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Psychotherapie & Sozialwissenschaft Heft 2/2010
1/2010 - 2/2010 - Übersicht


Lamott, Franziska & Friedemann Pfäfflin (2010): Editorial: Bad or mad? Psychotherapie und Forensik. In: Psychoth.Soz. 12 (2): S. 3-5


Mörtl, Kathrin & Franziska Lamott (2010): Wie wird Veränderung in der Psychotherapieforschung gemessen? Ein Plädoyer für triangulierende Forschung. In: Psychoth.Soz. 12 (2): S. 7-28.

abstract: In der Psychotherapieforschung beschäftigen wir uns entweder mit dem Prozess oder dem Outcome. Wir sind daran interessiert, wie sich Menschen verändern und wie eine bestimmte Behandlung wirkt. Beim genauen Messen dieser Phänomene vergessen viele Forscher jedoch, dass die Wahl der Methode, die Zusammensetzung des Forschungsteams und die Kooperation sowohl mit den Patienten wie auch mit den Therapeuten die erzielten Ergebnisse grundlegend beeinflussen. In der forensischen Psychotherapie zeigen sich die Schwierigkeiten in der Durchführung von Forschungsprojekten häufig besonders deutlich. Der vorliegende Artikel basiert auf Forschungserfahrungen in diesem Bereich. Wir diskutieren die wesentlichen Herausforderungen (Art der Erhebung, methodische Schwierigkeiten, Einbettung in die Klinik und Genderaspekte) und empfehlen, Heterogenität sowohl in der Auswahl der Methoden wie in der Zusammensetzung des Forscherteams, um gute Forschung zu betreiben.


Ross, Thomas, Val Reed, Susan Sookoo, Friedemann Pfäfflin & Carolin Zakikhany (2010): Kognitive Konzepte und Reflektionsebenen von Mitarbeitern des Maßregelvollzugs. In: Psychoth.Soz. 12 (2): S. 29-44.

abstract: Vorgestellt wird eine qualitative Analyse der Art und Weise, wie forensisch-psychiatrisches Fachpersonal die Arbeit mit Patienten reflektiert. Vor dem Hintergrund der vor allem in Pflegekreisen weit verbreiteten Skepsis standardisierten Messinstrumenten gegenüber, die in der Regel viel zu wenig klinische Nützlichkeit aufwiesen, wurde hier ein Fragenkatalog entwickelt und qualitativ ausgewertet, der sich auf unterschiedliche Aspekte der praktischen klinischen Tätigkeit bezieht. Im Rahmen von semistrukturierten Einzel- und Gruppeninterviews wurden zehn inhaltliche Bereiche, darunter Strategien der Informationsgewinnung, Behandlungsziele und Behandlungsqualität thematisiert. Interviewt wurden N=102 forensisch-psychiatrische Pflegekräfte, Psychologen und Ärzte. Die Antworten wurden theoriegeleitet inhaltsanalytisch ausgewertet. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Komplexität und Spezifität der Antworten, und die übergeordnete Analyseebene umfasste drei Teilbereiche: den Pflege- bzw. Behandlungsprozess, das therapeutische Arbeitsbündnis und die Wahrnehmung von Verhaltensänderungen. Thematisch wurde das therapeutische Arbeitsbündnis sowie das Vorhandensein von Coping-Strategien bei den Patienten hoch bewertet. Als bevorzugte Strategie der Informationsgewinnung wurde die Verhaltensbeobachtung genannt. Von den Antworten, die auf drei Ebenen analysiert wurden und die von komplexen und spezifischen, d.h. individuell auf die Bedürfnisse des Patienten gerichtete Antworten (Ebene 3) bis zu recht unspezifischen Bemerkungen (Ebene 1) reichten, wurden die meisten auf der ersten und zweiten Ebene verortet. Inhaltlich bedeutet dies, dass bei forensisch-psychiatrischem Fachpersonal in Bezug auf eine strukturell hochwertige Integration empirischer Erfahrung und persönlichen Wissens, das individuumsbezogen eingesetzt und ggf. auch laufend angepasst werden kann, noch Entwicklungsmöglichkeiten bestehen.


Schott, Martin (2010): Das Messerattentat. Psychotherapie von Persönlichkeitsstörungen in der Forensik. In: Psychoth.Soz. 12 (2): S. 45-58.

abstract: Anhand einer Fallgeschichte über einen forensischen Patienten, der eine Frau auf der Straße mit einem Messer angestochen hatte, werden Behandlungsprobleme u.a. der Gestaltung einer therapeutischer Beziehung, der Objektkonstanz, der Übertragung und Gegenübertragung, der seelischen Struktur und der Rolle der Institution diskutiert.


Taubner, Svenja & Florian Juen (2010): Gewalt in der Spätadoleszenz. Perspektiven der Bindungsforschung. In: Psychoth.Soz. 12 (2): S. 59-78.

abstract: In dieser Arbeit untersuchen wir Gewalttätigkeit in der Spätadoleszenz unter einer bindungstheoretischen Perspektive. Innere Arbeitsmodelle von Bindung, die sich als Erwartungshaltungen im Individuum aufbauen, haben Einfluss auf die Art und Weise der Beziehungsgestaltung und der Affektregulation. Während sicher gebundene Personen darauf vertrauen, dass ihr Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit erfüllt wird bzw. sie die Kompetenz haben, diese selbst zu befriedigen, scheinen Jugendliche mit vermeidender Bindung ständig Zurückweisung zu erwarten, weshalb sie die Bedeutung des anderen und die Bedeutung von Bindung herunterzuspielen versuchen. Nachdem das prinzipielle Bedürfnis nach Nähe aber dennoch vorhanden ist, kommt es vor allem bei Bedrohung des Selbst häufig zu einem Zusammenbruch der Affektregulation. Unsere Hypothese: Bindungsvermeidung und desorganisierte Bindung dürften in unserer Stichprobe von männlichen Gewalttätern (n=26) im Vergleich zu einer gematchten Kontrollgruppe (n=15) überrepräsentiert sein, und die Dysregulation sollte vor allem bei Bedrohungsthemen auftauchen. Zur Erfassung der Bindungsrepräsentanzen wurde das Adult Attachment Projective Picture System (AAP, George, West, & Pettem, 1999) verwendet. Die Hypothesen konnten dabei bestätigt werden.


Pfäfflin, Friedemann (2010): »Mein Mord«. Zur Bewertung von Geständnissen bei der Prognosebegutachtung. Eine Kasuistik. In: Psychoth.Soz. 12 (2): S. 79-94.

abstract: Diskutiert werden Vorgeschichte und prognostische Begutachtung eines Mannes, der bereits seit dreizehn Jahren eine lebenslange Freiheitsstrafe verbüßte, zu der er wegen Mordes an einem Kind, wegen sexueller Handlungen an einem Kind und wegen schwerer Körperverletzung verurteilt worden war. Er hatte bereits viele Vorstrafen, u.a. für sexuellen Kindesmissbrauch. Die Begutachtung gestaltete sich schwierig, weil der Mann zum äußeren und inneren Tatgeschehen kaum Angaben machte, sich aber dennoch nach Angaben der Haftanstalt und des ihn behandelnden Psychologen gut entwickelte. Nach vorsichtig positiver Prognoseeinschätzung nahm die Geschichte im weiteren Verlauf eine unerwartete und überraschende Wende.


Mörtl, Kathrin (2010): Tagungsbericht: „Integrative Trends in der Psychotherapieforschung: Das 41. „International Meeting of the Society for Psychotherapy Research“. In: Psychoth.Soz. 12 (2): S. 95-101


Feil, Markus G. (2010): Buchbesprechung: Buchholz, M.B.,Lamott, F. & Mörtl, K. (2008). Tat-Sachen: Narrative von Sexualstraftätern. Gießen: Psychosozial-Verlag. In: Psychoth.Soz. 12 (2): S. 103-106


Pauli-Magnus, Claudia (2010): Buchbesprechung: Funcke, D. & Hildenbrand, B. (2009). Unkonventionelle Familien in Beratung und Therapie. Carl-Auer-Verlag: Heidelberg. In: Psychoth.Soz. 12 (2): S. 107-109




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