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17.12.2005
Sylvia Taraba: Das Spiel, das nur zu zweit geht. Die seltsame Schleife von Sex und Logik
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Band 1: Logik. Eine Logologik der "Gesetze der Form" von George Spencer Brown
Mit einem Vorwort von Dirk Baecker
323 Seiten, Kt. 2005
Preis: € 26.95
ISBN 3-89670-353-6 |
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Carl-Auer-Verlag
Reinhold Fleischhacker, Wien: Das Rätsel der ersten Unterscheidung
Dass Information ein „Unterschied, der einen Unterschied macht“ ist,
wissen wir spätestens seit Gregory Bateson. Warum wir überhaupt
unterscheiden können, also ein Bewußtsein haben, da gehen die Meinungen
immer noch auseinander. Humberto Maturana meint, dass das Bewußtsein
mit der Entwicklung der Sprache gekommen ist. Damit dürfte er zumindest
nicht unrecht haben. Unklar ist aber immer noch, wann die erste
Unterscheidung stattgefunden haben könnte.
Während Maturana das Unterscheiden („Diagnose“ heißt wörtlich
bekanntlich „Auseinandererkennen“) hauptsächlich aus biologischer Sicht
untersuchte, hat Hegel dies auf philosophischem Wege versucht. Beide
meinen (fast) das selbe, aber eben mit anderen Methoden (und
Worten). Die in Dornbirn und Wien lebende Philosophin und Künstlerin
Sylvia Taraba schlägt ebenfalls den mathematischen Weg ein. Keine
schlechte Idee, schließlich wurde die Mathematik von einer Reihe von
Beobachtern entwickelt, also stellt sie (die Mathematik) einen durchaus
akzeptablen Spiegel der Kognition dar. Denn jene Beobachter, welche die
Mathematik immer wieder verfeinert haben, erfanden immer wieder neue
Tricks, um immer wieder zu einem Eigenwert zu kommen. So kann man
sagen, dass wir das Ergebnis aus der Wurzel von Minus Eins sind. Sein
könnten.
Taraba hat nach eigenen Angaben ein Interface der Natur- und
Geisteswissenschaften gefunden. Sie hat dafür den imaginären
Einheitskreis „i“ untersucht. Der vom „Haken der Unterscheidung“ des
George Spencer Brown immer wieder „geimpft“ wird. So entsteht immer
alles immer wieder aus dem Nichts. Wie ein Blitz sozusagen, der sich
auch aus dem Nichts auflädt und dessen Energie dann, wenn er
beispielsweise in einen See einschlägt, wieder verpufft, sich ebenfalls
im Nichts auflöst (wenn sich ein Mensch dieser Energieentladung
entgegenstellt, hat diese Interaktion für den Menschen meist fatale
Folgen).
Neben Spencer-Brown ist auch noch Niklas Luhmann ein wichtiger
Stichwortgeber für die Österreicherin. Das macht die Lektüre natürlich
einigermaßen kompliziert, dass Interesse des Lesers, immer weiter zu
Unterscheiden muss also einigermaßen augeprägt sein. Taraba bemüht auch
die Quantenphysik. Hier wird’s problematisch, denn wie auch Fritz Simon
in „Unterschiede, die Unterschiede machen“ anmerkt, erscheint es
problematisch, die Gesetze der Thermodynamik auf den menschlichen
Organismus zu übertragen (denn dort findet das Erkennen, das
Unterscheiden ja statt). Weil, wie Heinz von Förster anmerkte, wenn man
um eine Katze oder eine Maus (oder auch um einen Menschen) den Mantel
der Entropie hüllt, das Innere nicht lange eine Katze, eine Maus oder
ein Mensch sein würde.
Dennoch ist Tarabas Abhandlung – man könnte sie als eine
„Weiterentwicklung“ der Gesetze der Form benennen (wenn nicht gar eine
Verkomplizierung) – für Neugierologen faszinierend zu lesen. Wer sich
mit Spencer-Brown noch nicht befasst hat, sollte allerdings vorher
Fritz Simons „Unterschiede, die Unterschiede machen“ studieren. Denn
der behauptet darin, dass Spencer Browns Gesetze den Vorteil haben,
dass man, um sie (oder eben das Unterscheiden) zu verstehen, bloß der
Alltagssprache mächtig sein und ausreichend gut zählen können muss.
Bei Sylvia Taraba hat man den umgekehrten Eindruck (Niklas Luhmann ist
im Vergleich dazu nachgerade als Trivialliteratur einzustufen). Wer
aber ein wirklicher Neugierologe ist, hat bestimmt Spaß daran, zu
erkunden, was es denn mit der „Logologik“, der „Paradoxologie“, dem
„Ich-Ich“ und dem „Du-Ich“ auf sich hat (das Unterscheiden findet in
unserem Körper statt, und weil es ein Spiel ist, das nur zu zweit geht,
braucht es zwei „Ichs“). Das erklärt auch die „seltsame Schleife“. Eine
solche ist schließlich nichts anderes als ein Paradoxon. Das vom
Spencer-Brown’schen Haken der Unterscheidung immer wieder elegant
untertunnelt wird.
Noch ein Trost: Eine Interaktion mit Tarabas Aufsatz ist gottlob nicht
lebensgefährlich (im Gegensatz zu einer solchen mit einem Blitz).
Eine Kurz-Biografie der Autorin Sylvia Tabara (WORD-Datei)
Sylvia Tabara ist aktive Wobloggerin im Weblog "Systemische Kehrwoche" des Carl-Auer-Verlages
Eine weitere Rezension von Wolfgang Mörth für "Kultur" findet sich auf der Verlags-Website
Verlagsinfo:
"Die Autorin forscht in diesem Band über die
konstruktiven, logischen und mathematischen Hintergründe des
Mann-Frau-Spiels und die tiefgründige Beziehung seiner Protagonisten,
fragt nach dem Logos von Liebe und Leidenschaft, nach der Logik, die
eine Welt erschafft und diese Welt im Innersten zusammenhält und folgt
dabei der Vermutung, dass sich dieser Logos aus der klassischen Logik
re-konstruieren lässt. Es geht darum, Einsicht im wahrsten Sinne des
Wortes zu gewinnen. Daraus ergibt sich eine Strukturtheorie des
Paradoxen, wie sie bisher nicht geleistet wurde.
Die bisher ausstehende Recherche der imaginären Zahl i, die in der
Schalttechnik und in der Quantenphysik eine maßgebende Rolle spielt,
und ihres innersten Zusammenhanges mit den Prinzipien des Lebens, die
Zusammenführung und Einarbeitung der Hegelschen und Spencer Brownschen
Logik, sowie die Einflechtung der Güntherschen Kenogrammatik, der
Peirceschen Semiosis auf der Basis der Spencer Brownschen Gesetze der
Form, sind die Grundlagen, um die Logo-Logik der Selbstreferenz
auszuformulieren und notwendige Zusammenhänge interdisziplinär zu
beleuchten.
Wer also mehr über Paradoxie und Antinomie, über das Kreuz und das i,
die Gesetze der Form und Mann und Frau, sowie über Kybernetik und
Quantengeschwindigkeit erfahren will, sollte unbedingt dieses Buch über
den Weg eines spannenden Forschungserlebnisses zur Hand nehmen und sich
auf das Abenteuer der darin formulierten Gedanken einlassen."
Die Autorin:
Sylvia Taraba, Mag. art., Dr. phil., studierte Philosophie und
Wissenssoziologie in Wien und Klagenfurt und promovierte zum Thema:
"Das Bild des Eros und die Melancholie der Moderne". Meisterdiplom der
Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Sie lebt und arbeitet als
Philosophin, Autorin und Künstlerin in Dornbirn und Wien.
Inhaltsverzeichnis:
Sechs Modelle des Bewusstseins. S. 31
1. Bewusstsein im Spiegel der klassischen Logik und darüber hinaus. S. 31
2. G.W.F. Hegels triadisches Modell der Vermittlung: die Dialektik. S. 37
3. Charles Sanders Peirce' triadische Zeichentheorie. S. 55
4. Gotthard Günthers trinitarisches Modell der Hegeischen Reflexion. S. 60
5. Der Ring i. S. 80
6. Die genuine Triplizität der Gesetze der Form von G. Spencer Brown. S. 93
7. Die Kritik am Kalkül der Form. S. 119
Logologie® - Die Re-Konstruktion der Autopoiesis. S. 131
1. Autonomie. S. 131
2. Autologie. S. 151
3. Poesie. S. 169
4. Methode. S. 186
5. Anthropisches Prinzip. S. 196
Das Radikal Anthropische Prinzip®. S. 199
0. Vorbemerkung. S. 199
1. Informations- und Quantengeschwindigkeit in Lebewesen. S. 207
2. Die Rolle des Beobachters. S. 210
3. Wie entsteht aus der Reflexion ein Faktum? S. 214
4. Evolution versus Instantanität oder Evolution und Instantanität? S. 231
5. Geist, Quanten, Natur - Die dreifache Seltsame Schleife. S. 243
6. Ipsografie. S. 251
7. Sieben Thesen. S. 264
8. Nach vor zum Anfang. S. 269
0-Phasen-Modell der Instantanität®. 281
Das Es-Du-Ich-Wir-Modell des Selbst der Selbst-Referenz.
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