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01.08.2006
Martin Hillebrand, Ebrû Sonuç, Roswita Königswieser: Essenzen der systemischen Organisationsberatung. Konzepte, Kontexte und Kommentare
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Carl-Auer-Verlag Heidelberg 2006
238 Seiten, 19 Abb., Gebunden
Preis: 29.95 €/ sFr 52.00
ISBN: 3-89670-522-9 |
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Carl-Auer-Verlag
Dagmar Wiegel, Köln:
Ein buntes Potpourri an Themen rund um Organisationsberatung wird hier komprimiert besprochen und durch Kommentare, eigene Erfahrungsberichte oder auch einmal ein
Interview zwischen Verfasserin und einem Gegenüber, erweitert.
Im Kapitel 10: „Systemisches Integrationsmanagement – Das SIM Modell“ wird der
Begriff „Widerspruchsintegration“ geprägt. Der Rezensentin war genau diese
Aufgabe im Rahmen der Rezension gestellt. Nämlich sehr widersprüchliche Eindrücke
zum vorliegenden Werk in ihre Rezension zu integrieren.
So stehen (mindestens) 2 Seiten einander gegenüber: Unter dem Titel „Ein Lesebuch
von Königswieser and Friends“ hätte ihr das lesen und durchstöbern der höchst
vielfältigen Themen Spass gemacht. Frau Königswieser zeigt sich als erfahrene
Beraterin mit profunden Kenntnissen aus diversen psychologischen Richtungen. Im
Kapitel „Gelassenheit“ wird viel Hesse zitiert und dem Buddhismus ein Zugang
verschafft: „Gelassenheit bedeutet, die vollen Widersprüche des Lebens durch
sich durchzulassen.“ (S. 118). Sie bezieht sich auf Freud und die Notwendigkeit
der Trauerarbeit: „Die einzige Möglichkeit aus einer Depression herauszukommen,
besteht darin, in sie hineinzugehen. „ (S. 127). Auch wenn dieser absolutistische
Anspruch etwas abschreckt, ist sie bemüht die emotionalen Bereiche in
Beratungsprozessen offen und professionell anzusprechen und
Umgangsmöglichkeiten dafür anzubieten.
Interessant auch das erste Kapitel, in dem sie sich damit beschäftigt, warum ein
systemisches Verstehen von Organisationen immer noch auf viel Skepsis stößt:
Traditionelle Wahrnehmungsmuster, Verunsicherung durch das Neue,
Objektivitätsglaube, Machbarkeitsillusionen, Misstrauen in Selbstorganisation,
Ganzheitlichkeitsdenken ist fremd, Individualismusideologie, Neuheitsanspruch
und die Meinung dies sei ein Luxusmodell sind zwar nicht völlig neue doch
nachvollziehbare Gründe, die sie identifiziert.
Die Kommentare der Kollegen oder auch Kunden, sind oft differenziert, klug, teils
mit eigenen Überlegungen der Schreiber angereichert und geben neben dem reinen
Kommentar häufig weitergehende Anstöße.
Nun heißt das Buch aber eben nicht wie oben gewünscht, sondern: „Essenzen der
systemischen Organisationsberatung“. Hier taucht nun die 2. Seite der
Ambivalenz auf: Kritisch fällt auf, dass viele Artikel bereits aus den `80ern
und `90 ern stammen. Vieles ist in der aktuellen systemischen Diskussion
bereits usus. Des weiteren sind einige Kapitel nur schwer mit dem systemischen
Ansatz in direkte Verbindung zu bringen. Das bereits erwähnte Kapitel zur
Gelassenheit ist eher ein Ausdruck eines Weltbildes, als ein profundes
Instrument der Systemik (natürlich ist Gelassenheit grundsätzlich eine
vorteilhafte Eigenschaft….). Auch ein Kapitel unter dem Titel:
„Mutter-Hexe-Trainerin. Was spielt sich ab, wenn eine Frau ein Training
leitet?“ beschäftigt sich mit der weiblichen Rolle in diesem Beruf und den auf
Gruppenseite ablaufenden Projektionen. Die Verbindung zu gruppendynamischen
Regeln weisen auf ihre eigene berufliche Biographie hin und bilden im
Gesamtkontext eine nur streifende systemische Verwandtschaft. Auch der Verweis
eines Kommentators auf das „Herstellungsjahr“ des Artikels, nämlich 1981,
verwundern. Die Rolle der Frau hat sich nun erfreulicherweise doch- auch trotz
archaischer Verwurzelungen unserer Kultur – einige Veränderungen vollzogen und
wirkt daher nicht mehr ganz zeitgemäß. Was im Kommentar eines Mannes vehement
bestritten wird. Hier scheinen die Herren der Schöpfung fast ängstlich - jedenfalls
sehr höflich - gegenüber Frau Königswieser aufzutreten. Übrigens war keine einzige Frau Kommentatorin. Hier
fällt positiv, der Kommentar zum Artikel: „Widerspruchintegration als
Energiequelle“ von Herrn Varga von Kibed auf. Er wagt freundlich aber deutlich
immer wieder Erweiterungen, Nachfragen und Ergänzungen bzgl. einzelner Begriffe
und Thesen.
Gut ist der Artikel in dem ein Konfliktinterventionsmodell sowohl ganz pragmatisch
und praktisch als auch theoretisch fundiert vorgestellt wird.
Insgesamt werden viele verschiedene Themen - etwas wahllos scheinend - aufgegriffen. Die
Auswahlkriterien sind jedenfalls nicht klar ausgesprochen.
Als Gesamteindruck bleibt bei der Rezensentin ein ambivalentes Gefühl am Ende
stehen:
Einerseits hat das werte Lesepublikum die Möglichkeit in viele Themenbereich
hineinzuschnuppern. Man kann einfach irgendeines 11 Kapitelaufschlagen und sich so – ohne allzu große
Mühe und Vorbereitung – Ideen holen. Die artikelähnlichen Beiträge von Frau
Königswieser und ihrem Team, sind meist gut verständlich.
Andererseits sind sämtliche Kommentare von Freunden, Kollegen, oder auch ehemaligen Kunden
verfasst, die selbst in ihren versuchsweise kritischen Anmerkungen (s.
Kommentar von F. Simon: Er stimmt ihr in einem Artikel der sich um eine
Verknüpfung von Gruppendynamik und Systemtheorie bemüht, nicht völlig zu und
zweifelt eine Art evolutionärere Weiterentwicklung der Gruppendynamik in
Richtung Systemik an) ihre eigenen Einwände fast relativieren. Ein großes
Bemühen um Harmonie und Konsens zieht sich durch das Buch. So bleibt es eine
Art Selbstbestätigung der Interventionen und sollte als solches eben auch
gelesen werden. Und bei der doppelten Darstellung, durch sich selbst und
Sympathisanten bleibt die Frage: Wodurch genau wird eigentlich Narzissmus
definiert?
Also: wer Frau Königswieser und Ihre Arbeit kennen
lernen möchte, hat hier eine gute Möglichkeit – die auch viel allgemein
Informatives beinhaltet - dazu. Das „System Königswieser“ stellt sich der
Rezensentin jedoch eher als geschlossene Gesellschaft dar und weniger als
offenes und irritationsfreundliches System.
(Erstveröffentlichung in mwonline.de)
Die Webseiten von Martin Hillebrand und Roswita Königswieser
Verlagsinformation:
"Roswita Königswieser gehört zu den erfahrensten und erfolgreichsten
Organisationsberatern im deutschsprachigen Raum. Zu ihren Kunden zählen
Automobilhersteller ebenso wie "Big Players" im Dienstleistungssektor.
Was ist das Geheimnis ihres Erfolgs, worin unterscheidet sich ihre
Arbeit von der anderer Berater? Dieses Buch zeigt die systemische Organisationsberatung von
Königswieser & Network aus zwei Perspektiven: In 12 Kapiteln zu
unterschiedlichen Themenbereichen wird zunächst beraterisches Know-how
aus erster Hand vermittelt. Im Anschluss an die einzelnen Artikel
kommentieren berufene Experten aus den verschiedensten Arbeitsfeldern –
vom Beraterkollegen über den Universitätsprofessor bis zum
Industriekapitän oder Bankchef – das Dargestellte. Als Leser erfährt man in dieser einmaligen Kombination nicht nur, was
sich der Berater bei der Arbeit gedacht hat, sondern auch, was davon
wie ankommt."
Inhalt:
1. Roswita Königswieser: Widerstände gegen systemische Unternehmensführung - Kommentar von Thomas
Sattelberger
2. Roswita Königswieser & Jürgen Pelikan: Anders -
gleich - beides zugleich. Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Gruppendynamik
und Systemansatz - Kommentar von Fritz B. Simon
3. Roswita Königswieser: Das Überbringen schlechter Nachrichten - Kommentar
von Ursula Gessner
4. Roswita Königswieser: Zur Interventionsarchitektur von Beratungsprojekten - Kommentar von
Gerhard Jochum
5. Roswita Königswieser & Martin Hillebrand: Haltung - Kommentar von Dirk Baecker
6. Roswita Königswieser: Gelassenheit - Kommentar von Herbert Demel
7. Roswita Königswieser: Konfliktintervention - Ein Modell - Kommentar von Thomas Keller
8. Roswita Königswieser: Mutter - Hexe – Trainerin. Was spielt sich ab, wenn eine Frau ein Training leitet? - Kommentare von Traugott Lindner und Jürgen M. Pelikan
9. Roswita Königswieser: Selektive Wahrnehmung - Kommentar von Michael Mohe
10. Roswita Königswieser und Uwe Cichy: Systemisches Integrationsmanagement - Das SIM-Modell - Kommentar von Matthias Varga von Kibéd
11. Roswita Königswieser und Peter Heintel: Teams als Hyperexperten im Komplexitätsmanagement - Kommentar von Guido Sollors
Vorwort:
"Als wir 2003 an einem stürmischen und regnerischen August-Tag in einem Strandkorb an der Nordsee nebeneinander saßen und uns wunderten,
wie gerade wir zwei gemeinsam hier gelandet waren, erzählten wir einander - wie schon öfter - unsere Erlebnisse und Geschichten mit
Roswita Königswieser. Wir stellten fest, dass es viele Gemeinsamkeiten gab. Beide hatten wir sie als Mitglieder eines Kundensystems
kennengelernt. Beide hatten wir bei ihr die systemische Beraterausbildung gemacht. Beide waren wir aber in erster Linie von ihrer
Art fasziniert, wie sie die kompliziertesten und komplexesten Situationen und Phänomene einer Organisation, einer Gruppe, eines
Veränderungsprozesses durch plastische Schilderungen für alle zugänglich macht.
Wir erinnerten uns beide an unsere erste Begegnung mit Roswita Königswieser. Das war in den 90er Jahren, als sie im
Rahmen von Veränderungsprozessen in unseren damaligen Firmen Interviews geführt, Workshops geleitet und interveniert
hatte. Wir beide hatten in Erinnerung, dass es intensive und aufregende Zeiten gewesen waren. Es stiegen Bilder auf
über die Stimmung in unseren damaligen Firmen; ganz besonders in Erinnerung war uns die alte zen-buddhistische
Lehrgeschichte von den zwei Mönchen geblieben, die uns Roswita Königswieser im Zusammenhang mit dem Thema "Haltung"
erzählt hatte (vgl. Königswieser u. Hillebrand 2005, S. 42).
Wir tauschten uns über den weiteren Verlauf der erlebten Veränderungsprozesse aus und kamen dabei auf viele weitere
Evergreens oder Essenzen, die Roswita Königswieser uns bei der gemeinsamen Arbeit von Zeit zu Zeit zur Verfügung
gestellt hatte. Teilweise waren es sehr anspruchsvolle soziologische, philosophische oder wissenschaftliche Texte,
und teilweise waren es Texte, die nachvollziehbare Geschichten aus dem Organisationsalltag erzählten. Die plastische
Darstellung der Erlebnisse und Erfahrungen von Kunden, Beratern und Managern ließ einem am Geschehen emotional teilhaben.
Durch ein Buchgeschenk von Roswita Königswieser wurde sogar die Weihnachtszeit zur Lernzeit. Wir hatten beim Lesen das Gefühl,
Wege und Möglichkeiten für uns zu entdecken, wie die bis zu diesem Zeitpunkt fast als "Schicksal" abgestempelten Phänomene in
der Organisation doch in Bewegung zu setzen sein könnten. Diese Lektüre war der Schlüssel zu der Erkenntnis, dass die Realität
einer Organisation durch kommunikative Prozesse unter Beteiligung aller konstruiert wird. Und dass, wenn bestimmte
Konstruktionen hartnäckig beibehalten werden, dies mit der Funktionalität des Bestehenden etwas zu tun hat und nichts
mit "Schicksal". Ermutigt und motiviert nahmen wir beide offensichtlich nach dieser Erfahrung den Faden des Lernens und
Umsetzens in der Organisation auf und machten uns auf eine Reise, die Wesentliches in uns und in unserem Leben bewegt
hat und uns letztlich gemeinsam in den Strandkorb an die Nordsee geführt hat.
Am Ende des nostalgischen Austauschs stellten wir fest, dass wichtige Texte von Roswita Königswieser vergriffen
waren und auch nirgendwo gesammelt vorlagen. In Anlehnung ans Musikbusiness entschieden wir uns für eine
Coverversion (= Neuauflage) von Evergreens (= ewig Aktuellem) mit scratches made by friends (= Kommentaren
von Freunden und Wegbegleitern).
In zwölf Kapiteln zu unterschiedlichen Themenbereichen wird beraterisches Know-How von Roswita Königswieser
vermittelt. Im Anschluss kommentieren Kollegen, von Universitätsprofessoren über Beraterkollegen bis zu Vorständen,
das für sie Essenzielle, vor ihrem Erfahrungshintergrund und Erleben systemischer Beratungskonzepte. Diese
Reflexionsschleife eröffnet neue, andere und teilweise überraschende Zugänge zu den Texten. Das Ergebnis halten
Sie nun in der Hand, als Essenzen der systemischen Organisationsberatung.
Wir danken den "Kommentatoren" für die geistreichen Kommentierungen und Ralf Holtzmann vom Carl-Auer Verlag
für seine Gelassenheit bei der Begleitung dieses Buchprojektes.
Wir hoffen, dass diese Texte auch für Sie Inspirationsquelle und Anregung sind."
Martin Hillebrand, Ebrû Sonuç
Über die Autoren:
Martin Hillebrand, Geschäftsführender Gesellschafter von
Königswieser & Network (Wien, München, Bremen). Studium der
Psychologie, Ausbildung in Gesprächspsychotherapie nach Rogers und
Langzeitausbildung zum systemischen Berater; Arbeitsschwerpunkte:
Gestaltung und Begleitung von komplexen und nachhaltigen
Veränderungsprozessen; Umsetzung von Strategien bezüglich Planungs-,
Zielvereinbarungs- und Vergütungssystemen; Weiterbildung für
Veränderungsmanager und Berater.
Ebrû Sonuç, Geschäftsführender Gesellschafterin von KÖNIGSWIESER &
NETWORK (Wien, München, Bremen). Studium der Medizin und der
Kunstgeschichte, Ausbildung in Gruppendynamik und Coaching,
Langzeitausbildung zur systemischen Beraterin.
Zu ihren Kernkompetenzen zählen: Team- und Gruppenentwicklung; die
Begleitung komplexer Veränderungsprozesse; Coaching; "cultural due
diligence"; Weiterbildung von Veränderungsmanagern und Beratern.
Roswita Königswieser, Dr. phil.; Königswieser & Network
Systemische Beratung und Entwicklung GmbH, Wien;
Tätigkeitsschwerpunkte: Systemische Beratung in komplexen
Veränderungsprozessen in internationalen Unternehmen, Integration von
Prozess- und Fachberatung, wissenschaftliches Arbeiten und
Publikationen, Coaching von Topmanagern, Weiterbildung für
Veränderungsmanager und Berater, Star der internationalen Beraterszene. |
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