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systemagazin-special: "Besondere Begegnungen"
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Bernd Schmid: Wer aber führte hier Regie?
Ein Erlebnis rund um das Lehrseminar mit Milton Erickson im Sommer 1979: Ich war sehr lernbegierig, doch Erickson gab mir keine Gelegenheit, mit ihm direkt zu arbeiten. Um mich in Position zu bringen, setzte ich mich auf den „Klienten-Stuhl“ für Demonstrationen. Nach langen Stories war dann Demonstrieren angesagt und meine Erregung stieg. Erickson beugt sich zu mir und frage, ob es mir etwas ausmachen würde, mit einer bestimmten Frau zu tauschen. Ich müsse verstehen, dass er nicht mehr oft Gelegenheit dazu hätte. Dies führte bei mir zuerst zu Frust und dann zu einem „Beziehungswahn“. Ich sah plötzlich glasklar, dass Erickson sowohl mein Talent als aber auch meine Kontrollbedürfnisse erkannt hatte. Er musste beschlossen haben, mich in besonderer Weise zu fördern, wollte aber wegen meines kontrollierenden Eifers nicht direkt, sondern indirekt und „verschlüsselt“ mit mir arbeiten. Ohne mich direkt zu adressieren, legte er wesentliche Botschaften an mich in seine Lehrgeschichten und Demonstrationen. Ich war elektrisiert und bezog begierig alles auf mich persönlich. Auch in den Wochen danach hielt dies an und ich war fasziniert davon, wie sich die Lehren des Meisters in mein Denken, in meine methodischen Vorgehensweisen und meine Beziehung zur Vielschichtigkeit meiner Klienten wie von selbst hineinarbeiteten. Oft bemerkte ich dies erst, nachdem es bereits in vollem Gange war. Mein Bewusstsein hatte eher beobachtende Funktionen. Wer aber führte hier Regie? Später in einem Gespräch mit Jeff Zeig (1) wurde mir klar vor Augen geführt, was ich schon geahnt hatte. Das meiste von dem, was ich auf mich bezogen hatte, war nicht speziell für mich bereitet worden. Doch machte das noch einen Unterschied? Ich würde nichts mehr hergeben von dem, was es sich in mir so angeeignet hatte. Leider starb Erickson kurz darauf, so dass mir seine Einladung zum Besuch weiterer Lehrseminare als offene Gestalt geblieben ist. Obwohl ich nur fünf Tage mit Erickson in Phönix verbracht habe, ist er einer meiner wichtigsten Lehrer über Jahrzehnte geblieben. Was ich von Erickson erhielt, lässt sich in einer Anekdote , die über ihn kursierte, ausdrücken. Erickson soll (früher) seine Schüler vors Haus gerufen habe und sie auf eine Baumreihe auf dem Hügelkamm gegenüber aufmerksam gemacht haben. „Schaut dort hin. Der Wind kommt beständig von rechts, daher sind diese Bäume nach links gebeugt. Alle……, bis auf diesen einen dort…… Und dieser Eine dort könnte Dein Klient sein!“
(1) J. Zeig: Meine Stimme begleitet Sie überall hin - ein Lehrseminar mit Milton Erickson, Klett-Cotta
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