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21.01.2007
Erhard Wedekind: Orientierung in Systemen. Ein psychoanalytisch-systemischer Wegweiser für professionelle Beziehungsarbeit
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Xenomoi Verlag, Berlin 2005
268 S., broschiert
Preis: 19,80 €
ISBN-10: 3936532621
ISBN-13: 978-3936532623 |
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xenomoi Verlag
Wolfgang Loth, Bergisch Gladbach:
Erhard Wedekind gehört zu den eher wenigen unter den publizierenden KollegInnen, die sich nicht nur profund zu Fragen des Psychischen äußern können, sondern ebenso zum gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Kontext, in dem individuelles Erleben „eine Rolle spielt“. Darüber hinaus äußert er sich dazu nicht nur profund, sondern auch verständlich und in einem passenden Ton. Seine Auseinandersetzung mit der spannungsreichen Beziehung von (im guten wie im schlechten Sinne) reguliertem professionellem Helfen und dem inneren Engagement, dem Ethos professioneller HelferInnen zieht sich wie ein roter Faden durch seine Veröffentlichungen. Zu Recht zieht Klaus Ottomeyer in seinem Vorwort eine Querverbindung zu salutogenetischen Überlegungen: Das vorliegende Buch, schreibt Ottomeyer, „hilft uns, die Bedingungen und Logik der professionellen Beziehungsarbeit zu verstehen und präzise zu benennen; es hilft uns, Handlungsspielräume zu finden und auszuprobieren; und es hilft uns, in den unterschiedlichen Sparten der Beziehungsarbeit [...] letztlich noch den übergreifenden Sinn zu sehen“ (S.V). Ich denke, dass sich das Buch kaum besser zusammenfassend charakterisieren lässt. Das Buch versammelt ein Dutzend Arbeiten Wedekinds – teilweise mit anderen zusammen verfasst, insbesondere mit Hans Georgi -, die zum Teil im Original nur eher umständlich zu finden wären. Allerdings kommen auch einige Veröffentlichungen der letzten Zeit aus Systeme zum Zug. Die Titel der Beiträge machen in der Regel neugierig und halten, was sie versprechen: „Elternschaft als koordinierte Vertrautheit“ etwa, oder „Die auszuhandelnde Partnerschaft“, das eignet sich zum Slogan, wie auch der etwas provozierende Titel: „Psychotherapie für Arme“. Anderes stellt sich – wie sich zeigt: mit vollem Recht – mit Bezug auf Grundsätzliches vor: „Lebensgeschichte als Ressource“, beispielsweise, oder „Orientierende Rahmung“, nicht zuletzt der nach wie vor spannende Beitrag über die „Grammatik der Beziehungsarbeit“. Professionelle Beziehungsarbeit wird in diesem Beitrag als ein Geschehen diskutiert, in dem „absichtsvoll und methodisch (...) eine persönliche Beziehung hergestellt [wird], in der Anregungen und Angebote zu einer veränderten Erfahrungs- und Erlebnisform der Situation des Betroffenen gemacht werden, die bei Gelingen zur Erhöhung (Wiedergewinnung, Aufrechterhaltung, etc.) des Autonomiegefühls beitragen“ (S.159). Wedekind unterscheidet dabei die Bereiche Pflege, Sozialpädagogik und Psychotherapie/Beratung. In jedem dieser Bereiche lasse sich der „Dreischritt von Beziehungssicherheit gegenüber dem Beziehungsarbeiter, von entfachter Neugierde und Interesse, in einer neuen Suchbewegung die eigene Situation anzugehen und die Unterstützung und Begleitung beim Erproben von Coping-Verhalten“ wiederfinden. Mir macht es Freude, beim Lesen den Eindruck zu gewinnen, dass da keiner wohlfeil herumklingelt, sondern dass da einer ein Feld auseinandernimmt ohne es zu zerfleddern, es orientierend gliedert ohne es zu kolonialisieren und dabei in einer klaren Sprache den richtigen Ton trifft. Das findet man nicht wirklich so oft. Wedekind selbst nennt seine Beiträge „Gelegenheitsarbeiten eines theoretisch interessierten Praktikers“. Immerhin: Gelegenheiten muss es nicht nur geben, man muss sie dann auch nutzen. Das Engagement des Autors ist erkennbar und anhaltend. Er bietet „keine einfachen Lösungen an“, schreibt Wedekind über sich selbst, „Vielmehr wird jeweils der Rahmen skizziert, in dem Lösungen gefunden werden können. Die Idee der „orientierenden Rahmung“, mit der ein systemisches Leitungsverständnis im letzten (...) Beitrag umschrieben wird, trifft in diesem Sinne für das Anliegen des gesamten Buches zu“ (S.X). Ich wünsche diesem gewitzten und klugen Wegweiser eine breite Annahme und viele neugierige LeserInnen.
(mit freundlicher Genehmigung aus systeme 2006)
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