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03.01.2012
Roland Kachler: Hypnosystemische Trauerbegleitung. Ein Leitfaden für die Praxis
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Carl-Auer-Verlag, Heidelberg 2010
Mit einem Vorwort von Gunther Schmidt
244 Seiten, Kt, 2010
Preis: € 24,95
ISBN-10: 3896707426
ISBN-13: 978-3896707420 |
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Carl-Auer-Verlag
Matthias Freitag, Chemnitz:
Wenn ich diese Rezension zum neuen Buch von Roland Kachler schreibe, dann aus mehreren Perspektiven: Ich begleite die Ausbildung von ehrenamtlichen Hospizhelfer(inne)n, berate Trauernde, bilde Berater(innen) und Familientherapeuten aus, die bei ihren Klient(innen) mit Trauer und Verlust konfrontiert sind, leite Selbstreflexionsseminare zum Thema Trauer und Verlust, und schließlich habe ich Roland Kachler selbst erlebt, als er zu einem Seminar in unserem Institut und einem Vortrag im Hospiz bei uns zu Gast war, und war von seinem Modell wie auch seiner Person sehr beeindruckt.
Zur Person: Roland Kachler, Diplom-Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut, arbeitet als Leiter einer Beratungsstelle in Esslingen und als Psychologischer Psychotherapeut in eigener Praxis. Daneben bietet er Workshops und Vorträge an. Seine zahlreichen Zusatzqualifikationen können auf seiner Homepage www.kachler-roland.de nachgelesen werden. Er publizierte bereits zahlreiche Bücher zum Thema Paarberatung, Krisenkompetenz, des Weiteren Kinderbücher und sogar einen Kriminalroman.
Ich wurde auf ihn aufmerksam durch sein erstes Buch zum Thema Trauer: »Meine Trauer wird dich finden. Ein neuer Ansatz in der Trauerarbeit«, erschienen 2005 im Kreuz Verlag. Im Vorwort beschreibt er, dass er seinen 16 Jahre alten Sohn durch einen Verkehrsunfall verloren hat und sich mit den gängigen Trauerkonzepten allein gelassen gefühlt habe (S. 10 f.). Diese schlagen vor, den Verstorbenen nach einer Reihe von aufeinander folgenden Phasen der Trauer loszulassen und sich zu verabschieden, so dass das eigene Leben weitergehen kann. Roland Kachler beschreibt nun Trauerarbeit als kreativen Beziehungsprozess, der die innere Beziehung zum Verstorbenen ermöglicht und unterstützt.
Dem sehr erfolgreichen Buch folgten weitere Bücher: zum Modell unter anderem 2007 »Meine Trauer geht – und du bleibst« (kommentierte Trauerdialoge), 2009 »Damit aus meiner Trauer Liebe wird« (Aussagen zur Trauerarbeit mit Übungen wie Rituale, Imaginationen), beide im Kreuz Verlag, 2007 das Kinderbuch »Wie ist das mit ... der Trauer?« im Gabriel Verlag sowie eine Sammlung mit Texten (»In meiner Trauer wohnt die Liebe«, Kreuz Verlag 2010) und 2010 ein Erinnerungsbuch für Trauernde »Für immer in meiner Liebe« im Schwabenverlag.
Diese Bücher sind nicht in erster Linie für ein hypnosystemisches Fachpublikum geschrieben. In der hypnosystemischen Welt ist Roland Kachler aus meiner Sicht vor allem durch die Seminare am MEI Heidelberg bei Dr. Gunther Schmidt (und dessen begeisterte Kommentare) und die MEG-Tagungen bekannt geworden. So ist es nur konsequent und sehr begrüßenswert, wenn Roland Kachler nun ein Buch vorlegt, das seinen Ansatz umfassend und praktisch für dieses Fachpublikum als Leitfaden präsentiert.
Roland Kachler beschreibt
- Verlusterfahrungen aus Sicht der Psychotherapie;
- systemisch-konstruktivistische, hypnotherapeutische und hypnosystemische Hintergründe des Traueransatzes;
- Trauerbegleitung zwischen Realisierungsarbeit (Abschied nehmen vom physischen
Beziehungspartner) und Beziehungsarbeit (Aufbau einer inneren Beziehung);
- den aus der Traumatherapie bekannten »sicheren Ort« in der Trauerarbeit als ein
guter Ort für den Verstorbenen;
- Beziehungsgestaltung, z. B. bei Konflikten mit Verstorbenen;
- die Transformation der Trauer und den Abschied von der Trauer;
- Trauerarbeit als Arbeit an einem Leben nach dem Verlust.
Die enorme Nützlichkeit ergibt sich, neben der inhaltlichen Substanz und der wissenschaftlichen Fundierung, aus den zahlreichen Hinweisen (»Beachte!«), den Exkursen, Fallvignetten, Interventionen und Übungen wie Hausaufgaben, Rituale, Imaginationen. Die Methodenvorschläge sind lebensnah und präzise beschrieben und damit gut umsetzbar.
Damit ist dieses Buch in meinen Arbeitskontexten das Standardwerk zum Thema Trauerarbeit und ich kann Dr. Gunther Schmidt nur zustimmen, wenn er auf dem Klappentext schreibt, dass dieses Buch einen »echten Meilenstein« darstelle.
Gerade wegen seiner inhaltlichen Brauchbarkeit gibt es doch einen Wermutstropfen handwerklicher Art: Für einen solchen intensiv genutzten Leitfaden wünsche ich mir eine stabile, dauerhafte Buchbindung statt Paperback. Aber das kann ja auch der örtliche Buchbindemeister nachträglich erledigen. Das Buch ist es wert.
(mit freundlicher Genehmigung aus "Kontext" 42(3), 2011)
Zur website des Autors Roland Kachler
Verlagsinformation:
Trauer und Verlust gehören zu jeder Biografie, und so verwundert es nicht, dass beides auch im Verlauf vieler Therapien zum Thema wird. Vom herkömmlichen Ziel in der Trauerarbeit, einen Verstorbenen loszulassen, fühlen sich viele Betroffene jedoch nicht verstanden und unterstützt. Neuere Untersuchungen zeigen, dass der Trauerprozess ein zirkulärer, selbstbezüglicher und dynamischer Selbstorganisationsprozess ist. Trauernde pendeln zwischen dem Realisieren des Verlusts und der tiefen Sehnsucht, eine neue innere Beziehung zum Verstorbenen zu finden. Trauerarbeit kann deshalb als kreative Beziehungsarbeit verstanden und als solche therapeutisch genutzt werden. Roland Kachler stellt erstmals die systemischen, hypnotherapeutischen und hypnosystemischen Hintergründe und Vorgehensweisen dieses neuen Traueransatzes dar. Die vorgestellten Interventionen können unmittelbar für die Arbeit in der Trauerbegleitung angewandt werden. Zahlreiche Fallbeispiele illustrieren die Umsetzung sowohl in der akuten Trauerbegleitung als auch in der Psychotherapie.
Inhalt:
Vorwort von Gunther Schmidt 1. Schwere und schwerste Verlusterfahrungen. Eine Herausforderung für die Trauerbegleitung und Psychotherapie 1.1 Schwere und schwerste Verluste - eine bisher ungelöste Herausforderung für die Psychotherapie 1.2 Der Trauerprozess als komplexer individueller Verarbeitungsprozess 1.3 Intensive Trauerreaktionen und komplizierte Trauerverläufe 1.4 Trauerarbeit zwischen Trauerbegleitung und Trauerpsychotherapie 1.5 Hypnosystemische Trauerarbeit - Warum ein neuer Ansatz?
2. Neuere Ansätze in der Trauerpsychologie und die Grundlegung einer neuen hypnosystemischen Trauerpsychologie 2.1 Das libidotheoretische Verständnis der Trauerpsychologie - Trauer als Loslass- und Abschiedsemotion im Prozess der »Trauerarbeit« 2.2 Neuere beziehungsorientierte Ansätze in der Trauerpsychologie 2.3 Neuere systemisch-konstruktivistische Ansätze in der Trauerpsychologie 2.4 Ein neuer, hypnosystemischer Ansatz in der Trauerarbeit
3. Trauer als Trance- und Beziehungserfahrung - Hypnotherapeutische und systemische Grundlagen einer hypnosystemisch verstandenen Trauerarbeit 3.1 Trauer als Tranceerfahrung - Hypnotherapeutische Grundlagen der Trauerarbeit 3.2 Trauer als Beziehungsressource - Systemische Grundlagen der Trauerarbeit 3.3 Die Konstruktion einer internalen, lösungsorientierten Beziehungsrealität - Ein hypnosystemisches Verständnis der Trauer
4. Hypnosystemische Trauerbegleitung zwischen Realisierungsarbeit und Beziehungsarbeit 4.1 Trauerreaktion als Lösungsversuch angesichts einer unlösbaren Situation 4.2 Hypnosystemische Trauerbegleitung zwischen der Realisierung der äußeren Abwesenheit und der inneren Anwesenheit des Verstorbenen
5. Trauerarbeit als Stabilisierungs- und Ressourcenarbeit 5.1 Stabilisierung in der Trauerbegleitung 5.2 Ressourcenarbeit in der Trauerbegleitung 5·3 Äußere sichere, haltende Orte 5·4 Innerer sicherer, haltender Ort 5·5 Rituale als sichere Struktur im Trauerprozess 6. Trauerarbeit als schmerzliche Realisierungsarbeit 6.1 Realisierungsarbeit als schmerzlicher und notwendiger Teil der Trauerarbeit 6.2 Die Arbeit mit dem akuten Verlustschmerz 6.3 Die Arbeit an und mit den Trauergefühlen 6.4 Die Arbeit an der Beziehungsdimension der Trauergefühle 6.5 Die Arbeit mit nicht gewollter oder nicht gelingender Realisierung 6.6 Zusammenfassung und Ausblick
7. Trauerarbeit als kreative Beziehungsarbeit 7.1 Die Aktivierung und Utilisierung der Beziehungsemotionen 7.2 Die Reetablierung einer sicheren inneren Bindung 7.3 Reinternalisierende Erinnerungsarbeit 7·4 Zusammenfassung und Ausblick
8. Trauerarbeit als Suche nach dem sicheren Ort fUr den Verstorbenen 8.1 Der sichere Ort für den Verstorbenen - ein Grundkonzept für die hypnosystemische Trauerarbeit 8.2 Die Bedeutung des sicheren Ortes - Dortlassen statt "Loslassen" 8.3 Die hypnosystemische Arbeit an und mit den verschiedenen sicheren Orten
9. Trauerarbeit als Gestaltung der Beziehung zum Verstorbenen 9.1 Die Beziehung zum Verstorbenen leben lernen - Die Integration der Beziehung zum Verstorbenen in das Leben nach dem Verlust 9.2 Ego-State-Prozesse 9.3 Internale Klärungsarbeit an den Beziehungsstörungen
10. Trauerarbeit als Transformation der Trauer und als Abschied von der Trauer 10.1 Veränderungsprozesse in Bezug auf Trauergefühle 10.2 Günstige Bedingungen für die Veränderung der Trauergefühle 10.3 Die Transformation der Trauergefühle begleiten 10.4 Den Abschiedsprozess bezüglich der Trauergefühle gestalten 10.5 Trauerbegleitung bei einem Verharren in den Trauergefühlen
11. Trauerarbeit als Arbeit an einem Leben nach dem Verlust 11.1 Die Transformation der inneren Beziehung zum Verstorbenen 11.2 Die Arbeit an einer bezogenen Individuation in der inneren Beziehung 11.3 Die Veränderung des Trauernden - Verlusterfahrung als Chance und Risiko 11.4 Das Leben nach dem Verlust neu gestalten
Über den Autor:
Roland Kachler, Diplom-Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut, Klinischer Transaktionsanalytiker, Supervisor (EZI), Systemischer Paar- und Sexualtherapeut; Fortbildungen u. a. in Hypnotherapie, Ego-State-Therapie, EMDR, Traumatherapie (PITT); leitet seit 1990 eine Psychologische Beratungsstelle in Esslingen; eigene psychotherapeutische Praxis. Schwerpunkte: Psychotherapie, Paar- und Sexualtherapie, Trauerbegleitung und Trauertherapie; Vorträge und Workshops zu verschiedensten psychologischen Themen, bes. Trauer, Partnerschaft, Familie, Erziehungsthemen.
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