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Neuvorstellung zur Übersicht
01.03.2008
Meinrad Armbruster: Eltern-AG. Das Empowerment-Programm für mehr Elternkompetenz in Problemfamilien
Armbruster: Eltern-AG Carl-Auer-Verlag, Heidelberg 2006

256 S., kartoniert

Preis: 24,95 €

ISBN-10: 389670561X
ISBN-13: 978-3896705617
Carl-Auer-Verlag





Cornelia Tsirigotis, Aachen:

Der Titel dieses Buches hat mich aufhorchen lassen: Empowerment-Programm? Wie passen Empowermentprozesse als individuelle Wege zu Teilhabe und Partizipation in ein Programm? Diese Leitfrage ist mir beim Lesen des Buches gegenwärtig geblieben, so habe ich dem Gedanken des Empowerments in dem Buch aufmerksam nachgespürt.
Das Buch stellt mit Eltern-AG ein Programm der Elternbildung für Eltern vor, die als unterprivilegiert und bildungsfern gelten. Es beginnt mit dem praktischen Konzepts des 20 Sitzungen umfassenden Programms, das sich vorrangig als Elternschulung zeigt und auf den Füßen von Wertschätzung und Akzeptanz stehen möchte. Leitlinien für die Gruppen und für die ModeratorInnen, wie z.B. „Sechs goldene Erziehungsregeln“ sowie Eltern-AG-Eckpunkte und Gruppenregeln, die in jeder Sitzung ausgehängt werden, sorgen für Struktur.
Im Anschluss daran wird eine praktische Handwerkskiste zur Verfügung gestellt, die eine Menge niederschwelliger und ressourcenorientierter Methoden der Elternarbeit beinhaltet.
Im Ausbildungskonzept für ModeratorInnen wird besonders darauf geachtet, dass sich Akzeptanz und Wertschätzung für die Eltern herausbilden. Auch Beiträge zur Begleitforschung (Elternfragebögen, Entwicklungstest für Kinder) fehlen nicht.
Zur theoretischen Einbettung des Konzepts werden systemische und konstruktivistische, reformpädagogische sowie bedürfnis- und bindungstheoretische Grundlagen herangezogen.
Vor allem gefällt mir die gesellschaftspolitische Analyse, die sich durch das Buch zieht, und ich habe großen Respekt vor der Arbeit, die hier dargestellt wird. Mit denjenigen zu arbeiten, denen gesellschaftliche Umbrüche in besonderem Maße Verluste bescheren, und für die die Versprechungen der Modernisierungsbestrebungen leer bleiben, ist keine leichte Arbeit.
Ich habe mich gefragt, wieso ich dennoch bei der Lektüre ein Unbehagen gespürt habe. Es mag unter anderem an der Sprache liegen, die mir in diesem Buch zu viele Diskrepanzen zu beinhalten scheint. Aufgestoßen sind mir z.B. in Anführungszeichen gesetzte Zuschreibungen, wie etwa „bildungsfern“. Auch wenn die Anführungszeichen eine Relativierung andeuten, es bleibt die Gefahr, diese „Bildungsferne“ doch als Eigenschaft zu verstehen und nicht als Ergebnis einer ausgrenzenden Umgebung.
Eine weitere Diskrepanz ergibt sich für mich aus den Implikationen des Ressourcenverständnisses, wie es sich mir aus Armbrusters Diskussion nahe legt. Mir scheint die im Buch zum Ausdruck kommende Grundhaltung nicht wirklich von Ressourcen bei der Zielgruppe von Eltern-AG auszugehen, sondern Ressourcenorientierung und Empowerment scheinen mir eher als Methode betrachtet, Bildungsinhalte an bildungsferne Eltern herauszubringen. So heißt es an einer Stelle explizit: „Um effektiv „empowern“ und Annäherungsstrukturen bei den Eltern verstärken zu können, ist es für die Mentoren von zentraler Bedeutung, ganz bewusst die Verantwortung für die positive Gruppenatmosphäre und eine Kultur des Lobes und der Wertschätzung zu übernehmen. Je selbstsicherer optimistischer und warmherziger die Mentoren die Empowerment –Haltung umzusetzen vermögen, umso erfolgreicher und müheloser wird die Eltern-AG verlaufen. Das erforderte Wissen und Können ist in einem erheblichen Maß trainierbar und kann in der neunmonatigen Mentorenausbildung der Eltern-AG erlernt werden.“ (S. 46) Solche Sätze machen mich misstrauisch und haben auch bis zum Schluss bei mir sehr nachhaltig für sehr ambivalentes des vorgestellten Konzeptes geführt. Mich erinnerte das eher an ein Verkaufstraining als an unerschrockenes Respektieren.
Vielleicht spiegelt sich die Unmöglichkeit, die Frage zu beantworten, was denn richtige Erziehung sei, in der Unmöglichkeit wieder, was denn richtige Elterncoaching, Elternarbeit oder Elternschulung sei. Für mich entfalten sich Empowermentprozesse nur in einer sehr individuellen Rahmenbestimmung. Vielleicht lassen Programme und Manuale die Wirkungsoffenheit von Erziehung und Bildung, also auch der Elternbildung, besser aushalten und erfüllen mehr die Selbstwirksamkeitserwartungen von professionellen HelferInnen. Es wäre zu leicht, wenn wir nach Programm empowern könnten. In dem Eltern-AG-Konzept stecken mir zuviel Ursache-Wirkungsdenken und zuwenig von der Erkenntnis, dass wir Empowermentprozesse letztendlich nur ermöglichen, anregen und begleiten können, die Selbstgestaltungskräfte können nur selbst hervorgebracht werden.

(mit freundlicher Erlaubnis aus systhema 2007)





Website der "Eltern-AG" und von Meinrad Armbruster

Meinrad Armbruster: "„Eltern-AG“ – ein niedrigschwelliges Präventionsprogramm zur Steigerung der elterlichen Erziehungskompetenz"

Eine Powerpoint-Präsentation des Autors über die Eltern-AG

Eine weitere Rezension von Michael Schnabel für socialnet.de





Verlagsinformation:

Wer zum sozial benachteiligten Drittel unserer Gesellschaft zählt, hat von Anfang an schlechtere Karten – geringere Chancen, eine gute Bildung und Erziehung zu genießen, gesund aufzuwachsen, und später weniger Erfolg im Beruf und im Leben. Damit will die ELTERN-AG, ein neuartiger Empowerment-Ansatz, gründlich aufräumen. ELTERN-AG bringt Eltern Power – frühzeitig, niedrigschwellig und nachhaltig. Meinrad Armbruster zeigt, wie man Eltern für das Programm gewinnt und überzeugt, die Erziehung ihrer Kinder erfolgreich in die eigenen Hände zu nehmen, und wie sich die Erziehungskompetenz von Eltern steigern lässt. ELTERN-AG befähigt sie dazu, den Familienalltag selbstbestimmt und positiv zu gestalten. Das Programm verbindet auf innovative Weise systemische Psychologie mit neuesten neuropsychologischen Erkenntnissen und macht beide für den Praxiseinsatz nutzbar. Erfrischend, einfühlsam und von großer Sympathie für die Eltern getragen, führt das Buch in Theorie, Methodik und Praxis ein. Ein hochaktuelles Thema in Zeiten, in denen alle Welt nach neuen Wegen für die Familie und die Kindererziehung sucht.
Mit Beiträgen von Susan Boldt, Meike König, Diana Brünsch, Jacqueline Tybora, Diana Sodtke, Hendrik Möser, Griseldis Gröninger. Der ELTERN-AG-Ansatz war für den Deutschen Präventionspreis 2006 nominiert.


Inhalt:

Geleitwort 8
Vorwort 9
Statt einer Einleitung – Drehbuch mit Hauptdarstellern 11
ELTERN-AG – Gebrauchsanleitung zum Lesen 13

I. Praxis 17

1. Das Konzept der ELTERN-AG 17
1.1 Einführung: Von »Risiko«-Eltern, Elternschulen und der ELTERN-AG 17
1.2 Fundamente der ELTERN-AG 20
1.3 Konzeptuelle Vorüberlegungen 23
1.4 Die ELTERN-AG stellt sich vor 25
1.4.1 Mentoren – Die Botschafter der ELTERN-AG 26
1.4.2 Die Rolle von Akzeptanz und Wertschätzung 28
1.5 Merkmale der ELTERN-AG 29
1.6 Die Adressaten: ELTERN-AG für wen? 32
1.7 Aufbau der ELTERN-AG 37
1.8 Die »Sechs goldenen Erziehungsregeln« 42
1.9 ELTERN-AG-Eckpunkte und ELTERN-AG-Gruppenregeln – Zusammenfassung 44
1.10 Grundsätzliches zur Durchführung der ELTERN-AG 44
1.10.1 Leitlinien für die ELTERN-AG-Treffen 46
1.10.2 Leitlinien für die ELTERN-AG-Mentoren 47
1.10.3 Merkpunkte für die Interaktion mit den Eltern 48
1.11 Die Qualitätskriterien der ELTERN-AG 49
1.11.1 Spezifische Mentorenausbildung 49
1.11.2 Struktur der ELTERN-AG 50
1.11.3 Dokumentation und Evaluation 51

2. Das Praxisbuch: ELTERN-AG im richtigen Leben 52 (M. Armbruster unter Mitarbeit von D. Brünsch u. M. König)

3. Die Werkzeugkiste – Übungen für die ELTERN-AG 89 (D. Brünsch u. M. Armbruster)
3.1 Einführung in die Umsetzung der Methoden 89
3.2 Der Methodenkatalog – Die ELTERN-AG-Werkzeugkiste 93

4. Schulung und Praxisbegleitung der Mentoren 120 (S. Boldt u. M. Armbruster)
4.1 Inhalte der Schulung 120
4.2 Inhalte und Struktur der Praxisbegleitung 136
4.3 Abschlusskolloquium 136
4.4 Learning Team 137
4.5 Supervision – Alles fließt (H. Möser) 138

II. Grundlagen 142

5. Gesellschaftliche Randbedingungen 142
5.1 Wer sind die »Risiko-Eltern?« 142
5.2 Ein Viertel unserer Jugendlichen ist »überflüssig«! 146
5.3 Globalisierung & Co 148
5.4 Erziehung: Das natürliche Recht aller Eltern 151

6. Bestimmungsstücke der ELTERN-AG 155
6.1 Soziale Benachteiligung, Bildungsferne, Migrationshintergrund 155
6.2 Philosophisch-psychologischer Hintergrund 157
6.3 Pädagogischer Hintergrund der ELTERN-AG 163
7. Die Macht den Menschen! – Das Empowerment 171
7.1 Empowerment und Disempowerment 172
7.2 You are responsible for getting up: Das kompensatorische Modell 173
7.3 Empowerment: Wirkungsweise 175
7.4 Faktoren des Empowerment-Ansatzes 176
7.5 Empowerment als Selbstermächtigung 180
7.6 Persönliches Wachstum durch ELTERN-AG-Empowerment 181

III. Theorie und Empirie 182

8. Bedürfnis- und entwicklungspsychologische Grundlagen des ELTERN-AG-Konzeptes 182
8.1 Einleitung 182
8.2 Grundlagen einer Psychologie der Bedürfnisse 185
8.2.1 Neuronale Vorgänge als Basis psychischer Prozesse 185
8.2.2 Befriedigung grundlegender Bedürfnisse als Voraussetzung jeglicher Entwicklung 185
8.2.3 Bedürfniskonflikte 186
8.3 Das konsistenztheoretische Modell des psychischen Geschehens 187
8.3.1 Erläuterung des konsistenztheoretischen Modells 187
8.3.2 Konsistenz – das Streben nach einem neuropsychologischen Gleichgewichtszustand 188
8.3.3 Kongruenz – die Befriedigung aktueller Bedürfnisse 190
8.4 Psychische Grundbedürfnisse 190
8.4.1 Das Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle 191
8.4.2 Das Bedürfnis nach Bindung 194
8.4.3 Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung 196
8.4.4 Das Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung 199
8.4.5 Reflexion der bedürfnispsychologischen Aspekte 203
8.5 Der explizite und der implizite psychische Funktionsmodus 204
8.6 Das psychische Geschehen und die Grundbedürfnisse beim Kleinkind 206
8.6.1 Entwicklung der kindlichen Selbstregulation 206
8.6.2 Grundbedürfnisse und motivationale Schemata 208
8.7 Die bedürfnispsychologische Sicht der Erziehungswirklichkeit von »Risiko«-Eltern 212
9. Forschung 219 (J. Tybora, D. Sodtke u. M. M. Armbruster)

IV. Zum guten Schluss 228
10. Statt eines Schlusswortes 228
Die »Fünf Empfehlungen der ELTERN-AG« 228
11. ELTERN-AG für eilige Leser 230 (G. Gröninger und M. Armbruster)
Anhang 243
Schema 1 – Gesamtüberblick über das Präventionsprogramm ELTERN-AG 243
Literatur 245


Über den Autor:

Meinrad Armbruster, Dr. sc. hum.; Studium der Psychologie, Pädagogik und Philosophie. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut und Psychologischer Psychotherapeut. Professor für Pädagogische Psychologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH). Gründungsmitglied und 1. Vorsitzender der Magdeburger Akademie für Praxisorientierte Psychologie (MAPP e. V.).




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