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21.03.2005
Wolfram Lutterer: Gregory Bateson - Eine Einführung in sein Denken
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Carl-Auer-Verlag Heidelberg 2002
116 Seiten, Kartoniert
ISBN 3-89670-237-8
Preis: 15.90 € |
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Carl-Auer-Verlag
Wolfgang Loth, Bergisch Gladbach:
Gregory Bateson gehört zu den AutorInnen, deren Anregungskraft weit
über bestimmte The-men und Zeitströmungen hinaus weist. Seine
wissenschaftliche Lebensleistung ist immens und steckt auch zwanzig
Jahre nach seinem Tod noch immer voller Einladungen, sich immer wieder
damit zu beschäftigen. Schön und verdienstvoll, dass mit Lutterers
Einführung nun ein Versuch vorliegt, eine kleine Orientierungshilfe zur
Verfügung zu stellen. Lutterer skizziert die bedeutsamen Stationen auf
Batesons Weg als Wissenschaftler. Von anthropologischer Feldforschung
reicht das Spektrum über lerntheoretische, kommunikationstheoretische
und kybernetische Studien bis hin zu einem Versuch, eine „Epistemologie
des Heiligen“ zu ent-werfen. Selbst wenn aus der umfangreichen Ernte
nur Schismogenese, Metakommunikation und Double-bind herausgegriffen
würden, wären damit schon zentrale Bestimmungsstücke systemisch
orientierten Denkens benannt. Batesons Definition von Information als
„Unter-schied, der einen Unterschied macht“, sowie seine Definition der
Überlebenseinheit als „ein flexibler Organismus-in-seiner-Umgebung“
sind zu geflügelten Worten geworden. Batesons Verdienste um das
Entwickeln eines Bewußtseins für Ökologie können nicht hoch genug
ein-geschätzt werden.
Mir gefällt an Lutterers Buch, dass er behutsam auswählt und nicht etwa
versucht, eine Light-Version des Batesonschen Werks zu fabrizieren. Er
bleibt sich der Grenzen der Darstellung bewußt, versucht zu
vertiefender Lektüre anzuregen, steuert kritische Überlegungen bei ohne
Besserwisserei. Er widersteht der Gefahr, aus Bateson einen Guru
zu machen. Umso über-zeugender ergibt sich der Eindruck, wie wichtig es
gerade heutzutage ist, sich mit Batesons Werk auseinanderzusetzen.
Lutterer beschränkt sich titelkonform auf Batesons Arbeiten und
gibt Hinweise auf die Person Bateson eher sparsam, teilweise in der
angehängten Biographie versteckt . Bateson blieb zeitlebens skeptisch
in Bezug auf zweckgerichtete Eingriffe. „Man muß eben verdammt
vorsichtig mit der Politik sein, mit der man die Sache in den Griff
be-kommen möchte“, bemerkt er in einem Interview . So ist es wohl, und
auf den ersten Blick gibt Bateson nicht viel mehr „Konkretes“ her auf
der Suche nach Orientierung. Er ist ein an-regender, kein bequemer
Lehrmeister. Und ein erfrischend humorvoller dazu. Was wäre denn die
Alternative zu dem „gesunden Menschenverstand“, der einen nicht über
den Tellerrand schauen lasse, fragt Goleman in dem bereits erwähnten
Interview. Batesons knappe Antwort: „Weisheit. Falls es so etwas gibt.“
(Erstveröffentlichung dieser Rezension in systhema 16(2): 186, 2002)
Die Website von Wolfram Lutterer finden Sie hier.
Hier finden Sie eine kurze Besprechung von Thomas Webers für MWonline.
In der Rubrik "Klassiker" finden Sie eine Vorstellung von Batesons "Ökologie des Geistes"
Verlagsinfo:
Gregory Bateson (19041980) gilt als die Schlüsselfigur in der
Entwicklung sowohl einer ökosystemischen Weltsicht als auch
systemischer Therapie. Seine Texte zu Themen der Anthropologie,
Biologie, Philosophie, Kulturtheorie, Kybernetik, Kommunikationstheorie
oder Schizophrenieforschung gehören zu den einflussreichsten Arbeiten
auf diesen Gebieten.
Wolfram Lutterer liefert erstmals eine kurz gefasste und gut lesbare
Einführung in das Gesamtwerk Batesons. Das Buch vermittelt nicht nur
die Entwicklung und die wesentlichen Inhalte von Batesons Werk, der
Autor macht auch deutlich, warum Bateson immer noch und immer wieder
neu rezipiert wird.
Wolfram Lutterer
Dr. phil., Studium der Soziologie, Philosophie, Erziehungswissenschaft
und Architektur. Lutterer promovierte im Fach Soziologie mit einer
umfassenden Studie über Bateson. Er ist wissenschaftlicher Angestellter
und Lehrbeauftragter am Institut für Soziologie an der
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Inhaltsverzeichnis:
1. Ethnologische Forschung
1.1 Neuguinea: Unter Kopfgeldjägern
1.2 Erste Strategien
1.3 Naven: Das Konzept der Schismogenese
1.4 Bali: Muster stabiler Gesellschaft
1.5 Lockeres und strenges Denken
2. Kulturvergleich
2.1 Kulturvergleich in Naven
2.2 Der Kontext des Lernens
2.3 Filmanalyse
2.4 Förderung von Moral
2.5 Wertmaßstäbe innerhalb vereinigter Nationen
3. Theorie des Lernens
3.1. Deutero-Lernen und Charakterbildung
3.2 Logische Kategorien im Prozess des Lernens
3.3 Rezeption und Kritik der Theorie
4. Theorie der Kommunikation
4.1 Das amerikanische System gegen europäische Systeme
4.2 Philosophische Annäherung
4.3 Wechsel der Paradigmen
5. Exkurs zur Kybernetik
5.1 Die Josiah- Macy-Konferenzen
5.2 Was ist Rückkoppelung?
5.3 Kybernetik bei Bateson
6. Pathologien der Kommunikation
6.1 Die Double-Bind-Theorie
6.2 Fortführung der Double-Bind-Theorie
6.3 Nachbemerkung zum Double-Bind
7. Kybernetische Erkenntnistheorie
7.1 Unterschiede, die einen Unterschied machen
7.2 Die Definition von Geist
7.3 Bewusstsein als systematische Auswahl
7.4 Die Idee der Macht
7.5 Modus Gras
7.6 Das Muster, das verbindet
8. Religion
8.1 Wo Engel zögern
8.2 Pathogenes Bewusstsein
8.3 Bateson als Hohepriester?
8.4 Batesons Schöpfungsmythos
9. Von den Kopfgeldjägern bis zu kybernetischen Geistern
9.1 Vier Pathologien
9.2 Praxis des Denkens
10 Biografie Batesons
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