Lothar Eder, Mannheim (perturbistan@web.de):
Ein junge Dame mit einer sonderbaren Montur tritt an unseren Tisch. Über und über steht der Name Süd light! darauf. Aus der umgehängten Tasche, auch darauf steht multipliziert Süd light!, holt sie eine Schachtel.
Darf ich Ihnen eine Probepackung der neuen Süd light überreichen, fragt sie sanft meinen Tischgenossen Ernst und mich. Südleid? fragt Ernst, ja sammeln Sie für die armen Negerkinder, so schaun Sie gar nicht aus. Nein nein, erwidert die junge Frau, ich möchte Ihnen eine Packung der neuen Süd light überreichen. Sie schmeckt leicht und dabei sehr aromatisch, und ist stark reduziert in Nikotin und Teer.
Erst jetzt erkenne ich, dass die Montur ein knittriger Overall ist, dessen Weiß im Gastraum etwas leicht extraterrestrisches hat. Zumindest erinnert er mich an die Mondlandungssendungen von früher.
Nein, sagt Ernst, wir brauchen keinen Lungenkrebs.
Wir haben mal überlegt, ergänze ich, ob wir uns einen anschaffen sollen, aber dann haben wir es uns doch anders überlegt.
Ja, sagt Ernst, schon aus Platzgründen. Wir hätten anbauen müssen. So was geht ins Geld.
Die Südfrau ist irritiert, wahrscheinlich zweifach. Zwei verrückte Nichtraucher? Ein schwules Paar? Ein verrücktes schwules Nichtraucherpaar?
Aber eine schöne Uniform haben Sie an, versuche ich mich situationsretterisch. Wie Ihre Kollegin da drüben, sind Sie zu zweit unterwegs? Jaja, sagt die Südfrau, wir gehen von Kneipe zu Kneipe. Freitag und Samstag Abend, das sind so die Promotiontage. Sie spricht es Promouschn aus. Und wirkt etwas erleichtert, wohl weil sie wieder ein wenig Land gewonnen hat im Gespräch (Promotionstage, also Tage an denen Menschen promoviert werden, hätten auch ein s gebraucht, zudem gibt es sie nicht, soviel ich weiß). So ein Lungenkrebs ist aber gar nicht gesund; Ernst lässt nicht locker. Und er macht viel Arbeit, ergänze ich, und Dreck. Das muss man sich vorher gut überlegen, schiebt Ernst nach.
Die Südfrau hat genug. Achselzuckend geht sie weiter. Der knittrige Südoverall raschelt im Fortgehen. Ich schaue ein wenig in die Tiefe des Gastraumes, beobachte die beiden außerirdischen Overallfrauen bei ihrem Kommunikations- und Promouschnwerk.
Noch ein Bier, frage ich. Ja, macht Ernst, und gähnt. Ein letztes.
Aus
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