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Neuvorstellung zur Übersicht
27.05.2006
Gunther Schmidt: Liebesaffären zwischen Problem und Lösung. Hypnosystemisches Arbeiten in schwierigen Kontexten
Schmidt - Liebesaffären Carl-Auer-Systeme Verlag Heidelberg 2. Auflage 2004

457 Seiten, Kartoniert

ISBN: 3896704303
Preis: 29,95 €
Carl-Auer-Verlag





Tom Levold, Köln:

Gunther Schmidt zum Schreiben dicker Bücher zu bewegen, ist, wie man hört, keine ganz leichte Aufgabe. Das liegt sicher nicht daran, dass er nichts mitzuteilen hätte. Im Gegenteil: er ist nicht nur ein fantastischer Therapeut, sondern auch ein wunderbarer Lehrer und Vermittler seines riesigen Erfahrungsschatzes aus der Arbeit in den unterschiedlichsten Kontexten - von der Einzeltherapie bis hin zur Beratung komplexer Organisationen. Die systemische Szene kennt und liebt ihn als klugen, humorvollen, bescheidenen, spontanen und scheinbar immer unermüdlichen Artisten in der Zirkuskuppel, der nicht nur davon spricht, was er kann, sondern es auch gerne vorführt. Zahllose Audio- und Video-Cassetten, CDs und DVDs künden davon.
Die Zeit zum Schreiben ist daher aus nachvollziehbaren Gründen knapp. Die bevorzugten Formate sind unter diesen Umständen Aufsätze in Zeitschriften oder Einzelbeiträge in Sammelbänden, die aber nur zu leicht im Laufe der Zeit nur noch einem bibliografisch orientierten Publikum gewärtig sind. Irgendwann stellt sich die Frage, ob man diese verstreuten Beiträge nicht doch noch einmal zu einem dicken Buch zusammenstellen kann.
Den Freunden von Gunther Schmidt, die ihn immer wieder gedrängt haben, und dem Carl-Auer-Verlag, der für die Herausgabe gesorgt hat, sei es gedankt, dass mit dem vorliegenden Band „Liebesaffären“ die wichtigsten Beiträge Gunther Schmidts zur Entwicklung des systemischen Feldes endlich gebündelt vorliegen, auf immerhin 450 Seiten.
Es handelt sich um elf Aufsätze, die in der Zeit von 1985 bis 2003 erschienen sind, erweitert um eine umfassende 70seitige Einführung, die eigens für diesen Band geschrieben wurde. In dieser Einführung („Der Weg vom systemischen zum hypnosystemischen Ansatz“) entfaltet Schmidt das Konzept, das seinem sehr individuellen Weg, den er seit seinen Anfängen im Heidelberger „Institut für psychoanalytische Grundlagenforschung und Familientherapie“ als Assistent von Helm Stierlin und seiner Begegnung mit Milton Erickson im Jahre 1979 gegangen ist, zugrunde liegt.
Die Vielzahl seiner Ideen und Interventionen, die er im Laufe dieser Zeit entwickelt hat, im Detail wiederzugeben, würde den Rahmen einer Rezension sprengen, zumal er durchaus einen sehr idiosynkratischen - nicht ohne Weiteres referierbaren - Sprachduktus pflegt, mit Hilfe dessen er übrigens genau die Trance-Phänomene beim Zuhörer (wie übrigens auch beim Leser) induziert, die ein Einsickern und Verankern seiner Botschaft erlauben. Um es anders zu sagen: Gunther Schmidt zu lesen ist eine ähnliche Erfahrung wie ihm zuzuhören. Der Sprachfluss geleitet einen auf angenehme Weise in alle möglichen Bereiche des Denkens und Fühlens - bis irgendwann auch ein Punkt der Sättigung erreicht ist und man erst einmal eine Pause benötigt.
Ein zentraler Bestandteil seines Denkens und Handelns besteht in der Behandlung sämtlichen Erlebens als Ausdruck und Ergebnis von Prozessen der Aufmerksamkeitsfokussierung, die als „selbst organisierte Form des assoziativen Zusammenfügens von sinnlichen Erlebniselementen“ beschrieben werden. Diese weitgehend unbewussten und unwillkürlichen Prozesse organisieren auf eindrucksvolle Weise nicht nur Problemwahrnehmungen (in Schmidtscher Ausdrucksweise  auch „Wahrgebungen“), sondern gleichermaßen alle möglichen Lösungsversuche. Für therapeutische und beraterische Zwecke sind sie in jedem Fall zieldienlich als Ressourcen nutzbar.
Schmidt geht es mit dieser Formulierung auch um die Entmystifizierung von „Hypnose“ und „Hypnotherapie“, die immer noch bei vielen mit einem Verständnis von Suggestion als einer Art subtiler psychischer Manipulation verknüpft sind, gegen welche sich die Hypnotisanden nicht wehren könnten: „In einer Hypnotherapie geschieht grundsätzlich eigentlich gar nichts Neues, es kann niemals von außen etwas ‚in den Menschen hineingebracht‘ werden, was nicht ohnehin schon längst als gelebtes Potenzial gespeichert ist“ (S. 49).
Die „Potenzialhypothese“ geht entsprechend davon aus, dass „in praktisch allen Fällen die Grundkompetenzmuster, die für eine gesunde Lösung von psychischen, psychosomatischen und/oder interaktionellen Problemen verwendet werden, im Erfahrungsspektrum der Beteiligten gespeichert sind“ (51). Das „Beratungssystem als rituelles Kraftentfaltungs- und Flow-System“ hat daher die Aufgabe, jedes Phänomen, das von Klienten angeboten wird oder auch im eigenen Erleben auftaucht, und sei es noch so unscheinbar, als Ressource für die Zielerreichung zu utilisieren. Wie Schmidt das macht, ist in der Tat meisterhaft: wohl niemandem gelingt es so gut wie ihm, die Problemfixierung von Klienten unbedingt ernst zu nehmen und gleichzeitig als Ausgangspunkt für einen Spaziergang in unterschiedliche Lösungsbereiche zu nutzen. Die Wertschätzung von Problemen ist ernst gemeint und unterscheidet sich wohltuend von manchen lösungsorientierten Vorgehensweisen, die ihr Heil eher an der Oberfläche, nämlich dem technizistischen – oft auch normativen – Einsatz bestimmter Lösungsfragen suchen: „Es geht darum, jeweils das den Erfahrungen und Kontexten der Beteiligten aus ihrer Sicht angemessenste Erleben zu unterstützen, bei Verlust z.B. Trauer, bei als gefährlich angesehener Unsicherheitssituation (z.B. bei der Arbeit, in Beziehungen) auch den liebevollen, achtenden Umgang mit Angst (anstatt sie abwertend ‚wegmachen‘ zu wollen)“ (62).
Hier wird der Titel des Bandes Programm. Schmidts liebevolle, warme Haltung schafft einen Raum für die gleichberechtigte Existenz von Problemen und Lösungen, er schafft es, allen präsentierten Schwierigkeiten etwas positives abzugewinnen, ohne dass dies zur glatten Attitüde eines „positiven Denkens“ gerinnt, für das die Beschäftigung mit Problemen Zeitverschwendung darstellt. Der amerikanische Philosoph Charles Taylor hat darauf hingewiesen, dass für die Konstitution unseres Selbst eher Probleme als Lösungen  von Bedeutung sind - und eine allgemeine Erfahrung dürfte sein, dass sich der nicht auf Lösungen einlassen kann, der sich in seiner Problemwahrnehmung nicht ausreichend geachtet fühlt.
Vor diesem Hintergrund setzt sich Schmidt auch deutlich vom lösungsorientierten Ansatz Steve De Shazers ab: „Die Annahme, dass Problem Talk ein Problem sei und vermieden werden sollte, schafft erst Probleme, die ohne diese Annahme nicht da wären. Sie macht die Neigung von Menschen, über ihr Problem reden zu wollen, zu potenzieller Inkompetenz und trägt so indirekt zu deren Schwächung bei. Dies gilt ebenso für die in der De-Shazer-Konzeption vertretene Ansicht über Probleme an sich. Dort wird wörtlich davon ausgegangen, Probleme seien zu bewerten nach dem Motto ‚Shit happens‘ (wörtliche persönliche Mitteilung von S. de Shazer). Die in Problemen meist leicht zu findenden Kompetenzen und wertvollen Bedürfnisse werden dadurch destruktiv abgewertet, viele Chancen für eine ganzheitliche gesunde Entwicklung werden so vertan“ (83f.)
Dieser Haltung entspricht auch die Tatsache, dass sich Schmidt als intervenierender Therapeut sehr zurück nimmt: „Ich definiere mich deshalb seit langer Zeit gerne in meinem Rollenselbstverständnis nicht mehr als Therapeut und Berater, sondern als ‚Realitätenkellner‘, welcher diverse ‚Realitätenmenüs‘ anbietet, dabei achtungsvoll ethnologisch neugierig die einzigartige Kultur der Gäste bestaunt und dann respektvoll auf die Wahl der Gäste wartet“ (65).
In den versammelten Beiträgen aus 20 Jahren (s. Inhaltsverzeichnis) lässt sich dann eindrucksvoll verfolgen, wie die Konsequenzen dieser Prämissen in den unterschiedlichsten Perspektiven durchdekliniert werden. Eine spezieller Artikel in der Abteilung „Grundsätzliche Aspekte“ gilt der praktisch-therapeutischen „Nutzung von Problemkonstruktionen“, ein weiterer Aufsatz zeigt auf, „wie die vielfältigen Möglichkeiten der Kommunikation eigener Erlebnisprozesse des Therapeuten im Rahmen einer auf Transparenz und gleichrangige Kooperation ausgerichteten Beziehungsgestaltung genutzt werden können“ (179). Nicht zuletzt findet sich in dieser Abteilung auch der Schlüsseltext aus dem Jahre 1985, eine in der „Familiendynamik“ veröffentlichte Arbeit „Systemische Familientherapie als zirkuläre Hypnotherapie“, mit der Gunther Schmidt seine eigene Position erstmals in einer breiteren Fachöffentlichkeit kraftvoll markierte.
Der zweite Teil ist therapeutischen Anwendungsfeldern gewidmet. Gunther Schmidt präsentiert hier u.a. Konzepte für die Arbeit mit als psychotisch, depressiv oder suchtkrank definierten Klienten und beschäftigt sich mit der hypnotischen Wirkung der Idee des „Rückfalls“, der er die ressourcenorientierte Metapher der „Ehrenrunde“ entgegenstellt.
Im abschließenden dritten Teil sind zwei Beiträge über Teamentwicklung und die „Klinik als lernende Organisation“ enthalten.
Wer Gunther Schmidt noch nicht persönlich erlebt hat, sollte sich mit Neugier auf diesen Band stürzen - er wird feststellen, dass die Lektüre nicht nur die eigene therapeutische Arbeit befruchten, sondern auch ihm selbst gut tun wird. Wer ihn schon kennt, wird in diesem Buch all das wiederfinden, was Schmidts emotionale, intellektuelle und körperliche Präsenz ausmacht, und immer wieder darauf zurückgreifen können - und wollen.
Wer aber zunächst einmal schnuppern möchte, ist mit dem neueren Band „Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung“ hervorragend bedient. Auf sehr kompakten 128 Seiten zeigt sich Gunther Schmidt auch als Meister der verdichteten Form. Sein gut gegliederten Buch, unterstützt von hilfreichen Grafiken, macht die Leser vertraut mit den zentralen Elementen seines Ansatzes von Therapie und Beratung als „zieldienlicher, kontextadäquater und kompetenzfokussierender Intervention“ und reiht sich damit auf beste Weise ein in die brillante Carl-Auer-Reihe zur Einführung in Schlüsselkonzepte systemischer Therapie und Beratung.


Schmidt Einführung Hypnosyst. TherapieGunther Schmidt: Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung

Carl-Auer-Verlag Heidelberg 2005

128 S., kartoniert

Preis: 12,95 €
ISBN: 3896704702






Hannes Spillmann, Zug:

Zuerst zwei Warnungen an potentielle Käufer/-innen und Leser/-innen dieses Buches: Die erste Warnung betrifft den Titel: der Begriff „Liebesaffären“ bezieht sich nicht auf dieses ewig wiederkehrende Thema unserer Beratungspraxen. Ich jedenfalls dachte mir „wunderbar, endlich wieder mal was Neues zum Thema ‚Liebesaffären’!“ Bei genauerem Hinsehen wird jedoch schnell klar: Hier geht es nicht um „die oder den Anderen“ in der Paarbeziehung, sondern darum, Probleme aus einer kompetenzfokussierenden Perspektive zu beleuchten.
Die zweite Warnung geht an all jene Unzähligen, welche Gunther Schmidt von einem Workshop, einem Kurs, einem Vortrag, einer Audiokassette oder von einem Videoband her kennen: witzig, unterhaltsam, locker. Es ist ein ernsthafter Gunther Schmidt, der hier schreibt, bemüht um theoretische Korrektheit mit Formulierungen, die den Lesenden einiges an Denkbereitschaft abverlangen. Sicher geht es Schmidt mit diesem Buch darum, der systemischen Hypnotherapie die verdiente wissenschaftliche Anerkennung zu verleihen. Wer bereit ist, sich mit abstraktem Wissen auseinander zu setzen, wird von diesem Werk profitieren. Die nötige Geduld vorausgesetzt wird dann doch ab und zu zwischen den Zeilen sparsam sein augenzwinkernder Humor spürbar.
Was darf die Leserschaft erwarten, die sich von meinen Vorwarnungen nicht abhalten lässt? Das Buch kann als das Grundlagenwerk systemischer Hypnotherapie betrachtet werden. Es ist Schmidts Kreation. Mit diesem Buch wird klar, wie sehr Gunther Schmidt mit Bestimmtheit seinen eigenen Weg geht in einem Feld, wo viele vor und neben ihm längst ihre Überzeugungen zu Papier gebracht haben. Im Zentrum steht Milton Ericksons Hypnotherapie. Die therapeutische Arbeit ist ressourcenorientiert. Von Anfang an wird konsequent nach Ausnahmen vom Problem und nach gewünschten Lösungen gefragt. Dadurch wird die Lösungssituation schon im Hier und Jetzt erlebbar. Es wird eine neue Realität konstruiert. Hypnotherapie setzt nicht voraus, dass die Klienten „in Trance versetzt“ werden. Trance ist nicht ein isolierter Akt, sondern jedes Verhalten ist letztlich unwillkürlich. In der ethischen Grundorientierung wird glaubwürdig von der Hochachtung vor den Kompetenzen der Klienten gesprochen, ihnen gegenüber ist Transparenz unabdingbar. Sie sind die wahren Experten, welche die Lösungen im Unbewussten längst kennen. In den Beratungsgesprächen geht es darum, ihnen das Vertrauen in ihr fähiges Unbewusstes zu stärken. „Probleme“ wie auch „Lösungen“ sind Konstruktionen: „Das Therapiesystem muss als optimal zieldienliches Lösungssystem organisiert werden; dies gelingt in aller Regel eher dann, wenn es auch ein optimales Kooperationssystem wird.“ Angeregt durch die Lektüre habe ich in meinen Beratungen verschiedentlich versucht, das „fähige Unbewusste“ der Klienten anzusprechen und war selbst überrascht von den positiven Auswirkungen. Für mich ist es eine enorme Entlastung, nicht selbst „der Erfahrene“ sein zu müssen, sondern die Klienten von ihrer eigenen Erfahrung lernen zu lassen.
Gunther Schmidts Wortreichtum ist legendär. Für dieses Buch gilt das insofern, als es offensichtlich aus einzelnen Aufsätzen entstanden ist. Wiederholungen sind dadurch unvermeidlich – mit dem Vorteil, dass mit jeder Wiederholung noch klarer wird, wo Schmidts zentrale Anliegen liegen. Das gilt vor allem für den zweiten Teil „Therapeutische Anwendungsfelder“, wo unter anderem die Arbeit mit psychotisch, depressiv oder süchtig definierten Klienten beschrieben wird. Im dritten und letzten Teil finden wir zwei Aufsätze über Teamentwicklung und Klinikorganisation, welche deutlich machen, dass Gunther Schmidt sich neben Medizin und Hypnotherapie auch in der Volkswirtschaft zu Hause fühlt.

(mit freundlicher Genehmigung aus kontext Heft 4/2005)






Eine Rezension von Winfried Häuser für socialnet.de

Eine weitere Besprechung von Gisela Dreyer für www.ppfi.de

Die Website von Gunther Schmidt (Milton-Erickson-Institut Heidelberg







Verlagsinfo zu "Liebesaffären":

"Gunther Schmidt gilt als einer der maßgeblichen Pioniere für die Integration systemischer Modelle und Erickson'scher Hypnosetherapie zu einem ganzheitlich-lösungsfokussierenden Konzept. Im Zentrum seines Beratungsansatzes stehen die Orientierung auf Kompetenzen, Ressourcen und Lösungen und die vielfältigen Anwendungsbereiche in Therapie und Beratung.
In diesem ersten umfassenden Buch zur hypnosystemischen Therapie und Beratung lässt Gunther Schmidt den Leser an dieser erfolgreichen Vorgehensweise teilhaben und gibt zugleich viele Anregungen für die tägliche Praxis, u. a. in den Bereichen: Familien- und Paartherapie, Sucht- und Traumatherapie, stationär-klinische Psychosomatik, Psychosen, Depression, Team- und Organisationsentwicklung, Coaching, Supervision u. a. m.


Vorwort von Helm Stierlin:

"Die meisten Angehörigen unserer systemisch-therapeutischen Zunft kennen Günther Schmidt als einen hinreißenden Redner, dem die Ideen und Worte nie auszugehen scheinen. Das bekundet sich nicht zuletzt in den vielen Audiokassetten, die inzwischen von ihm im Handel sind. Dass er auch gut schreiben kann, wissen vergleichsweise wenige. Es werden viel mehr sein, wenn sich das Erscheinen dieses Buches erst einmal herumgesprochen hat.
Ich selbst habe Günther Schmidt viel zu verdanken. Vor bald einem Vierteljahrhundert begann unsere Zusammenarbeit an der damals von mir geleiteten Abteilung für psychoanalytische Grundlagenforschung und Familientherapie der Universität Heidelberg. Die Arbeit, die uns immer wieder begeisterte und uns immer wieder zu neuen Einsichten verhalf, vollzog sich in einem Team von zumeist nur vier Mitarbeitern.
Darin waren gerade Gunthers Begeisterung und Innovationsfreude ansteckend. Und er lieferte noch einen ganz speziellen Beitrag: Als einziges Teammitglied hatte er den legendären Hypnotherapeuten Milton H. Erickson persönlich kennen gelernt. Er vermochte uns schnell zu belehren, dass Hypnose keine magische Zirkustrickserei ist, die sich anbietet, um passiv gebaute Menschen einzulullen und zu manipulieren - dies eine Vorstellung, die auch Freud geteilt und bewogen haben könnte, sich von der Hypnose ab- und der Psychoanalyse zuzuwenden. Vielmehr vermochte mich Gunther bald zu überzeugen, dass die Hypnotherapie, die er von Milton H. Erickson lernte und dann selbst als systemischer Therapeut weiter entwickelte, nicht nur therapeutisch ungewöhnlich wirksam sein kann, sondern auch unserer Fähigkeit zu autonomem Handeln keinen Abbruch tut, vielmehr diese Fähigkeit noch auszuweiten vermag.
Aber es liegt mir fern, Gunther als Hypnotherapeuten einzuordnen. Angesichts seiner lebendigen Neugier und Energie, die ihn immer wieder neue Forschungs- und Praxisbereiche erschließen lassen, entzieht er sich allen Etikettierungen. Das werden auch die vielen Leser und Leserinnen, die ich diesem Buch wünsche und die es sicher auch finden wird, bestätigen."


Inhalt:

Der Weg vom systemischen zum hypnosystemischen Ansatz 15

Teil I: Grundsätzliche Aspekte

Hypnosystemische Kompetenzentfaltung - Möglichkeiten der Nutzung von Problemkonstruktionen. S. 88
Gedanken zum ericksonschen Ansatz aus einer systemorientierten Perspektive. S. 133
Systemische Familientherapie als zirkuläre Hypnotherapie. S. 155
"Wahrgebungen" aus der "inneren" und "äußeren Welt'' des Therapeuten und ihre Nutzung für zieldienliche therapeutische Kooperation. S. 179

Teil II: Therapeutische Anwendungsfelder

Systemische und hypnotherapeutische Konzepte für die Arbeit mit als psychotisch definierten Klienten. S. 210
Systemisch-hypnotherapeutische Konzepte für die Kooperation mit als depressiv definierten Menschen und ihren Beziehungssystemen. S. 261
Können wir der Familie eine erfolgreiche Hypnosetherapie ihres "Patienten" zumuten? S. 291
Sucht-"Krankheit" und/oder Such(t)-Kompetenzen - Lösungsorientierte systemische Therapiekonzepte für eine gleichrangig-partnerschaftliche Umgestaltung von "Sucht" in Beziehungs- und Lebensressourcen. S. 325
Vom so genannten Rückfall zur Nutzung von "Ehrenrunden" als wertvoller Informationsquelle. S. 361

Teil III: Nutzungsmöglichkeiten im Bereich Team- und Organisationsentwicklung

Das Team als Kompetenztreibhaus - Hypnosystemische Teamentwicklung. S. 388
Die Klinik als lernende Organisation. S. 409



Verlagsinfo zur "Einführung":

"Der hypnosystemische Ansatz vereinigt Konzepte des systemischen Denkens und der Hypnotherapie nach Milton H. Erickson. Im Zentrum steht die Orientierung auf Kompetenzen, Ressourcen und Lösungen. Der Vorzug gegenüber anderen Verfahren besteht vor allem darin, dass sich Therapie bzw. Beratung flexibler und wirksamer auf den jeweiligen Klienten bzw. das Klientensystem ausrichten lässt. Hypnosystemische Interventionen erlauben umgehende und dabei nachhaltige Veränderungen auch bei Problemen, die als hartnäckig oder chronifiziert gelten. Sie sind damit eine echte Alternative zu zeit- und kostenintensiveren Methoden.
Gunther Schmidt stellt in dieser Einführung kompakt, übersichtlich und dabei detailliert die Grundlagen, Besonderheiten und Anwendungsbereiche der hypnosystemischen Therapie und Beratung dar. Nicht zuletzt durch die Beispiele aus der Praxis eröffnet das Buch Psychotherapeuten und Organisationsberatern, aber auch anderen Berufsgruppen neue, effektivere und ökonomischere Handlungsmöglichkeiten."


Über den Autor:

Gunther Schmidt, Dr. med., Dipl. rer. pol., Facharzt für psychotherapeutische Medizin, Mitbegründer des Heidelberger Instituts für systemische Forschung und Beratung, der Internationalen Gesellschaft für Systemische Therapie (IGST) und des Helm-Stierlin-Instituts in Heidelberg. Heute leitet er das Milton-Erickson-Institut Heidelberg und die Abteilung systemisch-hypnotherapeutische Psychosomatik der Fachklinik am Hardberg, Siedelsbrunn.



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