Klaus Deissler, Marburg & Harlene Anderson, Houston
Peggy Penn ist gestorben. Wir haben eine enge Freundin und eine Kollegin verloren, die uns in Theorie und Praxis inspiriert hat. Mit Beginn ihrer ersten Veröffentlichungen hat sie das Feld der Familientherapie und des systemischen Denkens beeinflusst. Ihre Publikationen betrafen z.B. zirkuläres Fragen, Zukunftsfragen, Mailänder Systemische Familientherapie, Gewalt und Inzest in Familien und die Begleitung von Aidserkrankten im Sterbeprozess.
Peggy Penn glaubte an den Wandel und dass er sich in Sprache vollzieht, wenn man sie bedacht und sorgsam verwendet. Diese Haltung verkörperte sie in ihrem privaten Leben und als Therapeutin. Ihren Einfluss auf die Psychotherapie im Allgemeinen und die Systemische Therapie im Besonderen gewann sie im Laufe der Jahre und mit ihren praktischen Erfahrungen auch in Europa, insbesondere in Deutschland seit 1984. Diese Erfahrungen versuchte sie zu verstehen und zu reflektieren. So nahm sie eine Haltung der Öffnung von Möglichkeiten, der Gleichheit und des Respekts ein und engagierte sich intensiv durch ihre Art und Weise sich auszudrücken und durch ihre Wortwahl im Gespräch mit anderen. Als Praktikerin, Kollegin und Freundin war sie unaufdringlich charmant und nahezu unwiderstehlich in ihrem dialogischen Stil. Dies veranlasste Tom Andersen, sie als beste Therapeutin der Welt zu bezeichnen.
So lud sie die Stimmen ihrer Gesprächspartner ein, sich ihr in der Imagination noch nicht vorgestellter zukünftiger Szenarien anzuschließen (1). Michail Bachtins Auffassung, dass wir zu Autoren unserer selbst im Gespräch mit anderen werden, realisierte sie, indem sie das „therapeutische Schreiben“ in ihre Arbeit aufnahm. An uns selbst oder andere gerichtetes Schreiben waren für sie wirksame Prozesse, durch Sprache Sinn zu erzeugen und zu einem Wandel vom Monolog zum Dialog beizutragen und damit zu noch nicht vorgestellten Zukünften einzuladen. Dies alles machte sie zu einer Person, die nicht bei dem stehen blieb, was ist – sie trug zum Wandel unseres Feldes bei, indem sie es dialogischer machte und poetisch inspirierte.
Peggys Tod erinnert uns an eines ihrer Gedichte, wie man sie insbesondere in ihrem Buch „So Close“ (2) findet.
Perspektiven Säen (3)
Ein Kardinal singt sein roter Gesang im Wald erfrischt mein Herz. Basho, bist Du da? „...Zwillingsschmetterlinge, treffen und vermählen sich, bis zum doppelten weiß“. Ich sitze im Schoß des Gartens, der säuselnde Wind löst die Blätter: sie halten das Tempo... wie Stevie Wonder, sich angstfrei zu bewegen oder bewegt zu werden. Wenn ich trockene Schoten sammle, um sie zu verbrennen, frage ich mich – haben sie Angst? Manche von Euch, erkläre ich, werden länger bleiben, aber ihr alle habt Euch selbst lebendig unterirdisch ausgesät. Oh, Neid.
Peggy Penn
Peggy, Dein Tod ist ein großer Verlust für uns und das therapeutische Feld. Wir werden Deine Herzlichkeit, Sensibilität, Gewandtheit und Gelehrtheit vermissen. Wir sind für immer dankbar für Deine Worte, die wie Samen wirken, die wir immer wieder lesen – und für die zukünftigen Generationen lesen werden.
(1) Peggy Penn, 2007. Joined Imagination. Writing and Language in Therapy. Taos Publications
(2) † Peggy Penn, 2001. So Close. Cavankerry Press
(3) Übersetzung kd.
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