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Veranstaltungsbericht |
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31.10.2006
„Heidelberg´s Next“ am 21. und 22. Oktober 2006
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Björn Enno Hermans, Essen: Ein ganz besonderen Familientreffen…
Es war klein und fein, fast intim und unglaublich bereichernd und effektiv, so lässt sich vielleicht Heidelberg´s Next 2006 zusammenfassen. Das Helm-Stierlin-Institut (hsi) hatte geladen, um Absolventinnen und Absolventen der letzten Jahre zu Wort kommen zu lassen. Zu Wort kommen mit den vielfältigen Praxiserfahrungen ihres systemisch Erlernten in ganz unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Davon zu erfahren und zu profitieren, das war auch meine ganz persönliche Motivation, in Heidelberg dabei zu sein. Schon der Start am Samstag war äußerst vielversprechend: Fünf Vorträge im Spannungsfeld zwischen Themen aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der „systemischen Männerarbeit“ auf der anderen Seite standen auf dem Programm. So bereichernd, so inhaltsreich, dass ein Teilnehmer am Mittag formulierte: „Selbst wenn die Veranstaltung jetzt enden würde, so hätte es sich schon unheimlich gelohnt, ich bin im positivsten Sinne schon satt“. Doch es ging weiter und alle wurden satter, ohne dass sich dabei ein unangenehmes „Völlegefühl“ eingestellt hätte, um im Bild zu bleiben. Nach der Mittagspause folgten dann vier parallele Workshops zu „Systemischer Therapie mit Kindern und Jugendlichen“. Fragen zur zeitlichen Perspektive von systemischer Therapie, dem Umgang mit psychosomatischen Syndromen bei Kindern und Jugendlichen standen dabei im ebenso im Mittelpunkt wie spannende Erfahrungsberichte zu Multifamilientherapie und systemischer Gruppentherapie. Beeindruckend aufwühlend und erfrischend wurde es dann vor dem Abendessen: Ein nahe gehender, aus vielen persönlichen Erfahrungen bestehender Vortrag von Irmgard Federer und ein sehr gehaltvoller und auch provokanter Vortrag von Barbara Bräutigam, der sich mit der (Vernachlässigung der) therapeutischen Beziehung in der systemischen Therapie auseinander setzte und mit einer Forderung nach mehr Selbsterfahrung schloss. Nach dem Abendessen erfolgte dann ebenfalls sehr tiefgehend die Enthüllung eines Kunstwerkes, das Kursteilnehmerinnen zu Ehren der verstorbenen Lehrtherapeutin Ingeborg Rücker-Emden-Jonasch hatten fertigen lassen und dem hsi als Geschenk überreichten. Zum eher heiteren Ausklang des Abends gab es dann eine musikalische Lesung mit systemischen Kurzgeschichten. Nach kurzer Nacht startete der Tagungssonntag mit weiteren Workshops zu Systemischer Seelsorge, bewegten Systemen und einer Kombination aus systemischer Therapie, Hypnotherapie und Aufstellungsarbeit, die von den Teilnehmern durchgehend als äußerst bereichernd bewertet wurden. Gleiches galt auch wieder für die Vorträge, die am späteren Vormittag folgten. Heike Stammer, die gerade von einer Tagung aus Venedig „eingeflogen“ kam, berichtete über „Systemisches Arbeiten in der onkologischen Gynäkologie“, bevor Friedhelm Topp das eher trocken klingende Thema „Dokumentation in der stationären Therapie“ zu einem leichten Vortragsleckerbissen werden ließ. Als letzter stieg dann Andreas Vollmann in den „Vortragsring“ und verstörte und erfreute die Anwesenden mit dem Thema „Kommunikation, verbal und non-verbal“. Wie es sich für ein Familientreffen gehört, so schloss auch dieses Treffen mit dem Abschlussritual des Gruppenfotos, bevor sich die Teilnehmer in alle Himmelsrichtungen zerstreuten. Fazit ist für mich: Ein ansprechendes, nicht ganz unanstrengendes Menü systemischer Vielfalt in der Praxis. Viele raffinierte Details, experimentelle Wagnisse und ein unglaublich lebendiger und süßer Nachgeschmack, den es mitzunehmen gilt in die eigene Arbeit. Den Köchen und Küchenchefs ist zu danken und Sterne dürften wohl auch vergeben werden…
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