Start
Bücher
Neuvorstellungen
kurz vorgestellt
Klassiker
Vorabdrucke
Zeitschriften
Familiendynamik
Konfliktdynamik
Journ. of Fam.Ther.
Family Process
Kontext
OSC
perspekt. mediation
Psychoth. im Dialog
Psychother.Soz.Wiss.
rpm
Soziale Systeme
systeme
System Familie
systhema
ZSTB
Links
Beiträge
Feldpost
Salon
Interviews
Nachrufe
Glossen
Luhmann-Special
Kongressgeschichten
"Das erste Mal"
Begegnungen
Blinde Flecke
Mauerfall 1989
Von Klienten lernen
Bibliothek
edition ferkel
Berichte
Nachrichten
Kalender
Newsletter
Konzept
Institute
Info
Autoren
Kontakt
Impressum
Druckversion Druckversion
Copyright © 2013
levold system design
Alle Rechte vorbehalten.
systemagazin logo

systemagazin special: "Das erste Mal"
Jürgen Wessel: Von der unerwarteten Wirkung eines Arbeitsmottos

Eine der ersten supervisorischen Erfahrungen, die mir noch heute wegen der völlig unerwarteten Reaktion einer Supervisandin sehr präsent ist und die bei der Erinnerung ein überaus scharf gezeichnetes Bild in satten Farben vor mein geistiges Auge ruft, fand im Jahr 1999 statt. Wenige Monate nach Beginn der Weiterbildung zum systemisch-konstruktivistischen Supervisor beim IBS Aachen zeigten frühe Akquisebemühungen erste Erfolge insofern, als eine junge Realschullehrerin einen Kontrakt über fünf Sitzungen Einzelsupervision abschloss. Im Vorgespräch hatte sie als Beratungsanlass ein hohes Belastungsempfinden in den ersten Berufsjahren genannt.
Parallel stand zum Beginn der Supervisionsausbildung die Entwicklung eines systemischen Beratungsverständnisses bzw. einer professionellen Beraterrolle im Vordergrund. Und zwischen meinen Ohren klingelte von den ersten Tagen an das Kersting’sche Arbeitsmotto: „Hier arbeitet der Supervisand“ – ein verheißungsvolles Versprechen für das zukünftige professionelle Handeln und zugleich ein systemischer Tinnitus mit durchaus positiver Konnotation.
Die eigene hohe Bereitschaft zur Arbeit (über das Kersting’sche Motto hinaus – oder ihm mitunter gar entgegengesetzt) durchaus gewahr, aufgrund der Anfangssituation vermeintlich perfekt vorbereitet, leitete ich die Sitzung nach der Begrüßung mit der Frage ein: „Was möchten Sie heute für sich tun?“ Die Reaktion der Supervisandin kann als weiteres Indiz für das systemische Paradigma der Selbstorganisation oder das von Foerster’sche Modell der nicht-trivialen Maschine herhalten: Sie brach in Tränen aus. Und katapultierte mich gleichzeitig in eine meiner Lieblingsrollen, in die des Retters, in jene Beratungshaltung, die es gerade zu vermeiden galt.
Und bearbeitete in den nachfolgenden Minuten und Sitzungen den Grund ihres Kommens: die gefühlte Unterversorgung im neuen Arbeitssystem.
Das Kersting’sche Arbeitsmotto zieht sich bis heute durch meine supervisorische Tätigkeit. In abgewandelter und provokativer Form ist es als Postkarte in meinem Beratungsbüro präsent: „Wer nicht denken will, fliegt raus“ (J. Beuys) – an dieser Stelle ein Dank an die liebe Kollegin mit dem Faible für Postkarten, die es auf den Punkt bringen. Und die im Jahr 1999 erstmals erprobte Einstiegsfrage gehört heute zu meinem Standardrepertoire an Eröffnungen; einige Beratungskundinnen und -kunden erwarten sie mittlerweile zu Beginn.
Und der Tinnitus klingelt noch immer.



Suche
Heute ist der
Aktuelle Nachrichten
15.06.2014
Die Systemische Gesellschaft sucht zum 1. Januar 2015 neue Geschäftsführung
10.04.2014
W 3 Endowed Professorship for Systemic Family Therapy in Freiburg
08.04.2014
Gesundheitsausgaben 2012 übersteigen 300 Milliarden Euro
28.01.2014
Fast jede zweite neue Frührente psychisch bedingt
17.12.2013
Diagnose Alkoholmissbrauch: 2012 wieder mehr Kinder und Jugendliche stationär behandelt

Besuche seit dem 27.1.2005:

Counter