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Veranstaltungsbericht zur Berichtsübersicht
14.12.2006
Kongress „Altern als Chance“, 28.-30. September 2006

Dr. Ulrich Althauser, Frankfurt:


Ende September wagten das Milton-Erickson-Institut und das Helm-Stierlin-Institut, beide Heidelberg, zusammen mit dem Institut für systemische Beratung, Wiesloch, unter der Leitung von Dörthe Verres, Dr. Gunther Schmidt und Dr. Bernd Schmid das Thema Altern und Generationendialog unter vielfältiger Perspektive anzugehen. Wohltuend hob sich der Kongress von der mittlerweile zu beobachtenden Flut an Kongressen zum Thema Demografie ab, da aus kommunalpolitischer Sicht Folgerungen gezogen wurden (Oberbürgermeisterin B. Weber, Heidelberg), aus soziologischer Sicht das Erfordernis des menschlichen Miteinanders aufgezeigt wurde (Prof. K. Dörner), die medizinischen Konsequenzen – Sind alte und junge Gehirne verschieden? – von Prof. G. Hüther eindrucksvoll dargestellt sowie Erkenntnisse aus der therapeutischen Arbeit (Prof. G. Stoppe und Dr. Riehl-Emde) und entwicklungspsychologischen Sicht (Prof. R. Tausch) in einen gemeinsamen Rahmen „Altern“ gesetzt wurden. In Workshops konnten vertiefend das eine oder andere Thema weiter bearbeitet oder weitere ergänzende Perspektiven aufgegriffen werden wie beispielsweise das Mehrgenerationenkonzept der Fachklinik am Hardberg (M. Reinhard). Auch der Bezug zum Arbeitsleben, zu den Unternehmen fehlte nicht (Intergenerative Führung und Personalentwicklung, Dr. Althauser). Dieses Format sorgte für eine ständige Durchmischung der Teilnehmer und förderte den Austausch unter den Teilnehmer zu den angebotenen Perspektiven wie zu den ganz persönlichen Themen in Bezug auf das Thema.
Der Kongress klingt offensichtlich bei einigen Teilnehmern immer noch nach, wie Anfragen nach Skript und Folien zeigen. Das bewußt interdisziplinär angelegte Format sollte zum Querdenken verleiten - und siehe da, das funktioniert bis heute! Das ist der Verdienst des Kongresses – verbinden der Einsichten in das Altern aus der sozialen, fürsorgenden Welt, aus der medizinisch-wissenschaftlichen und der therapeutischen Sphäre plus die Überlegungen der sich bei diesem Thema immer noch zierende Arbeitswelt. Die Linien wurden gekonnt durch vielfältige Sinneseindrücke geknüpft: Der etwas akademisch angestaubte, aber zum Nachdenken anregende Ort (die Pädagogische Hochschule Heidelberg), die musikalischen Einlagen und das Tanztheater sowie die geistigen Tropfen (Gedichte zum Thema) brachten die Teilnehmer zusammen und ins Gespräch. Unausgesprochen war in kurzer Zeit etwas Gemeinsames im Raum. Das war kein Kongress des anonymen Nebeneinanderherlaufens und Skriptensammelns, das war gekonnt organisierter Austausch, anregende Nachdenklichkeit und vor allem – endlich! – eine Plattform für die in diesem Thema so wichtige Perspektivenvielfalt. Gerade diese unterschiedlichen Näherungen zum „Altern“ öffneten viele Zugänge einerseits zu Faktenwissen, andererseits auch zum Weiterdenken – und hier waren die in die Tagesstruktur jeweils eingebauten parallelen Workshops genau richtig. Der Wermutstropfen besteht nur darin, dass es nicht möglich war, alle zu besuchen. Was wäre, wenn der Kongress in 3 Jahren wiederholt werden würde? Wo stehen wir dann im Thema „Altern als Chance“, haben wir es dann begriffen und angepackt? Vielleicht können dann, das ist meine leise Kritik am Kongress, einige junge Leute (frischgebackene Abiturienten, Studenten, junge Wissenschaftler) ihre Perspektive, ihre Gedanken zum Altern einbringen.
Überspitzt gesagt, könnte eine Schlussfolgerung zum Ergebnis des Kongresses sein, dass Altern per se eigentlich kein Thema ist, es geht vielmehr darum, die Interessen der Alten und Jungen sorgfältig miteinander zu verknüpfen, um gewinnbringend miteinander zu arbeiten und zu leben (B. Schmidt). Wird Alter(n) als etwas Mensch-liches, ganz Normales genommen, wird also die gesamte Spannbreite des Lebens im Blick behalten, nicht nur fragmentiert oder gar isoliert in Generationenabschnitten gedacht, bereichert das die Perspektive, eröffnet Möglichkeiten und verhindert letztlich die demografische Entwicklung als Untergangsszenario zu betrachten. Oder auf der individuellen Ebene die Haltung, mit Altern ist immer (?) auch gleichzeitig  „Verlust von ...“ verbunden. Der Kongress zeigte auf, lasst es uns wagen, alt zu werden, das kann, nein, dass wird interessant werden!



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