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16.02.2007
Günter Schiepek, Christoph Wegener, Dunja Wittig, Gerrit Harnischmacher: Synergie und Qualität in Organisationen. Ein Fensterbilderbuch
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dgvt-Verlag Tübingen 1998
88 S., Großformat, Ringeinband
Preis: 19,80 €
ISBN 978-3-87159-015-3
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dgvt-Verlag
Johannes Herwig-Lempp, Merseburg:
Dies ist eine merkwürdige Mischung: Neben dem Titel „Synergie und Qualität in Organisationen“ ist ein Orchester abgebildet, der erste Teil des Bandes gibt eine vielleicht gar nicht so abstrakte, aber ziemlich komprimierte Einführung in einige Aspekte der Systemtheorie(n), während der zweite Teil mit den kindlich wirkenden Zeichnungen und vielen gelöcherten Seiten aus Karton auf den ersten Blick stark an ein Kinderbuch für Zweijährige erinnert. Aber die Mischung macht’s: Wer eine kurze Zusammenfassung ausgewählter systemtheoretischer Begriffe und Konzepte (unter den Kapiteln Komplexe Systeme, Systemmodellierung, Selbstorganisation, Qualitätssicherung, Ressourcenorientierung, Kooperation, Organisationsentwicklung, Systemkompetenz) sucht, ist hier gut bedient. Zumal die Kapitel jeweils um einige Empfehlungen für weiterführende Literatur ergänzt sind. Allerdings sollte die Leserin oder der Leser bereits über Vorerfahrungen mit systemtheoretischen Konzepten, der Diskussion um Qualitätssicherung und systemischen Beratungsansätzen verfügen. Denn für sich genommen ist der Text dann doch recht knapp gefaßt. Woran im übrigen auch die auflockernden Abbildungen (von Eschers Händen über Vesters Wölfe und Hasen bis zu Picassos Skizzen eines Stiers) und Tabellen nichts ändern, die man bereits aus anderen Büchern kennt (und ärgerlich ist dabei nur, daß selbst zu Abbildungen, die samt ausführlichem Begleittext aus anderen Werken übernommen wurden, keine Quellenangaben zu finden sind). Vielleicht ist dieser Überblick für all jene besonders hilfreich, die Anregungen dafür haben wollen, wie sie anderen eine Einführung in Systemtheorie(n) geben wollen. Hier finden sie auf komprimierte und sachkundige Weise Material. Im zweiten Teil wollen die Autoren darstellen, wie diese abstrakten systemtheoretischen Konzepte auf die Praxis einer Psychotherapie- und einer Notaufnahmestation übertragen werden können. Seite für Seite erschließt sich dem Leser beim Umblättern eine jeweils komplexere Darstellung der von den Autoren für wesentlich befundenen Wirkungszusammenhänge, indem einerseits die aufgezeigten Verflechtungen, anderseits die mittels immer mehr Fenstern sichtbaren Systembestandteile (in Bild und Text) von Seite zu Seite hinzukommen. So werden die Verbindungen zwischen sozialem Umfeld, Problemverhalten, öffentlicher Meinung, Patientenkonstellationen, stationären Angeboten etc. allmählich entwickelt und können von den Lesern nachvollzogen werden. Im Anschluß an die Bilderbücher folgen ausgewählte Darstellungen der bereits präsentierten Unternetzwerke. Anhand exemplarischer Fragestellungen wie „Zielkriterien der Effektivität“, „Individuelle und soziale Faktoren“ oder „Wirtschaftlichkeit und logistische Faktoren, Unternehmensumwelt“ werden die Leserinnen wie bei einem Reiseführer nochmals über verschiedene „Routen“ durch das System geführt, sie erhalten hier gewissermaßen eine fachkundige Leseanleitung nachgeliefert. Dies mag angesichts der bei aller Übersichtlichkeit doch vorhandenen Komplexität für die eine oder den anderen hilfreich sein. Mir erscheint die Form des allmählichen Entwickelns immer komplexerer Vernetzungen mittels eines Fensterbilderbuchs gelungen, um die vielfältigen Wirkungszusammenhänge innerhalb einer Station zu verdeutlichen. Dies kann durchaus auch Modell sein für die Darstellung anderer Systeme. Weniger modellhaft allerdings sind für mich die nur unzureichend berücksichtigten Einflüsse der Autoren auf das, was sie in diesem Band entwickeln und vorführen, gewissermaßen also ihre eigene schöpferische Leistung: Systeme (einschließlich all ihrer Bestandteile und deren Beziehungen untereinander) existieren nicht, sondern werden von den Beobachtern erst durch ihre Analyse und Beobachtung erfunden, die Zusammenhänge existieren nicht, sondern werden konstruiert. Gerade bei der Diskussion um Qualitätssicherung im Gesundheitswesen hätte diesePerspektive der Kybernetik 2. Ordnung, das Bewußtsein um den eigenen kreativen Anteil, hilfreich sein können. Denn auch Qualität ist keine Eigenschaft und kein Merkmal von Dingen oder Einrichtungen, sondern das Ergebnis eines Bewertungsprozesses durch ein Individuum. Wünschenswert wäre, wenn dies bei einer späteren Auflage berücksichtigt würde. Im übrigen gilt, wie gesagt: Die Mischung macht’s – ein durchaus anspruchsvolles Bilderbuch.
(mit freundlicher Genehmigung aus Kontext 1999)
Verlagsinformation:
"Das Fensterbilderbuch veranschaulicht an zwei
Beispielen (Psychotherapiestation und Perinatalzentrum) wie qualitativ
hochwertige Arbeit als Produkt vielfältiger vernetzter Prozesse
zustandekommt. Vernetztes und prozeßorientiertes Denken gilt heutzutage
als wesentliche Voraussetzung für kompetentes Handeln, und zwar sowohl
in der psychosozialen und medizinischen Versorgung wie auch im
Wirtschaftsleben. Der vorliegende Band bietet deshalb eine
allgemeinverständliche Einführung in die zentralen Konzepte des
modernen Systemdenkens, illustriert mit Hilfe der didaktischen
Möglichkeiten eines Fensterbilderbuches - nämlich sukzessiv aufbauend
und visuell anschaulich."
Inhalt:
Teil I: Grundlegende Konzepte Kapitel I: Komplexe Systeme Kapitel I: Systemmodellierung Kapitel II: Selbstorganisation Kapitel III: Qualitätssicherung Kapitel IV: Ressourcenorientierung Kapitel V: Kooperation Kapitel VI: Organisationsentwicklung Kapitel VII: Systemkompetenz Teil II: Die Fensterbilderbücher
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