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14.10.2006
Peter Bünder: Geld oder Liebe? Verheißungen und Enttäuschungen der Ressourcenorientierung in der Sozialen Arbeit
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Lit Verlag Münster 2002
272 Seiten
Preis: 17,90 €
ISBN: 3825858979 |
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LIT-Verlag Münster
Marie-Luise Conen, Berlin: Peter Bünder ist eine Studie gelungen, die den Begriff „Ressourcen-Orientierung“ von verschiedensten Seiten intensiv beleuchtet. Ausgehend von der Annahme einer Wechselwirkung zwischen der Popularisierung systemischen Denkens und dem zunehmenden Kampf um materielle Ressourcen betont er – zu meiner Erleichterung –, daß es seitens der Mitarbeiter/-innen in der sozialen Arbeit eines ist, die nichtmateriellen Ressourcen von Klienten zu aktivieren, aber dies nur möglich ist, wenn die Ursachen der sozialen Probleme einbezogen werden. Klienten in der sozialen Arbeit bedürfen auch der Unterstützung, ihre Zugänge zu ökonomischen Ressourcen zu verbessern – und dies vor allem angesichts hoher Sockelarbeitslosigkeit bzw. chronischer Massenarbeitslosigkeit und damit verbundener Entwicklung diskontinuierlicher Lebensmuster. In „Geld oder Liebe?“ setzt sich Peter Bünder mit der derzeit grassierenden Verwendung des Begriffs „Ressourcen“ auseinander und versucht die vorherrschende Beliebigkeit kritisch zu durchleuchten. Der Begriff „Ressourcen-Orientierung“ wäre letztendlich in der gesamten sozialen Arbeit sehr nutzbringend, wenn sich ein breiter Konsens in der Reichweite und in Dimension des Begriffs entwickeln würde. Die Auseinandersetzung mit den (gesellschaftlichen/politischen) Entwicklungen materieller Ressourcen schließt nicht nur mit ein, eine Diskussion der Auswirkungen der Modernisierung und auch der Globalisierung, sondern auch eine gelungene Beschreibung von Armut und Reichtum sowohl der öffentlichen als auch der privaten Haushalte heute. Das Zitat von Brecht „Erst kommt das Fressen, dann die Moral“ findet in diesem Buch in der Auseinandersetzung zum Begriff „Ressourcen“ eine theoretische Entsprechung. Daneben legt Peter Bünder ausführlich die Diskussion des Begriffs „Ressourcen“ im Rahmen der Psychologie und auch Soziologie dar, wobei er u. a. gekonnt diskutiert, inwieweit diese Theorien zu sehr ihren Schwerpunkt auf die Betrachtung der nichtmateriellen Ressourcen legen – anstatt die Notwendigkeit der Veränderung der materiellen Ressourcen (und der Verbesserung des Zugangs zu diesen) auch zu betonen. Es ist eines der Verdienste dieses Buches, daß detailliert herausgearbeitet wird, daß es keinen allgemeinen Konsens in der Verwendung des Ressourcenbegriffs gibt und seine inflationäre Verwendung – ebenso wie beim Begriff „systemisch“ – zu ein Verwässerung und damit Unklarheit führt. Der Ausflug in die Geschichte der sozialen Arbeit und ihrer Pioniere ist zwar ein interessanter Exkurs, da Peter Bünder deren Werke daraufhin untersucht hat, inwieweit diese den Begriff „Ressourcen“ verwendet haben – was durchgängig nicht der Fall ist –, dennoch wohl eher den Pflichten einer Dissertation anzurechnen, als daß er den Leser der gesamten Ausführungen bereichert. Dies ist ein Nachteil, der auch an anderen Stellen des Buches auftritt, dennoch – Peter Bünders Buch stellt einen notwendigen Beitrag in der Theoriebildung zum Begriff „Ressourcen“ dar, der zwar vor allem von systemischen Therapeuten häufig verwandt, aber nach Cierpka nicht als behandlungstheoretisches Konstrukt näher erklärt wird. Hier schließt Peter Bünder eine wesentliche Lücke. Er setzt sich darüber hinaus auch mit der systemimmanent geforderten Defizitorientierung in der sozialen Arbeit auseinander, wobei ihm eine hilfreiche Auseinandersetzung gelingt durch die Beschreibung der Unterschiede von personalen und materiellen Ressourcen einerseits und der Anforderung an Mitarbeiter/-innen einen Bedarf zu ermitteln andererseits. Besonders hilfreich finde ich es, wie Peter Bünder betont, daß es heute vor allem den Hoch- und Fachhochschulen, aber auch manchem Weiterbildungsinstitut nicht gelungen ist, „konkrete Hilfen und Anleitungen, wie man sich unter gegebenen gesellschaftlichen Verhältnissen die gedankliche Haltung und die praktischen Methoden der Ressourcen-Orientierung aneignen kann, ohne die materiellen Hilfen einzuschränken“ (S. 201) zu vermitteln. Er stellt die Notwendigkeit heraus, eine ethische Haltung sowie handwerkli-chen Fähigkeiten zu vermitteln, damit Ressourcen-Orientierung sich in der Praxis bewähren kann. Peter Bünder spricht mir sehr aus dem Herzen – auch wenn er es nur auf soziale Arbeit bezieht und nicht auf systemisches Arbeiten insgesamt –, wenn er darauf setzt, daß die „überkommene Trennung in Therapie (Medizinmodell), kompensatorisches Lernen (Erziehung) und materielle Hilfen („Sozialfeuerwehr) überwunden wird, damit alle diese drei Aspekte Teil einer ganzheitlichen Beschäftigung mit Problemlagen von Menschen werden“ (S. 205). „Geld oder Liebe?“ von Peter Bünder ist eine Arbeitshilfe für jeden, der sich näher auseinandersetzen will mit dem Begriff „Ressourcen“ bzw. „Ressourcen-Orientierung“ in der beruflichen Alltagspraxis sowie in der Fort- und Weiterbildung, und auch für theoretisch Interessierte ist dies ein empfehlenswertes Buch. (Mit freundlicher Genehmigung aus Kontext 2002)
Eine Rezension von Reto Eugster für die SozialjournalNews
Eine weitere Rezension von Lilo Schmitz für socialnet.de
Die Website des Autors Peter Bünder
Verlagsinformationen:
"m Rahmen Sozialer Arbeit gehört es zum guten fachlichen Standard, die Arbeit verstärkt auf die Ressourcen der Klienten auszurichten. Das Zauberwort dazu heißt Ressourcenorientierung. Dieses Buch vermittelt einen fundierten Überblick über Geschichte, Chancen und Schwierigkeiten eines aktuellen Modebegriffs in der Sozialen Arbeit. Es kann Professionellen wie interessierten Laien helfen, die "Ressourcenfrage" unter verschiedenen Blickwinkeln zu thematisieren."
Über den Autor:
Peter Bünder, Dipl.Päd., Dipl.-Sozialarbeiter, Marte Meo Licensed, Familientherapeut (DGSF), Professor für das Fach Erziehungswissenschaft der Fachhochschule Düsseldorf, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften.
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