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09.05.2006
Reinhard Voß (Hrsg.): Unterricht aus konstruktivistischer Sicht. Die Welt in den Köpfen der Kinder
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Beltz-Verlag Weinheim
2. überarb. Auflage 2005
271 S., broschiert
Preis: 22,90 €
ISBN: 3407254008 |
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Beltz-Verlag Weinheim
Angelika Beck, Oberursel: „Hab’s gelesen, und: Das probier’ ich aus!“
sagt ein Kollege, dem ich das Buch „Unterricht aus konstruktivistischer Sicht“ (Hg. Reinhard Voß), das jetzt in der 2. Auflage im Beltz Verlag erschienen ist, zum Lesen empfohlen habe. Ein Buch, das wie ein bunter Strauß auf Vielfalt setzt, deren Mitte eine veränderte Haltung des/der Lehrenden ausmacht – eine Haltung, die die LernerInnen als Konstrukteure ihrer Welt ernst nimmt, dem Lernstoff die interessanten Seiten abgewinnt und Spielräume im von vielen als eng erlebten Raum der Institution auslotet. Die Lektüre macht Lust auf Unterricht, und das sowohl für Anfänger und Berufseinsteiger als auch für KollegInnen, die auch nach Jahren neugierig darauf sind, Routinen zu durchbrechen und Handlungsoptionen dazu zu gewinnen. Wer sich schon mit der konstruktivistischen Sicht angefreundet hat, findet hier ein Forum und kann mit den Autoren ins Gespräch kommen – die Email Adressen sind bei allen angegeben. Dass die 22 Beiträge unterschiedlich und im besten Sinne eigensinnig sind, hat System. Aus einem Guss zu sein, entspräche nicht dem, von dem hier die Rede ist, denn „Unterricht lässt sich nur wie ein Ausflug bei ungewissem Wetter planen: als Rahmen von Bedingungen, die bestimmte Erfahrungen ermöglichen; als Aufgaben, die Fortschritte einzelner Kinder wahrscheinlicher machen. Aber nicht als Programm, das die Kinder Schritt für Schritt durch eine Folge von Lernzielen führt.“ (Brügelmann, S. 187) Der Herausgeber, Reinhard Voß, bietet eine kompakte Einführung in das Thema „Unterricht aus konstruktivistischer Sicht“. Falko Peschels Text „Ist das Unterricht?“ wirkt wie eine Herzmassage für LehrerInnen. Spannend zu lesen sind die Berichte aus dem mathematisch- naturwissenschaftlichen Bereich von Marino, Lehmann, Holz und Wittmann. Gertrud Graf zeigt Wege, wie aus Zuschreibungen in Form von Zeugnissen ein produktiver Dialog mit Kindern der dritten Klasse werden kann, der die Beurteilung der Lehrerin mit einschließt. Hans Brügelmann plädiert für einen offenen Lernraum zum Schreiben Lernen, statt einen Leselehrgang absolvieren zu lassen. Detlef Horster, ein ausgewiesener Luhmann-Kenner, berichtet vom Philosophieren mit Kindern des zweiten Schuljahrs. Die Unterrichtsbeispiele reichen von der Grundschule bis zur Oberstufe, die Beobachtung der Unterscheidung „behindert/ nicht behindert“ aus Kindersicht eingeschlossen. Interviews und Grundlagentexte rahmen die Sammlung. Eine Erfahrung, von der viele berichten, die ihren Unterricht konstruktivistisch umgebaut haben, lautet: Anfangs bedarf es eines großen Aufwandes, später ist es sehr entspannend für die Lehrkraft und man hat plötzlich mitten in der Unterrichtsstunde Zeit, um mit Einzelnen intensive Beratungsgespräche zu führen (siehe z.B. S. 112und 120). Im laufenden Schulalltag kann die Lektüre dieses Buches so etwas haben wie ein Innehalten, eine Auffrischung, etwas Vertrautes und Nahes. „Wenn wir in teilnehmender Beobachtung genauer schauen, was Kinder denken und tun, während ihre Lehrkräfte glauben, Unterricht zu einem bestimmten Thema abzuhalten, dann ist dies bereits ein wichtiger Anfang“, so Astrid Kaiser über die Arbeit mit Grundschulkindern (S. 162). Eine solche teilnehmende und wertschätzende Beobachtung der Kinder und Jugendlichen bleibt angesichts des gegenwärtigen Reformdrucks von oben, der in den Schulen viel Arbeit macht und Frustration und Stress verbreitet, leicht auf der Strecke, lohnt sich aber und hält Lehrende wach und lebendig: Konstruktivistisch arbeiten, so Ernst von Glaserfeld (32 ff.) im Interview, ist eine „ungemütliche Sache“, weil man nicht aufhört, neugierig auf Kinder zu sein und sich selbst in Bewegung zu halten – und das erhält die Lust am Unterricht.
Die Website von Herausgeber Reinhard Voß
Link zum Vorwort von Reinhard Voß
Verlagsinfo:
"Vor dem Hintergrund einer konstruktivistischen Didaktik stellen in diesem Band Lehrerinnen und Lehrer sowie renommierte Wissenschaftler aus dem In- und Ausland Perspektiven zum Wandel der Lernkultur vor. Man kann nichts in die Köpfe der Schüler "hineinlegen", die "Welten in den Köpfen der Kinder" sind immer schon vorhanden, wann immer ein Lehrer auf einen Schüler, eine Klasse trifft. Mit dem "kompetenten Säugling" beginnt eine Entwicklung, in der Kinder jeweils, entsprechend ihrer Entwicklungs- und Altersstufe, ihre eigenen (Lern-)Welten konstruieren. Schüler sind autonome, eigensinnige und selbstverantwortliche Lerner, die entsprechend ihrer Biografie und Lebenswelt im Dialog mit ihren Mitschülern und Lehrern ihre je eigenen Lernwege erfinden. Aus dem Inhalt: Lernen und Lehren aus konstruktivistischer Sicht - Unterricht ohne Belehrung: Kontextsteuerung, individuelle Lernbegleitung, Perspektivenwechsel - Schüler reflektieren eigene Lernwege - Noten sind Konstruktionen - Schüler unterrichten Schüler in den Naturwissenschaften - Wie kommt die Mathematik in den Kopf? - Kinder erfinden die Schrift - Interviews mit Howard Gardner und Ernst von Glasersfeld."
Inhalt:
Reinhard Voß: Die neue Lust auf Unterricht und das Wissen, sich auf eine »ungemütliche« Sache einzulassen Falko Peschel: Ist das Unterricht? Unterricht ohne zu unterrichten Wolfgang Müller: »Unterricht, der unter die Haut geht«. Schüler und Lehrer im Gespräch über konstruktivistischen Unterricht Howard Gardner im Interview mit Marge Scherer: The understanding pathway Ernst von Glasersfeld im Interview mit Reinhard Voß: Sich auf eine ungemütliche Sache einlassen Reinhard Voß: Unterricht ohne Belehrung. Kontextsteuerung, individuelle Lernbegleitung, Perspektivenwechsel Ralf Girg: »Was ich weiß, macht mich heiß«. Zum Vorverständnis von Kindern und Jugendlichen Urs Ruf / Nadja Badr Goetz: Dialogischer Unterricht als pädagogisches Versuchshandeln. Instruktion und Konstruktion in einem komplexen didaktischen Arrangement Matthew T. Marino: Schüler/innen unterrichten Schüler/innen. Die Entwicklung eines Lernzentrums für die Naturwissenschaften der Mittelstufe in den USA Lutz Lehmann: Leitkartengesteuerter Unterricht. Ein Weg zum autonomen Wissenserwerb Stefan Holz: »Wenn wir etwas machen, was wir nicht können, lernen wir mehr.« Erfahrungen mit konstruktivistischen Lernwegen in Mathematikkursen der Oberstufe Gertrud Graf: Die Entstehung von Zeugnissen im Dialog zwischen Fremd- und Selbstbewertung. Ein Erfahrungsbericht aus der Grundschule Erich C.Wittmann: Von Plato bis Piaget.Wie kommt die Mathematik in den Kopf? Astrid Kaiser: Verschiedene Kinder sehen dieWelt verschieden. Didaktische Probleme der Vielfalt im Sachunterricht Hans Brügelmann: Kinder erfinden die Schrift Johanna Meixner: Die inszeniertenWirklichkeiten. Konstruktivistische Lehr- und Lernerfahrungen im Fremdsprachenunterricht Detlef Horster: Von der Schwierigkeit, die Grenzen der eigenen Sprache zu überschreiten. Philosophieren mit Kindern in einer zweiten Grundschulklasse Ernst von Glasersfeld: Was heißt »Lernen« aus konstruktivistischer Sicht? Horst Siebert: Lehren als Lernbegleitung Claudia von Aufschnaiter / Stefan von Aufschnaiter: Über den Zusammenhang von Handeln,Wahrnehmen und Denken Kersten Reich: Kindheit als Konstrukt oder die Konstruktionen der Kinder? Ulf Preuss-Lausitz: Behinderung und Integration in den Köpfen der Kinder – und was dies pädagogisch bedeuten kann
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