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22.06.2006
Rezension Gabriele Müller, Kay Hoffman: Systemisches Coaching. Handbuch für die Beraterpraxis
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Carl-Auer-Systeme Verlag 2002
(2. Aufl. 2003)
252 S., fester Einband
Preis: 25,90 €
ISBN: 389670270X |
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Carl Auer Systeme Verlag
Barbara Hüppauf, Berlin:
2002 erschien dieses Handbuch von Gabriele Müller und Kai Hoffman. Heute arbeiten beide Autorinnen am von Gabriele Müller gegründeten ISCO Institut in Berlin. Auf Kay Hoffmans Webseite www.kayhoffman.de kann man sich über den jetzigen Stand ihrer Arbeit informieren. Ihren Ansatz nennt sie ‚Kontemplatives Coaching’. Dies scheint mir eine natürliche Fortsetzung der Denk- und Arbeitsweise zu sein, die im „Handbuch“ entwickelt wird. Gabriele Müllers Nachfolgebuch ist ‚Systemisches Coaching im Management“, das 2003 erschienen ist. Das Buch beginnt mit einem Vorwort von Gunther Schmidt. Es folgt eine Einleitung der Autorinnen, die erklären, für welche Leser sie das Buch geschrieben haben, wie es aufgebaut ist, wie es man es lesen sollte und was man dann davon hat. Damit ist dem Leser der Einstieg in ein Buch gewiesen, bei dem man am Anfang wie am Ende beginnen kann, da 27 Begriffe in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt werden, die in der Systemischen Beratung bzw. im Systemischen Coaching eine Rolle spielen können. Sie sind von sehr unterschiedlicher Länge und Gewichtung. Der Zusammenhang zwischen den Begriffen ergibt sich aus den Werten und der Herangehensweise, die sie verbinden. Immer wieder liest man vom Suchen, dem Suchprozess, Balance, vorsichtigem Vorgehen, Hinfühlen, Nachspüren, Wertschätzung. Immer wieder werden auch die suchenden, tastenden Vorgehensweisen des Coaches/Beraters betont „Er ist nicht mehr der, der den Ton angibt, sondern mehr Zeuge, Begleiter, Initiator und Katalysator für ein Geschehen, das sich erst neu ergibt und mit neuen Bedeutungen belegt wird…“ (S.63f.). Nicht jedem Leser wird die Auswahl der Begriffe einleuchten. Manche klingen wie Themen einer Frauenzeitschrift: etwa „Herz“ oder „Ausstrahlung“. Genau vor dieser Kurzsichtigkeit warnt jedoch G. Schmidt in seinem Vorwort. Er betont, dass die meisten beschriebenen Erlebens- und Verhaltensprozesse sich an einer „anderen Logik, einer anderen Rationalität“ orientieren und deshalb nicht etwa irrational seien (S.10). Bedürfnisse, die in diesen Begriffen ausgedrückt werden, brauchen ihren Raum, wenn sie nicht als „emotionale Guerillatruppe“ funktionieren sollen. Alphabetisch angeordnet sind: Absicht, Ausstrahlung, Beziehung, Coach-Coaching, Erleben, erfahren, Erkennen, fragen; Handeln; Herz, Ich und Bewußtsein; Kräfte, Quellen, Qualitäten; Lernen; Liebe; Macht; Ordnung; Probleme; Rat und Rätsel; Raum; Systematisch; Systemisch; Träumen; Veränderung; Wahrheit,Wahrnehmung, Welt und Wirklichkeit; Werte; Zeichen; Zeit; Ziel und Zweck; Zufall. Jeder der 27 Begriffe wird auf die gleiche Weise erarbeitet. Zuerst gibt es eine Definition, gefolgt von philosophischen Einordnungen. Es schließen sich Fragen aus der Beraterpraxis und Managementstrategien an, gefolgt von speziellen Techniken für das Coaching. Zum Abschluss wird erläutert, welche Bedeutung der Begriff im Systemischen Denken hat. Den Epilog bildet eine Reihe von Zitaten, die aus sehr unterschiedlichen Quellen stammen – von Goethe über mexikanische Volksweisheit bis Sophia Loren. Die Autorinnen verfügen über umfangreiches Wissen, das in sehr komprimierter Form dargeboten wird. Das führt dazu, dass manche Aussage eher wie eine kühne Behauptung klingt, der man zustimmen mag oder auch nicht. Das Buch sei „eine Quelle ungeahnter Möglichkeiten“ (S.19). „Da das Leben nun einmal als besonders lebendig erlebt wird, wenn es durcheinander ist…“ (S.16) „Visionen sind für jedes Unternehmen eine Voraussetzung für Erfolg“ (S. 37). „In diesem Sinne ist der Weg das Ziel, aber nur, wenn das Ziel Teil eines übergeordneten Systems ist. Dann – und nur dann – ist es nicht möglich, vom Weg abzukommen, wohin er auch führen mag“ (S.240) Es ist wohl genau diese Sicherheit in den Anweisungen, die mich immer wieder dazu bringt, mich mit den Ideen des Buches auseinanderzusetzen. Wenn ein Autor vor allem bezweckt, den Leser anzuregen und an eine ihm vielleicht eher fremde Denkensweise heranzuführen, dann ist es den Autorinnen bei mir gelungen. Es gibt wenige Bücher, nach denen ich in der letzten Zeit so oft gegriffen habe. Es ist wie ein überzeugungsstarker Gesprächspartner, dem man nicht notwendigerweise zustimmt, dessen Gedanken aber faszinieren, da sie neue Sichtweisen anregen. Außerdem nutze ich das Buch immer wieder zur Einstimmung und Vorbereitung auf Sitzungen. Ich mache dieselbe Erfahrung, die auch schon G. Schmidt in seinem Vorwort beschreibt, wenn er von den intuitiven, quasi feinsinnlicheren (S.13) Wahrnehmungen spricht, die ins uns schlummern und darauf warten, geweckt zu werden. Überrascht hat mich erst einmal die Überschrift: Rat und Rätsel. Rat – natürlich, es ist schließlich ein Handbuch für Beratung. Ist ein guter Rat nicht klar und eben kein Rätsel? Die Lösung lautet: Nicht der Berater wird gefragt, sondern das Unbewusste (S. 164), der Berater erweitert das Blickfeld (S.165). Der Ratsuchende soll sich über sich selber informieren – dazu sind die Fragen des Beraters da. Beratung regt „autonome Suchprozesse beim Kunden an, in deren Verlauf eigene, das heißt im System schon vorhandene Ressourcen und Kompetenzen gefunden und zielorientiert eingesetzt werden“ (S.166). Was unter der Überschrift “Managementstrategien“ erarbeitet wird, bleibt im Allgemeinen, ist nicht an bestimmte Berufsfelder gebunden und beschäftigt sich vornehmlich mit den Beziehungen innerhalb von Organisationen. So geht es im Kapitel “Macht“ um den Platz in der Hierarchie, den einer einnimmt, um den Rang, ein Thema, das häufig unterschätzt wird. Hier wird eine Übung vorgeschlagen, die die Aufmerksamkeit auf die Signale lenkt, die Menschen einer höheren Rangordnung aussenden, oft, ohne sich dessen bewusst zu sein (S.127). Veränderung/Change Management ist eine der Hauptaufgaben, die sich im modernen Wirtschaftsleben stellen (S.195). Hier geht es um die persönliche Entwicklung, die sich schrittweise vollzieht und mit dem Prozess der Individuation, wie ihn C. G. Jung entwickelt hat, verstanden werden kann. Die Bedeutung der persönlichen Beteiligung aller Mitarbeiter an einem Unternehmen steht da im Vordergrund. Als Handbuch für Anfänger eignet sich das Buch vielleicht nicht so sehr. Es gibt jedoch einzelne sehr schöne Übersichten und Übungen, die auch für Einsteiger tauglich sind. So zum Beispiel die nützliche Übersicht über Fragetypen (S. 69-72), über R. Dilts Auffassung vom Lernen (S.111-113). Gregory Bateson (S.137ff), de Shazers Kurztherapie (S.151ff), der Ansatz des PPP = Psychologisch-Praktischen-Problemlösens (S.177ff.) und die Tiefenpsychologie C.G.Jungs (S.196). In jedem Kapitel finden sich praktische Übungen. Einige sind einleuchtend einfach, wie zum Beispiel die schöne Gegenüberstellung von ‚Ausstrahlungsminuspunkten und Ausstrahlungspluspunkten (S39/40). Auch andere praktische Übungen sind für weniger Geübte gut einzusetzen, so ‚Das gemeinsame Gute finden’ (S.50) oder der ‚Beziehungsspiegel’ (S.51). Daher lohnt sich auch für den Einsteiger, sich mit dem Buch und seinen Ideen zu beschäftigen. Die Autorinnen haben ein sehr schönes kurzes Nachwort geschrieben, in dem sie die Herausforderung ihres Ansatzes so zusammenfassen: „ Wir sind uns dessen bewusst, dass, wer sich zu stellen bereit ist, immer zwischen den Stühlen landet, wo es sich weder fest sitzen noch etwas sich festlegen lässt.“ Da freut sich die Leserin über den Mut der Schreiberinnen.
Die website von Kay Hoffman
Das ISCO-Institut von G. Müller
Eine Rezension von Axel Wrede für socialnet.de
Verlagsinformation:
Coaching als Beratungs- und Betreuungsprozess, der Klienten dabei unterstützen soll, selbstständig Lösungen für bestimmte berufliche und private Probleme zu entwickeln, bietet sich für einen systemischen Zugang besonders an. Das theoretische und praktische Rüstzeug für systemisches Vorgehen im Coachingprozess wird in diesem Buch ausführlich dargelegt. Von A wie "Absicht" bis Z wie "Ziele" behandeln Gabriele Müller und Kay Hoffman systemisch zentrale Stichworte aus dem Coachingalltag. Im Zentrum steht die Darstellung von systemischen Coachingtechniken und Managementstrategien anhand von gängigen Fragen aus der Beratungspraxis. Abgerundet werden die Einträge durch Zitate und Aphorismen zum jeweiligen Stichwort.
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