Berlin. Prenzlauer Berg. Es wummert an die Tür. ‚Ohnein, wersdasdenn.‘ „Mach ma uff – icke binnet – Harry.“ Es wummert ohne Unterlass. „Mach uff, mach uff, kommaschnell.“ ‚Neiien…‘ Ich schlüpfe in meine Schluppen. Ist ja nicht weit – 20 cm von der Matratze runter. Rotbraune Dielen glänzen leicht. Mir ist kalt. Der Kachelofen ist sicher nur noch lauwarm. Ich brauche nicht anzufassen. Ich bin müde. Es wummert weiter an die Tür, dass sie fast aus der Fassung fällt, zumindest ist das mein Eindruck. Ich denke in einer Mischung aus Schläfrigkeit und Ärger- er ist ja Tischler, die Tür kann er reparieren. Männerfäuste trommeln ohne Unterlass. ‘Ich komm ja. Was macht der denn, der weckt das ganze Haus!‘ Ich gähne. Ich öffne. Gottogott…2 Uhr nachts… Das Schloss klappert bedenklich, das Türblatt kracht innen gegen meine Flurwand. Harry stürmt an mir vorbei in die Küche. ‚Mann, jetzt frisst der wieder meinen Kühlschrank leer…‘. „Spinnst du?!“ Als er am Kühlschrank vorbei sich auf einen Stuhl plumpsen lässt, sehe ich ihn das erste Mal an. Er hat rote Backen, glänzende Augen, wirkt beschwipst und will meinen Kühlschrank nicht leer machen. Es scheint ihm auch egal zu sein, wie ich über seinen Lärm denke. Ich bin misstrauisch. „Ick muss dir wat erzählen“. Aha. Pause. Ich verschränke die Arme vor der Brust. „ Weeste woick jrade war!“ „Mann Harry! Ich will schlafen!“ „Weeste woick war – Mann, ich dachte die lassn ma ni wieda rin, voll cool, ich hab‘ n Bier getrunkn… N jeschenktet. Total geil. Geil!“ „Hmhm!“ Ich werde wacher und frage mich, wieso das jetzt wichtig ist. Bier ist nichts Besonderes und bei ihm auch nicht und – gähn – wieso erzählt er mir das. Ich will weiterschlafen! Jetzt! „Hör do ma ßßu! Ick war uffm Kuhdamm!!!“ ?? Jetzt isser völlig durchgeknallt. „WAS?!“ „Icke, Harry, war voll uffm Kuhdamm! Jeil! Mit n jeschenktn Pils – icke – HA! Die ham einfach uffjemacht. Mööönnnsch, nu sach ma wat, is det jeil oder wat? Ick hatte so Schiss, det die mich ni wieder rin lassn, ick hatte nich ma Jeld – Woher ooch – und denn ditte.. Icke… Hahahaha… Mein kleiner Freund lacht, freut sich, summt vor sich hin. Lehnt sich zurück. „Wat sachstn nu? Stell da ditte doch ma vor! Ick dacht ja erst – ick kiek ni richti, die kloppn‘n Loch hier in die Oderberger“. Ich kann nichts sagen, ich bin sprachlos. „Wat sacht‘n dein Kühlschrank, zu essen jabs nüscht… Ick will glei wieder los.“ Ah. Ich bin tatsächlich wieder ins Bett gegangen. |