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Nachruf auf Ulrike Brandenburg (17.4.1954 - 24.5.2010)
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Ulrich Clement, Heidelberg:
Am 24. Mai 2010 erlag Ulrike Brandenburg, im Alter von 56 Jahren ihrer Krankheit.
Es gibt nur wenige Menschen, die all das in einer Person vereinen, was sie ausgemacht hat. Ulrike Brandenburg war so ein Mensch. Klugheit, Empathie, Schönheit und Menschlichkeit verband sie mit einer ungeheuren Lebensfreude.
Ich hatte das Glück, in den letzten Jahren viel mit ihr zusammenzuarbeiten. Seit wir 2006 das Institut für Sexualtherapie Aachen / Heidelberg gründeten, waren die Weiterbildungskurse immer besondere Highlights. Wie sie Leichtigkeit mit Substanz, Tiefe mit Humor gepaart hat, ist unerreicht. Mit Ulrike im Duo zu arbeiten – das war einfach Spaß. Sie war selbstbewußt, aber nie kompetetiv. Was sie auf beneidenswerte Weise ausstrahlte, war ihre unglaubliche Präsenz. Besonders für viele Frauen in unseren Kursen stellte sie ein bewundertes Frauen-Modell, für manche fast ein Idol dar. Sie hatte das Flair einer Königin, ohne dabei arrogant zu sein.
Auch als Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung hat sie sich besondere Verdienste erworben. Das ist kein ganz einfaches Umfeld. Nicht alle wissenschaftlichen Gesellschaften in diesem Bereich stehen einander positiv gegenüber. In dieser Szene war sie diejenige, die sich auf die anderen zu bewegt hat, die mehr an Zusammenarbeit als an konkurrierender Profilierung interessiert war.
Dr. Brandenburg war als gefragte TV-Therapeutin, Interviewpartnerin und Talkshow-Gast auch eine öffentliche Person. In den Medien war ihr vor allem ein aufklärerischer und humaner Zugang zu Sexualität und all den damit einhergehenden Problemen ein Anliegen. Ob es sich um das Thema Sexualität und Krankheit, Sex im Alter oder Probleme von Jugendlichen mit Sexualität drehte – sie sprach immer die menschliche Seite der Sexualität an – nicht „menschelnd“, aber zutiefst von ihrer Mission der Humanität und Empathie überzeugt.
Sie hatte aber auch eine andere Seite: So lag ihr Small Talk gar nicht. Oft waren ihr Parties und die Gesellschaft vieler Menschen einfach zu viel. Sie war auch scheu – und hat sich in solchen Situationen dann oft unbemerkt zurück gezogen.
Privat war Ulrike ein Familien- und Freundesmensch. Sie lebte in einer glücklichen Partnerschaft mit dem Gynäkologen Wolf Lutje – letztes Jahr haben die beiden noch geheiratet. Ihre Kinder, hatten trotz ihrer beruflichen Ehrgeizes immer eine ansprechbare Mutter. Eine freundschaftliche Großtat ist unvergessen: Als sie vor Jahren den Sohn einer verstorbenen Freundin zu sich nahm, war das auch eine Entscheidung, dafür auf eine akademische Karriere zu verzichten
„Unglaublich, das ihr alle da wart!“ Mit diesem Satz zitiert sie ihre Familie in der Traueranzeige. So war ihre Haltung. Sie hat sich bis zuletzt gefreut, ein gutes Leben zu haben – und das Leben hat sich an ihr gefreut.
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