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Psychotherapie & Sozialwissenschaft Heft 1/2009
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1/2009 - 2/2009 - Übersicht
Frommer, Jörg & Brigitte Boothe (2009): 10 Jahre Psychotherapie und Sozialwissenschaft - eine kurze Geschichte der Zeitschrift, ihr Standort und ihre Zukunft. In: Psychoth.Soz. 11(1): S. 3-17
Streeck, Ulrich (2009): Der Psychotherapeut »unter Druck«. Über Kontrolle, projektive Identifikationen und die Ablauforganisation des therapeutischen Gespräches. In: Psychoth.Soz. 11(1): S. 19-35.
abstract: Manche Patienten versuchen, den Psychotherapeuten im Gespräch zu kontrollieren und dazu zu veranlassen, sich ihren Erwartungen gemäß zu verhalten (projektive Identifikation). Das kann gelingen, indem sie den Therapeuten provozieren. Sie können die therapeutische Situation aber auch mit subtileren Mitteln zu kontrollieren versuchen. Die konversationsanalytische Untersuchung von Sequenzen aus Therapien, in denen der Therapeut das Verhalten des Patienten als kontrollierend aufgefasst hat, zeigen, dass Patienten sich die Gesprächsorganisation, insbesondere das System der Paarsequenzen und des Sprecherwechsels für kontrollierende Zwecke nutzbar machen können.
Saladin, Rebecca & Bernhard Grimmer (2009): Das Arbeitsbündnis aus gesprächsanalytischer Sicht. Kooperation im psychoanalytischen Erstgespräch im Kontext von Themenwechseln. In: Psychoth.Soz. 11(1): S. 37-69.
abstract: Forschungsbeiträge zum Arbeitsbündnis sind vorwiegend quantitativ ausgerichtet. Das Schwergewicht liegt auf der Erfassung personaler sowie situativer Aspekte mittels standardisierter Fragebögen und Ratingverfahren. Empirische Arbeiten zur Erfassung interaktiver Aspekte fanden bisher kaum Berücksichtigung. Die gesprächsanalytische Untersuchung der wechselseitigen Aushandlung von Themenwechseln im psychoanalytischen Erstgespräch liefert einen Beitrag zur Erfassung interaktiver Aspekte des Arbeitsbündnisses. Im psychoanalytischen Gespräch ereignen sich Themenwechsel entweder im Zuge einer Deutung oder der Exploration eines Themas. Im gegenseitigen Einvernehmen ausgehandelte Themenwechsel sind eine Garantie für Kooperation. Ein kooperatives Kommunikationsverhalten steht in einer engen Beziehung zum therapeutischen Arbeitsbündnis. Die gesprächsanalytische Untersuchung von 10 Themenwechselsequenzen aus psychoanalytischen Erstgesprächen der Praxisstelle der Abteilung Klinische Psychologie, Psychotherapie und Psychoanalyse der Universität Zürich zeigt, welche kommunikativen Aktivitäten Kooperation fördern bzw. verhindern und zu Verständigungsschwierigkeiten und Kommunikationsstörungen führen.
Baumann-Neuhaus, Eva & Markus Matthys (2009): Alter, Gesundheit, Religiosität. In: Psychoth.Soz. 11(1): S. 71-87.
abstract: Die Menschen unserer Gesellschaft werden immer älter. Es besteht deshalb ein grosses Interesse Ressourcen zu finden, die einerseits ein gutes Leben im fortgeschrittenen Lebensalter ermöglichen und sich andererseits positiv auf die Gesundheit und das Gesundheitsverhalten und damit auf die Gesundheitskosten auswirken. Religion im weitesten Sinne könnte eine solche Ressource sein. Die beschriebene Studie, die im Rahmen des nationalen Forschungsprogramms »Religionsgemeinschaften, Staat und Gesellschaft« (NFP 58) des Schweizerischen Nationalfonds erfolgt, geht zum einen dieser Frage nach. Zum anderen untersucht sie, wie sich religiöse Einstellungen und entsprechend motivierte Verhaltensweisen des Personals innerhalb des Kontextes einer Betreuungs- und Pflegeeinrichtung für alte Menschen auswirken. Die Datenerhebung erfolgt mittels narrativer Interviews mit alten Menschen und mit Vertreterinnen und Vertretern des Pflegepersonals. Die Interviews werden vollständig transkribiert und computerunterstützt analysiert. Das Hauptziel dieser angewandten Studie ist schliesslich ein nachhaltiger Erkenntnistransfer in die Ausbildungspraxis des Gesundheitspersonals.
Wontorra, Maximilian (2009): Wundts Psychologie einer üverindividuell-kulturellen Entwicklung. Zwei Neuerscheinungen zu seiner Völkerpsychologie. In: Psychoth.Soz. 11(1): S. 89-101
Meyer-Drawe, Käte (2009): Vergeben und vergessen? Eine Redensart unter Verdacht. In: Psychoth.Soz. 11(1): S. 103-108.
abstract: Schon vergeben ist oft schwierig, aber zu vergeben und dann auch noch zu vergessen, scheint unmöglich zu sein. Dennoch sind wir Menschen, die niemals völlig wissen können, was sie tun, und deshalb stets riskieren, schuldig zu werden, auf Verzeihung angewiesen. Verzeihen ist ein sozialer Akt, in dem in erster Hinsicht nicht die Tat, sondern dem Täter verziehen und somit auf Rache verzichtet wird. Die Rolle dessen, der vergibt, ist zwielichtig. Denn er gibt sich zwar dem gegenüber gnädig, der ihn verletzt oder betrogen hat, er macht sich dadurch aber gleichzeitig auch zum Herrschenden über die Situation. Etwas von dieser Attitüde klingt nach in der Redensart »Vergeben und Vergessen«. Man will einen »Schlussstrich« ziehen und die Erinnerung löschen. Beides steht jedoch nicht in unserer Macht. Man kann Verzeihung nicht fordern und Vergessen nicht einfach in Angriff nehmen. Das burschikose »Vergeben und Vergessen« ist vielleicht geradezu ein Indiz dafür, dass sich beides den menschlichen Machtmöglichkeiten entzieht. Der Aufsatz geht diesem Verdacht nach, indem er insbesondere die Frage nach dem Unverzeihlichen aufwirft.
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