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systemagazin-Adventskalender: "Von Klienten lernen"

Katrin Richter: Kultur?

Kultur?
In jedem Land der Erde sogar in jeder Region gibt es sie – Delikatessen. Manchmal erstaunliche Köstlichkeiten, manchmal Merkwürdiges wie Gegrilltes Hirn oder geröstete Ameisen ohne Salz.
Als ich vor vielen Jahren mit einer Berliner Familie türkischer Herkunft arbeitete, geriet ich in für mich schwere Turbulenzen. Die Familienmutter war mit einem Mann einer kurdischen Minderheit verheiratet. Ich machte mir Gedanken über alles Mögliche. Sie kochte was das Zeug hielt, brutzelte und wickelte den ganzen Tag. Sie hatte sich zum Jugendamt begeben weil „DIE KINDER!!“ waren unmöglich stritten sich, die mittlere Tochter – leicht geistig behindert, verstand alles falsch. Der älteste, fast 16, hatte keine Lust mehr auf „DIE“ und der Vater ging spazieren. Den lieben langen Tag. Was genauer los war, wollte das Amt mir nicht sagen. Ich war damals noch junge Familienhelferin voller Elan und willens zu helfen.
Was man so gelernt hatte war hier anzuwenden. Ich machte feste Termine in der Familie. Erster Termin – Gebrüll, was ich nicht verstand. Zweiter Termin – Gebrüll unter den Geschwistern, was ich wieder nicht verstand, weil türkisch. Der Vater spazierte sofort zur Tür hinaus, die Mutter verschwand in der Küche und rührte wie verrückt in den Töpfen. Alle waren freundlich zu mir, nur keiner erzählte mir irgendetwas von sich, geschweige denn von irgendwelchen Problemen. Saß ich also auf dem Sofa und guckte.
Ich war schwer irritiert. Ich fragte, bekam keine Antworten oder ausweichende. Hm. Aber warum war denn die Mutter beim Jugendamt. Ich fragte wieder: „jajaja da war ich – keine weiteren Erläuterungen. Aber sie haben doch unterschieben, dass eine Hilfe kommt…. „ Jaja brauch ich auch.“ Wieso? – keine Antwort oder ausweichend. Immer wieder. Diverse Supervisionen verstrichen, Diverses probierte ich und erntete - freundliches Lächeln.
Nach einem ¼ Jahr ergab es sich, dass ich an dem Nachmittag den Termin auf 9 Uhr früh verschieben musste. Ich machte mich auf den Weg nach Berlin Wedding zur Familie türkischer Herkunft. Die Kinder waren diesmal in der Schule, der Vater ging spazieren. Die Mutter hatte den Tisch gedeckt, keine Ahnung für wen. „Isstdumitmirmal“. Na gut, ist doch wurscht, dachte ich und wenn ich schon nichts erzählt bekomme, wer weiß, was hier los ist, übersetzt hat es auch keiner für mich. Ich setzte mich und wir begannen -eher frustriert- zu essen. Gewickelte Weinblätter schmecken so viel besser wenn sie hausgemacht sind. Hmmmm…. Ich konzentrierte mich auf die kleinen türkischen Köstlichkeiten und lobte und probierte, weil ich sonst nichts mehr zu sagen wusste… und dann war es, als ob eine Schleuse aufging. Die Frau hörte nicht mehr auf zu erzählen übersetze alles, was vorgefallen war auch was die Kinder über mich gesagt hatten (wir mussten beide lachen) was der Vater dachte und warum sie selbst vor lauter Frust immer dicker wird – denn sie koche immer wenn sie ärgerlich wäre. Uii!!
Was ich später erfuhr war, dass erst, wenn ein Gast mit der Familie gegessen hätte, könne man ihm vertrauen und dürfe erzählen, so sei das nun mal.
In den nächsten 2 Jahren lernte ich eine wunderbare Familie kennen, die eine tolle Frau als Mutter hatte und die mit mir zusammen lernte, wie man diverse Schwierigkeiten „bei das Amt“ lösen kann. Ich lernte dafür Weinblätter einlegen – „ganz eng muss - ganz eng du, und nu issma.“



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