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30.01.2008
Renate Hutterer-Krisch: Grundriss der Psychotherapieethik. Praxisrelevanz, Behandlungsfehler und Wirksamkeit
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Springer Verlag. Wien - New York 2007
unter Mitarbeit von Renate Riedler-Singer, Thomas Gutmann, Veronika Hillebrand, Erwin Parfy, Andrea Schleu, Josef Vetter
521 S., fester Einband
Preis: 59,90 €
ISBN-10: 3211306595
ISBN-13: 978-3211306598 |
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Springer-Verlag
Sabine Klar, Wien:
Zum
einen bietet das Buch eine grundlegende Einführung in ethische Fragen
und Positionen (ethische Begründungsmuster, Begriffsklärungen,
Unterscheidung zwischen Ethik und Moral usw.), die unmittelbar mit der
Thematik der Psychotherapie verknüpft werden. Bei der ethischen
Reflexion psychotherapeutischen Handelns wird auf die Pluralität der
unterschiedlichen psychotherapeutischen Schulen und die von ihnen
vertreten Menschenbilder und Methoden eingegangen (dieses Kapitel
vermittelt so ganz nebenbei auch einen Überblick über die verschiedenen
Schulen). Ein sehr umfassender Teil befasst sich mit Auffassungen zur
Verantwortung des Psychotherapeuten/ der Psychotherapeutin im
Zusammenhang mit therapierelevanten Themen (Setting, Rahmenbedingungen,
Diagnostik, Beendingung der Therapie usw.) sowie sehr ausführlich mit
allen möglichen Behandlungsfehlern (kulturbedingte Fehlerquellen,
sexueller und narzisstischer Missbrauch, diverse Verstrickungen,
unsichere Bindung usw.). Im letzten Teil werden Berufskodices
unterschiedlicher Länder (Österreich, Deutschland, Schweiz, USA )
beschrieben und analysiert. Das Buch scheint tendenziell einen leicht
analytischen Schwerpunkt zu haben, bezieht aber andere Schulrichtungen
(v.a. die systemische) ausführlich mit ein. Aus meiner Sicht sollte es
in keiner Praxis einer Psychotherapeutin (Männer sind mit gemeint) und
in keiner Bibliothek eines Ausbildungsvereins fehlen. Es wird aufgrund
seines Umfangs wahrscheinlich eher den Charakter eines Nachschlagewerks
haben. Liest man es von Anfang bis Ende durch (was allerdings auch mir
nicht ganz gelungen ist), so gewinnt man einen Eindruck davon, wie
relevant und komplex sich ethische Fragen im Kontext der Psychotherapie
erweisen können. Ich hatte den Eindruck, dass eine Gefahr darin
bestehen könnte, dass man sich (wenn man dann von dieser Relevanz weiß)
zu sehr mit den eigenen „Richtigkeiten“ beschäftigen könnte, also
damit, dass man auch ganz sicher ethisch korrekt handelt – und weniger
mit dem Gegenüber und seinen Bedürfnissen. Und dass man über der
Beschäftigung mit diesen „Richtigkeiten“ dann übersehen könnte, dass es
gerade auch in diesem Kontext Graubereiche gibt, in denen man im Dienst
der Herstellung von Rahmenbedingungen für Therapie und des Zugangs zu
den Klienten vielleicht fallweise von der einen oder anderen ethischen
Norm abweichen muss, die man grundsätzlich als bedeutsam und angemessen
anerkennt. Wenn man sich den Kopf nicht allzu voll machen und damit
handlungsunfähig werden lässt, erscheint mir das Buch für eine
persönliche Reflexion der ethischen Thematik in der Psychotherapie aber
sehr wesentlich zu sein.
(mit freundlicher Erlaubnis aus den ÖAS-Netzwerknachrichten 2007)
Eine weitere Rezension von Leo Käfer in Feedback 4/07 (Mitteilungsblatt der ÖAGG)
Ein ausführliches Inhaltsverzeichnis als PDF
Verlagsinformation:
Berufsethik
rückte in den letzten fünfzehn Jahren in den Mittelpunkt des
Interesses. Und dies nicht zuletzt durch das Inkrafttreten gesetzlicher
Regelungen wie des österreichischen Psychotherapiegesetzes. Die Autorin
vermittelt hier berufsethische Grundzüge im Überblick. PatientInnen
haben Rechte, PsychotherapeutInnen Pflichten. Gleichzeitig gilt es
offen dafür zu bleiben, dass wir keinem Idealbild voll entsprechen
können. Neben Begriffsklärungen und Werten der Psychotherapie
beschäftigt sie sich mit Entwicklungsstadien, Behandlungsfehlern und
dem Umgang damit, der Verantwortung von Psychotherapeuten und deren
Grenzen sowie dem Machtmissbrauch sexueller und narzisstischer Natur. Sie
gibt einen Überblick über Psychotherapie-Organisationen wie den
Psychotherapiebeirat, Beschwerde- und Schlichtungsstellen und die
PsychotherapeutInnenkammer. Im Anhang zum Nachschlagen: Ethische
Richtlinien aus Österreich, Deutschland, Schweiz, Europa (EAP) und USA.
Einleitung:
In diesem Buch geht es um Norm- und Wertfragen, die für psychotherapeutisches Handeln von praxisleitender Bedeutung sind.
Vorerst werden allgemeine Begriffe wie "Norm", "Wert", "Moral", "Ethik"
und "Autonomie" geklärt. Anschließend werden die Begriffe "Normalität",
"Gesundheit" und "Krankheit" erörtert sowie die Motive ethischer
Reflexion psychotherapeutischen Handeins thematisiert. Die Vielfalt
psychotherapeutischer Konzepte, die unterschiedlichen Menschenbilder,
die hinter den Methoden stehen, die verschiedenen Krankheitslehren und
Gesundheitsvorstellungen führen auch zu unterschiedlichen
Interventionslehren und sind Zeugnis der Pluralität moralischer Werte
und ethischer Modelle in der Psychotherapie. Fragen der normativen
Vorstellung von Krankheit und Gesundheit werden von verschiedenen
Psychotherapiemethoden unterschiedlich beantwortet und sind Anlass für
Überlegungen zu Zielen persönlicher (und auch psychotherapeutisch
unterstützter) Entwicklung. Für die Auseinandersetzung mit der Frage,
inwiefern unterschiedliche normative Vorstellungen in der
Psychotherapie zu unterschiedlichen Interventionsweisen führen, ist es
vorerst wichtig, sich mit dem impliziten und expliziten Menschenbild
der jeweiligen Psychotherapiemethode zu befassen. In diesem Sinne
werden einige Aspekte von verschiedenen Autoren unterschiedlicher
Psychotherapiemethoden beispielhaft zur Demonstration herausgegriffen -
ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit. In seiner Berufsausübung ist
der Psychotherapeut in seiner Entscheidungskompetenz gefordert, nicht
zuletzt auch in Bezug auf die Definition eigener Zuständigkeit bzw.
Grenzen; er wird in seiner Berufsausübung fortwährend herausgefordert
zu handeln, d.h. die sachlich und ethisch für richtig gehaltenen Ziele
in praktische Handlungsmöglichkeiten und ethische Reflexion von
Handlungsoptionen in Handlungsentscheidungen und tatsächliche
Handlungen umzusetzen. In diesem Zusammenhang spielt der Begriff der
Verantwortung eine wesentliche Rolle.
Die Verantwortung wird in Zusammenhang mit der Wirksamkeit von
psychotherapeutischen Behandlungen betrachtet, aber auch die Grenzen
der Verantwortung beleuchtet. Die Verantwortung des Psychotherapeuten
wird hinsichtlich verschiedener Kriterien (wie Aufklärungspflicht,
informed consent, Settinggrenzen, Psychotherapeutische Diagnostik als
Qualitätsstandard) beschrieben, und die Verantwortung des Patienten
bzw. die Co-Verantwortung von Psychotherapeut und Patient beleuchtet.
Behandlungsfehler, Missbrauchsformen und negative therapeutische
Reaktionen werden zusammengefasst, wie sie in der einschlägigen
Fachliteratur beschrieben werden. Wegen der Zunahme von
krankenkassenfinanzierten psychotherapeutischen Behandlungen wurden
zwei bisher benachteiligte Patientengruppen, die sich bisher oft keine
psychotherapeutische Behandlung leisten konnten, besonders
hervorgehoben, die Menschen mit schweren Persänlichkeitsstärungen und
mit psychotischen Erkrankungen. Behandlungs überlegungen für diese
beiden Patientengruppen weisen eindeutige "trennscharfe"
Charakteristika auf, die ansatzweise - mehr zur Illustration - kurz
skizziert werden und keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit haben.
Krisenintervention als Krise des Patienten und Burn-OutSyndrom als
Krise des Psychotherapeuten sowie ein Kapitel zur Sorgfaltspflicht in
der Psychotherapieausbildung vervollständigen das Kapitel zur
Verantwortung. Der verantwortungsvolle Umgang des Psychotherapeuten
bezieht sich sowohl auf die psychotherapeutische Aufgabe und auf jene
Menschen, mit denen sie durch die Psychotherapie in eine besondere
Beziehung eingetreten sind, als auch - nicht zuletzt - auf die eigene
Person. Abschließend werden auf berufsethische Entwicklungen in
Österreich, Deutschland, der Schweiz und in den U.S.A. eingegangen. Zu
diesem Zweck wird u.a. eine kurze Zusammenfassung des ästerreichischen
Berufskodex gegebenj dies ist methodenübergreifend mäglich, d.h.
derartige berufsethische Richtlinien sind weitgehend unabhängig von der
Psychotherapiemethode darstellbar. Einige ausgewählte Aspekte und
Beispiele der APA runden die berufsethischen Auseinandersetzungen ab.
Über die Autorin:
geb. 1955, Praxis für Paar-Coaching und Psychotherapie.
Klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin,
Gestalttherapeutin im ÖAGG, Analytikerin beim ÖVIP, Supervisorin |
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