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Barbara Schmidt-Keller: Dessertkreationen ohne Helm Stierlin
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Am 9. November 1989 saß ich gut gelaunt und voller Erwartungen im damals besten saarländischen Restaurant Bacher in Neunkirchen. Ich war in illustrer Gesellschaft. Neben Irina Bayer und Winfried Häuser von der SGST saß Helm Stierlin mit am Tisch. Die Kollegen hatten damals ein Symposium an der Universität Homburg organisiert. Helm Stierlin war der Hauptredner. Unter anderem ging es um psychosoziale Faktoren bei der Bewältigung schwerer körperlicher Erkrankungen. Besonders beeindruckt war ich von der Idee, dass eine außerordentlich gute Compliance mit dem medizinischen System (zum Beispiel bei langjährigen Dialyse-Patienten) manchmal darauf verweist, dass die Zugehörigkeit des Patienten zu seinem familiären System brüchig geworden ist. Das Symposium war auf jeden Fall zu Ende und wir waren voller Vorfreude auf einen genussvollen Abend mit besternter Küche. An die einzelnen Gänge kann ich mich nicht erinnern. Aber bereits zur Vorspeise zeichnete sich ab, dass Helm Stierlin mit dem Abend noch andere Pläne hatte. Er brannte darauf, in sein Hotelzimmer zurückzukehren und die Nachrichten einzuschalten. Er war bereit, dieses Menu zu verpassen! Er war der einzige, dem klar war, wie besonders dieser Tag war, wie viel historisch Bedeutungsvolles in der Luft lag, und ich glaube, dass er nur uns zuliebe überhaupt bis zum Hauptgang durchgehalten hat. Irina und ich blieben zurück und widmeten uns mit Hingabe Frau Bachers Dessertkreationen, während Winfried Helm Stierlin ins Hotel brachte. In völliger Ahnungslosigkeit, dass wir zwar etwas erlebt, aber erst recht etwas verpasst hatten. Das dämmerte mir erst, als ich spät abends nach Hause kam und von meinem heutigen Mann erfuhr, dass die Mauer gefallen war.
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