichts mehr geht. Bevor man ganz aussteigt, steht dem Berater oder Therapeuten immer noch zu, das Unmögliche zu tun, z.B.: Verstören, indem man etwas völlig Ungewöhnliches und Unerwartetes macht; Provozieren, indem man einräumt, zum ersten Mal nicht mehr weiter zu wissen: „Haben Sie vielleicht eine Idee?“; Etwas ganz anderes machen – was immer gerade einfällt; Selber mitmachen oder übertreiben, was der Klient (meist das Kind) gerade macht, z.B. sich auch verweigern, abwesend und unzufrieden schauen, die Arme genauso verschränken oder einmal ganz laut sein… Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, solange man den Patienten/Klienten respektiert! (S. 165)
Meines Erachtens darf dieses kompakte Sammelsurium „spannender und aufregender“ Interventionen in keinem Bücherregal eines Praktikers fehlen. Besonders hervorzuheben ist die Gliederung der einzelnen Kaptitel, da es im Grunde genommen ein Nachschlagewerk unterschiedlichster Interventionen ist, die man willkürlich auswählen kann, anstatt von links nach rechts durcharbeiten zu müssen. Wer sich ein fundiertes Basiswissen an systemischer Techniken angeeignet hat, dem wird es nicht schwer fallen, die Interventionen in die Praxis zu implementieren und sie zu leben. Andernfalls sollte man sich doch zusätzlich Begleitliteratur zur Hand nehmen. Insgesamt kann ich konstatieren, dass das vorliegende „up-to-date“ ist auf dem systemischen Büchermarkt.





Verlagsinformation:

„Wenn ich das vorher gewusst hätte…“ So oder ähnlich reagieren Praktiker, Kinder- und Jugendärzte, Kinder- und Jugendpsychiater Psychologen, Sozialarbeiter, Pädagogen und sonstige psychotherapeutisch oder beratend Tätige, die an Workshops zur „Kleinen Psychotherapeutischen Schatzkiste“ teilnehmen. Nun liegt ihre Quintessenz endlich als Nachschlagewerk vor!
In diesem Praxishandbuch werden im ersten Teil Tipps und Tricks für die Gesprächsführung, spezielle Fragetechniken sowie ungewöhnliche Lösungen für alltägliche und weniger alltägliche psychische Probleme und / oder Verhaltensauffälligkeiten vermittelt.
Im zweiten Teil tragen die Autoren Indikationen für die obigen Interventionen zusammen, so dass therapeutische Entscheidungen sowohl interventionsspezifisch als auch indikationsabhängig getroffen werden können.
Die Grundhaltung ist bei allen Interventionen von Respekt und Wertschätzung für Fähigkeiten und die bisherigen Lösungsversuche ihrer Patienten oder Klienten geprägt.
Die praktische Ringbuchform und die exakte Anleitung machen das Buch zu einem Werkzeug für jeden Tag, insbesondere – aber nicht nur – für diejenigen, die sich bisher weniger oder gar nicht mit psychotherapeutischen Techniken befasst haben. Die Erfahrung hat gezeigt, dass psychotherapeutisch bewanderte Kollegen gleichermaßen profitieren.


Inhalt:

Kapitel 1: Allgemeines

Einladung
Der Inhalt der „Schatzkiste“
Der theoretische Hintergrund
Lassen Sie sich vom Symptom nicht beirren
Die hohe Kunst des Fragens
Mit dem Fragen fängt die Therapie an!
Die Eigenschaften einer guten Frage
Die wichtigsten Arten von Fragen
Die Kraft des Konjunktivs
Darf ich Sie provozieren? Höflichkeit schadet nie!
Ein Beispiel zum Schmunzeln: Warum darf der das? Oder: Die Kraft des Fragens in der Sauna
Zusammenfassung: Wann ist eine Frage eine gute Frage?
Kein Anschluss unter dieser Nummer oder: Die Kunst den Anschluss doch zu kriegen
Rapport und Anschlussfähigkeit
Das Setting
Wann reden wir mit wem worüber?
Die Sprache hat gleich mehrere Wirkfaktoren
Die Körperhaltung
Tust du Gutes, tue es langsam, tust du Böses, tue es auf einmal
Wann ist die Grenze erreicht? Oder: Rechtszeitig Größe zeigen und weiter verweisen

Kapitel 2: Die Interventionen

Einführung
Allgemeine Interventionen
Direkte Interventionen im Gespräch
Ressourcensuche/-aktivierung
Der Ressourcenstammbaum
Das Ressourcen-Barometer
Fragen nach Ausnahmen
Skalieren
Reframing
Zirkuläres Fragen
Zirkuläres Erziehen
Die Wunderfrage
Externalisieren
Provozieren
Das Erzeugen einer Ja-Stimmung
Rituale
Die Musterunterbrechung
2. Interventionen für Zuhause
Beobachtungsaufgaben
Verordnen von Symptomen (Paradoxe Intervention)
Verordnen von Veränderung
Der Veränderungsdetektiv
Verordnen dessen, was der Patient/Klient schon gut macht
Das Verordnen von problemfreien Zeiten oder Räumen
Der Vorhersage-Kalender
Hausaufgaben
Das Los entscheiden lassen
So-tun-als-ob-Aufgaben
Das Verankern von positiver Stimmung
3. Spezielle Techniken
Direkte Interventionen im Gespräch
Handpuppen und Co.
Gemeinsames Malen und Zeichnen
a) Gemeinsames Kritzeln und Zeichnen
b) Das Selbst-Bild
c) Das Problembild
d) Arbeiten mit dem Namen des Kindes
e) Malen mit Kindern und Familien
f) Cartoon-Therapie
Lebenslinienarbeit
Therapeutische Geschichten und Märchen
2. Interventionen für Zuhause
Talismane, Mut-Steine und andere Helfer
Traumfänger und Sorgenpüppchen
Der Angst-lösende Faden
Die Ampelkarten
Die Regel des Monats
Urkunden

Kapitel 3: Indikationen oder: Was hilft wann am besten?

Aggressives Verhalten
Angststörungen wie z.B. Schulangst, Trennungsangst oder Prüfungsangst
Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
Autistisches Verhalten
Bauchschmerzen
Daumenlutschen
Depression
Einkoten
Einnässen
Ess- und Fütterungsstörungen
Geschwisterrivalität
Kopfschmerzen und Migräne
Lügen
Medienkonsum/-sucht
Mutismus
Nägelkauen
Schlafstörungen
Schulprobleme
Selbstwertprobleme
Trauer
Zwänge und Tics

Kapitel 4: Scheinbar aussichtslos oder: Das Meistern besonders kniffliger Situationen

Mutter antwortet (immer), obwohl Kind gefragt war
„Sie sind unsere letzte Hoffnung!“
„Wir haben schon alles probiert!“
„Du kriegst das sowieso nicht hin!“
„Typisch“
„Wenn meine Frau das anders machen würde, hätten wir kein Problem.“
Der Klient/Patient hat ein Anliegen, der Therapeut aber keine Zeit
„Mit dem Vater/der Mutter meines Sohnes setze ich mich nie wieder an einen Tisch!“
Der Streit entbrennt im Behandlungszimmer
„Es ist doch so, oder?“
Der Patient hat kein Anliegen
Die Eltern bringen einkrankes Kind und der Therapeut vermutet sie hätten eine Ehekrise
Wenn nichts mehr geht
Das wichtigste zum Schluss

Literaturverzeichnis


Vorworte:

Dr. Klaus Skrodzki:

Gespräch in der Sauna: Ein Vater erzählt dem Therapeuten wie fleißig und vernünftig sein älterer Sohn sei und wie im Gegensatz dazu sein jüngerer Sohn kein Interesse an der Schule hat, sich auch nicht um das Geschäft kümmert und nach Hause kommt, wann er will. Ohne die Frage: „Was kann ich tun?“ in dieser therapeutisch denkbar ungeeigneten Umgebung abzuwarten, stellt F. Caby stattdessen die Frage „Warum darf der das?“. Verblüffung und Stille folgt und zufälliges Zusammentreffen ein Jahr später zeigt, dass durch diese Frage die familiäre Situation geändert wurde.
Im Alltag einer kinder- und jugendärztlichen Praxis kommen viele Problemsituationen zur Sprache: Schlafstörungen, Einnässen, Aggressionen, Geschwisterrivalität, Tics. Sie müssen kurzfristig und mit möglichst geringem Zeitaufwand bewältigt werden und die Eltern entsprechend beraten werden. Ausgeprägte Störungen benötigen dagegen viel Zeit und ein spezifisches Setting. So sind alle psychischen Störungen - von ADHS, über Ängste, Depressionen bis zum Autismus – Themen, derer sich verschiedene Fachgruppen annehmen. Neben Kinder- und Jugendärzten und Kinder- und Jugendpsychiatern beschäftigen sich Psychotherapeuten, Psychologen und Heilpädagogen, aber auch Heilmittelerbringer - Ergotherapeuten, u. a. - mit den Folgen psychischer und pädagogischer Probleme in Familien.
Bei der Beratung von Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen kommt der Therapeut nicht selten in eine Situation, in der es plötzlich nicht weitergeht. Das Gespräch dreht sich im Kreise, die Beteiligten sind stur, beharren auf ihre Aussagen, machen Vorwürfe, lassen sich nicht bewegen. Der Therapeut sucht einen Ausweg und gräbt in seiner Erinnerung: Irgendwann hatte eine bestimmte Technik oder Frage in einer ähnlichen Situation zum Erfolg geführt. Aber was war es nur? Dem Büchlein des Ehepaars Caby kommt das Verdienst zu, vieler dieser kleinen Tipps und Tricks - manche altbekannt, manche erfrischend neu und überzeugend - gesammelt und zusammengefasst zu haben. Das Buch will dabei sicher nicht den Wert etablierter Therapieverfahren schmälern und Ausbildung und Lehrbücher ersetzen, aber hier stehen praktische Anregungen und Hilfen in verständlicher und nachvollziehbarer Form zur Verfügung, die im Alltag hochwillkommen sind. Wenn man lernt, im rechten Moment die richtige Frage zu stellen, wie im Beispiel oben, oder den Gesprächsteilnehmern die richtige Aufgabe zuzuteilen, sind Situationen besser zu bewältigen und ein therapeutischer Fortschritt zu erreichen. Hier zeigt sich neben der langjährigen Erfahrung und dem umfassenden psychotherapeutischen Wissen auch, wie nützlich die fachübergreifende Zusammenarbeit (z.B. in der Familie Caby) in der Betreuung der Patienten ist.
Ich bin sicher, dass dieses Büchlein nicht den Weg der meisten Schatzkisten gehen wird - auf einer einsamen Insel tief im Sand vergraben zu werden - sondern dass dieses Schatzkästchen in Griffnähe stehen wird bei jedem, der im Gespräch therapeutisch mit Menschen umgeht. Es wird die Arbeitsmöglichkeiten erweitern und zum Gelingen so mancher Sitzung beitragen. Es ist hilfreich für Ärzte und Psychotherapeuten, aber auch für Heilmittelerbringer und Pädagogen. Und außerdem macht es Spaß darin zu lesen. Darum wünsche ich dem Buch eine große Verbreitung.

Wilhelm Rotthaus:

Liebe Entdeckerinnen und Entdecker einer Schatztruhe!
Selten hat man das Glück, einen Schatz zu finden. Sie haben es geschafft. Wunderbar!
Aber wie Sie wissen, hat es mit einem Schatz immer eine besondere Bewandtnis. Manch einer findet einen Schatz, hält nun alles für gewonnen und hat nach kurzer Zeit alles verloren, weil er nicht sorgfältig damit umgegangen ist.
So ist das auch bei diesem Schatz. Wer die einzelnen wertvollen Stücke aus der Schatzkiste nimmt, muss sie sorgfältig und liebevoll behandeln, sollen sie ihren Wert behalten. Er darf die Perlen, die er vielleicht findet, - so sagt es schon das Sprichwort, wenn auch mit harten Worten - nicht einfach vor die Säue werfen, sondern muss seinem Gegenüber voller Respekt als einem wertvollen Menschen begegnen, der für sich und seine Familienmitglieder das Beste erreichen möchte, der am besten entscheiden kann, was für ihn und seine Familienmitglieder gut ist, und der beispielsweise seine Kinder liebt, Positives über sie hören will und an ihrer möglichst guten Entwicklung interessiert ist. In diesem Licht erstrahlen die einzelnen Stücke aus der Schatzkiste, und Sie haben die Chance, dass sie ihre volle Wirkung entfalten.
Dazu gehört aber noch mehr: Jede dieser Kostbarkeiten will genau betrachtet sein, von allen drei, vier, fünf Seiten, von oben und von unten. Nehmen Sie sich Zeit! „Genauern“ Sie immer wieder, bei jedem neuen Blick, fragen Sie ihre Klienten, wie genau sie das wunderbare Stück sehen und was genau sie erkennen, welche einzelnen Gedanken ihnen dazu kommen und wie genau sie es vielleicht nutzen möchten. Wollen ihre Klienten ihr Fundstück als Schatz an einem sicheren Platz verwahren, wollen sie ihm einen Ehrenplatz zu Hause in ihrer Wohnung geben oder wollen sie es als Schmuckstück tragen? Möglicherweise können sie sich nicht so schnell entscheiden. Dann regen Sie ihre Klienten doch an, ihr Fundstück mit nach Hause zu nehmen und ganz konkret zu erproben, wie sie es am besten verwenden könnten. Möglichweise kommen Sie dabei zu dem Ergebnis, dass es doch nicht so gut zu ihnen passt. Dann können Sie erneut in Ihre Schatzkiste greifen und eine andere Kostbarkeit präsentieren. Gehen Sie damit aber genauso sorgfältig um wie mit der ersten! Betrachten Sie zusammen mit ihren Klienten auch diese ganz genau, wenden Sie sie zu allen Seiten hin und achten Sie auf jedes kleine Detail.
Im ungünstigsten Fall - aber der ist selten - finden Sie in Ihrer Kiste nichts, das zu diesen Klienten wirklich passt. Aber in jedem Fall erfahren die Klienten die Art, wie Sie Kostbarkeiten anfassen und betrachten, wie Sie sie achtsam und ehrfurchtsvoll behandeln, und es besteht die gute Chance, dass die Klienten mit geschärftem Auge auf ihrem weiteren Lebensweg eine Kostbarkeit finden, die sie nun in der Art, wie sie es bei Ihnen erlebt haben, sorgfältig und liebevoll betrachten und plötzlich als den Schatz entdecken, den sie schon lange gesucht haben.
Eigentlich müsste ich sagen: Sie haben eine Schatzkiste gefunden. Aber die vielen Kostbarkeiten, die in dieser Schatzkiste lagern, wollen noch entdeckt werden. Heinz von Foerster würde sagen: Sie wollen nicht nur gefunden, sie wollen erfunden werden. Dabei wünsche ich Ihnen viel Glück!


Über das Autorenpaar:

Dr. Filip Caby, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. Studium der Humanmedizin in Belgien, in Deutschland Facharztausbildung in kinder- und jugendpsychiatrischen sowie allgemeinpsychiatrischen Kliniken. Anschließend mehrjährige oberärztliche Tätigkeit, u.a. stellvertretender leitender Arzt der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Wilhelms-Universität Münster. Seit 1994 Chefarzt der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Marienkrankenhaus Papenburg-Aschendorf. Tiefenpsychologische Weiterbildung und Ausbildung in systemischer Familien- sowie analytischer Gruppentherapie, Lehrtherapeut und Supervisor. Vorsitzender des Arbeitskreises Systemische Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Dr. Andrea Caby, Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren. Studium der Humanmedizin in Deutschland und USA mit anschließender Forschungstätigkeit. Kinder- und jugendärztliche Ausbildung in Deutschland, als Fachärztin u.a. Praxistätigkeit sowie Mitarbeit im Jugendärztlichen Dienst / Gesundheitsamt. Verschiedene berufsbegleitende psychotherapeutische Ausbildungen, u.a. in Kreativer Kindertherapie sowie kinder- und jugendpsychiatrische Weiterbildung mit den Schwerpunkten Störungen der frühen Kindheit, Entwicklungsdiagnostik und ADHS. Seit 2007 Professorin für Sozialpädiatrie im Fachbereich „Soziale Arbeit und Gesundheit“ an der FH Emden/Oldenburg.



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