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systemagazin special: "Das erste Mal"
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Jochen Schweitzer: Short Story - Meine erste Paartherapie
Es war im Sommer 1979. Ich saß im Projektgruppenbüro in der Gießener Margaretenhütte, einem Armutsstadtteil. Seit 1974 hatte ich hier schon fast alles gemacht: Hausaufgabenhilfe ("Dialektisch-materialistische Vorschulpädagogik), Bewohnerversammlungen ("Radical community Organizing") und eine Gitarrengruppe im Jugendclub aufgebaut, die in ihrem Verlauf von politischen Liedern zu Jonny Cash driftete. Ich hatte ein Bedürfnis, meine an der Uni und in einem US-Praktikum erworbenen, vorwiegend theoretischen Kenntnisse der Paar- und Familientherapie in die Praxis umzusetzen. So verabredete ich mit einem der Jungs aus der Siedlung, den ich gut kannte (18) und seiner Freundin (17) einige Paargespräche, als der Streit über ihr einjähriges Kind gar nicht aufhören wollte. Soweit ich mich erinnere, hatten wir damals vier Gespräche. Zwei fanden im Büro statt, zwei in der Zweizimmerwohnung der beiden - dort immer mit viel Anteilnahme von Nachbarn, die rein und raus kamen. Richtige aufsuchende Familientherapie eben. Wir machten auch schon Co-Therapie, meine Co-Therapeutin hatte auch gerade Psychologie zu Ende studiert. Ich erinnere mich an viele Details dieser Paarberatung nicht mehr. Nur noch wie sie ausging. Die fünfte Sitzung musste ausfallen, weil er nach einem Einbruchdiebstahl in Untersuchungshaft musste. Dort blieb er zumindest solange, bis ich im August 1979 Gießen verließ, um in den USA die Paar- und Familientherapie noch ein wenig sorgfältiger zu erlernen.
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