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05.02.2006
Sigrid Tschöpe-Scheffler (Hrsg.): Konzepte der Elternbildung. Eine kritische Übersicht
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Barbara Budrich Verlag 2005
344 S., Paperback
ISBN: 3-938094-21-4
Preis: 24,90 € |
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Barbara Budrich Verlag
Cornelia Tsirigotis, Aachen: Durch den Dschungel der Angebote für Eltern
Der Bedarf an Überblick über Ansätze, Methoden und Angebote zu Elternarbeit, Elternbildung oder Elterncoaching ist so groß wie das Bedürfnis von Eltern, Orientierung im Gewirr von Erziehungskonzepten zu finden. Einen Beitrag hierzu könnte das vorliegende Buch leisten. Die Herausgeberin und Autorin ist Professorin an der Kölner Fachhochschule und Direktorin des Instituts Kindheit, Jugend und Familie. In diesem Rahmen untersucht sie seit einigen Jahren unterschiedliche Elternarbeitskonzepte. Im vorliegenden Buch werden im ersten Teil 15 unterschiedliche Modelle und Konzepte elterlicher Bildung von Vertretern bzw. Begründern dieser Ansätze vorgestellt. Dabei handelt es sich um Elternkurse, die Wissen und Handlungsfähigkeit vermitteln wollen. Um einige hier zu nennen: „Gordon’s Family Effectiveness Training“, „Starke Eltern - Starke Kinder“, „Triple P“, „Step-das Elterntraining“, „Kess-erziehen“, „Fun“, „Familien-Team - das Miteinander stärken“ und Eltern Stärken-Dialogische Elternseminare“. Darüber hinaus sind Netzwerksangebote aufgenommen wie Modelle für Elternarbeit und Herstellung von Erziehungspartnerschaft im Kindergarten, Stadteilangebote und sowie ein auf interkulturelles Arbeit ausgerichtetes Modell. Alle Konzepte werden in ihren theoretischen Prämissen und wissenschaftlichen Grundlagen beschrieben. Allein dieser Teil des Buches bietet einen informativen Überblick. Ergänzt wird dieser informative Teil um eine von der Herausgeberin mit C. Buchschuh erstellte Übersicht über weitere Angebote, die nach Alter der Kinder dargestellt und auch tabellarisch mit Adressen aufgeführt sind. Die entscheidende Arbeit wird dann aber von Tschöpe-Scheffler in den von ihr selbst erstellten Kapiteln geleistet: ein Instrumentarium für eine qualitative Analyse und Vergleich der Konzepte unter Fragestellungen wie unter anderem Respekt (vor allem gegenüber dem Kind), zugrundeliegendem Menschenbild, Qualitätsanforderungen, Zielen und Schwerpunkten. Als Grundlage dient ihr eigenes Modell „Fünf Säulen der Erziehung“ (Liebe, Achtung, Kooperation, Struktur und Förderung). Ihre Untersuchungskriterien umfassen die Bereiche Wissensvermittlung, Erweitern von Handlungsoptionen, Ermutigung und Unterstützung zur Selbsterfahrung und Organisatorische Unterstützung beim Aufbau von Netzwerken. Die begründeten Bewertungskriterien sind hilfreich, Kurse und Angebote einzuschätzen und ihren theoretischen Hintergrund und ihr Menschenbild zu erkennen. Diese Auseinandersetzung ist mE. für alle notwendig, die mit Eltern arbeiten, um eigene Konzepte und Vorgehensweisen in der Frage der Elternarbeit- Elternbildung- Elterncoaching zu klären und evt. auch begründetet Empfehlungen geben zu können. Tschöpe-Scheffler weist hier sehr deutlich darauf hin, dass zwar alle Konzepte Ressourcenförderung auf ihrer Fahne stehen haben, dass jedoch Art, Ausprägung und vor allem die zugrunde liegende Haltung und das Menschenbild sehr unterschiedlich sind. Ihr nachdrücklicher Hinweis scheint mir sehr bedeutsam: „Der Anspruch eines ressourcenorientierten Ansatzes wird in allen hier versammelten Ansätzen beschrieben, in der praktischen Umsetzung allerdings werden Eltern oft nicht als Experten ihrer Mutter- bzw. Vaterrolle anerkannt.“ Da müsste sich gefragt werden, woher das kommt. Eine Erklärungsmöglichkeit könnte aus meiner Sicht in der beraterischen oder pädagogischen Haltung liegen, eine weitere nennt sie in der Struktur von Bildung: „Wenn das Programm so aufgebaut ist, dass Eltern vorwiegend als Adressatinnen und Adressaten von Lernangeboten angesprochen werden und von „Elterntrainer/innen“ neben Wissen und Informationen auch exakte Handlungsanweisungen erhalten, bleibt das Potenzial der Teilnehmer/innen weitgehend ungenutzt.“ (S. 330) Sie zeigt auch auf, wie man das umgehen kann: „Wird demgegenüber der Beratung und Begleitung der Eltern untereinander viel Raum gegeben und ist das Selbstverständnis der Multiplikatoren vorwiegend dadurch geprägt, die Selbstorganisation des einzelnen und der Gruppe zu unterstützen, kann damit einer defizitären Fremdwahrnehmung (und Selbstwahrnehmung der Eltern) entgegengewirkt werden.“ (S. 330). Tschöpe-Schefflers Ansatz mag nicht explizit systemisch sein, aber entscheidende Elemente finden sich wieder. Wer seinen eigenen Weg durch den Dschungel der Konzepte sucht, sollte die kritische Überlegungen dieses Buches mit den von Wolfgang Loth (2005, S.352f) aufgestellten Thesen für das Entwickeln und Überprüfen systemischer Perspektiven des Elterncoachings verknüpfen. Sie bieten eine exzellente Grundlage, die eigene Arbeit mit Eltern auf Haltung, Selbstverständnis und unterschrockenen Respekt zu reflektieren.
Literatur: Wolfgang Loth: Elterncoaching : Modus oder Mode? - Einige Überlegungen und Thesen, systhema 19 (3), pp. 347-354
(mit freundlicher Genehmigung von systhema)
Die Website der Herausgeberin
Ein Interview mit Frau Tschöpe-Scheffler: Mutig sein und dem Gefühl trauen
Kurzreferat und Folien zum Thema: Was Eltern brauchen und was Elternkurse ihnen bieten können! (PDF)
Ein weiterer Artikel der Herausgeberin aus Sozialextra 4/2005 (PDF)
Verlagsinformation:
"Erziehung scheint komplizierter geworden zu sein und Eltern sind
zunehmend verunsichert. Sie suchen nach Unterstützung im
Erziehungsalltag und finden diese nicht zuletzt auch in den Angeboten
der Elternbildung.
Um mehr Klarheit über die unterschiedlichen Menschenbilder, Methoden
und Ziele dieser Angebote zu bekommen, werden in dem Buch aktuelle
bekanntere Elternbildungsprogramme, wie „Starke Eltern – starke
Kinder®“, STEP, Gordon- Elterntraining, Triple P, Kess, Encouraging
ebenso vorgestellt wie neuere Konzepte, die u.a. mit bestimmten
Zielgruppen arbeiten (z.B. bildungsfernen Eltern mit
Migrationshintergrund, mit Eltern mit behinderten Kindern) oder deren
Angebote besonders niedrigschwellig bzw. im Rahmen von
Erziehungspartnerschaften zwischen Eltern und ErzieherInnen/LehrerInnen
entstanden sind (z.B. Arche, Elternwerkstatt, FuN - Familie und
Nachbarschaft).
Konzepte aus Großbritannien und den USA erweitern die Angebotspalette
der Elternbildungsmaßnahmen. Die Konzepte werden in einem zweiten Teil
miteinander verglichen und müssen sich den kritischen Qualitätsanfragen
der Herausgeberin stellen. Für Eltern, ErzieherInnen,
SozialpädagogInnen, LehrerInnen und alle Berufsgruppen und
Trägerverbände, die mit Eltern arbeiten, bietet das Buch eine wichtige
Orientierung, die immer notwendiger zu werden scheint, da sich
Elternbildung immer mehr zu einem wirtschaftlichen Markt entwickelt und
von daher die Frage „was nützt wem“ im Sinne einer ermutigenden
Unterstützung für Eltern in ihrer Erziehungsaufgabe gestellt und
beantwortet werden muss.
Je weniger normative Richtlinien es für Erziehungsziele und -inhalte in
unserer Gesellschaft gibt und je mehr tradierte Werte relativiert
werden oder an Gültigkeit verlieren, desto stärker ist der einzelne auf
sich und seine Kompetenzen, aber auch auf seine Defizite verwiesen.
Folglich macht sich zunehmende Unsicherheit bei Eltern aller Schichten
breit über die „richtigen“ Erziehungsziele und -verhaltensweisen. In
Anbetracht der Tatsache, dass Kinder ein Recht auf Erziehung haben,
Eltern die Erziehungsverantwortung übernehmen sollen und der Staat
seine Fürsorgepflicht wahrzunehmen hat, ist es im Interesse des Staates
und damit des Allgemeinwohls, alle Eltern in ihren Erziehungsaufgaben
angemessen zu unterstützen sowie Wege für eine gewaltfreie Erziehung
aufzuzeigen." |
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