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02.02.2005
Genogramm-Software: Genogram-Maker Millennium
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Genogram-Maker Millennium für Windows und Mac OS X (Nur Englische Version)
Download-Linzenz 125 US-$ (95,80 €)
Genoware Inc. |
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Genoware Inc.
www.genogram.org
Wozu Genogramm-Software?
Was bringt ein Programm zur Erstellung von Genogrammen am Computer? In
der Regel dürfte man es wohl nicht in der direkten Arbeit mit Klienten
einsetzen. Wer allerdings seine Therapie-Akten mit lesbaren
Genogramm-Übersichten schmücken möchte oder aber Genogramme für
Präsentationen oder Veröffentlichungen aufbereiten will, kommt um die
Frage nach einer passenden Software nicht herum.
Das Problem mit herkömmlichen Grafikprogrammen liegt auf der Hand, da
diese nicht auf die Produktion von Genogrammen eingerichtet sind. Oft
muss man sich selbst erst einmal eine Art Symbolbibliothek mit den
Standard-Elementen zusammenbasteln, aus denen man dann Genogramme
zusammenfügt. Mit einigem Aufwand kann man auf diese Weise zu passablen
Ergebnissen kommen. Hat man aber Elemente vergessen oder muss
nachträglich die Grafik skalieren oder umbauen, wird es schwierig und
vor allem: zeitraubend.
Zwar wird der Software-Markt mit (in der Regel: Shareware-)Programmen
zur Erstellung von Familienstammbäumen geradezu überschwemmt, aber
diese sind meist für Hobby-Genealogen gedacht, die ihre Familienwurzeln
über Generationen zurückverfolgen und dokumentieren wollen, mit Wappen
und Bildern, manchmal sogar mit Bäumen, die man nicht aus der Zeichnung
entfernen kann (Metapher, ick hör Dir trapsen), aber ohne die Werkzeuge
zur Darstellung der Beziehungsdynamik dieser Familien (Wer möchte auch
schon gerne die Dauerstreitbeziehung zwischen den Großeltern
mütterlicherseits oder die Alkoholmissbrauch des Onkels outen).
Aus diesen Gründen empfehle ich den Rückgriff auf eine
Genogramm-Software, die ihre Wurzeln in der Arbeit der weltweit wohl
bekanntesten Promotern der Genogramm-Technik hat, nämlich Monica
McGoldrick und Randy Gerson. 1985 veröffentlichte der Psychologe Randy
Gerson in Zusammenarbeit mit Monica McGoldrick das Buch „Genograms in
Family Assessment“ bei W. W. Norton, das sehr schnell zum Klassiker
wurde und seit langem auch in deutscher Sprache vorliegt. In diesem
Buch definierten sie Standards für Genogramm-Symbole, die heutzutage so
gut wie überall verwandt werden.
Von MacGenogram zum Genogram-Maker Millennium
Während der Vorbereitung für dieses Buch entwickelte Gerson eine
Software für Macintosh-Computer unter dem Namen „MacGenogram“, die in
der Lage war, unter Verwendung der im Buch entwickelten Symbole
Genogramme zu erstellen. Sie wurde 1988 auf MS-DOS portiert und in
Genogram-Maker umbenannt. Randy Gerson starb 1995 an Leukämie, die
Firma Genoware führte die Software-Entwicklung jedoch fort und brachte
2000 eine völlig neue, in der Programmiersprache Java geschriebene
Version heraus, die gegenwärtig unter dem Namen „Genogram-Maker
Millennium“ vermarktet wird.
Die aktuellen Versionen unterstützen alle Windows-Versionen ab Windows
95 (unter Windows muss zusätzlich Java installiert sein, was jedoch
kein Problem darstellt, weil es seit Windows 98 zum Standard des
Betriebssystems gehört) sowie Mac OS X ab der Version 10.3. Als
eingefleischter Apple-User habe ich die Mac-Version getestet, die
Funktionalität soll aber unter beiden Betriebssystemen gleich sein.
Aufgrund der kompakten Java-Programmierung ist das Programm sehr klein
(700 KB unter Windows und ca. 950 KB unter Mac OS X). Es ist also sehr
schnell heruntergeladen und nimmt keinen Platz auf der Festplatte weg.
Zudem stellt es niedrigste Ansprüche an die Prozessoraustattung des
Rechners. Genogram-Maker kann per Fax oder E-Mail geordert werden und
wird dann per CD ausgeliefert, als Alternative gibt es den Download bei
Bezahlung per Kreditkarte. Anschließend erhält man einen Download-Link
per E-Mail. Eine Registrierung der Software scheint nicht vorgesehen zu
sein, nach dem Download kann man gleich starten.
Funktionalität
Laut Funktionsbeschreibung bietet das Programm folgende Möglichkeiten:
- Erstellung und Ausdruck ein- oder mehrseitiger Genogramme
- Datengenerierung für jedes einzelne
Familienmitglied (Name, Alter, Geburts- und Todesdaten, Beruf, Wohnort
und andere dauerhafte Daten, die nach Wunsch angezeigt oder
ausgeblendet werden können)
- Horizontaler, vertikaler und auf das Ausgabeformat skalierter Ausdruck
- Kommentare in unterschiedlichen Schriftstilen möglich
- Möglichkeiten der Verbindung/Trennung einzelner Teile des Genogramms
- Markierung der Index-Person, Symbole für
Zwillinge, Drillinge, Todesfälle, Abtreibungen, und Fehlgeburten,
unterschiedliche Linien zur Auszeichnung von Beziehungsqualitäten
(Nähe, Verstrickung, Feindseligkeit, Kontaktabbruch, Gewalt etc.)
- Darstellung und Bezeichnung wichtiger Dreiecksbeziehungen
- Darstellungen von Haushalten und Untergruppen
- Symbolisierung von Problemen, Möglichkeiten der Einbindung eigener Mini-Symbole
Arbeitsweise
Öffnet man das Programm, ist man zunächst mit einer äußerst
spartanischen Benutzeroberfläche konfrontiert, die man von aktuellen
Grafikprogrammen nicht gewohnt ist und die daher Überraschung auslöst. Während an der Oberleiste kleine Icons für die üblichen
Dateioperationen (Speichern, Kopieren, Drucken etc.) zu finden sind,
befinden sich an der linken Seite der Arbeitsfläche nur 6 Symbole für
die wichtigsten Werkzeuge zur Genogrammerstellung. Darunter ist noch
ein Button positioniert, mit dem man ein Texteingabefeld öffnen kann,
das einige Metadaten zum Genogramm und später kontextsensitiv bei der
weiteren Eingabe Angaben zu den einzelnen Personen aufnimmt (die alle
als Textdaten unabhängig von ihrer Darstellung im Genogramm erhalten
bleiben). Alle Buttons haben einen kleinen Hilfetext, der erscheint,
wenn man die Maus darüberführt.
Drückt man auf den Button zur Erstellung von Personensymbolen,
verwandelt sich der Mauszeiger in ein Kreuz. Man kann nun an einer
beliebigen Stelle auf der Arbeitsfläche mit einem Klick ein Symbol
plazieren (während man die Maustaste gedrückt hält und die Maus hin und
her bewegt, kann man entscheiden, welches Geschlechtersymbol ausgewählt
wird). Der Clou ist nun folgender: Mit der gleichen Technik können nun
nicht nur weitere Symbole hinzugefügt werden, durch gezielte Bewegung
der Maus ändern sich nämlich die einzufügenden Symbole in der Nähe von
bereits vorhandenen „Personen“ zu Partnern, Kindern (jeweils männl.
oder weibl.) oder auch zu Elternpaaren. Damit ist es eine Sache von
wenigen Sekunden, bis ein komplettes Genogramm in der Grundstruktur
erfasst worden ist, die sich nun noch verfeinern lässt.
Ist man mit der Grundkonstruktion nicht zufrieden, kann man die
einzelnen Symbole anklicken und im kontextsensitiven Symbolmenü, das in
diesem Fall unter der Werkzeugleiste automatisch eingeblendet wird,
beliebig verändern (Geschlecht, Indexpatient, Problemsymbole,
verstorben), so dass beliebige Partnerschafts- und
Familienkonstellationen dargestellt werden können. Es gibt
vorgerfertigte Piktogramme zur Kennzeichnung von z.B. Alkoholismus, die
vom Design sehr (wie übrigens das gesamte Programm-Design) an das
letzte Jahrtausend erinnern, allerdings besteht die Möglichkeit, selbst
Icons im Format von 16x16 Pixel zu erstellen und einzufügen.
In den Textfeldern können zu jeder Person Name, Beruf, Wohnort, Alter
und Kommentare eingetragen werden. Diese Angaben tauchen in der
Genogrammdarstellung auf, können aber individuell verschoben oder
ausgeblendet werden. In der nebenstehenden Abbildung ist das Beispielgenogramm zu
sehen, dass dem Programm beigefügt ist und auch im Buch von McGoldrick
und Gerson zu finden ist: die Familie des Dramatikers Eugene O'Neill.
Die Beziehungsqualität zwischen zwei Personen wird durch eine Linie zum
Ausdruck gebracht, die man mit dem Linienwerkzeug zwischen zwei
Symbolen zieht. Im Kontextmenü kann man dann die entstandene Linie
verändern, um Distanz, übermäßige Nähe, Feindseligkeit usw. zu
markieren, auch Richtungspfeile für einseitige Beziehungsqualitäten
sind vorhanden. Mit einem weiteren Werkzeug lassen sich Heiraten,
Trennungen, Scheidungen, Wiederheirat etc. abbilden. Ein Textwerkzeug
erlaubt die Platzierung freier Textzeilen in das Genogramm und ein
Werkzeug zur Markierung einer Untergruppe oder eines Haushaltes durch
eine umschließende Linie runden die technischen Möglichkeiten ab.
Eine Schnappschussfunktion erlaubt die schnelle Speicherung in die
Zwischenablage, die dann in jede Datei eingefügt werden kann, die sich
auf die Einbindung von Grafikformaten versteht, das ist mittlerweile
z.B. bei jeder modernen Textverarbeitung der Fall. Darüberhinaus gibt
es aber auch noch eine interessante Exportfunktion, mit der die Grafik
als reiner Textbaustein abgespeichert werden kann, z.B. in ein
Text-Feld einer Datenbank. Bei Bedarf genügt der „Import aus
Zwischenablage“ dieses Textes in Genogram-Maker, um sofort das
Genogramm zur Verfügung zu haben. Auf diese Weise lassen sich in einer
Klientendatenbank sämtliche Genogramme platzsparend abspeichern.
Dokumentation:
Die Funktionen des Programms sind hiermit schon recht vollständig
beschrieben. Im Hilfemenü lässt sich ein Tutorial aufrufen, dass
eigentlich nichts anderes als ein Stichwortverzeichnis darstellt, in
welchem die einzelnen Begriffe und Arbeitsschritte erklärt werden.
Da das Programm sich auf die wesentlichen Funktionen beschränkt und auf
alle möglichen Gimmicks verzichtet, fällt auch nicht so sehr ins
Gewicht, dass keine deutsche Version erhältlich ist. Mit ein wenig
probieren hat man den Bogen sehr schnell heraus.
Für alle Interessierten gibt es eine besondere Möglichkeit, das
Programm vor der Nutzung zu testen. Dank der Java-Programmierung ist es
möglich, die Software auf der Website des Herstellers in einer
Online-Version zu testen, und zwar in einem normalen
Internet-Browser-Fenster.
Hier lassen sich alle eben beschriebenen Schritte einfach
nachvollziehen, so dass man keine Katze im Sack kaufen muss.
Fazit:
Genogram-Maker Millennium ist ein schlichtes und einfaches Programm zur
schnellen und sauberen Erstellung von Genogrammen oder auch anderen
Gruppenzusammenhängen mit den unterschiedlichen persönlichen Attributen
Beziehungsqualitäten. Das Layout verweist deutlich auf die
Entstehungszeit des Programms in den 80er Jahren, dieses Manko, wenn
man es so sehen möchte, wird aber schnell durch die leichte Bedienung
aufgewogen, die nur einer sehr kurzen Einarbeitungszeit bedarf.
Angesichts der Grafikboliden anderer Hersteller ist Genogram Maker
gewissermaßen monothematisch angelegt, d.h. andere Zwecke erfüllt es
nicht und ist auch nicht dafür konzipiert. Wer aber ein Werkzeug sucht,
mit dem er Genogramme für seine klinische und/oder wissenschaftliche
Praxis erstellen und auch verwalten kann, dem sei dieses Programm, mit
dem bislang keine Konkurrenz mithalten kann, ans Herz gelegt. Die
Online-Version hilft dabei, das Programm in Hinblick auf den eigenen
Bedarf zu überprüfen.
Tom Levold
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