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Vorabdruck aus Luc Ciompi & Elke Endert: Gefühle machen Geschichte. Die Wirkung kollektiver Emotionen – von Hitler bis Obama

Ciompi: Gefühle machen Geschichte Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011 (März)

256 S., broschiert

Preis: 19,95 €

ISBN-10: 3525404360
ISBN-13: 978-3525404362

Verlagsinformation: "Die jüngsten Ereignisse in Tunesien und Ägypten sind ein eindrucksvoller Beleg für die Kraft kollektiver Emotionen. Ausgelöst durch die Selbstverbrennung eines jungen Tunesiers entwickelten sich in kürzester Zeit Massenproteste, die sich wellenartig von einem nordafrikanischen Land zum anderen ausbreiteten – entsprechend dem berühmten so genannten Schmetterlingseffekt. Die Theorie der kollektiven Affektlogik, welche dem Buch »Gefühle machen Geschichte« zugrunde liegt, vermag solche emotionalen Resonanzphänomene weit über das aktuelle Tagesgeschehen hinaus zu erklären.
Fragestellung und Grundlagen werden zunächst anhand des von Luc Ciompi aus den modernen Emotions- und Evolutionswissenschaften entwickelten Konzepts der Affektlogik erklärt. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich kollektive Emotionen auf das allgemeine Denken und Handeln auswirken. Anhand von Beispielen wie dem Aufstieg Hitlers und des Nationalsozialismus, dem Israel-Palästina-Konflikt und den aktuellen Spannungen zwischen der islamischen und westlichen Welt wird überzeugend erklärt, wie Wir-Gefühle den Lauf der Geschichte beeinflussen. Auch bei der Wahl von Barack Obama zum amerikanischen Präsidenten 2008 spielten kollektive Emotionen eine zentrale Rolle. Ähnliche Wechselwirkungen zwischen Fühlen, Denken und Verhalten lassen sich den Autoren zufolge ebenfalls in unzähligen Alltagssituationen, in der Werbung, im Verkauf und in der Entwicklung von familien- oder gruppenspezifischen »Eigenwelten« beobachten. Als Schlussfolgerung ergibt sich, dass offene oder verdeckte Emotionen die entscheidenden Motoren und Organisatoren allen mikro- und makrosozialen Geschehens sind. Abschließend diskutieren Luc Ciompi und Elke Endert die praktischen und theoretischen Implikationen dieser Erkenntnis für unser allgemeines Menschenbild sowie für moderne Techniken der Krisenintervention, der Mediation und der Bewältigung von kollektiven Traumata.
Der interdisziplinäre Ansatz der kollektiven Affektlogik ist ausgesprochen innovativ und sowohl praktisch wie konzeptuell von erheblichem Allgemeininteresse. Er wirft ein neues Licht sowohl auf großräumige politische und gesellschaftliche Prozesse wie auch auf scheinbar selbstverständliche Alltagsphänomene."

Inhalt

1    Was ist Affektlogik?
2    Hitler und der Nationalsozialismus
3    Der Israel-Palästina-Konflikt: Tragische Verstrickung zweier unvereinbarer Eigenwelten
4    Der Islam und der Westen
5    Die gemeinschaftsbildenden Wirkungen von positiven Gefühlen
6    Ein neues Menschenbild: Der Homo sapiens emotionalis
7    Praktische Konsequenzen
Kapitel 5: Die gemeinschaftsbildenden Wirkungen von positiven Gefühlen

Kollektive Emotionen haben keineswegs nur unerwünschte Wirkungen. Positive Leitgefühle wie Freude, Sympathie und Liebe schaffen Bindung, Kooperationsbereitschaft und sozialen Zusammenhalt. Solche »prosozialen Gefühle« sind für Entstehung und Bestand von Paaren, Familien und Institutionen beliebiger Größe genau so unerlässlich wie für den Zusammenhalt von ganzen Nationen. Beispiele für die Wirkung von gemeinschaftsbildenden Gefühlen reichen von den Folgen eines guten oder schlechten Betriebsklimas über die Entstehung der europäischen Nationalstaaten im 19. Jahrhundert bis zur deutschen Wiedervereinigung. Auch bei der überraschenden Wahl von Barack Obama zum ersten schwarzen Präsidenten der USA im November 2008 und den weltweiten Auswirkungen dieser Wahl spielten positive Kollektivgefühle eine entscheidende Rolle. Das »Phänomen Obama« stellt ein frappierendes Gegenbeispiel zu der Wirkung von negativen kollektiven Leitgefühlen wie Scham, Hass und Wut dar, die seinerzeit zum »Phänomen Hitler« und zum deutschen Nationalsozialismus geführt hatten.


Was sind prosoziale Gefühle?

Kollektive Gefühle und Stimmungen haben durchaus nicht nur negative soziale Folgen, wie die bisher untersuchten Beispiele vielleicht nahelegen könnten. Ob Kollektivgefühle positiv oder negativ wirken, hängt in erster Linie von der Art der beteiligten Leitaffekte ab: Gefühle der Angst und Wut, des Hasses, der Demütigung und Erniedrigung wirken, wie wir gesehen haben, konfliktfördernd und sozial zerstörend, zumindest nach außen (nach innen freilich stärkt bekanntlich nichts den Gruppenzusammenhalt so sehr wie der gemeinsame Hass auf einen äußeren Feind). Positive Gefühle wie Freude und Vergnügen, Sympathie und Liebe dagegen wirken gemeinschaftsbildend oder »prosozial«. Dies hängt in erster Linie mit den unterschiedlichen Schalt- und Filterwirkungen von positiven im Vergleich zu negativen Gefühlen zusammen. Im Gegensatz zu Letzteren sind positive Gefühle, wie im Eingangskapitel erklärt, durch eine Bewegung »hin zu« einem Objekt charakterisiert, sei dies nun ein einzelner Mensch, eine Gruppe oder ein ganzes Volk. Sie schaffen Nähe, Bindung und Vertrauen; erst auf dieser Grundlage wird Gemeinschaftsbildung und Zusammenarbeit überhaupt möglich. Zudem verstärken sich positive Gefühle fortlaufend durch die positiven Folgen, die sie zeitigen. Sie leiten die Aufmerksamkeit primär auf die guten Seiten des Partners, während die negativen in den Hintergrund treten. Ähnlich selektiv beeinflussen sie das individuelle und kollektive Gedächtnis. Ohne positive Wir-Gefühle gibt es weder Gruppenzusammenhalt noch Kooperationsbereitschaft. Überspitzt könnte man in Anlehnung an die Wirkung von Stimmen- oder Aktienmehrheiten sogar formulieren, dass ohne ein mindestens 51-prozentiges Überwiegen von positiven über negative Kollektivgefühle der Bestand einer jeglichen Gemeinschaft, von Paaren und Familien bis zu ganzen Nationen gefährdet ist.

Allerdings äußern sich positive Kollektivgefühle nicht nur in offener Freude oder Begeisterung, wie sie zum Beispiel anlässlich von sportlichen, politischen oder auch militärischen Erfolgen eine ganze Gesellschaft und in glückhaften Momenten eine Familie oder ein Liebespaar zu ergreifen vermögen. In viel versteckterer und von mancherlei praktischen Interessen beeinflusster Form manifestieren sie sich ebenfalls im Alltag – in der scheinbar gefühlsarmen kollektiven wie individuellen Alltagslogik in unserem Sinn also –, so etwa im wie selbstverständlichen Vertrauen in das reibungslose »Funktionieren« sowohl der Gesellschaft als Ganzer wie auch ihrer einzelnen Bestandteile mit Einschluss der politischen Einrichtungen, des Geld- und Rechtswesens, der Post und der Versorgung mit alltäglichen Konsumgütern.

Dass solches Alltagsvertrauen überhaupt ein Gefühl ist, wird wegen der oft ausgeprägt kognitiven Aspekte dieses Begriffs zwar von gewissen Autoren bezweifelt. Indessen ist das Phänomen des Vertrauens in eine bestimmte Person oder Sache nicht grundsätzlich anders strukturiert als dasjenige des Hasses gegen oder der Angst vor demselben Gegenstand: Immer wieder geht es um die enge Verbindung eines bestimmten – und im Fall des Vertrauens eindeutig positiven – Gefühls mit einem bestimmten kognitiven Objekt. Auch das »blinde« Vertrauen in die Zuverlässigkeit eines Verkehrsmittels, etwa eines Automobils, eines Flugzeugs oder einer Seilbahn, ist in diesem Sinn nichts als ein Ausdruck von positiven Gefühlen, die sich aufgrund der Erfahrung bis zur Selbstverständlichkeit mit einem solchen Objekt verbunden haben. Ganz ähnlich gehen wir im Alltag ganz automatisch davon aus, dass bestimmte Menschen oder Institutionen uns weder enttäuschen noch gar betrügen werden, dass niemand uns auf offener Straße plötzlich anfällt, oder dass uns in einer unübersichtlichen Straßenkurve nicht unvermittelt ein gefährlicher Linksfahrer begegnen wird. Es genügt indessen, dass eine solche Erwartung ein einziges Mal empfindlich enttäuscht wird – und schon schlägt Vertrauen in Misstrauen, das heißt in ein negatives Gefühl wie Angst, Wut oder Ärger um, das sich nun seinerseits mit der betreffenden Person, Gruppe oder Sache verknüpft und in der Folge nur höchst mühsam, nämlich aufgrund vielfältiger erneut positiver Erfahrungen, wieder in Vertrauen zurückverwandeln lässt.

Bei dieser Gelegenheit sei auf die bemerkenswerte Tatsache hingewiesen, dass negative Erfahrungen aus evolutionär sinnvollen Gründen ein viel größeres Gewicht haben als positive: Ein einziges Verkennen einer möglichen Gefahrenquelle kann tödlich sein, ein Verkennen einer Lustquelle dagegen kaum. »Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht«, so fasst das Sprichwort diesen in der Chaostheorie unter dem Namen »Hysteresis « (griech. = Verspätung, Verzögerung) gut bekannten Verzögerungseffekt zusammen. Dieser ist unter anderem bei der Planung von »vertrauensbildenden Maßnahmen« etwa im Rahmen einer Befriedungsaktion oder Mediation von großer Bedeutung.

Der Soziologe Niklas Luhmann spricht in seinem Buch »Vertrauen. Ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität« (1) zu Recht von einer automatischen Vorleistung, die wir in Form von Vertrauen einer Vielzahl von sozialen Einrichtungen gegenüber zu machen gezwungen sind. Ohne sie vermöchten wir die komplexe soziale Wirklichkeit überhaupt nicht sinnvoll zu bewältigen. Zwar klammert gerade Luhmann den emotionalen Aspekt von Vertrauen aus seiner Untersuchung gänzlich aus. Dennoch gelten seine Schlussfolgerungen auch aus unserer Sicht ganz uneingeschränkt: Ohne ein ausreichendes allseitiges »Vertrauenskapital« vermag auf Dauer keine Gemeinschaft zu existieren; (begründetes) Vertrauen ist somit zusammen mit Freude, Sympathie und Liebe eines der wichtigsten prosozialen Gefühle.

Neuere emotionsbiologische Befunde und der Traum vom kollektiven Glück

Bevor wir uns der Untersuchung konkreter Beispiele zuwenden, müssen wir noch einmal auf die moderne neurobiologisch-evolutionäre Forschung zu sprechen kommen, in welcher Emotionen und ihre Wechselwirkungen mit kognitiven Funktionen zur Zeit, wie schon im ersten Kapitel berichtet, eine prominente Rolle spielen. Neuerdings hat diese Forschung nämlich eine Reihe von Zusammenhängen zutage gefördert, die für das Thema der gemeinschaftsbildenden Gefühle von großer Bedeutung sind. Dazu gehören namentlich die bereits erwähnten Befunde zu den so genannten Spiegelneuronen, die das motorische, sensorische und emotionale Verhalten von beobachteten Menschen im Gehirn richtiggehend spiegeln. Sie gelten heute als die wohl wichtigste neurobiologische Grundlage für die Fähigkeit zu Empathie und Mitgefühl, zur Nachahmung und zur emotionalen Ansteckung. (2) Auf dieser Basis spielen persönliche Vorbilder bei der sozialen Ausbreitung von positiven Emotionen eine Schlüsselrolle. Auf demselben Mechanismus beruhen vermutlich ebenfalls die uns schon mehrfach begegneten Synchronisierungserscheinungen innerhalb einer Menschenmenge. Insofern gibt es auch auffällige Parallelen zwischen dem menschlichen Kollektivverhalten und dem Verhalten von Fisch- oder Vogelschwärmen, auf die wir am Schluss des Buches noch einmal zurückkommen werden. Eine menschliche »Schwarmintelligenz«, die weniger durch herausragende Einzelpersonen als vielmehr durch das Gesamt der kollektiven Intelligenzleistungen verkörpert wäre, ist denn neuerdings auch Gegenstand regen wissenschaftlichen Interesses (3).

Andere für unser Thema bedeutsame Befunde zeigen, dass soziale Erniedrigung hormonal praktisch gleich wirkt wie körperlicher Schmerz und Körper wie Geist auch entsprechend beeinflusst. Einer der eindrucksvollsten Belege für die tiefen psychosomatischen Wirkungen von sozialer Entwertung ist der so genannte psychogene Tod aufgrund eines Voodoo-Zaubers, durch den ein Mensch so radikal entwertet werden kann, dass er – wie vielfach belegt – aus Beschämung nicht selten innerhalb kurzer Zeit stirbt. (4) Der »Zauber« besteht darin, dass einer symbolischen Puppe Schmerz zugefügt wird. Gleichzeitig wird der Betroffene auf erniedrigende Weise aus der Gruppe ausgestoßen. Daraus entwickelte sich sekundär der Aberglaube, dass die symbolischen Handlungen an der Puppe allein den Tod herbeizuführen imstande seien. Dass soziale Demütigung und Ächtung wie körperliche Schmerzen empfunden werden können, ist auch für das Thema Mobbing und die Erscheinung des Amoklaufens von Bedeutung. Ebenso wichtig ist es für das Verständnis von psychischen Traumata und die Eskalation von Konflikten. Wie tief biologische Reaktionen auf soziale Entwertung in der Evolution verankert sind, zeigt sich übrigens frappant an Beobachtungen einer mittelamerikanischen Leguanart, bei der sich das hierarchisch führende Männchen durch eine leuchtend weiße Stirnfärbung auszeichnet. Wird es aber im Zweikampf von einem stärkeren Rivalen besiegt, so verwandelt sich diese Färbung augenblicklich in ein schmutziges Braun. Gleichzeitig macht das bisherige Dominanzgebaren des Männchens einer schlaffen und unterwürfigen Körperhaltung Platz, und entsprechend verändert sich sofort auch das Verhalten der ganzen Gruppe.

Die Erforschung der neurochemischen Grundlagen solcher Phänomene hat ergeben, dass vom Gehirn abgesonderte so genannte Botenstoffe wie Oxytocin, Dopamin und opiumähnliche Stoffe (Endorphine = körpereigene Opioide) für die Entstehung und Ausbreitung von positiven Gefühlen verantwortlich sind. Die Produktion des so genannten Glückshormons Oxytocin etwa wird, wie experimentell nachgewiesen, von der körperlichen Nähe einer sympathischen oder antipathischen Person signifikant beeinflusst. Ein richtiger »Oxytocinstoß« erfolgt zum Beispiel, wenn eine sympathische Person ihre Hand auf die Hand einer Versuchsperson legt (5). Endorphine, die eine protektive und euphorisierende Wirkung haben, werden sowohl bei körperlicher Anstrengung wie auch bei starken physiologischen Schmerzen – zum Beispiel unter der Geburt – ausgeschüttet. Das (unter anderem) in Verbindung mit lustvollen Gefühlen freigesetzte Dopamin seinerseits befördert die Entstehung von neuen neuronalen Verschaltungen und spielt damit bei der Entwicklung des kindlichen Gehirns eine Schlüsselrolle. Insbesondere in den ersten drei Lebensjahren erweitert das lustvolle Spiel zwischen Mutter und Kind den kognitiven wie emotionalen Horizont eines Kindes nachgewiesenermaßen signifikant (6). Aber auch noch im Erwachsenenalter öffnen Liebe und andere prosoziale Gefühle durch neurobiologische Veränderungen buchstäblich »Sinn und Herz«. Andererseits sind unverarbeitete Traumata und Ängste imstande, durch schädigende Dauerwirkungen von Stresshormonen wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol vorhandene neuronale Verschaltungen bis ins Erwachsenenalter hinein zu hemmen oder gar zu zerstören.

Bedeutungsvoll ist für unser Thema des Weiteren die Erkenntnis, dass Zusammenarbeit zwischen Individuen, also ein eminent prosoziales und mit entsprechend positiven Affekten verbundenes Verhalten, nach der neueren Evolutionsforschung keineswegs nur bei höheren Tieren mit entscheidenden Selektionsvorteilen einhergeht. Eine für die Gemeinschaft förderliche Kooperation wurde schon bei einfachsten Organismen, so etwa bei Hefe, nachgewiesen, bei denen sich ein Teil einer Population in einer »Hungersnot« (wie man anthropozentrisch formulieren könnte) zugunsten des Überlebens eines anderen Teils »opfert«, das heißt gewissermaßen »Selbstmord begeht«. Einfachste Ansätze zur Zusammenarbeit, wie sie bereits bei Kleinstlebewesen zu finden sind, entwickelten sich im Lauf der Evolution zu differenzierten Formen der sozialen Bindung und gegenseitigen Abhängigkeit, wie sie das Leben der meisten Säugetiere bestimmen und im menschlichen Dasein ein Höchstmaß an Vielschichtigkeit und Variantenreichtum erreicht haben. Ganz entgegen dem lange Zeit dominierenden (und vor allem vom britischen Biologen und »Evolutionspapst« Richard Dawkins prominent vertretenen) Dogma des so genannten Sozialdarwinismus, der von seinen Anhängern flugs zu einer »wissenschaftlich fundierten« ultraliberalen Wirtschafts- und Gesellschaftstheorie emporstilisiert wurde, überlebt evolutionär also keineswegs einfach nur der Stärkste oder auch Brutalste und Gerissenste, sondern vielmehr derjenige, der individuelle Stärke mit einer differenzierten Fähigkeit zur Zusammenarbeit – mit »sozialer Kompetenz«, wie es heute heißt – zu verbinden weiß. Ebenfalls entgegen dieser Saga ahnte diesen Sachverhalt, wie Gerald Hüther in seinem Buch »Die Evolution der Liebe« mit eindrucksvollen Zitaten belegt (7), durchaus auch schon Darwin selbst. Jedenfalls ist auch ihm nicht entgangen, dass angeborenes Kooperationsverhalten im Tierreich weit verbreitet und überlebenswichtig ist.

Insgesamt belegen alle diese Befunde die evolutionär verankerte Unverzichtbarkeit jener prosozialen Gefühle, die wir schon beim Tier als positive Affekte und beim Menschen letztlich als Liebe im weiten wie engen Sinn bezeichnen. Obwohl Freude, Lust und Liebe eher flüchtige Erscheinungen sind, die sich höchstens momentweise voll entfalten, spielen die dadurch bewirkten tiefen neurobiologischen Bahnungen doch sowohl auf der individuellen wie kollektiven Ebene die Rolle eines mächtigen, von der weisen Natur in unsere genetische Ausstattung eingebauten Attraktors ganz im chaostheoretischen Sinn. Dieser Attraktor leitet unser ganzes Tun und Lassen wie ein Kompass ständig auf die Suche nach Lust beziehungsweise nach Vermeidung von Unlust hin und ist damit ein lebenswichtiger Gegenpol zu allem Leid, dem wir immer wieder ausgesetzt sind. Er hält aller Unbill zum Trotz die Hoffnung auf Besserung aufrecht und ist damit auch die Basis unserer kollektiven Sehnsucht nach einer friedlicheren und glücklicheren Welt. Nur dieser »Traum vom kollektiven Glück« befähigt letztlich eine Gemeinschaft, sich selbst nach schwersten Traumen wieder zu erholen, anstatt in Verzweiflung und Resignation zu versinken.

Die Wirkung von gemeinschaftsbildenden Gefühlen in sozialen Kleingruppen

Jedermann kennt die nähe- und bindungsschaffende Wirkung von positiven Gefühlen aus dem eigenen persönlichen oder beruflichen Erleben. Einer Person, einer Örtlichkeit oder Sache, die uns Freude und Lust bereitet, suchen wir nahe zu kommen und nahe zu bleiben. Ein glückliches Liebesverhältnis ist gewiss die aufregendste Erfahrung dieser Art. Die erste grundlegende Situation aber, die soziale Bindungen und günstigenfalls ein so genanntes Urvertrauen schafft, ist zweifellos die Mutter-Kind-Beziehung. Die Qualität der ersten Beziehung zwischen Kind und nächster Bezugsperson ist, wie zahlreiche Studien beweisen, von grundlegender Wichtigkeit für die spätere soziale Entwicklung des Kindes. Fehlende Liebe und Geborgenheit in der Frühphase der Entwicklung gefährdet die körperliche und seelische Gesundheit und führt im schlimmsten Fall zum Tod. Dies hatte vor Jahrhunderten schon ein grausames Experiment des Staufenkaisers Friedrich II. (1194–1250) an den Tag gebracht: Er wollte herausfinden, welche Sprache Neugeborenen in die Wiege gelegt sei. Zu diesem Zweck isolierte er mehrere Säuglinge von der Außenwelt und befahl den Ammen, sie zu ernähren und sauber zu halten, jedoch ohne mit ihnen zu sprechen und ohne jede Form der zärtlichen Fürsorge. Die Folge war, dass alle Säuglinge trotz guter körperlicher Pflege starben. Durchaus analoge Beobachtungen machte im 20. Jahrhundert der Genfer Psychoanalytiker René Spitz bei Säuglingen, die lieblos in Heimen dahinsiechten (8).
Auch die emotionale Familienatmosphäre hinterlässt nachhaltige Spuren je nach Art der vorherrschenden Leitgefühle. Landesweite Vergleichsstudien in Finnland haben zum Beispiel ergeben, dass Adoptivkinder mit einer erblichen Belastung mit Schizophrenie, die in einer harmonischen Familienumgebung aufwuchsen, im Erwachsenenalter nicht häufiger an psychischen Störungen erkrankten als die Durchschnittsbevölkerung. Dagegen stieg die Erkrankungswahrscheinlichkeit bei ungünstiger Familienatmosphäre hochsignifikant an (9). Parallel dazu bestätigten englische Untersuchungen zu den so genannten »expressed emotions«, dass eine aggressiv-invadierende Familienatmosphäre bei Psychosegefährdeten krankheitsauslösend, eine liebe- und verständnisvoll tolerante Haltung dagegen protektiv wirkt (10).

Vielerlei Erfahrungen aus dem Bereich der Sozialpsychiatrie (11), dem früheren Arbeitsfeld des Erstautors, weisen in die gleiche Richtung, darunter die erstaunlich positiven Wirkungen der Wohngemeinschaft »Soteria Bern«, einer seit 1984 bestehenden, kleinen und familienartigen Spezialeinrichtung zur milieu- und psychotherapeutischen Behandlung von Menschen, die an einer akuten schizophrenen Psychose leiden. Gewöhnlich werden solche Patienten in der »unruhigen Abteilung« einer psychiatrischen Großklinik mit hohen Dosen von beruhigenden Medikamenten (den so genannten Neuroleptika) behandelt, die ihrer psychischen und körperlichen Nebenwirkungen wegen indes nicht ungefährlich sind. Nicht nur die vielfach wechselnden Betreuer und Mitpatienten, sondern auch die meist sehr kurzen Aufenthaltszeiten auf den einzelnen Abteilungen machen es nahezu unmöglich, dass sich nachhaltige Vertrauensbeziehungen zwischen Betreuern und Betreuten entwickeln können. In der »Soteria« dagegen liegt das Hauptgewicht auf einem emotional möglichst positiven, konstanten, Vertrauen und Geborgenheitsgefühl einflößenden Behandlungsmilieu und einem entsprechend gestalteten Umgang mit den Bewohnern. Die Betreuer werden aufgrund ihrer Fähigkeit zur Empathie speziell ausgewählt und regelmäßig weiter geschult. Gemeinsam erledigte Hausarbeiten wie kochen, einkaufen, Mahlzeiten planen, putzen und gärtnern werden therapeutisch zur Beziehungsgestaltung und Wiederherstellung eines normalen Realitätsbezugs genutzt. Vergleichsuntersuchungen haben ergeben, dass auf diesem Weg mit drei- bis fünfmal weniger Medikamenten (und notabene auch mit um 10–20 % geringerem finanziellem Aufwand) objektiv mindestens ebenso gute und hinsichtlich des subjektiven Erlebens von Patienten und Angehörigen häufig deutlich bessere Resultate erzielt werden konnten als mit der klinischen Routinebehandlung. Der zentrale therapeutisch wirksame Faktor ist aller Wahrscheinlichkeit nach die nachhaltige emotionale Entspannung, die dieses Milieu befördert, und damit dem spannungsbedingten Umschlag vom Normalverhalten zur Psychose entgegenwirkt (12).

Ein weiteres Beispiel aus demselben sozialtherapeutischen Rahmen zeigt frappant, was für Folgen eine negative oder positive Arbeitsatmosphäre in einem mittelgroßen Betrieb zu zeitigen vermag. Zugleich weist es auf bemerkenswerte emotionale Wechselwirkungen zwischen Belegschaft und Chef hin:

1977 übernahm ich (L. C.) die Leitung der neu geschaffenen sozialpsychiatrischen Universitätsklinik Bern. Meine Aufgabe war es, ein regionales Netzwerk von damals neuartigen gemeindenahen Einrichtungen wie Tagesklinik, Kriseninterventionsstation, Ambulatorien, Wohnheime, geschützte Werkstätten und Wohnungen zur Teilzeitbetreuung und sozialen Wiedereingliederung von psychisch kranken Menschen aufzubauen. Das Personal hierfür (anfänglich rund 40, mit der Zeit rund 70 Schwestern, Pfleger, Sozialarbeiter, Werkstattleiter, Psychologen und Ärzte) musste größerenteils vom Stellenetat der seit Jahrzehnten bestehenden psychiatrischen Universitätspoliklinik abgezweigt werden, was von vornherein für viel Ärger, Misstrauen und Trennungsängste sorgte. Obendrein führte ich als frischgebackener Chef tatenlustig sofort allerhand Neuerungen ein, die auf Unverständnis stießen, darunter eine wöchentliche Betriebsversammlung. Auch veröffentlichte ich zur Erläuterung meiner Absichten einen Zeitungsartikel, in welchem ich ein von mir in einem anderen Kanton geschaffenes ähnliches Netzwerk wenig diplomatisch als Vorbild hinstellte. Die Folge war, dass die emotionalen Spannungen im Betrieb kontinuierlich anstiegen. Einige wichtige Mitarbeiter kündigten mit Eklat, andere bildeten eine konspirative Gruppe, um meine Pläne zu durchkreuzen, und die Betriebsversammlungen verliefen chaotisch. Was immer ich unternehmen wollte, begegnete kompaktem Teamwiderstand. Eine gewisse Entspannung stellte sich nach Monaten überraschenderweise nach einem Eklat meinerseits ein, als ich, statt wie bisher immer krampfhaft ruhig und sachlich zu bleiben, in einer Betriebsversammlung plötzlich explodierte und meinem Unmut deutlich Luft machte. Später erfuhr ich, dass die Leute erst dann begonnen hätten, mich »emotional zu spüren« und meine Pläne ernst zu nehmen. Ein erstes Zeichen einer Änderung war eine wie nebenbei gemachte Bemerkung einer zufällig in der Stadt angetroffenen Mitarbeiterin, dass es »sicher hart« sei für mich. Auch persönlich ausgewählte neue Mitarbeiter, die an die Stelle der Ausgetretenen traten, trugen zur Beruhigung bei. Etwa nach einem Jahr forderte eine Gruppe von chronisch Unzufriedenen in der Betriebsversammlung energisch die Realisierung einer angeblich von der Leitung nicht gebührend beachteten Idee für ein quartierzentriertes Ambulatorium, die in Wirklichkeit ich selbst vor Monaten in Umlauf gebracht hatte. Nachdem die Leitung »nachgegeben « und die Verwirklichung dieses Projekts ermöglicht hatte, ging es sowohl hinsichtlich der kollektiven emotionalen Atmosphäre wie der Arbeitsleistung und -qualität fast kontinuierlich aufwärts. Auch andere Gruppen begannen kreative Initiativen zu entwickeln; in den wöchentlichen Teamsitzungen bildete sich eine konstruktive, auch zur Konfliktbewältigung geeignete Gesprächskultur heraus. Nach außen erlangte die Klinik zunehmend den Ruf einer attraktiven Pionierinstitution, deren Arbeitsweise zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland anlockte. Heute, über 15 Jahre nach meiner Emeritierung, verbinden mich immer noch freundschaftliche Beziehungen mit vielen meiner ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Das Beispiel zeigt insbesondere, dass und wie eine kollektive Missstimmung einen ganzen Betrieb zu blockieren, eine positive Stimmung dagegen eine konstruktive und kreative Entwicklung in Gang zu bringen vermag. Affektlogisch von Interesse sind wie gesagt auch die emotionalen Wechselwirkungen zwischen Belegschaft und Chef sowie der überraschend durch einen Gefühlsausbruch des Letzteren ausgelöste Umschlag von vorwiegend negativen zu vorwiegend positiven Kollektivgefühlen.
Zwischen dem sozialen Klein- und Großbereich gibt es unzählige Zwischenstufen, auf denen Emotionen ähnlich wirken wie an den beiden Extrempolen. Überall erscheinen bestimmte Emotionen, angefacht durch Interessen aller Art, als die eigentlichen Motoren und Organisatoren des kollektiven Denkens und Verhaltens. Auf einer solchen Zwischenstufe spielen sich, wie schon erwähnt, auch die Wellen von kollektiver Begeisterung ab, die etwa nach sportlichen Siegen über ganze Nationen hinwegzufluten pflegen. Wir sehen in diesen oft nur von einer winzigen Minderheit – zum Beispiel einer Fußballmannschaft – oder gar einem einzigen Athleten vollbrachten, aber alsbald von der ganzen Gemeinschaft als Eigenleistung verbuchten Erfolgen stellvertretende kollektive Wunscherfüllungen, die im Dienst eines positiven kollektiven Selbstbildes stehen und oft genug auch dazu dienen, ein ramponiertes Selbstgefühl wieder aufzuwerten. Besonders deutlich war dies in den letzten Jahren beispielsweise in der Schweiz der Fall, wo sowohl die stürmisch gefeierten Turniersiege des Tennisidols Roger Federer wie auch der Triumph der Schweizer Juniorenmannschaft in der Fußballweltmeisterschaft der unter 17-Jährigen im Jahr 2009 Balsam auf die Wunden war, die dem Schweizer Nationalgefühl in den letzten Jahren durch eine Folge von beschämenden Affären zugefügt worden waren (13).

Staatenbildende Wir-Gefühle und die Folgen ihres Fehlens

Eine Fülle von weiteren Erscheinungen belegt die gemeinschaftsschaffende Wirkung von positiven Kollektivgefühlen auch auf der makrosozialen Ebene. Besonders interessant ist darunter das staatenbildende Phänomen des Nationalismus, das, erwachsen aus dem Lebensgefühl der Romantik und dessen Suche nach den eigenen Wurzeln, auf die politische Vereinigung von Volksgruppen gleicher Herkunft, Sprache und Kultur hinzielt. Ein solcher Nationalismus, charakterisiert durch positive Kollektivgefühle für die eigene Volksgruppe und negative für »Volksfremde«, begann im Europa des 19. Jahrhunderts plötzlich wie eine Seuche um sich zu greifen. Vorher war der – angeblich erstmals vom deutschen Humanisten Johann Gottfried Herder (1744–1803) in Umlauf gebrachte – Begriff der »Nation« im heutigen Sinn so gut wie unbekannt. Fast alle politischen Gebilde waren (wie durch Jahrhunderte hindurch insbesondere die habsburgische Donaumonarchie, aber auch das »Heilige Römische Reich Deutscher Nation«) Vielvölkerstaaten, die ihre Grenzen je nach den wechselnden Eroberungszügen, Zweckheiraten und Erbschaftsangelegenheiten mächtiger Fürsten über alle ethnischen Schranken hinweg verschoben und veränderten.

Begünstigt auch durch die tiefen sozialen Umwälzungen, welche die Französische Revolution, die Industrialisierung und die Verbürgerlichung der Gesellschaft im 19. Jahrhundert mit sich gebracht hatten, entwickelten sich nationalistische Gemeinschaftsgefühle mehr und mehr zu einem der mächtigsten Motoren und Organisatoren, die imstande waren, Volksgruppen (angeblich) gleicher Herkunft, Sprache und Kultur zu »nationalen Einheiten« zusammenzuschweißen – und Angehörige anderer Kulturen gleichzeitig nicht selten auf grausamste Weise auszugrenzen. Ohne Berücksichtigung des historischen Nationalismus bleibt die heutige politische Landkarte weit über Europa hinaus unverständlich. Griechenland, Italien, Deutschland, Serbien, Ungarn, Norwegen, Tschechien und nicht zuletzt auch Israel verdanken ihm – um nur einige Beispiele herauszugreifen – ihre Existenz. Im zweiten Kapitel dieses Buches haben wir zudem die verhängnisvolle Rolle beschrieben, die auf Hochglut getriebene nationalistische Kollektivgefühle im deutschen Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 gespielt haben. Von Interesse ist im Hinblick auf die gemeinschaftsbildende Rolle von positiven Gefühlen aber auch, dass selbst ethnisch ganz uneinheitliche Staatsgebilde wie etwa die USA oder, im Kleinen, die multikulturelle Schweiz aufgrund einer gemeinsamen Vergangenheit positive Identitätsgefühle zu entwickeln vermögen, die für den nationalen Zusammenhalt unentbehrlich sind und zuweilen auch durchaus chauvinistische Züge annehmen können.

Besonders augenfällig trat die staatenbildende Wirkung von nationalistischen Gefühlswogen seinerzeit bei der Einigung Italiens in der Ära des so genannten »Risorgimento« (von rund 1815 bis 1870) und speziell beim berühmten »Zug der 1000« des Volkshelden Giuseppe Garibaldi im Jahr 1860 in Erscheinung: Zur Verblüffung von ganz Europa gelang es Garibaldi damals mit einer Schar von anfänglich nur rund 1000 begeisterten Freiwilligen, die indes in kürzester Zeit auf über 30.000 Mann angeschwollenen war, unter der Devise der nationalen Einigung von Sizilien her im Handumdrehen den gesamten italienischen Süden mit Einschluss von Neapel zu erobern. Dass er bald auch Rom und den Vatikanstaat zu Fall bringen würde, schien nur eine Frage der Zeit. Aufgrund dieser Situation konnte dann Graf von Cavour, Garibaldis geschickter Mit- und zugleich Gegenspieler, noch im selben Jahr den bis heute bestehenden italienischen Nationalstaat schaffen. Ein anderes ebenfalls sehr sprechendes Beispiel aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert ist der Befreiungskampf der Griechen von der Herrschaft der Osmanen, der von der Begeisterung des ganzen gebildeten Europas mitgetragen wurde. Auch hier spielten kollektive emotionale Energien, die von hochschlagenden Gefühlswogen freigesetzt wurden, als Motoren und Organisatoren des kollektiven Denkens und Handelns eine Schlüsselrolle.
Unserem eigenen Erleben noch viel näher sind die spektakulären Ereignisse, die sich am 9. November 1989 rund um den Fall der Berliner Mauer und die nachfolgende deutsche Wiedervereinigung abgespielt haben. Auch sie waren eminent von kollektiven Emotionen angetrieben. Wir haben in diesem Zusammenhang schon wiederholt von einem typischen Schmetterlingseffekt – einer von einer vergleichsweise winzigen Ursache ausgelösten riesigen Wirkung – gesprochen. Genauer besehen handelt es sich hier sogar um mehrere solche Schmetterlingseffekte beziehungsweise um eine Kaskade von verhältnismäßig kleinen Anlässen, die alle zum gewaltigen schließlichen Endeffekt – zuerst zur deutschen Wiedervereinigung und dann zur Implosion des ganzen riesigen Sowjetreichs und zum abrupten Ende des jahrzehntelangen »Kalten Krieges« zwischen dem Osten und dem Westen – beigetragen haben. Dass solche verhältnismäßig kleinen, aber wichtigen Anstöße von verschiedensten Seiten zugleich kamen, ist denn auch an den großen Berliner Festlichkeiten vom 9. November 2009 zum zwanzigjährigen Jahrestag des Mauerfalls in eindrücklicher Weise augenfällig gemacht worden: Quer durch die ganze Stadt liefen Reihen von überdimensionierten, erleuchteten Dominosteinen, die von verschiedenen Seiten angestoßen und zu Fall gebracht wurden. Den ersten Anstoß gab der ehemalige polnische Arbeiterführer Lech Wałęsa zur Erinnerung an die von der Gewerkschaft »Solidarność« 1981 ausgelösten Danziger Unruhen, die die sowjetische Herrschaft erstmals ernsthaft von innen her erschütterten. Ein weiterer Anstoß kam vom früheren ungarischen Premierminister MiklÓs Németh, der im Sommer 1989 mit seinem Entschluss, die ungarisch-österreichischen Grenze für zehntausende Flüchtlinge zu öffnen, das dortige Regime entscheidend labilisierte. Auf die affektdynamisch und -energetisch zweifellos ausschlaggebende Bedeutung der allwöchentlichen Leipziger Montagsdemonstrationen im Vorfeld des Mauerfalls, die die kollektive emotionale Spannung auf einen kritischen Siedepunkt hintrieben und damit den Umschlag in ein ganz anderes affektiv-kognitives Funktionssystem oder »Regime«, chaostheoretisch formuliert, richtiggehend erzwangen, haben wir schon einleitend hingewiesen. Aber auch die »Perestroika« (zu deutsch »Umbau «, »Umstrukturierung«) des damaligen russischen Regierungschefs Michail Gorbatschow und sein Verzicht auf Gewaltanwendung im kritischen Moment sowie der kurz zuvor ertönte Ruf des US-amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan »Weg mit dieser Mauer!« können mit einem gewissen Recht den Anspruch erheben, den entscheidenden Anstoß zur Wende gegeben zu haben. Und als ein letzter typischer Schmetterlingseffekt ist schließlich der groteske Kommunikationsfehler des ostdeutschen Regierungssprechers Günter Schabowski zu werten, der in einer Pressekonferenz am Abend des 9. November irrtümlich von einer ab sofort erlaubten Ausreise in den Westen sprach und damit den – dann nicht mehr aufzuhaltenden – ostdeutschen Massenansturm auf die Berliner Mauer auslöste.

Wie wichtig positive Wir-Gefühle gerade auch auf der makrosozialen Ebene sind, zeigt sich nicht zuletzt an den Folgen ihres Fehlens: Wenn an ihre Stelle überwiegend negative Leitgefühle wie Misstrauen, Angst und Aggressivität zwischen ethnischen oder anderen Untergruppen treten, so fallen selbst große Staatsgebilde wie etwa Ex-Jugoslawien nach dem Tod Titos im Jahr 1980 oder die Sowjetunion nach 1989 früher oder später unweigerlich auseinander. Hier wie dort nahmen zentrifugale Tendenzen sofort überhand, sobald einmal die Macht eines totalitären Regimes, welche verfeindete Volksgruppen eine Zeit lang mit Gewalt zusammenhielt, genügend abgebröckelt war. Einer ganz ähnlichen Dynamik folgen ebenfalls kleinräumigere Kollektivbewegungen wie etwa die lokalen Separatismen in Spanien oder Irland. Im selben Zusammenhang ist ferner an die vielen gespaltenen oder »gescheiterten« Staaten wie aktuell Somalia oder der Sudan zu erinnern, wo Gemeinschaftsgefühle entweder überhaupt nicht existieren oder viel zu schwach sind, um einen staatlichen Zusammenhalt zu gewährleisten.
Eine andere Kehrseite von Wir-Gefühlen ist die Tatsache, dass Gemeinschaftsbildung immer mit Ausgrenzung einhergeht: Ausgeschlossen werden unausweichlich diejenigen, die »nicht dazu gehören«. Mit größter Brutalität erfolgte eine solche Ausgrenzung im Nationalsozialismus; in mehr oder weniger krasser Form war oder ist sie aber auch in den USA oder Südafrika (gegenüber den Indianern, den Schwarzen und/oder Latinos), in Israel (gegenüber den Arabern), bei allen »ethnischen Säuberungsaktionen« und, bei genauem Hinsehen, praktisch in jeder Gesellschaft gegen »die Fremden« zu erkennen. »Liebe« im weitesten Sinn geht offenbar unausweichlich mit Aggressivität einher – ein tiefgründiger Sachverhalt, mit dem wir uns im nächsten Kapitel noch näher auseinandersetzen werden.

Das Phänomen Obama – ein universaler Hoffnungsträger

Beschäftigen wir uns zum Abschluss dieses Kapitels noch mit einem ebenfalls stark von kollektiven Emotionen gesteuerten Makrophänomen, das zur Zeit der Niederschrift dieses Buches (2009/2010) noch in vollem Gang war und dessen Ausgang aller Wahrscheinlichkeit nach entscheidend von emotionalen Faktoren abhängen wird: Wie der Fall der Berliner Mauer von 1989 und der nachfolgende Kollaps der Sowjetunion, so ist auch die Tatsache, dass der farbige demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama am 4. November 2008 zum 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wurde, eines jener kurz zuvor noch völlig undenkbar scheinenden politischen Großereignisse, wie sie, von mächtigen emotionalen Kollektivenergien angetrieben, entgegen allen Expertenerwartungen doch immer wieder passieren können. Innerhalb weniger Monate war dieser bis anhin selbst den meisten Amerikanern kaum bekannte 47-jährige Senator aus Illinois zu einem universalen Hoffnungsträger aufgestiegen, von dem sich unzählige Menschen nicht nur in den USA, sondern auch in ganz Süd- und Mittelamerika, Europa, Afrika und Asien nach den düsteren Jahren der Bush-Administration eine Wendung zum Besseren erhofften. Prosoziale Leitgefühle wie Sympathie, Vertrauen und vor allem Hoffnung spielten ohne Zweifel in dieser erstaunlichen Entwicklung eine zentrale Rolle. Sie verdeutlicht nicht nur die Macht von positiven Gefühlen wie kein anderes politisches Großereignis aus der jüngeren Vergangenheit, sondern stellt auch ein weiteres Schulbeispiel für die emotionalen Wechselwirkungen dar, die sich unter geeigneten Umständen zwischen einer charismatischen Einzelfigur und einer empfänglichen Gesellschaft zu entwickeln vermögen (14).

Barack Hussein Obama wurde am 4. August 1961 als Sohn eines schwarzen Kenianers und einer weißen Amerikanerin auf Hawaii geboren. Sein Vater Barack Hussein Obama senior, der Sohn eines angesehenen kenianischen Landwirts und Heilers muslimischen Glaubens namens Hussein Onyango Obama aus dem Stamm der Luo, war ein brillanter Student der Nationalökonomie an der Manoa-Universität in Hawaii. Die Mutter Stanley Ann Dunham, eine fröhlich-unbekümmerte Frau mit ausgeprägten sozialen Fähigkeiten, stammte aus einer in Kansas ansässigen amerikanischen Mittelstandsfamilie schottischenglischer Herkunft und studierte an der gleichen Universität Anthropologie. Als Barack junior drei Jahre alt war, ließen sich die Eltern scheiden; bis ins sechste Jahr wurde er in Hawaii liebevoll von der Mutter und deren Eltern aufgezogen. Nach der zweiten Heirat der Mutter mit einem Indonesier lebte Barack 1967–1971 in Jakarta, wo er rasch Indonesisch lernte und für je rund zwei Jahre zuerst eine vorwiegend muslimische und dann eine katholische Schule besuchte. Mit zehn Jahren kehrte er zu den Großeltern nach Hawaii zurück und ging dort in eine renommierte amerikanische Privatschule. Sein Vater, der nach der Scheidung sein Studium an der Harvard University in Cambridge (Massachusetts) mit Glanz zu Ende geführt und darauf unter wechselnden Umständen in Kenia gelebt hatte, starb 1982 an einem Autounfall; Barack sah ihn anlässlich eines Besuchs in Hawaii mit zehn Jahren zum letzten Mal. Die Mutter verstarb 1995 an Krebs.

Von 1979–1983 studierte Obama in New York und Los Angeles Politikwissenschaften mit Schwerpunkt »Internationale Beziehungen«. Darauf arbeitete er ein Jahr lang in einem New Yorker Wirtschaftsberatungsunternehmen und engagierte sich ab 1985 drei Jahre als Community Organizer und Sozialarbeiter in einem schwarzen Armenviertel in Chicago. 1988–1991 studierte er Verfassungsrecht an der berühmten Harvard Law School; anschließend arbeitete er in Chicago als Bürgerrechtsanwalt und unterrichtete zehn Jahre lang als Professor für Verfassungsrecht an der University of Chicago. Öffentliches Aufsehen erregte er erstmals, als er 1990 zum ersten afroamerikanischen Präsidenten der landesweit renommierten Fachzeitschrift »Harvard Law Review« gewählt wurde. Ein Verleger veranlasste ihn daraufhin zur Abfassung seines autobiografischen Buches »Ein amerikanischer Traum. Die Geschichte meiner Familie« (1995), das zusammen mit dem politisch-programmatischen Zweitbuch von 2006 »Hoffnung wagen. Gedanken zur Rückbesinnung auf den American Dream« (15) zu einer wichtigen Grundlage für seine politischen Erfolge wurde. Obamas Bücher bestechen, neben einem blendenden journalistischen Stil, nicht nur durch die Klarheit und Weitsicht seines Denkens und die durchweg prosoziale Natur der diesem Denken zugrunde liegenden Leitgefühle, sondern auch durch seine persönliche Bescheidenheit, Selbstkritik und Ehrlichkeit. Selbst wenn beide Bücher, wie von gewissen Kritikern behauptet, nicht ohne die Hilfe eines »Ghostwriters « zustande gekommen sein sollten, so ist doch an deren inhaltlicher Authentizität aufgrund der ganzen übrigen Haltung des Autors überhaupt nicht zu zweifeln.

Obamas politische Tätigkeit begann mit einer Kampagne zur Wählerregistrierung von afroamerikanischen Bürgern in Chicago anlässlich des Präsidialwahlkampfs von Bill Clinton im Jahr 1992, in der er mehr als 150.000 neue Wähler zu mobilisieren vermochte. 1996 wurde er als Vertreter der Demokraten in den Senat von Illinois gewählt, wo er in den folgenden Jahren zahlreiche Gesetzesinitiativen sozialen Inhalts (Hilfe für arme Arbeiterfamilien, Unterstützung für Menschen ohne Krankenversicherung, schärfere Waffengesetze, videobasierte Verhörskontrollen bei Anklage auf Todesstrafe u. a. m.) durchbrachte. Im Jahr 2000 unterlag er auf nationaler Ebene als demokratischer Kandidat für das Repräsentantenhaus, aber 2004 schaffte er den Sprung in den amerikanischen Senat mit der sensationellen Mehrheit von 70 % gegen 27 % der Stimmen seines demokratischen Gegenspielers. Ein Meilenstein auf dem Weg zu diesem Erfolg war eine begeisternde Grundsatzrede vor dem demokratischen Parteitag von 2004, in der er sich unter anderem mit den folgenden Worten als Mittler über alle ideologischen, politischen und ethnischen Gegensätze hinweg profilierte:

»Es gibt kein liberales und kein konservatives Amerika, es gibt die Vereinigten Staaten von Amerika. Es gibt kein schwarzes und kein weißes Amerika, kein Amerika der Latinos und kein asiatisches Amerika, es gibt die Vereinigten Staaten von Amerika. Die Statistiker lieben es, das Land in rote und blaue Staaten zu zerteilen und aufzuspalten: rote Staaten für die Republikaner und blaue Staaten für die Demokraten. Aber ich habe Neuigkeiten auch für sie: Wir dienen einem allmächtigen Gott auch in den blauen Staaten, und wir wollen auch in den roten Staaten keine Staatspolizei, die in unseren Bibliotheken herumschnüffelt. Wir trainieren Kindersportclubs auch in den blauen Staaten und ja, wir haben auch einige schwule Freunde in den roten Staaten. Es gibt Patrioten, die gegen den Krieg im Irak waren, und es gibt Patrioten, die den Krieg im Irak befürwortet haben. Wir sind ein Volk, wir sind alle auf das Sternenbanner eingeschworen, wir verteidigen alle die Vereinigten Staaten von Amerika.«

Mit seiner rassisch gemischten Herkunft und seinen Wurzeln sowohl in den USA wie auch in Afrika und Asien, seinen Erfahrungen im multikulturellen amerikanischen Schmelztiegel Hawaii und den Großstadtmilieus von New York, Los Angeles und Chicago, seinem sozialen Engagement und nicht zuletzt mit seiner hohen sowohl kognitiven wie emotionalen Intelligenz verkörpert er in seiner Person eine solche Brückenfunktion in einmaliger Weise. Manche Beobachter haben ihn sogar mit einer Art von Rorschachtestfigur verglichen, auf die jedermann seine persönlichen Wünsche und Aspirationen zu projizieren vermag.

Dass die Grundideen und -gefühle, die Obamas Denken und Handeln leiten, wesentlich prosozialer Natur sind, lässt sich in vielfacher Weise belegen. Positive Gefühle wie Hoffnung, Liebe und einfühlende Toleranz spielen in seinem Vokabular eine Schlüsselrolle. Schon in der Widmung an »die Frauen, die mich aufzogen «, die seinem Buch »Hoffnung wagen« voransteht, ist von einem ihn tragenden »liebenden Geist« die Rede, den er seiner Mutter und Großmutter verdanke. Ein ähnliches Motiv scheint auch in den Schlusssätzen wieder auf. Die Mutter beschreibt er als die »in vieler Hinsicht […] spirituellste Person, der ich jemals begegnet bin. Sie besaß einen unfehlbaren Sinn für Freundlichkeit, Mitgefühl und Liebe und handelte ihr ganzes Leben danach, manchmal zu ihrem eigenen Nachteil. Ohne die Hilfe religiöser Texte und äußerer Autoritäten vermittelte sie mir Werte, die viele Amerikaner in der Sonntagsschule lernen: Ehrlichkeit, Einfühlungsvermögen, Disziplin, Durchhaltevermögen und harte Arbeit« (16). Im Kapitel über amerikanische Grundwerte beruft sich der Verfassungsrechtler immer wieder auf die Ideale der Gründerväter: »Das Recht, zu sagen, was wir denken, eine oder keine Religion auszuüben; das Recht, uns friedlich zu versammeln, um an die Regierung zu appellieren; das Recht, Eigentum zu besitzen, zu kaufen und verkaufen und nicht ohne angemessene Entschädigung enteignet zu werden; das Recht, nicht willkürlich durchsucht oder verhaftet zu werden; das Recht, nicht ohne ordentlichen Prozess ins Gefängnis geworfen zu werden; das Recht auf ein faires und möglichst kurzes Verfahren; und das Recht, mit minimalen Einschränkungen selbst über unser Familienleben und die Erziehung unserer Kinder zu entscheiden. (17)«. Zu seinen zentralen Werten gehört ebenfalls der Respekt vor anderen Kulturen und Meinungen, das friedliche Austragen von Konflikten, die Suche nach einem kompromissfähigen gemeinsamen Nenner auf einem demokratischen »Markt der Ideen«. Aggression, Verunglimpfung des Gegners oder gar Hasstiraden, wie sie etwa in Hitlers »Mein Kampf« fast auf jeder Seite zu finden sind, sucht man in Obamas Reden und Schriften vergebens. Dafür wendet er sich entschieden gegen jede Art von Fanatismus: »Ich bin überzeugt, dass wir verlieren, wenn wir übertreiben oder dämonisieren, zu sehr vereinfachen oder zu dick auftragen. Wir verlieren, wenn wir das Niveau der politischen Debatte senken. Denn gerade das Streben nach ideologischer Reinheit, die rigide Orthodoxie […] hindern uns daran, neue Lösungen für die Probleme des ganzen Landes zu finden. Wegen dieser ideologischen Vereinfachung bleiben wir dem Schwarz-Weiß-Denken verhaftet, der Vorstellung, dass wir nur einen sehr starken Staat oder gar keinen Staat haben können; der Annahme, dass wir entweder zulassen müssen, dass 46 Millionen Amerikaner keine Krankenversicherung haben oder für die Verstaatlichung des Gesundheitswesens eintreten müssen (18)«. Zum religiösen Fanatismus sagte er in seiner tiefschürfenden Reflexion über das Wesen von Krieg und Frieden anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises vom 11. Dezember 2009 in Oslo im Zusammenhang mit dem islamistischen Extremismus: »Diese Extremisten sind nicht die ersten, die im Namen Gottes töten. Es gibt reichlich Belege für die Grausamkeit der Kreuzzüge. Sie erinnern uns daran, dass kein Heiliger Krieg jemals ein gerechter Krieg sein kann […]. Solch eine verzerrte Auffassung von Religion ist nicht nur unvereinbar mit dem Konzept des Friedens, sondern meiner Meinung nach auch unvereinbar mit dem grundlegenden Zweck des Glaubens – denn es gibt eine Regel, die jeder Weltreligion zugrunde liegt: dass wir andere so behandeln, wie wir selbst behandelt werden wollen.«

Die lawinenartig anschwellende emotionale Resonanz, die Obamas positive Leitideen und -gefühle und sein hoffnungsvolles »Yes, we can!« zunächst in den USA und nach erfolgter Wahl fast weltweit ausgelöst haben, wäre nicht zu verstehen ohne den Hintergrund einer allgemeinen Stimmung der Hilfund Machtlosigkeit gegenüber beängstigenden Entwicklungen wie dem auf Zwecklügen und Illusionen aufgebauten Irakkrieg (Saddam Husseins angebliche Massenvernichtungswaffen und das unerreichbare Ziel der Errichtung einer friedlichen Demokratie nach westlichem Muster), dem unaufhaltsam eskalierenden Israel-Palästina- und Islam- West-Konflikt mit Einschluss des menschenverachtenden Gazakrieges, der selbstgemachten Klimaerwärmung und der vom amerikanischen Extremkapitalismus verursachten Weltwirtschaftskrise von 2008/2009. Vielen Menschen schien das Weltgeschehen seit der Bush-Ära nur noch von Negativgefühlen und -bildern wie Aggression und Gegenaggression, Angst und Misstrauen, »Krieg gegen den Terrorismus«, Bedrohung durch »Schurkenstaaten« und die »Achse des Bösen« beherrscht zu sein. Gleichzeitig waren frühere hohe Kollektivwerte wie partnerschaftliche internationale Zusammenarbeit, atomare Abrüstung, Menschenrechte, Genfer Konventionen und zu ihrer Verwirklichung unverzichtbare Institutionen wie die UNO und der Internationale Gerichtshof bis zur Unkenntlichkeit entwertet und verwässert worden. Dass in einer Situation des allgemeinen Zynismus und der unverhüllten Gier nach Macht und Geld ein Mann, und dazu noch ein Farbiger, aufstand und mit seinen prosozialen Leitideen und -gefühlen das einflussreichste Amt der Welt zu erobern vermochte, löste weltweit eine Grundwelle von Hoffnung auf eine allen gegenteiligen Anzeichen zum Trotz vielleicht doch noch realisierbare bessere und friedlichere Welt für alle aus.

Ein Jahr nach Obamas Amtsantritt waren diese hochgespannten Hoffnungen zwar nicht ganz verflogen, aber doch erheblich gedämpft. Noch Obamas brückenschlagende Rede an die muslimische Welt vom 4. Juni 2009 in Kairo hatte durchaus den Anfangserwartungen entsprochen. Das Gleiche gilt sowohl für seinen schon am zweiten Amtstag erfolgten Befehl zur Schließung des völkerrechtswidrigen amerikanischen Gefangenenlagers Guantanamo auf Kuba, für den im Sommer 2009 bekanntgegebenen Verzicht auf den Bau der provokativen Raketenabwehrstellungen in Polen und Tschechien nah an der russischen Grenze sowie für seine Vision einer atomwaffenfreien Welt. Zweifellos war es ihm damit gelungen, das unter Bush schwer geschädigte Ansehen der USA in der Welt erheblich zu verbessern. Aber Obamas ostentative Nichtbeachtung des israelkritischen UNO-Berichts des jüdischen südafrikanischen Richters Richard Goldstone über beidseitige Menschenrechtsverletzungen im – auch in den Augen vieler Israeli selbst – skandalösen Gazakrieg wie auch der womöglich noch skandalöseren israelischen Blockade eines jeglichen Wiederaufbaus in Gaza, die harte israelische Ablehnung seiner Forderung nach einem definitiven Siedlungsstopp in Palästina, die ausweichenden Reaktionen der islamistischen iranischen Führung auf seine »Politik der ausgestreckten Hand« und vor allem seine zunehmend tiefe Verstrickung in den von vielen Experten als aussichtslos beurteilten Afghanistankrieg zeigten die Grenzen von Obamas prosozialen Konzepten in der Weltpolitik. Auch sein Konzept eines »gerechten Krieges« und des fast ebenso fraglos wie bei Bush auf Seiten des ideologischen Gegners lokalisierten »Bösen« in der Welt (»gerecht« und »gut« oder »böse« für wen?) erscheint aus einer distanzierten affektlogischen Sicht als problematisch. Genau so deutlich wurden Obamas Grenzen im erbittert geführten, wenn auch ganz knapp gewonnenen innenpolitischen Kampf um Annahme oder Ablehnung seiner heiß erstrebten Reform des amerikanischen Gesundheitswesens erkennbar. Guantanamo beherbergte eineinhalb Jahre nach Obamas Amtsantritt noch immer fast 200 Gefangene. Und nach wie vor können Terrorismusverdächtige unter Berufung auf das von Bush deklarierte Kriegsrecht im Kampf gegen die al-Qaida ohne Anklage und Verfahren auf unbestimmte Zeit inhaftiert werden. Noch bedenklicher mutet es an, dass offenbar sowohl gewisse »verschärfte Verhörmethoden« der CIA wie auch die Praxis der so genannten »rendition«, das heißt der Überstellung von Verdächtigen an Länder mit zweifelhaften Verhörmethoden, weiterhin zur Anwendung kommen (19). Auch die viel beklagte »schleichende Militarisierung« der amerikanischen Außenpolitik geht durchaus weiter; sie manifestiert sich unter anderem in der Tatsache, dass das amerikanische Militärbudget für 2010 nochmals erhöht wurde und mit rund 46 % sämtlicher globalen Rüstungs- und Militärauslagen eine neue Rekordhöhe erreichte (20).

Ob oder vielmehr in welchem Ausmaß sich Obamas »prosoziale« Absichten tatsächlich werden verwirklichen lassen, wird zweifellos für den künftigen Lauf der Welt von größter Bedeutung sein. Dass der Ausgang dieses weltweiten emotionssoziologischen Experiments, wie man Obamas Auftreten und Zielsetzungen nennen könnte, keineswegs von ihm allein, sondern in erster Linie von einer Unzahl von unberechenbaren wirtschaftlichen, militärischen, politischen und sozialen Gegebenheiten abhängt, ist allerdings (wenn es eines solchen Beweises bedurft hätte) schon kurz nach seinem Amtsantritt nur zu klar geworden. Denn die negative Kehrseite der weltweiten Grundwellen der Hoffnung, die seine Wahl aufgeworfen hatten, ist die Tatsache, dass ein einziges emotional hinreichend wirksames Negativereignis – so etwa ein gelungener Terroranschlag der al-Qaida auf amerikanischem Boden, eine unzureichend gebändigte Wirtschaftskrise oder ein massiver militärischer Rückschlag in Afghanistan – genügen könnte, um Obama zu Fall zu bringen oder doch entscheidend zu schwächen. Fest steht jedenfalls, dass gleich wie jene Kräfte und Energien, die ihn an die Macht gespielt haben, so auch die Einflüsse, die über das Gelingen oder Scheitern seines »Experiments« entscheiden werden, über alle Sachaspekte hinaus ganz wesentlich emotionaler Art sein werden.

Hitler versus Obama – zwei absolute Gegenpole

Von böswilligen Gegnern ist Obama seines kometenhaften Aufstiegs, seines charismatischen Rednertalents und seiner kollektiven emotionalen Resonanzwirkungen wegen auch schon mit Hitler verglichen worden. Es gibt zusätzliche Parallelen: Wie Hitler litt auch Obama lange Zeit – wie aufgrund seiner multiethnischen Herkunft und Erziehung kaum anders zu erwarten – an einer ausgeprägten Identitätsunsicherheit (21), wie bei Hitler wirkte das »Zur-Sprache-Bringen« seines Werdegangs und Denkens in einer Art von Bekenntnisbuch in hohem Maße identitätsstiftend, und nicht unähnlich wie bei Hitler begann auch Obamas öffentliche Karriere mit der überraschenden Entdeckung, dass er hinreißend zu reden verstand. Obama beschreibt dieses Erlebnis sogar als »tranceartigen Zustand« (22).

Dennoch könnten die Unterschiede zwischen den beiden um rund acht Jahrzehnte auseinander liegenden weltpolitischen Figuren nicht größer sein: Obama verkörpert alles, was Hitler zutiefst verabscheute, allem voran seine ethnisch gemischte Herkunft und Hautfarbe, dann seine demokratische und antirassistische Gesinnung, sein Respekt für andere Kulturen und Sichtweisen und überhaupt seine gesamten ethisch-moralischen und politischen Überzeugungen. Noch viel grundlegender verbirgt sich hinter allen solchen Unterschieden der polare Gegensatz zwischen den fremd- wie letztlich auch selbstzerstörerischen negativen Leitgefühlen wie Wut, Misstrauen und abgrundtiefer Hass auf der einen Seite, die, erwachsen aus Demütigungen und pathologischem Narzissmus, das Denken und Handeln Hitlers und seiner Gefolgschaft geprägt hatten, und den ausgleichend-aufbauenden, unterschiedliche Menschen und Kulturen miteinander verbindenden – kurzum: umfassend prosozialen Leit- und Grundgefühlen Obamas auf der anderen Seite.

Neben diesem entscheidenden Gegensatz könnte man noch unzählige weitere affektiv-kognitive oder besser gesagt affektlogische Eigenschaften und Charakterzüge aufzählen, in denen sich Obama von Hitler radikal unterscheidet. Ersterer ist ein vielseitig gebildeter, erfolgreicher, weltoffener und bis zur humorvollen Selbstironie selbstkritischer Akademiker – »Mist gebaut«, so hatte er beispielsweise nach einem groben Kommunikationspatzer an einem der ersten Amtstage lachend und laut genug zu sich selbst gesagt, dass es alle anwesenden Mitarbeiter und Pressevertreter hören konnten –, während Letzterer trotz seines erstaunlichen Halbwissens letztlich nur ein engstirnig-größenwahnsinniger Autodidakt und verbissener Möchtegern-Künstler ohne irgendwelche Fähigkeit zur Selbstkritik war. Auch Humor ging Hitler im Gegensatz zu Obama gänzlich ab. Außerdem erscheint Obama als ein von Grund auf frohmütiger und liebevoller Familienvater, während Hitler zu tiefen und echten Liebesbeziehungen offensichtlich überhaupt nicht fähig war.

Greifen wir aus dieser fast beliebig fortsetzbaren Reihe von Einzelaspekten nur noch einen einzigen Unterschied heraus, der aus unserer Sicht, weil mit Emotionalität aufs Engste verbunden, besonders wichtig ist, obwohl er vielfach kaum beachtet wird: Es ist die jeweilige Körpersprache. Hitler war in seinem ganzen körperlichen Gebaren – abgesehen vielleicht von seinen immer halb gespielt und halb echt anmutenden hysterischen Wutausbrüchen – steif, verkrampft, völlig unsportlich und offensichtlich in seinem Körper in keiner Weise »zu Hause«. Obama dagegen wirkt selbst noch in seinen offiziellen und auf Autorität angelegten Auftritten gelöst und verbindlich-umgänglich. In seinem federnd-elastischen Gang und seiner Körperhaltung ist immer noch etwas vom früheren passionierten Basketballspieler zu spüren. Auch lacht Obama gern und sein herzliches Grinsen wirkt auf natürliche Weise ansteckend, während Hitlers gespielt-freundliche Grimassen etwa Kindern gegenüber eher so etwas wie ein distanzschaffendes heiliges Grauen erweckten. Ganz ähnlich Gegensätzliches wäre von beider Blick und Stimme zu sagen, und nicht zuletzt auch von ihrer Art, sich zu kleiden: Obama wirkt sowohl bei offiziellen Gelegenheiten wie in der Freizeit auf besondere Weise sowohl gelöst-natürlich wie auch elegant, Hitler dagegen war auch hier immer wieder entweder steif und gekünstelt oder provinziell bieder.

Nun mag freilich manches von diesen natürlich völlig subjektiven und bloß auf Fotos und Film- beziehungsweise Fernsehaufnahmen gegründeten Eindrücken auf Vorurteilen und historischen Unterschieden beruhen. Wichtig ist aus unserer Sicht indes in jedem Fall, dass die beiden Figuren schon rein durch ihre bloße Körperlichkeit völlig unterschiedliche Gefühle und Gedanken wecken: bei Hitler, wie schon angedeutet, eher ins Mystisch-Ekstatische entrückte, mit Ideen von Kampf und Wut und Dominanz verbundene Gefühle der Bewunderung bei seinen Anhängern und von kaltem Abscheu und Unverständnis bei seinen Gegnern. Bei Obama dagegen eine Art von unmittelbarer Nähe und elementarer emotionaler Resonanz, die zu Kontakt und Toleranz und identifikatorischer Zusammenarbeit – kurzum, zu typisch prosozialen Fühl-, Denk- und Verhaltensweisen – förmlich auffordert. »Diese besondere Haltung und Vision, die Präsident Obama einnimmt, möchte ich mittragen und teilen«, so kommentierte Professor Alexander Matte die deutsche Fassung von Obamas Nobelpreisrede im Internet. Und sogar einer seiner schärfsten ideologischen Gegner, der venezuelanische Regierungschef Hugo Chavez, hat ihn bei einer ersten Begegnung spontan mit »mein Freund« angeredet.

Aus der affektlogischen Perspektive sind die unbewussten Wirkungen von Körperbild und -sprache letztlich vielleicht noch wichtiger als alle noch so großen ideologischen Unterschiede. Wenn es beispielsweise Obamas Gegnern gelingen sollte, dessen Körperbild – sein ganzes Auftreten, seine Mimik, und nicht zuletzt seine Hautfarbe – im kollektiven Unbewussten seiner Landsleute ganz ähnlich als Symbol für enttäuschte Hoffnungen oder für einen verabscheuungswürdigen »Sozialismus« zu verankern, wie das Gesicht seines Vorgängers George W. Bush im Fernsehen für unzählige Amerikaner zum Inbegriff für verschlagene Lügenhaftigkeit geworden war, so könnte Obama künftig noch so Vernünftiges tun oder vorschlagen: Er müsste immer wieder an irrationalen Negativemotionen aggressiver und unterschwellig sicher auch rassistischer Art scheitern, die seine Körpersprache nunmehr automatisch wecken würde. Denn nichts ist auf Dauer so wirksam wie ein unbewusst gewordenes – und das heißt: automatisiertes – emotionales Vorurteil. Ein solches könnte allerdings auch im umgekehrten Sinn wirken: Der große Kredit, den sich Obama aufgrund der frühen erfolgreichen Koppelungen seines Bildes an positive Gefühle in den Augen vieler Zeitgenossen anzulegen vermochte, könnte ihn für geraume Zeit über manche Misserfolge und Rückschläge hinwegtragen.

Fußnoten:

(1) Luhmann (1973).
(2) Vgl. hierzu Ciompi (2004).
(3) Vgl. Surowiecki (2007).
(4) Vgl. Bauer (2005, S. 110).
(5) Vgl. hierzu unter anderem Kosfeld et al. (2005) und Burgdorf und Panksepp (2006).
(6) Vgl. Maturana und Verden-Zöller (1994).
(7) Hüther (2007, S. 32 ff.).
(8) Spitz (2005).
(9) Vgl. Tienari et al. (1985).
(10) Leff und Vaughn (1985).
(11) Die Sozialpsychiatrie sucht psychische Störungen in ihrer Wechselwirkung mit ihrem engeren und weiteren sozialen Umfeld (Familie, Arbeitsplatz, Wohnquartier, Gesellschaft) zu verstehen und zu behandeln.
(12) Für genauere Informationen vgl. Ciompi et al. (1991, 2001), Ciompi (1993a, 1993b) und www.ciompi.com.
(13) So war in den Neunzigerjahren an den Tag gekommen, dass Schweizer Großbanken »herrenlose Gelder« verschollener Juden seit dem Krieg stillschweigend genutzt hatten. 2001 folgte die »nationale Katastrophe« der Swissair-Pleite, 2009/2010 die erfolgreichen Attacken der internationalen Gemeinschaft auf das Schweizer Bankgeheimnis und das Erlebnis der kollektiven Ohnmacht gegen die Vergeltungsmaßnahmen des libyschen Diktators Gaddafi für eine kurze Inhaftierung seines Sohnes Hannibal in Genf. Auch das 2009 durch eine Volksinitiative durchgesetzte, die Muslime diskriminierende Minarettverbot wurde von vielen Schweizern als nationale Schande empfunden.
(14) Die folgenden Ausführungen stützen sich, neben Presseberichten und Internetinformationen, hauptsächlich auf die autobiografischen Bücher Barack Obamas (2007, 2009) sowie auf das Buch von Peter Rudolf über die amerikanische Außenpolitik unter Obama (Rudolf, 2010).
(15) Vgl. Obama (2007). Die amerikanischen Erstausgaben erschienen 1995 unter dem Titel »Dreams from My Father. A Story of Race and Inheritance« bzw. 2006 unter dem Titel »The Audacity of Hope. Thoughts on Reclaiming the American Dream«.
(16) Obama (2007, S. 265).
(17) Obama (2007, S. 117).
(18) Obama (2007, S. 59).
(19) Nach Rudolf (2010, S. 47 ff.).
(20) Nach Rudolf (2010, S. 67).
(21) Entsprechende Hinweise finden sich insbesondere in Obama (2004, S. 44, 76 f., 125, 128, 216, 319, 353)
(22) Obama (2004, S. 120 f.).

Literatur:

Bauer, J. (2005). Warum ich fühle, was du fühlst. Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneuronen. Hamburg: Hoffmann und Campe.
Burgdorf, J., Panksepp, J. (2006). The neurobiology of positive emotions. Neuroscience and Biobehavioral Reviews, 30, 173–187
Ciompi, L. (1993a). Die Hypothese der Affektlogik. Spektrum der Wissenschaft, 2, 76–82.
Ciompi, L. (1993b). Krisentheorie heute – eine Übersicht. In U. Schnyder, J.-D. Sauvant (Hrsg.), Krisenintervention in der Psychiatrie (S. 13–25). Bern: Huber.
Ciompi, L. (2004). Ein blinder Fleck bei Niklas Luhmann? Soziodynamische Wirkungen von Emotionen nach dem Konzept der fraktalen Affektlogik. Soziale Systeme, 10, 21–49.
Ciompi, L., Hoffmann, H., Broccard, M. (Hrsg.) (2001). Wie wirkt Soteria? Eine atypische Schizophreniebehandlung – kritisch durchleuchtet. Stuttgart u. Bern: Huber.
Hüther, G. (2007). Die Evolution der Liebe. Was Darwin bereits ahnte und die Darwinisten nicht wahrhaben wollten. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Kosfeld, M., Heinrichs, M., Zak, P. J., Fischbacher, U., Fehr, E. (2005). Oxytocin increases trust in humans. Nature, 435, 673–676.
Maturana, H., Verden-Zöller, G. (1994). Liebe und Spiel. Die vergessenen Grundlagen des Menschseins. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme.
Leff, J., Vaughn, C. (1985). Expressed emotions in families. Its significance for mental illness. New York u. London: Guilford Press.
Obama, B. (2007). Gedanken zur Rückbesinnung auf den American Dream. München: Riemann.
Obama, B. (2009). Ein amerikanischer Traum. Die Geschichte meiner Familie. München: Deutscher Taschenbuchverlag (engl. Erstpublikation 1995).
Luhmann, N. (1973). Vertrauen. Ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität. Stuttgart: Enke.
Rudolf, P. (2010). Das »neue« Amerika. Außenpolitik unter Barack Obama. Berlin: Suhrkamp.
Spitz, R.A. (2005). Vom Säugling zum Kleinkind. Naturgeschichte der Mutter-Kind-Beziehung im ersten Lebensjahr. Stuttgart: Klett-Cotta.
Surowiecki, J. (2007). Die Weisheit der Vielen. Warum Gruppen klüger sind als Einzelne. München: Goldmann.
Tienari, P., Sorri, A., Lathi, I., Naurala, M., Wahlberg, K. E., Pohojola, J., Moring, J. (1985). Interaction of genetic and psychosocial factors in schizophrenia. Acta Psychiatrica Scandinavica, 71,19–30.



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