Dörte Foertsch: Fragen über Fragen
Als selbsterfahrene Dozentin sind Tagungen oder Kongresse immer etwas, dass mich zögern lässt, eingeladen zu sein. Ein schöner Aspekt ist, Kollegen und Freunde wiederzusehen, der effektive ist, für das eigene Institut die nächsten workshops zu planen und neue Dozenten anzuheuern, ein langweiliger ist, dass ich wenig Neues höre oder erlebe. Das war anders in Osnabrück (ich weiß nicht mehr wann genau) bei der Tagung, die Arist von Schlippe organisierte mit dem Titel „Fragen über Fragen“. Tom Andersen war zu einer Konsultation mit einer Familie und ihrem Therapeuten eingeladen. Tom traf die Familie, die so mutig war vor, vielleicht 300 Menschen über ihre Therapieerfahrung zu sprechen, der Therapeut war mutig, über seine Erfahrungen als Therapeut zu sprechen, und Arist war so mutig, eine Tagung zu organisieren, deren Verlauf völlig offen blieb. Tom Andersen hat während der zwei Tage seine Idee des reflecting teams verkörpert und mich damit nachhaltig beeindruckt. Ich erinnere, das er sich in dem Gespräch mit der Familie und dem Therapeuten über die stattgefundene Therapie immer wieder selbst korrigierte, wenn eine seiner Fragen in die Richtung abdriftete, zu einer therapeutischen Frage für die Familie zu werden und damit besserwisserisch gegenüber dem anwesenden Therapeuten zu wirken. Ich habe damals erlebt und begriffen, was Tom mit der Idee des reflecting teams meint. Fragen über Fragen wurde umgesetzt, indem es während der Tagung verschiedene reflecting teams aus dem Publikum gab und das Geschehen ganz im Sinne einer stetigen Selbstorganisation auch dieser Tagung stattfand. Tom Andersen war zwei Tage lang anwesend und sprach immer mal wieder dazwischen, weil ihm etwas einfiel, und das waren ganz persönliche Gedanken. Ich habe durch diese Tagung erlebt, wie nachhaltig wirksam Menschen aus dem Hintergrund heraus sein können. |